FOMO Sapiens - Verpassen wir die heile Welt? (eBook)
304 Seiten
Goldegg Verlag GmbH
978-3-99060-474-8 (ISBN)
Angesichts der zahllosen Krisen, die uns im Alltag begleiten, scheint es allzu logisch, alle Hoffnung fahren zu lassen, sich zu verkriechen und aufzugeben. Wäre da nicht zugleich die stete Angst, doch etwas zu versäumen: Willkommen in der Welt des FOMO Sapiens!
Valerie Huber zählt zu der verlorenen Generation junger Menschen, die angesichts des derzeitigen Zustands der Welt der Verzweiflung nahe ist. In 34 Essays zu den Fragen, die Millennials und die Gen Z nachts wachhalten, gibt sie Denkanstöße die helfen, Ängste zu überwinden und mit Optimismus in die Zukunft zu blicken.
- Zuversicht in Zeiten der Polykrise: Warum sich positiv denken immer noch lohnt
- Sind wir alle unzufrieden? Eine Generation in der Quartlerlife Crisis
- Fear of missing out oder die Sehnsucht nach der heilen Welt unserer Kindheit
- Persönliches Glück in Krisenzeiten - ist das überhaupt erlaubt?
- Solidarität, Umdenken, Menschlichkeit: Gemeinsam Ängste überwinden
Valerie Huber ist Schauspielerin, Sängerin und Aktivistin. Ehrlich und unverblümt beschreibt sie die Herausforderungen unserer Zeit. Wenn Overthinking, Ohnmachtsgefühle und Zukunftsängste allgegenwärtig sind - ist Zuversicht dann noch angebracht? Oder bleibt es bei der Angst, das Beste verpasst zu haben?
Warum es sich lohnt, mit Vertrauen in die Zukunft zu blicken und wie jede und jeder Einzelne heute handeln kann, um das Morgen zu verändern: Dazu bietet dieses Lesebuch frische Inspiration!
Valerie Huber ist Schauspielerin, Sängerin und Aktivistin. Sie wurde in Wien geboren und verbrachte ihre Kindheit in Uganda und der Elfenbeinküste. Zurück in Wien entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Schauspielerei bei der Kinderfernsehserie 'Tom Turbo'. Mit zwölf Jahren zog sie nach Washington D.C. und absolvierte später die Schauspielschule Krauss. Seit 2023 veröffentlicht sie unter dem Künstlernamen 'valeh' Musik. Als UNICEF-Ehrenbeauftragte und Aktivistin setzt sie sich gegen soziale Ungleichheit und für Klimaschutz ein. Bekannt ist sie unter anderem aus dem Kinofilm 'Pulled Pork', der Netflixserie 'Kitz' oder dem Erfolgsfilm 'Klammer - Chasing the line'. Ihre vielfältigen Erfahrungen und gewonnenen Perspektiven aus ihrer Kindheit in Afrika und Amerika und ihr Engagement als UNICEF-Ehrenbeauftragte fließen auch in ihr Buch: FOMO SAPIENS ein.
Die kollektive Unzufriedenheit
Sind wir in einer Quarterlife-Crisis?
Im Grunde genommen ist alles relativ und unsere Anwesenheit auf diesem Planeten völlig bedeutungslos. Genauso willkürlich wie die Existenz unserer Spezies Homo sapiens. Wir sind alle dank eines riesengroßen Mega-Zufalls zum jetzigen Moment auf dieser Welt, die rein zufällig durch einen noch nie da gewesenen Urknall entstanden ist. Wie viele Monate oder sogar Jahre unseres Lebens verbringen wir damit, uns existenzielle Fragen über unsere Bestimmung zu stellen, die uns das Gefühl von Bedeutung bescheren sollen! Schluss damit. Es gibt keinen tieferen Sinn, kein kniffliges Rätsel, das wir lösen müssen, keinen Zweck, wofür wir wie durch Zauberhand auf diesen zufälligerweise bewohnbaren Planeten gesetzt wurden.
Wie es aussieht – und ganz unsentimental betrachtet –, wird es uns als Art sowieso nicht mehr allzu lange geben. Und ich finde, das ist auch okay so. Wir haben das Menschsein doch ziemlich ausgereizt, findet ihr nicht? Wir fliegen ins Weltall, bauen Computer, die schlauer sind als wir, erfinden Maschinen, die uns allerhand Arbeit abnehmen – wir haben den Höhepunkt unserer Evolution erreicht. Von nun an bauen wir nur noch ab.
Warum aber dennoch nicht alles egal und nichtig ist?
Wir müssen versuchen, den langsamen oder vielleicht doch schnellen Verfall unserer Art für möglichst viele Menschen angenehm zu gestalten und dabei den Schlüssel zu unserem eigenen kleinen Glück nicht aus den Augen zu verlieren.
Oh Gott, das klingt nun ja alles unheimlich pessimistisch. So schlimm ist es aber nicht – wir müssen der Zukunft mit einem zwinkernden Auge und einer großen Portion Optimismus, Tatendrang und Leichtigkeit entgegenblicken.
Ich bin nun 28 Jahre alt. Richtig, ich habe die Vierteljahrhundert-Marke passiert und bewege mich nun, mich mit Händen und Füßen dagegen sträubend, auf den 30er zu. Von einer Quarterlife-Crisis kann also gar nicht mehr die Rede sein. Ich gebe es zu, ich habe Angst vorm Altern. In einer Welt, die so sehr bestrebt ist, die Jugend zu konservieren, läuft die Zeit seit der Pandemie noch schneller, die Probleme auf der Welt fügen sich tetrisgleich zu hohen, lückenlosen Mauern zusammen und wir bekommen nur noch fragmentarisch mit, was alles um uns herum passiert. Es ist schwierig, in solchen Zeiten nicht den Fokus oder den Boden unter den Füßen zu verlieren.
Nachdem ich immer einen Plan gehabt hatte, immer genau wusste, was ich wollte, verlor ich auf einmal jegliche Orientierung und Entscheidungskraft. Ich fragte mich, was ich mit meiner Zeit anfangen sollte und was das alles hier überhaupt für einen Sinn hätte. Ich fing an, mir existenzielle Fragen zu stellen, welchen Bereichen ich in meinem Leben Raum geben wollte, und schwankte minütlich zwischen »Es ist alles gut so, wie es ist, ich muss einfach nur dranbleiben« und »Ich packe meine Sachen, wandere morgen auf eine Insel aus und eröffne eine Strandbar« hin und her. Urplötzlich fehlte mir die Selbstbestimmtheit, und ich brauchte drei verschiedene Meinungen, bevor ich nur den Hauch einer Entscheidung fällen konnte.
Doch genau in dieser Unsicherheit, in diesem Chaos steckt auch Potenzial. Wenn nichts sicher ist, ist alles möglich. Die Qual der Wahl zu haben, befeuert dennoch genau die Angst in uns, etwas zu verpassen.
So eine Mikro-Krise oder Selbstfindungsphase ist wahrscheinlich völlig normal in dem Alter (auf keinen Fall vergleichbar mit einer ernstzunehmenden diagnostizierten psychischen Erkrankung), trotzdem fühlt es sich nach einem »Stecken-geblieben-Sein« an, nach einem »Jetzt-bin-ich-hier-was-nun?«. War der Weg, den ich bis jetzt eingeschlagen habe, der richtige, oder möchte ich mein Leben eigentlich ganz anders definieren und gestalten?
Immer mehr Menschen in meinem Umfeld klagten über die gleichen Gedanken und inneren Konflikte und mir wurde klar, dass es vermutlich sehr vielen von uns gerade ziemlich gleich ergeht. Was wäre, wenn sich vielleicht der Großteil unserer Generation gerade verloren und ohnmächtig fühlte, und was hätte das für unsere Zukunft zu bedeuten?
Vielleicht wisst ihr, wovon ich spreche, vielleicht seid ihr aber auch Teil meiner Elterngeneration und lest dieses Buch, um uns etwas besser zu verstehen, weil ihr euch fragt, was denn um Himmels willen mit dieser jungen Generation los ist?
Die Antwort lautet: Wir wissen es selbst nicht. Andauernd hören wir, wie es früher war: Unsere Boomer-Eltern standen damals bereits mitten im Berufsleben, hatten geheiratet und Kinder bekommen, ein Haus gebaut und hatten klare Visionen und Perspektiven für die Zukunft.
Ich traue mich zu sagen, dass die meisten von uns diese nicht haben. Natürlich gibt es Ausnahmen – die gibt es immer. Aber der Großteil meiner Generation weiß nicht, was er will. Was sollen wir denn heutzutage auch wollen? Zwischen Kriegen, Pandemien, Naturkatastrophen, Inflation und Gasengpässen?
Es ist nicht mehr festgeschrieben, was wir wie haben wollen sollten. Es gibt keine Anleitung, kein Rezept mit Packungsbeilage. Klar, das gab es früher auch nicht, aber es gab ein konservatives System mit bestimmten Werten und Anforderungen, denen es zu entsprechen galt. Wie gut, dass diese immer weiter hinterfragt und aufgebrochen wurden – dennoch machen es uns neue Ideen und Möglichkeiten nicht unbedingt leichter, den richtigen Weg für uns zu finden.
Heute ist es wichtig, alles anders zu machen – egal wie, Hauptsache anders sein. Ja kein Teil der Masse sein, wir sind Individualisten, wir schwimmen gegen den Strom! Und wenn einer ein konformes Leben führt, ist er schlicht und einfach ein Langweiler. Wir müssen doch das Abenteuer wollen, um die halbe Welt gereist sein, uns sexuell ausgelebt haben, Veganismus und Surfen ausprobiert haben, fünf verschiedene Sprachen sprechen, uns einen VW-Bus umgebaut haben und acht Wochen in einem Schweige-Meditationskloster in Tibet verbracht haben, um nur ansatzweise interessant zu wirken.
Ich wiederhole, natürlich gibt es auch das andere Extrem. Konservatismus erlebt momentan ein Comeback, nicht nur in der Politik. Immer mehr Menschen in meinem Umkreis und auf Instagram heiraten jung und bekommen ein Kind nach dem anderen – noch ein Indiz dafür, dass ich wirklich langsam alt werde. Aber sehnen wir uns nicht alle tief in uns drin nach einer gewissen Sicherheit, nach einem loyalen Partner oder der liebevollen Lebensgefährtin, nach Geborgenheit und Stabilität? Steigt das Verlangen nach Alltag und Normalität in solch unsicheren Zeiten oder möchten wir – getrieben von unserer FOMO – jetzt erst recht hinaus in die weite Welt, um etwas zu erleben, bevor wir es vielleicht nicht mehr können?
Ihr fragt euch nun vielleicht: Wieso denkt dieses junge Ding, das in jeder Hinsicht privilegiert ist, dass es in einer Krise stecke? Wieso schätzt es nicht das, was es hat, sondern möchte immer mehr oder alles anders?
Diese innere Unzufriedenheit ist das Konvolut aus multiplen Erscheinungen unserer modernen Welt und gleichzeitig ein Produkt unserer Gedanken. Menschen sind generell viel zu verkopft und wollen zu viel. Wir können die Schönheit eines Moments nicht mehr richtig wahrnehmen, weil wir gedanklich schienbeintief entweder im Schlamm der Vergangenheit feststecken oder schon Stunden oder Wochen im Voraus von der idealen Zukunft träumen. Wir spielen im Kopf in Sekundenschnelle hundert mögliche Horrorszenarien durch, die in der Form dann meist ohnehin nicht zur Realität werden. Sich im Vorhinein über etwas Sorgen zu machen, ist komplett unsinnig. Sollte die gefürchtete Situation irgendwann eintreten, müssen wir uns ihr dann ohnehin stellen. Machen wir uns schon davor verrückt, vergeuden wir unsere Energie im Heute für ein mögliches Zukunftsszenario und müssen uns am Ende des Tages doppelt damit beschäftigen. Tritt es nie ein, haben wir uns umsonst den Kopf zerbrochen und wertvolle Zeit verschwendet.
Wir sind abgelenkt – das ist heute leichter denn je. Unsere Reize sind überflutet, unser Kopf bis an den Rand befüllt und überfordert vom Multitasking zwischen Fernseher, Smartphone und der Mail, die noch schnell vor dem Abendessen abgeschickt werden muss. Und wäre da nicht immer dieser kleine Kritik-Gnom auf unserer Schulter, der 24/7 herumnörgelt und uns nicht einschlafen lässt. Es ist eine der größten Aufgaben im Leben, diese innere Stimme, die Tag und Nacht unaufhörlich plappert, in den Griff zu bekommen, die Herrin oder der Herr unserer Gedanken zu werden und zu lernen, diese zu kontrollieren, bevor sie uns kontrollieren. Wir müssen unsere Gedanken wie ein Dompteur bändigen und über die Jahre hinweg von der Raubkatze zum Schmusekätzchen umerziehen. Diese innere Stimme lenkt uns ab von dem, was eigentlich wichtig und wahr ist – sie hindert uns, Dinge so wahrzunehmen, wie sie sind. Denn unser Gehirn beurteilt ungefragt und ununterbrochen. Wir haben es verlernt, Dinge ohne einen Filter im Moment zu betrachten, ohne uns sofort eine Meinung zu bilden, ohne unterbewusst oder bewusst zu kritisieren und zu bewerten.
Es ist zwar eine Floskel, aber es stimmt: Unser Denken bestimmt unser Leben. Menschen, die es schaffen, optimistisch zu bleiben, werden auf Dauer positivere Reaktionen ernten als Menschen, die immer vom Schlechtesten ausgehen. Das ist Energie. Diese geht nicht verloren, sie bleibt stets erhalten, wird umgewandelt und findet irgendwann auf unerklärbare Weise zu uns zurück.
Wir haben es nicht leicht. Wir Millennials, also alle, die zwischen 1980 und 2000 geboren wurden. Die Generation X … oder doch Y? Wie auch immer – wer soll sich...
| Erscheint lt. Verlag | 27.1.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
| ISBN-10 | 3-99060-474-0 / 3990604740 |
| ISBN-13 | 978-3-99060-474-8 / 9783990604748 |
| Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR) | |
| Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 375 KB
Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich