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Pep, der Uni-Kater (eBook)

Wie ich das Leben der Menschen studierte

(Autor)

eBook Download: EPUB
2016 | 1. Aufl. 2016
240 Seiten
Bastei Lübbe (Verlag)
978-3-7325-2375-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Pep, der Uni-Kater - Marlene Roth
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Kater Pep liebt das Studentenleben! Es gibt genügend warme Heizungen zum Schlafen, die Mäuschen springen ihm geradezu ins Maul, und es findet sich jederzeit ein Streichelmensch, der ihm den Bauch krault. Warum also hetzten die Zweibeiner immer umher, klagen über Stress und wischen ständig auf ihren kleinen Handspiegeln herum, anstatt das Leben zu genießen? Peps Blick auf uns Menschen ist frisch, witzig und erstaunlich erhellend - denn vielleicht hat der Kater gar nicht so unrecht, wenn er meint, dass wir es uns viel zu schwer machen, während die Welt doch so schön ist ...

Marlene Roth hat die erste Hälfte ihres Lebens mit Katzen und die zweite Hälfte an der Universität verbracht. Pep lernte sie während ihrer Promotion in Vergleichender Kulturwissenschaft kennen. Sie arbeitet als Schauspielerin und Referentin für Literatur und Theater und lebt mit Mann, Kindern, Oma, Dackel und mehreren Siebenschläfern in einem Haus in der Nähe von Regensburg.

1


Vom Unterschied zwischen einer Maus und einem Traktor – Der Anfang von allem


Vermaust nochmal, ich sitze fest! Es ist nicht das erste Mal, aber noch nie war es so unangenehm. Eigentlich wollte ich nur hinter das Geheimnis des riesigen Traktors kommen. Wie kann etwas so tot und zwischendurch so lebendig sein? Wie kann es lauter als jede Kuh brüllen, ohne dabei zu atmen? Was steckt hinter dem furchtbaren Gestank, der von diesem Ding ausgeht? Und bin ich eigentlich der Einzige hier, der sich über etwas derart Außergewöhnliches wundert? Ich hätte das alles auch herausgefunden, wenn nicht ein Windstoß durch die offene Scheunentür gefahren wäre, der die Traktortür zuschlug, während ich gerade mäuschenstill lauschte, ob dieses Ungetüm nicht vielleicht doch atmete.

Nun zu meinen Erkenntnissen in der Kabine:

  1. Der Traktor atmet kein bisschen.
  2. Ich schaffe es nicht, eine Traktortür zu öffnen.
  3. Meine Blase ist erstaunlich klein.

Schon öfters in meinem jungen Katzenleben konnte ich beobachten, wie der Traktor von einem sogenannten »Joseph« zum Leben erweckt wurde. Dieser Joseph, auch kurz »Sepp« gerufen, hat übrigens eine große Abneigung gegenüber Katzenpipi. Die Kühe aber dürfen, wo sie gehen und stehen! Total ungerecht und völlig unverständlich, wenn man mal die Mengen vergleicht … Angespannt springe ich auf den Sitz und stimme ein verzweifeltes Gemaunze an. Aber Verzweiflung hilft auch nicht ewig gegen den unerträglichen Druck. Ich lasse los und stelle erstaunt fest, dass meine Pfütze sofort verschwindet. Nur ein Schatten bleibt übrig. Das wird der Joseph gar nicht merken! Ich springe vom Sitz und warte im Halbdunkel auf meine Befreiung.

Es dauert fast zwei Nickerchen lang, bis es endlich so weit ist. Die Tür geht auf, und ich flüchte mit drei großen Sprüngen hinter einen Strohballen. Ich mag es nicht, gepackt und hochgenommen zu werden. Jetzt muss ich ganz aufmerksam sein, denn der Joseph wird den Traktor zum Leben erwecken. Er setzt sich genau dorthin, wo meine Pfütze sein müsste, dann springt er auf. Das ist eigentlich nicht das übliche Verhalten, um den Traktor zu wecken …

»Zefix! Etz hat mir die Katz a no in den Traktor neibieselt! Mei guade Hosn! Kreiz Birnbam und Hollerstauden!«

Mit der »Katz« bin zweifelsohne ich gemeint, und statt des Traktors setzt sich nun der Joseph in Bewegung.

»Wou is die Katz? Etz langt’s!«

Es ist nicht das erste Mal, dass ich das höre. Dabei kann ich diesmal wirklich nichts dafür! Hätte er nicht die Traktortür offen gelassen, hätte ich nicht hineinklettern können, und hätte er die Scheunentür geschlossen, hätte der Wind die Traktortür nicht zuschlagen können. Hätte, hätte, Katzentoilette …

Ich bleibe mal lieber in Deckung.

Als ich endlich zum Strohlager meiner Katzenfamilie im Kuhstall zurückkehre, üben meine Geschwister das Mäusefangen. Während sie ihre Beute nur fressen wollen, interessiert mich eher, was die Maus im Innersten zusammenhält. Ich möchte wissen, ob eine Maus und ein Traktor ähnlich aufgebaut sind und warum ein Traktor träge und eine Maus rege ist. Wirklich rege ist die Maus, die meine Geschwister gefangen haben, aber auch nicht mehr. Ob sie mir ihre Beute zu Forschungszwecken überlassen? Voller Zuversicht springe ich auf meine Schwester zu. Leider gönnt sie mir die Maus ganz und gar nicht. Ich werde mir selbst eine fangen müssen.

Die besten Mäuse gibt es im Hühnerstall. Unsere Mutter muss einfach nur die Pfote ausstrecken und eine Maus pflücken, und das werde ich jetzt auch machen! Auf dem Weg zum Hühnerstall sehe ich, dass der Joseph vor der Scheune steht und neben ihm ein anderer Joseph, den ich noch nie gesehen habe. Gibt es hier etwa mehr davon? Wird der Traktor-Joseph den Eindringling aus dem Revier verjagen? Wird es zu einem Kampf kommen? Das würde ich jetzt zu gern beobachten, aber ein empfindlich kalter Wind fährt mir durchs Fell.

Im Hühnerstall ist es warm und trocken, aber der Geruch ist atemberaubend … Hühner sind seltsam. Sie sitzen auf Stangen und schauen mich feindselig an. Was würde meine Mutter jetzt tun? Sehen die Hühner sie auch so böse an? Ich kann weit und breit keine Maus entdecken, aber die Hühner beginnen plötzlich, eigenartige Geräusche zu machen. Soll ich auf eine Maus warten? Wie macht meine Mutter das? Der Joseph, der andere Joseph, der Traktor, die Hühner … Mir schwirren viel zu viele Dinge im Kopf herum! Ich habe vergessen, wie Mäusefangen geht. Am Anfang muss man, glaube ich, warten und dann …

»Goooock!«

Das Oberhuhn hackt nach mir! Maaaaaaau, meine Nase! Vermaust nochmal, hat das wehgetan. Blödes Huhn! Nichts wie raus hier.

»Na, du kleiner Racker? Hast du dich verlaufen?«

Neben dem Hühnerstall steht eine Barbara, aber nicht die Barbara, die ich aus dem Kuhstall kenne. Barbaras sind eine Art Josephs, aber wegen ihrer feineren Gesichter eben Barbaras, hat meine Mutter gesagt. Wie viele von denen gibt es denn? Und was machen sie alle in unserem Revier?

Diese Barbara hat mir gerade eine Frage gestellt. Das ist mir noch nie passiert. Was soll ich denn jetzt machen?

»Ich bin Yvonne, und wer bist du?«

Was soll das denn jetzt? Yvonne? Davon hab ich ja noch nie etwas gehört. Sie fängt an, mich zu streicheln, und in meiner Verwirrung über die Josephs und Barbaras und Yvonnes habe ich völlig vergessen, mich schnell in einer Ecke zu verstecken.

»Du bist ja ein Süßer! Und weil du mir direkt vor die Füße gelaufen bist, weiß ich schon, für welches Kätzchen ich mich entscheide.«

Und dann nimmt sie mich hoch, und ich wehre mich nicht. Sie ist ganz warm, und sie bringt mich zum Kuhstall, wo der Traktor-Joseph und der fremde Joseph bei unserem Strohlager stehen. Der Fremde hat meine Schwester hochgenommen.

»Sind die schon entwurmt und gechippt?«

Ich verstehe nicht, was er da gefragt hat, und dem Traktor-Joseph geht’s offensichtlich ähnlich.

»Ah, Schmarrn! Die ham nix!«

»Und wann genau sind sie geboren?«, möchte der Eindringling wissen.

»Im September. Is scho a Weil her.«

»Gut, ich nehm die Kleine mit.«

Und dann nähert sich mir das Gesicht von dieser Yvonne, und sie reibt ihre Nase an meiner Nase und hört dabei nicht auf, mich zu streicheln. Ich rieche ihren Duft und sehe ihre großen Augen, in denen so viel Weiß ist.

»Und du kommst mit mir mit, du Süßer! Du bist das schönste Kätzchen, das ich je gesehen hab. Hoffentlich vermisst du deine Familie nicht zu sehr. Magst du dich von deiner Mama verabschieden?«

Sie setzt mich auf das Stroh, in dem meine verängstigte Mutter sitzt. Mein Bruder hat sich irgendwo im Kuhstall versteckt, und meine Schwester ist auch nicht mehr da. Was passiert hier? Meine Mutter hat so viel Angst, dass sie mich gar nicht richtig anschaut. Ich höre den Traktor-Joseph zurückkehren. Er war mit dem Fremden draußen.

»Ich hätte gern die Schwarz-Weiße«, höre ich die Streichlerin sagen.

»Ja, dann nehmen Sie’s glei mit!«

Höre ich da so etwas wie Erleichterung beim Traktor-Joseph?

»Ist das eine Katze oder ein Kater?«

»Ja, was weiß denn ich? A Katz halt!«

Mooooment, ich bin ein Kater!

Meine Mutter hat sich geirrt. Die Nacktnasen sind nicht Josephs und Barbaras, sondern Streichelmenschen. Na ja, einige sind schon Josephs und Barbaras, aber nur wenige. Streichelmenschen haben die seltsame Angewohnheit, alles mit einer eigenen Bezeichnung zu versehen. Die Streichlerin, die mich aus dem Kuhstall geholt hat, heißt Yvonne oder Frauchen, das habe ich schnell begriffen. Sie hat schöne braune Haare, und ich mag ihren Duft, der mich entfernt an Heu und an Blüten erinnert. Zudem hängt sie sich gern silberne Ringe an die Ohren, mit denen ich spielen kann. Zwei andere Streichler leben bei ihr: Steve, ein großer Streichelmann mit großen Händen, die zum Kraulen und Streicheln perfekt geeignet sind, und Moritz, ein Kleinstreichler mit dunklen Haaren, der fast so verspielt ist wie ich. Ach ja, ich selbst heiße jetzt übrigens Pep! Mittlerweile habe ich verstanden, dass Streichelmenschen fast allem einen Namen geben, um es besser herbeirufen zu können. Diese Namensangelegenheit ist also eine Art Zauber, der bei mir aber nicht wirkt. Bei Moritz auch nicht so gut, aber doch deutlich besser als bei mir. Das Leben bei meinem Frauchen ist ganz anders als das Leben im Kuhstall. Der Streichlerstall heißt Wohnung und besteht aus mehreren großen und sehr großen Boxen, die als Zimmer bezeichnet werden. Mitten im sogenannten Wohnzimmer steht eine Art Baum, der allein mir gehört. Yvonne hat mir viel über die Streichler erzählt. Es sind seltsame Wesen, das muss man ihnen wirklich lassen. Und sie sitzen unheimlich gern in ihren Wohnställen! Draußen sehe ich ganz selten einen von ihnen. Und ich schaue oft aus dem Fenster. Vor allem vorn raus, wo es auch eine Wiese gibt. Als ich hier ankam, war sie noch grün, und ich meinte sogar ihren frischen Duft bis in den Wohnstall zu riechen. Dann wurde sie weiß und kam mehr braun wieder zum Vorschein. Jetzt ist sie wieder grün. Auch die Bäume vor dem Haus hatten zwischenzeitlich ihre Blätter verloren und haben nun neue bekommen. So lange lebe ich schon in diesem Wohnstall! Ach, ich hätte das alles gern vor Ort miterlebt, statt hier drinnen auf meinem blattlosen Baum zu sitzen. Immerhin weiß ich mittlerweile, dass die Streichler die Veränderungen in der Natur »Jahreszeiten« nennen. Yvonne hat mit Moritz schon öfter Bücher mit Bildern dazu angeschaut....

Erscheint lt. Verlag 13.5.2016
Verlagsort Köln
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Comic / Humor / Manga Humor / Satire
Technik
Schlagworte 20. - 21. Jahrhundert • Autobiografien • Biografie • Bob, der Streuner • Bob und wie er die Welt sieht • Deutschland • Erfahrungsbücher • Erinnerungen • fachbücher • Geschichte • Katzen • Kultur • Ratgeber • Sachbuch • Sachbücher • Unterhaltung • Wissen • Zeitgenössisches
ISBN-10 3-7325-2375-6 / 3732523756
ISBN-13 978-3-7325-2375-7 / 9783732523757
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