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#theatre.makes.politics -

#theatre.makes.politics (eBook)

Praxishandbuch für die politische Bildung
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
190 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-7185-4 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
9,99 inkl. MwSt
(CHF 9,75)
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Praxishandbuch für Theater-, Tanz-, und Sozialpädagog*innen für die politische Bildung in der ausserschulischen und schulischen Jugendarbeit. Anhand von 4 Workshopkonzepten werden kreative Methoden vermittelt, um antidemokratischen Kräften in unserer Gesellschaft etwas entgegenzusetzen. Die Schwerpunkte sind der Umgang mit Rechtpopulismus, Rechtsextremismus, religiösem Fundamentalismus (christlichem wie islamischem), Verschwörungtheorien und Desinformation. Das Buch ist als Kooperationsprojekt von 6 Partner*innen aus 5 Ländern entstanden und wurde durch das Programm Erasmus+ gefördert. Die Projektleitung lag beim Bundesverband Theaterpädagogik, die Partner*innen waren Tranplanisphere (Frankreich), TENet-Gr (Griechenland), Exquorum (Portugal), Center for Intercultural Dialogue (Nordmazedonien) und das Kinder- und Jugendtheater Dortmund.

Theatre.makes.politics - grafische Übersicht


Wie sich die politische Lage in den
Partnerländern von 2022-2025 entwickelt hat


Foto: Bruno Freyssinet, TMP Partner Meeting auf Lesbos 2022

Portugal

In Portugal war man bis vor drei oder vier Jahren daran gewöhnt, dass sich die politische Mitte abwechselte, wobei die PSD mehr oder weniger konservativ und die PS mehr oder weniger demokratisch-sozialistisch war. Bei den letzten beiden Wahlen (2020 und 2023) gelang es jedoch einer extremen nationalistischen Partei (CHEGA) zum ersten Mal in der modernen Geschichte Portugals (nach dem Estado Novo - dem Staat des Diktators Salazar), Abgeordnete in die Nationalversammlung zu senden. In dem Maße, wie der Einfluss dieser Kräfte gewachsen ist, haben die Linksparteien an Einfluss und Wählerschaft verloren. Was die großen traditionellen Parteien betrifft, so konnte keine von ihnen eine stabile Mehrheit erreichen.

Hassreden mit eindeutig frauenfeindlicher, homophober, transphober und fremdenfeindlicher Natur, die sich sogar auf die Änderung von Gesetzen und der Verfassung abzielen, verbreiten sich im Stil von Bolsonaros Brasilien und Trumps USA - oft unter Nutzung scheinbar religiöser Begründungen durch evangelikale Kirchen und konservative Teile der katholischen Kirche. Aber auch gemäßigte konservative Parteien übernehmen die rechtsextreme Propaganda zum Thema innere Sicherheit, um auch deren Wähler für sich gewinnen zu können: Die Angst vor Übergriffen und Gewalt durch Geflüchtete wird bewusst geschürt, obwohl Portugal eine der niedrigsten Kriminalitätsraten in Europa hat, sogar unter den Eingewanderten.

Griechenland

Bei den Parlamentswahlen 2023 errang die Partei „Neue Demokratie" einen klaren Sieg, der dem Premierminister Mitsotakis eine zweite Amtszeit sicherte. Die Wahlen spiegelten ein stabiles politisches Umfeld wider, obwohl Griechenland weiterhin mit Herausforderungen wie Jugendarbeitslosigkeit, Einkommensungleichheit und Migrationsproblemen konfrontiert ist.

Wie in anderen europäischen Ländern haben rechtsextreme Parteien in Griechenland an Boden gewonnen, wobei Gruppen wie die „Griechische Lösung" vor allem in Zeiten wirtschaftlicher oder sozialer Unsicherheit Unterstützung bekommen. Das Land steht auch vor Herausforderungen beim Umgang mit Umweltproblemen, insbesondere mit Waldbränden und Energieressourcen im Mittelmeerraum. Die Regierung vertritt eine kontroverse Haltung zur Einwanderung und baut unter anderem Grenzzäune, um die Migrationsströme aus der Türkei einzudämmen. Außenpolitisch baut die Regierung ihre Beziehungen zu den USA, Israel und Ägypten aus und steuert auf Spannungen mit der Türkei in Fragen des östlichen Mittelmeers zu, insbesondere in Bezug auf die Hoheitsgewässer und die Energiegewinnung. Die Unzufriedenheit in der Bevölkerung ist groß, insbesondere in Bezug auf Sparmaßnahmen, Einkommensunterschiede und soziale Fragen.

In der letzten Zeit haben Beschäftigte des öffentlichen Sektors, darunter Lehrerinnen, Pflegefachkräfte und Beamtinnen, Streiks organisiert, um bessere Gehälter und Arbeitsbedingungen zu fordern. Es gab viel Widerstand gegen Privatisierungen und Kürzungen bei öffentlichen Dienstleistungen, die als Folge der Sparmaßnahmen kommuniziert worden waren.

Die Beschäftigten der Eisenbahngesellschaften und des öffentlichen Nahverkehrs in Athen haben sich an Streiks beteiligt, insbesondere im Zusammenhang mit Sicherheitsbedenken und der Privatisierung des öffentlichen Nahverkehrs. Ärzt:innen und Beschäftigte des Gesundheitswesens haben gegen die Unterfinanzierung des öffentlichen Gesundheitswesens protestiert und eine bessere Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen gefordert, die sich durch die Belastung der Gesundheitsdienste in Folge der Pandemie noch verschärft hat.

Streiks beschränken sich in Griechenland nicht nur auf die Gewerkschaften, sondern sind oft Teil breiterer sozialer Bewegungen. So gab es beispielsweise Proteste gegen den Umgang der Regierung mit der Flüchtlingskrise, wobei auch Menschen mit Migrationsgeschichte und Organisationen der Zivilgesellschaft Streiks und Demonstrationen organisierten.

Die Anti-Austeritäts-Proteste der SYRIZA-Jahre finden in einigen dieser Bewegungen immer noch ihren Widerhall, wobei die Menschen nicht nur für die Rechte der Arbeitnehmenden, sondern auch für soziale Gerechtigkeit und Gleichheit aller protestieren.

Nordmazedonien

Nordmazedonien steht weiterhin vor politischen und sozialen Herausforderungen, insbesondere seit Beginn der EU-Beitrittsgespräche im Jahr 2022. Die Beilegung eines historischen Streits mit Bulgarien, einschließlich einer Verfassungsänderung zur Anerkennung einer bulgarischen Minderheit, wurde als Schritt nach vorn gesehen, löste aber auch innenpolitische Spannungen und Debatten über die nationale Identität aus.

Die Wahl von Gordana Siljanovska-Davkova zur ersten weiblichen Präsidentin des Landes im Jahr 2024 markierte einen Wechsel an der Spitze des Landes. Die rechtsgerichtete Partei VMRO-DPMNE, die weitere Verfassungsänderungen ablehnt, erhielt eine parlamentarische Mehrheit. Diese Haltung erschwert die EU-Verhandlungen und spiegelt die wachsende Frustration der Öffentlichkeit über vermeintliche Zugeständnisse an ausländische Mächte wider. Populismus und Desinformation prägen zunehmend den öffentlichen Diskurs. Die rechte Rhetorik hat an Zugkraft gewonnen, wobei Randgruppen sozioökonomische Frustrationen ausnutzen.

Desinformationskampagnen, die häufig auf ethnische Spaltungen abzielen, verstärken das Misstrauen gegenüber den Institutionen und behindern die politische Stabilität.

Die Beziehungen zwischen Mazedoniern und Albanern, den beiden größten gesellschaftlichen Gruppen, sind nach wie vor ein heikles Thema. Das Rahmenabkommen von Ohrid aus dem Jahr 2001 hat zwar die Minderheitenrechte der Albaner verbessert, doch gibt es nach wier vor Spannungen wegen kultureller und wirtschaftlicher Unterschiede.

Die meisten der politischen Parteien stellen spalterische Agenden in den Vordergrund, doch die jüngere Generation der Politikerinnen hat das Potenzial, Trennungen zu überwinden und die Zusammenarbeit der ethnischen Gruppen zu fördern. Der Weg Nordmazedoniens in die EU ist nach wie vor eine große Herausforderung und erfordert Anstrengungen zur Bekämpfung des Extremismus, Förderung der Inklusion und zur Stärkung der demokratischen Institutionen.

Frankreich

Frankreich in den 2020er Jahren: Eine Zeit politischer Turbulenzen und sozialer Herausforderungen

Die 2020er Jahre waren für Frankreich ein turbulentes Jahrzehnt, das von politischer Zersplitterung und sozialen Unruhen geprägt war. Bei den Parlamentswahlen im Juni 2022 gewannen sowohl die Rechtsextremen als auch die radikale Linke trotz der Wiederwahl von Präsident Macron deutlich hinzu, was eine zunehmende Polarisierung der französischen Politik widerspiegelt. Zwei Jahre lang hatte die Mitte-Rechts-Regierung Schwierigkeiten, ihre Politik umzusetzen, da sie in der Nationalversammlung keine klare Mehrheit hatte. Internationale Konflikte, darunter die Kriege in der Ukraine und in Palästina, führten zu politischen Spannungen und zwangen die Parteien, eindeutig Partei zu ergreifen. Insbesondere der israelisch-palästinensische Konflikt löste in vielen öffentlichen Schulen Spannungen in der Schülerschaft aus, begleitet von einer Zunahme von Rassismus und Antisemitismus.

2024 erwies sich als ein entscheidendes Jahr in der französischen Politik. Im Juni traf Präsident Macron die umstrittene Entscheidung, die Nationalversammlung aufzulösen und nach dem Sieg der Rechtsextremen bei den Europawahlen vorgezogene Neuwahlen anzusetzen.

Dieser für viele Bürger:innen unverständliche Schritt führte zu einer noch stärker zersplitterten Nationalversammlung, was die Bildung einer stabilen Regierung außerordentlich schwierig machte. Im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern gibt es in Frankreich keine Tradition von Koalitionsregierungen.

Das Land erlebte ein noch nie dagewesenes Maß an politischer Instabilität und wechselte in nur einem Jahr viermal die Regierung - eine Situation, die es seit den 1950er Jahren nicht mehr gegeben hat. Diese wechselnden Regierungen haben die Fähigkeit des Landes beeinträchtigt, dringende Probleme wirksam anzugehen.

Der Abschluss des Prozesses gegen Samuel Paty am 20. Dezember 2024 war ein weiterer wichtiger Moment. Der Prozess gegen die Beteiligten an der Ermordung des Mittelschullehrers durch einen radikalisierten tschetschenischen Jugendlichen löste in der gesamten französischen Gesellschaft heftige Debatten aus. Er verdeutlichte den Zusammenhang zwischen Hassreden im Internet und Terroranschlägen und betonte die Gefahren von Desinformation und die entscheidende Rolle schulischer und universitärer Bildung bei der Entwicklung analytischer und kritischer Denkfähigkeiten.

Wenn Frankreich diese komplexen Herausforderungen meistert, wird das Jahr 2024 wahrscheinlich als Wendepunkt in Erinnerung bleiben, der die Widerstandsfähigkeit seiner demokratischen Institutionen und seines sozialen...

Erscheint lt. Verlag 18.9.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-10 3-8192-7185-6 / 3819271856
ISBN-13 978-3-8192-7185-4 / 9783819271854
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