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Die Republik Moldau -  Karl Weinhuber,  Patricia D?moc,  Guido Schratzer

Die Republik Moldau (eBook)

Geschichte und Politik - Der lange Weg nach Europa
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
196 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-4884-2 (ISBN)
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6,99 inkl. MwSt
(CHF 6,80)
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Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 ist die Republik Moldau in das Interesse der internationalen Öffentlichkeit gerückt. Zwischen Russland und der EU ringt das Land, auch bekannt als Moldawien oder ehemals Bessarabien, um seinen Weg in Richtung Europa und eine demokratische Zukunft. Mit einer strategischen Lage an den Grenzen zur Ukraine und Rumänien sowie einer Bevölkerung von etwa 2,5 Millionen Menschen steht Moldau vor großen Herausforderungen. Die ungelösten Konflikte in den Regionen Transnistrien und Gagausien und die ständige Bedrohung durch Russland prägen das Land auf seinem Weg von einer ehemaligen Sowjetrepublik hin zu einer modernen Demokratie nach europäischen Standards. Dieses Buch bietet einen tiefgehenden Einblick in die Geschichte und das aktuelle politische System der Republik Moldau. Es beleuchtet die ethnischen Spannungen, die deutsche Vergangenheit und die ehrgeizigen europäischen Bestrebungen des Landes. Fundierte Analysen und Perspektiven zur zukünftigen Entwicklung Moldaus machen es zu einer unverzichtbaren Lektüre für politisch interessierte Leser, Historiker und Entscheidungsträger, die die Bedeutung dieser Region verstehen möchten. "Die Republik Moldau - Geschichte, Politik" füllt eine Lücke in der deutschsprachigen Literatur, indem es eine Region Europas in den Fokus rückt, die immer stärker ins Rampenlicht der Weltpolitik gerät.

Dr. Karl Weinhuber ist promovierter Philosoph mit umfassender Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit. Im Rahmen seiner Tätigkeit arbeitete er für Organisationen wie die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Dienste in Übersee, den Senior Expert Service sowie das Centrum für Internationale Migration und Entwicklung (CIM). Besonders prägend waren seine Einsätze in der Republik Moldau, wo er 2008 sowie erneut von 2019 bis 2020 tätig war. Als Autor mehrerer Fachbücher und Verfasser zahlreicher geschichtsphilosophischer Forschungsarbeiten bringt Dr. Weinhuber eine tiefgehende Expertise in das Werk ein.

2. Die Historischen Wurzeln der Republik Moldau


Stefan Ihrig schreibt in seinem Buch »Wer sind die Moldawier?«:

»Moldova-geschichtslos oder zu viele Geschichten? Im Jahr 2002 bemerkte der damalige Premierminister Moldovas Vasile Tarlev, dass die Mehrheit der unabhängigen Staaten ihre eigene Geschichte habe, nur Moldova nicht. Moldova-ein Land ohne Geschichte? Eine unwahrscheinliche Behauptung, doch soll sie, seiner Absicht nach, ausdrücken, dass »man« sich noch geeinigt habe, welche Geschichte die Geschichte denn die der Republik Moldova sein solle.3

Der Umgang mit der Geschichte ist auch immer im Zusammenhang mit dem kollektiven Gedächtnis der Bevölkerung des Landes in Vergangenheit und Gegenwart zu betrachten. Als die Republik Moldau 1991 in den heutigen Grenzen unabhängig wurde, War es mit einem nicht unerheblichen Identitätsproblem belastet. Das Gebiet besaß in der Zeit, in denen Nationen erwachten, gegründet und gebaut wurden, im 19 Jahrhundert, keine eigenen Strukturen, keine starke nationalisierte Intelligenzija und auch keine eigene bedeutende nationalistische oder nationalisierende Bewegung.

Die Wlachen (später Walachen) waren Wanderhirten die aus den Karpaten Ende des 12 Jahrhundert in die Ebene zogen und sich zwischen Donau und dem Dnjestrs niederließen. Die Wlachen fanden dort ein Gebiet das von den Slawen wegen der Angriffe der aus Südrussland kommenden altaischen Nomaden aufgegeben wurde. Daraus wurden später die rumänischen Fürstentümer Moldau und Walachai gebildet.4

2.1 Moldawien als Teil des Osmanischen Reiches und Russlands


Das Fürstentum Moldau erreichte seine größte Ausdehnung Mitte des 15. Jahrhunderts unter Fürst Ștefan cel -Mare (1457-1505), dessen Erbe bis heute im kollektiven Gedächtnis der Moldauerinnen und Moldauer verankert ist. Damals erstreckte sich das Fürstentum bis zum Schwarzen Meer und war eine bedeutende Handelsdrehscheibe zwischen Ostmitteleuropa und dem pontisch-kaspischen Raum. Diese Position verlor es 1538, als es nach der osmanischen Invasion den Südosten an das Osmanische Reich abtreten musste und zu einem osmanischen Vasallenstaat wurde. Obwohl die innere Autonomie formal erhalten blieb, forderten die Osmanen Tribut und hatten starken politischen Einfluss, einschließlich der Bestätigung oder Einsetzung der Thronfolger durch Konstantinopel. Oftmals wurden griechische Herrscher eingesetzt, was zu einer ethnischen Durchmischung der Elite führte und das Griechische zur Verwaltungssprache machte.

Ab dem späten 17. Jahrhundert zeigte sich die Schwäche des Osmanischen Reiches, und das Fürstentum Moldau wurde wiederholt von österreichischen und russischen Truppen besetzt. Trotz der osmanischen Oberherrschaft nahm der Einfluss Russlands und anderer europäischer Staaten zu. Der Frieden von Küçük Kaynarca 1774 gewährte Russland innenpolitisches Mitspracherecht in Moldau und der Walachei, obwohl die osmanische Oberhoheit formell anerkannt blieb. 1775 trat Österreich die Bukowina ab, und 1812 verlor Moldau das Gebiet östlich des Prut und der Donau an das Russische Reich, das es Bessarabien nannte. Schließlich wurde das verbliebene Territorium Moldaus 1859 mit der Walachei vereint und 1862 in Rumänien umbenannt.

2.2 Die Bessarabische Frage bis 1918


Bereits nach dem Friedensvertrag von Jassy 1792 erreichte die russische Grenze den Dnjestr. Ein Geheimabkommen zwischen Russland und der Habsburger Monarchie 1794 wurde die Aufteilung beschlossen. Die rumänischen Fürstentümer Walachei und Moldau sollten den Türken genommen werden und Russland zugeteilt werden.5 Beide Fürstentümer waren Opfer und Vassallen des osmanischen Reiches, Russlands und der Habsburger Monarchie. Der Begriff «Bessarabien« so wie wir ihn kennen war erst nach dem Bukarester Frieden vom 28.Mai 1812 verwendet worden. Das Gebiet zwischen den Flüssen Dnjester und Pruth, dass früher zum rumänischen Fürstentum Moldau gehörte wurde nun so benannt. Der Name kommt von der walachischen Fürstenfamilie Basarab. Das Gebiet zwischen Dnjestr, Pruth, Donau und dem Schwarzen Meer wurde dem russischen Zar 1812 zugesprochen. Cusco und Sarov schreiben im »Handbuch der Republik Moldau« folgendes:

»Bessarabien war eine multiethnische Peripherie des Russischen Reichs. Die Prozesse, die im 19.jahrhundert schließlich zu einer spürbaren Veränderung der ethnischen Bevölkerungsstruktur führten, waren nicht nur durch die systematische Kolonisierung durch den russischen Staat (insbesondere im Süden von Bessarabien), sondern auch durch spontane Einwanderungswellen bedingt.«6

Der Frieden von Bukarest 1812 war ein Wendepunkt in der Geschichte der Region, insbesondere für Moldau und Bessarabien. Er ermöglichte es Russland, seinen Einfluss weiter nach Westen auszudehnen, schwächte das Osmanische Reich und führte zu langfristigen territorialen und politischen Veränderungen, die bis ins 20. Jahrhundert hinein Wirkung zeigten. Die Abtretung Bessarabiens von den Moldaufürsten, zu den es über 400 Jahre gehörte, an Russland (Neu-Russland) hatte weitreichende Konsequenzen für die Region, insbesondere in Bezug auf die nationale Identität und die geopolitische Lage bis heute.

Friede von Bukarest, 1812 7

2.3 Unabhängigkeit und politischer Wandel in Bessarabien 1917-1918


Politische Selbstständigkeit wurde kurz nach dem Zerfall des Russischen Reiches erreicht. Im Revolutionsjahr 1917 erlangte Bessarabien kurzzeitig politische Selbstständigkeit. Im April gründeten rumänische Intellektuelle die Nationale Moldauische Partei (Partidul Naţional Moldovenesc), die sich für die Vereinigung aller Rumänen einsetzte und eine Schlüsselrolle in der politischen Zukunft Bessarabiens spielte. Auf Druck der Nationalen Moldauischen Partei wurde ein Landesrat (Sfatul Țării) gebildet, der von Rumänen dominiert war (70 % Rumänen, 30 % Nichtrumänen). Bei der ersten Sitzung am 4. Dezember 1917 traten Spannungen zwischen den ethnischen Gruppen zutage.

Am 15. Dezember 1917 proklamierte der Landesrat die Autonomie Bessarabiens als Moldauische Demokratische Republik innerhalb der Russischen Sowjetrepublik. Es wurden eine Regierung ernannt, allgemeines Wahlrecht und Minderheitenrechte versprochen sowie eine Landreform angekündigt, die die Kolonisierung Bessarabiens untersagte.

Mit der Auflösung der Ostfront strömten russische Truppen nach Bessarabien und verursachten nahezu anarchische Zustände. Der Landesrat, der um seine Macht fürchtete, beriet am 4. Januar 1918 über die Bitte um rumänische Militärhilfe. Am 20. Januar 1918 beschlossen einige Mitglieder unter konspirativen Bedingungen, rumänische Einheiten anzufordern. Tatsächlich hatte die rumänische Regierung bereits am 12. Januar 1918 die Intervention in Bessarabien vorbereitet, und am 20. Januar marschierten rumänische Truppen ein.

Am 6. Februar 1918 erklärte der Landesrat die Unabhängigkeit Bessarabiens von Russland. In einem geheimen Zusatzprotokoll des Friedensvertrags von Buftea (Rumänien) sicherten die Mittelmächte Rumänien freie Hand in Bessarabien zu. Am 9. April 1918 stimmte der Landesrat unter dem Druck hochrangiger rumänischer Regierungsvertreter der bedingten Angliederung an Rumänien zu. Am 10. Dezember 1918 folgte schließlich die bedingungslose Annexion Bessarabiens durch Rumänien.

Der östlich des Dnjestr gelegene schmale Landstreifen, bekannt als »Transnistrien«, hat historisch nie zu rumänischem Gebiet gehört. Im Gegensatz zu Bessarabien und der Bukowina war Transnistrien nie Teil eines rumänischen Staates, und anders als in Bessarabien stellten die Rumänen dort nie die Bevölkerungsmehrheit.

2.4 Bessarabien von 1918-1940 als Teil »Großrumäniens«


Die Zwischenkriegszeit sehen die Rumänisten als »goldenes Zeitalter« und als Zeit »der Vereinigung aller Rumänen«. Dagegen betrachten die Moldovenisten diesen Zeitabschnitt als »die rumänische Besatzung«8

Nach dem Ersten Weltkrieg konnte Rumänien sein Territorium und seine Bevölkerung nahezu verdoppeln, indem es die von Rumänen bewohnten Gebiete Ostungarns, die österreichische Bukowina und das vormals zum Zarenreich gehörende Bessarabien annektierte. Die neue Ostgrenze Rumäniens, die sich nun bis zum Djnestr erstreckte und von der internationalen Gemeinschaft nur teilweise anerkannt wurde, sollte unter anderem als Abgrenzungszone gegen Russland dienen.

»Die Bevölkerung Bessarabiens erhoffte sich Vorteile vom Anschluss an Rumänien und den in der Verfassung von 1923 verankerten Grundrechten. Eine Agrarreform brachte jedoch weniger Land als erwartet, und die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich zunehmend. In den 1920er Jahren wanderten mehr als 10.000 Menschen, vor allem Bauern und Bulgaren, nach Brasilien aus. Politische und administrative Unzufriedenheit wuchs, insbesondere durch den starken Zentralismus und die Vernachlässigung der peripheren Region. Die Industrialisierung kam kaum voran, und...

Erscheint lt. Verlag 14.4.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
ISBN-10 3-7693-4884-2 / 3769348842
ISBN-13 978-3-7693-4884-2 / 9783769348842
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