Unbeugsam (eBook)
222 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783695122806 (ISBN)
Ella Vint ist eine deutsche Autorin, die Geschichte nicht als ferne Vergangenheit versteht, sondern als lebendiges Erbe, das bis heute in unserem Land wirkt. Mit Unbeugsam- Das Vermächtnis der Rebellen veröffentlicht sie ihr erstes Buch mit ISBN- bewusst als Werk, das jeder finden kann. Für sie bedeutet Stolz auf die eigenen Wurzeln keine Ideologie, sondern Bewusstsein: Mut, Würde und Unbeugsamkeit gehören zum deutschen Erbe, sie sind Teil unserer Geschichte und unserer Identität, weitergegeben von Generation zu Generation. Mit diesem Buch will sie zeigen, dass Erinnerung nicht nur Mahnung ist, sondern auch Funke- ein Funke, der im Herzen jedes Lesers neu zu glimmen beginnen kann.
Kapitel 2 Die Kelten – Die Wurzel unserer Geschichte
Lange bevor die Karten Europas ihre heutige Form fanden, lag zwischen den britischen Inseln und dem Festland ein Land, das heute kaum noch jemand kennt. Wir nennen es Doggerland, nach einer Sandbank, die von seiner Erinnerung geblieben ist. Doch damals war es keine Sandbank, sondern eine fruchtbare Ebene, durchzogen von Flüssen, bedeckt von Wäldern, reich an Wild und Fischen. Dort lebten Menschen, jagten Hirsche und Wildschweine, zogen ihre Netze in klaren Seen, sammelten Beeren und Wurzeln in den Wäldern, bauten ihre Hütten aus Holz und Lehm. Es war ein Land, das verband, was heute getrennt ist. Von dort aus konnte man ohne Schiff von Irland bis weit nach Mitteleuropa gelangen. Die Menschen, die dort lebten, waren nicht isoliert, sie waren miteinander verflochten. Sie tauschten Waren, Geschichten und Lieder.
Wenn man heute mit einem Boot über die Nordsee fährt, ahnt man nichts davon, dass unter den Wellen eine Landschaft liegt, die einst die Heimat zehntausender Menschen war. Man sieht nur Wasser, graue Flächen, die sich bis zum Horizont ziehen. Doch unter dieser Fläche liegen die Überreste alter Wälder, Knochen von Tieren, Werkzeuge aus Feuerstein, ja sogar Spuren von Hütten. Was heute tief unter Sand und Muscheln liegt, war einst lebendiges Land.
Doch das Meer begann zu steigen. Erst langsam, kaum merklich, über Generationen hinweg. Ein Fluss, der gestern noch breit floss, war plötzlich schmaler. Ein Sumpf, der trocken schien, verwandelte sich in ein Moor. Familien packten ihre Habseligkeiten und zogen weiter, weg von den immer nasser werdenden Böden. Ganze Siedlungen brachen auf, folgten dem Wild oder suchten höheres Land. Niemand von ihnen konnte ahnen, dass das Meer nicht aufhören würde, sondern dass es das gesamte Land verschlingen sollte.
Für die Menschen jener Zeit muss es ausgesehen haben, als würde die Welt selbst sich zurückziehen. Wälder verschwanden, wo man gestern noch jagte. Ufer brachen ein, wo man gestern noch Beeren gesammelt hatte. Jedes Jahr, jedes Jahrzehnt ein Stück mehr Land, das verloren ging. Manche blieben, hielten fest, bauten Dämme aus Holz und Erde, doch gegen das Meer war kein Halten. Und so wurde Doggerland Schritt für Schritt kleiner, bis es nur noch Inseln waren, dann Sandbänke, und schließlich nur noch das, was wir heute kennen: ein unsichtbares Reich unter Wasser.
Aber die Menschen verschwanden nicht mit ihm. Sie zogen hinaus. Einige folgten den Flüssen nach Westen, über die grünen Hügel bis nach Irland und Schottland. Andere wanderten nach Osten, hinein nach Mitteleuropa, dorthin, wo Deutschland liegt. Wieder andere gingen nach Süden, wo die Sonne wärmer schien und Flüsse wie die Seine und die Loire ihre Ebenen nährten. Sie nahmen ihre Geschichten mit, ihre Bräuche, ihr Wissen. Aus diesem Land, das einst alles verband, wuchsen Kulturen, die weit voneinander entfernt scheinen und doch denselben Ursprung haben.
So erklärt sich, warum wir die Kelten in so vielen Teilen Europas gleichzeitig finden. Sie hatten keinen einzelnen Ursprungsort, sondern einen gemeinsamen Boden, der sie einst verband. Doggerland war die Brücke, und auch wenn es verschwand, lebte seine Verbindung in den Menschen weiter. Ihre Wege führten sie auseinander, doch in ihren Liedern, in ihren Werkzeugen, in ihren Symbolen blieb der alte Zusammenhang spürbar.
Die Kelten waren nicht, wie man sie lange darstellte, primitive Steinzeitmenschen, die irgendwo im Wald hausten. Sie waren Träger einer Kultur, die reich und eigenständig war. Sie lebten in Wäldern, ja, aber diese Wälder waren nicht wild und fremd, sie waren ihre Heimat, geordnet und vertraut. Sie jagten Hirsche, Wildschweine, Füchse, sie fischten in Flüssen und Seen. Sie bebauten kleine Felder, sammelten Kräuter, mahlten Korn, brauten Getränke aus Honig und Beeren. Ihre Dörfer waren durch Holzpalisaden geschützt, die Häuser aus Fachwerk und Lehm gebaut, mit Strohdächern, die warm hielten.
Und sie hatten ihre eigenen Hierarchien. An der Spitze standen die Druiden, die Wissenden. Sie waren nicht nur Priester, sondern Richter, Heiler, Bewahrer des Wissens. Sie kannten die Kräuter, sie kannten die Sterne, sie kannten die alten Geschichten, die man bei Festen im Kreis am Feuer erzählte. An ihrer Seite standen Seherinnen, die in den Rauch des Feuers blickten, in Wasseroberflächen schauten, im Flug der Vögel Zeichen lasen. Es waren sie, die sagten, wann man aufbricht, wann man wartet, wann man kämpft.
Ihre Krieger waren frei, unbeugsam, stolz. Sie schworen keinem Kaiser, keinem Reich, keiner fernen Hauptstadt, sondern nur ihrem Stamm. Und doch verband sie alle ein gemeinsamer Wille: frei zu leben. Sie schmückten sich mit Gold, mit Bronze, mit Eisen, das sie meisterhaft bearbeiteten. Spiralen, Knoten, Muster, die sich durch ihre Kunst zogen, zeigten, wie sie die Welt sahen: als ein Netz, in dem alles miteinander verbunden war.
Wenn man sie so betrachtet, sieht man kein „Volk der Barbaren“, wie es römische Chronisten gern schrieben. Man sieht Menschen, die mit ihrer Umwelt verbunden waren, die ihre Kinder lehrten, die Alten ehrten, die ihre Feste mit Musik, Tanz und Met tranken. Man hört Hörner, man hört Trommeln, man sieht Tänzer, die ums Feuer springen, man riecht das Fleisch, das am Spieß brät. Ihre Welt war nicht armselig, sie war voller Leben, voller Farben, voller Klang.
Und so tragen die Kelten, auch wenn sie verstreut lebten, einen gemeinsamen Ursprung in sich: die Erinnerung an ein Land, das einst alles verband, und die Haltung, sich niemals völlig brechen zu lassen.
Die Kelten waren ein Volk der Feste, der Wälder, der Flüsse. Doch auch sie kannten den Krieg. Nicht weil sie ihn suchten, sondern weil er zu ihnen kam. Sie hatten Nachbarn, germanische Stämme, die wie sie nach Land und Jagdgründen suchten. Dort kam es zu Reibereien, zu Grenzstreitigkeiten, zu Kämpfen um Weiden und Flüsse. Es war wie das Ringen von Brüdern, hart, aber nicht vernichtend. Niemand wollte den anderen auslöschen, man wollte nur seinen Platz sichern. So stießen Kelten und Germanen aneinander wie Hirsche im Wald, die ihre Geweihe verhaken, doch am Ende wieder auseinandergehen.
Anders war es mit den Römern. Sie kamen nicht, um zu teilen, sondern um zu herrschen. Sie kannten keine Gleichheit, keine Stammesfreiheit, kein Nebeneinander. Für Rom gab es nur zwei Möglichkeiten: unterwerfen oder vernichten. Die Kelten waren für sie ein Dorn im Auge, zu frei, zu wild, zu unbeugsam. Man konnte sie nicht kaufen, nicht mit Geld, nicht mit Versprechen. Sie kämpften nicht für Sold, sie kämpften für ihre Heimat, für ihr Blut. Und darum war Rom entschlossen, sie zu brechen.
Die Unterschiede zwischen beiden Welten waren gewaltig. Die Römer traten an in schweren Rüstungen aus Eisen und Bronze, in geordneten Reihen, diszipliniert, geschult in der Kunst des Marsches. Ihre Legionäre bekamen Sold, sie kämpften für Lohn, für Ruhm, für das Imperium. Ihre Schilde waren genormt, ihre Schwerter kurz und tödlich, ihre Formationen so starr, dass sie wie eine Mauer wirkten.
Die Kelten hingegen stürmten in die Schlacht wie entfesselte Stürme. Viele von ihnen trugen kaum mehr als Kriegsbemalung auf der Haut, blau gefärbt mit Waid, das ihre Körper leuchten ließ. Ihre Haare waren mit Kalk aufgerichtet, sodass sie wie Flammen wirkten. Sie führten lange Schwerter, Speere, Äxte, Schilde aus Holz und Leder. Ihre Hörner dröhnten, ihre Trommeln hallten durch die Täler, ihre Schreie ließen das Blut der Feinde gefrieren. Sie waren keine Söldner. Sie waren Männer und Frauen, die kämpften, weil ihr Boden bedroht war, weil ihre Kinder, ihre Hütten, ihre Haine in Gefahr waren.
So kam es, dass ihre Wege sich unausweichlich kreuzten. Immer wieder stießen römische Legionen und keltische Krieger aufeinander. Mal gewannen die einen, mal die anderen, doch der Strom drängte nach einer Entscheidung. Und sie fiel bei Alesia.
Es war im Jahr 52 vor Christus, als Vercingetorix, ein Fürst der Arverner, das Banner des Widerstandes erhob. Er war kein gewöhnlicher Krieger. Er war jung, stark, charismatisch, und er verstand es, Stämme zu einen, die sonst lieber gegeneinander kämpften. Er sprach von Freiheit, von Würde, von der Erde, die man nicht preisgeben durfte. Unter seinem Ruf sammelten sich Zehntausende. Sie kamen aus Gallien, aus den Hügeln, aus den Tälern, von den Flüssen. Bauern legten ihre Sensen nieder und griffen zu Speeren. Schmiede gaben Schwerter aus, Druiden segneten die Krieger, Frauen sangen Lieder der Ahnen, während sie ihre Männer in die Schlacht zogen.
Ihnen gegenüber stand Gaius Julius Caesar, der Mann, der Rom zum Herrscher über die Welt machen wollte. Er führte Legionen, wie sie disziplinierter nicht hätten sein können. Wo die Kelten frei und wild tobten, war er Berechnung, Ordnung, kalte Logik.
Bei Alesia, einer befestigten Stadt auf einem Hügel, trafen sie aufeinander. Vercingetorix verschanzte sich in der Stadt, um die Römer zu zermürben. Caesar aber ließ einen Ring von Befestigungen errichten, Gräben,...
| Erscheint lt. Verlag | 27.11.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
| ISBN-13 | 9783695122806 / 9783695122806 |
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