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Altenschutz -  Martina Lenzen

Altenschutz (eBook)

alt und dement
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
326 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-2297-9 (ISBN)
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Im fortgeschrittenen Alter können Menschen wehrlos werden aufgrund körperlicher Einschränkungen und Demenz. Der deutsche Staat hat bisher kein Altenschutzsystem etabliert, das das Altenwohl im Blick hat: Fürsorge, medikamentöse adäquate Versorgung, Kontrolle daheim, im Krankenhaus und im Pflegeheim. "Gesetzeslücke Altenschutz".

Martina Lenzen, 67, ehemalige Lehrerin der Sekundarstufe I. Lehrtätigkeit für die Fächer Deutsch, katholische Religion in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und Bayern. Erteilung des Ethikunterrichtes in Rheinland-Pfalz und NRW; fachfremdes Unterrichten der Fächer Familienhauswesen und Wirtschaft in Rheinland-Pfalz. Ausstieg aus dem Beruf wegen Betreuung der Eltern. Ehrenamtliche Tätigkeit in der Betreuung alter und dementer Menschen.

2 Vorbemerkungen


„Alles lässt sich ändern!“ Zum besseren Leben für alte Menschen. Wenn vielfach von einer „humanitären Katastrophe“ gesprochen wird, wenn es um den Umgang mit alten Menschen angeht, spreche ich von einem humanitären Dauerzustand, der immer wieder Menschen leiden lässt – Opfer, die sich nicht opfern wollten und wollen, Menschen, die einfach im Stich gelassen werden. Eine Naturkatastrophe schreckt auf: „Furcht und Elend“ alter Menschen hinter Türen nicht.

Zum Tierwohl, Kinderwohl müssen wir das Altenwohl sehen, damit auch die Altenwohlgefärdung. Wer das im Blick hat, geht automatisch mit der Umwelt und den Ressourcen gut um: „Planetarische Gesundheit.“ Nun muss man aber das Klima nicht schützen um des Klima willens. Da wird das laue Lüftchen zum Orkan, das kleine Bächlein zum reißenden Strom. Eine entfesselte Natur gefährdet Mensch und Tier.

Neben dem Tierschutz, Kinderschutz fehlt der Altenschutz. Altenlieb sind nicht alle Menschen – so wenig wie tierlieb und kinderlieb.

Dass die Sprache der Spiegel einer Nation ist, sagte Friedrich Schiller. Worte, die fehlen, sind auch ein Spiegel.

„Man hat nicht ein Herz für Tiere und eines für Menschen. Man hat eines oder gar keins“, sagte Alphonse de Lamartine.

Eine Politikerin sagte mir vor zwölf Jahren, dass Tierschutz, Kinderschutz, Altenschutz „eh nur Symbolik“ sei.

Mehrmals wurde ich auch akustisch missverstanden: „Den Artenschutz! haben wird doch.“

Fakt ist, dass alte Menschen wenig beachtet werden und oft Opfer vielfältiger psychischer und körperlicher Gewalt werden, die oft im Verborgenen bleibt, jeden alten Menschen treffen kann.

Jeder Säugling, jedes Kinder und jeder Jugendliche kann unabhängig von Geschlecht, sexueller Orientierung, Nationalität, Herkunft, Einkommen, Hautfarbe, Größe, Behinderung, Charakter, Krankheit alt werden.

Das hohe Alter ist die Kern- Diversität aller Menschen.

Und im fortgeschrittenen Alter werden viele Menschen wehrlos.

Unter wehrhaft verstehe ich neben körperlicher Gegenwehr bei Gefahr, die Möglichkeit gefährliche Orte zu verlassen, gehört zu werden, Manipulationen zu durchschauen, Verbrechen zu benennen, anzuklagen und gute Pflege einfordern zu können.

Wer noch nicht oder nicht mehr selbstbestimmt agieren kann, von sich noch kein Bewusstsein hat oder nicht mehr, muss ganz besonders gesehen werden.

Wer auf den Enkeltrick hereingefallen ist, darüber reden kann, hat es gut, wenn auch dann das Geld weg ist. Man kann nur hoffen, dass der Geldverlust für den Enkel nicht das schlimmste ist. Alte werden generell oft gering geschätzt, wobei Feindlichkeit gegenüber bestimmten Gruppen durchaus gesehen wird, als Problem erkannt. Und für alles gibt es eine schönes Fremdwort.

Fremdenfeindlichkeit, auch Xenophobie genannt, lehnt Menschen ab, die anders sind, wobei der Begriff kritisch gesehen wird, weil dies suggerieren kann, dass dies als naturgegebene Ausgrenzung verstanden wird. Wir neigen zu Etikettierungen.

Die Geringschätzung, Gewalt an Frauen wird immerhin medienwirksam verurteilt, was noch keinen individuellen Schutz bedeutet. Mysogynie bedeutet „Geringere Relevanz“ von Frauen, geringere Wertigkeit, Frauenfeindlichkeit. Die „Eva“ trägt Schuld und sie ist niemals so rein wie „Maria.“ Femizide sind Morde an Frauen, wobei nicht der Umkehrschluss gezogen werden, dass jeder Mord an Frauen ein Femizid ist.

Adultismus bedeutet, dass Erwachsene Kinder geringer schätzen, ihre Recht missachten können. Wenn ein Schulausschuss ein Kind mit seinen Eltern „vorlädt“, dann darf das Kind nicht allein vor seinen „Richter*innen“ sitzen müssen, weil die Eltern nicht mitgekommen sind. Beschämend für Erwachsene ist das Ergebnis einer Studie mit Kindern. „Tester“ stellten chic gekleidete kleine Kinder „mutterseelenallein“ auf eine belebte Straße. Diese sprachen Erwachsene um Hilfe an. Die Erwachsenen reagierten zugewandt. Auf ein ärmlich gekleidete Kinder reagierten sie mit Widerwillen, Aggression. Das ging so weit, dass die Kinder weinten und die Studie abgebrochen werden musste.

Aber auch für den üblen, wenig wertschätzenden Umgang mit Alten gibt es ein Wort: Ageismus. Definiert ist es von der WHO als stereotypes Denken, Altersdiskriminierung, Altengleichgültigkeit.

Es geht auch um handfeste Misshandlung. Neben der Kindesmisshandlung gibt es die Altenmisshandlung, die chemische Körperverletzung durch Medikamente.

Geprägt wurde der Begriff von dem Gerontologen und Psychiater Robert Neil Butler (1927-2010) Es hatte ihn schockiert, wie abweisend und verächtlich gerade Mediziner*innen in der Medizinischen Fakultät gegenüber Alten und ihren Krankheiten waren. Mit Verachtung reden viele Menschen über die Alten.

Ullla Schmidt sagte am 21.9.2007 in der „Welt“:„Alte dürfen nicht weniger wert sein als Kinder.“ Wenn es nach ihrem Willen gegangen wäre, hätte sie pflegenden Angehörigen zehn Tage „Pflegeurlaub“ gewährt. https://www.wwelt.de Politik. Nach wessen Willen ging es denn? Schmidt war doch die Gesundheitsministerin.

Als Beamtin konnte ich sofort aus dem Beruf gehen, um meine Eltern aus dem zu Leben begleiten, ohne „vor die Hunde“ zu gehen. Meine Privilegien waren mein Mann an meiner Seite mit einer Eigentumswohnung, tatkräftiger Hilfe, keine Enkelkinder, die ich betreuen musste. So konnte ich sie als nicht Arbeitende ganz gut schützen.

Das Thema Altenschutz ist kein rechtes, kein linkes Thema, es ist ein von allen! Spitzenpolitiker*innen gemiedenes. Schuld und Scham sind auf vielen Seiten.

In diesem Buch unterstelle ich nicht kollektiv Politiker*innen, Ärzten, Apothekern, Jurist*innen, Kirchenfunktionär*innen, Pharmazeuten, Wissenschaftler*innen, Medienmanagern, Familien fehlendes Berufsethos und fehlende Menschlichkeit im Umgang mit Alten. „Wem der Schuh passt, der zieht ihn sich an.“

Ich distanziere mich von Scientologie, dem „Freundeskreis Paul Gröning“, „Dorfheilern“, die den Brandsegen spendeten, anderen Ideologe*innen, die nicht das Wohl des Einzelnen im Sinn hatten und haben, sondern Geld, Macht, Einfluss, Ruhm, die Ideologie.

Der Schulmedizin stehe nicht feindlich gegenüber, so wenig wie der Naturheilkunde. Wer lindert und was lindert hat Recht.

Es geht bei alten Menschen am Ende des Lebens nicht mehr um Rehabilitation.

Ich bin nicht „antipsychiatrisch“, altenheimfeindlich eingestellt. Student*innen wohnen ja auch nicht immer bis zum Lebensende bei Mutti. Und viele Kinder leben im Internat. Die können allerdings am Wochenende nach Hause. Das ist ein Unterschied. Aber gut geht es vielen Kindern auch nicht.

Auch ich habe mein Buch nicht aus wissenschaftlichem Interesse geschrieben. Ich hoffe, dass es auch bei mir nicht als Schwäche angesehen wird, dass ich aus „persönlichem Impuls“ heraus geforscht habe.

Humorvolle Bücher über das Alter und Demenz gibt es etliche. Humor ist „die Lust zu lachen, wenn einem zum Heulen ist“, wusste schon Werner Fink. Wilhelm Busch fand: „Was man ernst meint, sagt man am besten im Spaß.“ Demjenigen, der mir sagte, dass ich doch nette Anekdötchen zum Weinen, zum Lachen auf Papier bringen könnte, hätte ich wie Gerd Köster antworten sollen, der gefragt worden war, ob er nicht mal Lieder über Kölle schreiben könne? „Woröm? Fehlt noch eins?“

Auch ich habe viel Lustiges erlebt, „unter Tränen gelacht“, aber dies ist nun mal kein lustiges Buch.

1926 fand Kurt Tucholsky, dass die Menschen noch niemals aus der Geschichte gelernt haben und sie es auch in Zukunft nicht tun werden.

Ich hoffe, dass das Buch etwas anstößt: mittelfristig und langfristig.

Hätte ich diese Hoffnung nicht, hätte ich das Buch nicht geschrieben.

„Whataboutism“, habe ich oft gehört und ich hatte auch oft das Gefühl, dass die Missstände an Alten relativiert werden und vom Thema abgelenkt werden soll. Kümmern wir uns erst mal um die Kinder. Auf deren Schutzlosigkeit, auf deren Not gehe ich in diesem Buch ausführlich ein, wobei mein Was – ist – denn – mit – denen? – uns Angst machen soll:

Wenn wir mit Kindern schlecht umgehen, die die vielzitierte Zukunft sind: Wie geht man dann mal mit denen um, die wirtschaftlich gesehen unnütz sind, nur noch Geld bringen als Zubehör in Altenheimen?

Ich nenne „Roß und Reiter“, konzentriere mich nicht auf die „Kleinen“, die Machtlosen, die manchmal zu Recht und zu Unrecht angeklagt werden, wenn Missstände passieren.

Es widerstrebt mir, die Menschen an der Basis zu den Sündenböcken und Sündengeißen zu machen, während die, die das System installiert haben, das Unrecht begünstigt, davon kommen: „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen.“ Oft werden die „Großen“ ja noch nicht mal angeklagt.

Auch ich...

Erscheint lt. Verlag 10.10.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Altenmisshandlung • Altenschutz • Gesellschaft • Kirchen • Politikverantwortung
ISBN-10 3-8192-2297-9 / 3819222979
ISBN-13 978-3-8192-2297-9 / 9783819222979
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