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Goldene Jahre -  Manfred Otzelberger

Goldene Jahre (eBook)

25 Prominente über die neue Lust am Altern
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
256 Seiten
Verlag Herder GmbH
978-3-451-83937-5 (ISBN)
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Sie sind alt - und voller Tatendrang und Neugier: Dieses Buch versammelt Menschen, die zeigen, dass Ruhestand kein Stillstand sein muss. Die das Alter nicht als Bremse sehen, sondern als Freiraum für neue Erfahrungen, Projekte und Ideen. In 25 lebendigen Interviews erzählen inspirierende Persönlichkeiten von einem selbstbestimmten, sinnerfüllten Leben rund um die 80 - oft mit mehr Elan als so mancher Mittdreißiger. Es geht um Leidenschaft statt Langeweile, um Well-Aging statt Anti-Aging - und darum, wie erfüllend das späte Leben wirklich sein kann. Die Gespräche mit Elke Heidenreich, Marie-Luise Marjan, Reinhold Messner, Peter Kraus, Rainer Callmund, Alice Schwarzer u.?v.?m. machen Mut, sprühen vor Lebenslust - und verändern den Blick aufs Alter grundlegend.

Manfred Otzelberger ist seit 2007 Reporter bei der BUNTEN und führt dort mit Stars aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness große Interviews. Das Private ist für ihn politisch. Er versucht, auf unterhaltsame Weise den ganzen Menschen zu zeigen, nicht nur in seiner Funktion. Das Thema 'Gutes Altern' interessierte ihn umso mehr, als er 2025 mit 66 selbst das Rentenalter erreichte. Und natürlich weiterarbeitet. Der mehrfach preisgekrönte Autor verfasste Bücher über Liebe, Tod und Resilienz, aber auch Biografien über Gabriele Pauli, Martin Schulz und Annegret Kramp-Karrenbauer. Er lebt in München.

Manfred Otzelberger ist seit 2007 Reporter bei der BUNTEN und führt dort mit Stars aus Politik, Wirtschaft und Showbusiness große Interviews. Das Private ist für ihn politisch. Er versucht, auf unterhaltsame Weise den ganzen Menschen zu zeigen, nicht nur in seiner Funktion. Das Thema "Gutes Altern" interessierte ihn umso mehr, als er 2025 mit 66 selbst das Rentenalter erreichte. Und natürlich weiterarbeitet. Der mehrfach preisgekrönte Autor verfasste Bücher über Liebe, Tod und Resilienz, aber auch Biografien über Gabriele Pauli, Martin Schulz und Annegret Kramp-Karrenbauer. Er lebt in München.

Sie sind die letzte »Rock ’n’ Rollerin der Literatur« (Hubertus Meyer-­Burckhardt) und haben Millionen von Fans. Welcher blieb Ihnen besonders in Erinnerung?

Ich hatte das schöne Erlebnis, am Bahnhof in Frankfurt einen schick gekleideten Mann mit Einstecktuch zu treffen, der mich umarmen wollte. Er war 75, mein Buch hat ihm neuen Lebensmut nach dem Tod seiner Frau gegeben, den er erst nicht verkraftet hatte. Ich hätte ihm die Augen geöffnet, dass noch so viel gutes Leben vor ihm liegt, meinte er. Er zieht sich jetzt wieder fein an, hat das Ehebett halbiert, geht wieder ins Kino und ins Café, nimmt am Leben teil, trinkt jeden Samstag ein Glas Champagner. Solche Begegnungen sind die Sternstunden einer Autorin. Dass ich oft auf der Straße angesprochen werde mit den Worten »Frau Heidenreich, was soll ich lesen?«, daran habe ich mich gewöhnt. Ich antworte gern. Über Literatur muss man so reden, dass es alle verstehen.

Befinden Sie sich gerade in der glücklichsten Phase Ihres Lebens?

Eine der glücklichsten ganz sicher. Das Alter schimmert golden bei mir, weil ich es auch feiere. Es gibt diesen Schlager von Willy Schneider: »Man müsste noch mal 20 sein.« Bloß nicht! Im Alter bin ich viel weniger verzweifelt, als ich es in der Jugend war. Alles über 60 ist ein Geschenk, alles unter 30 eine Quälerei. Zwischen 60 und 90 ist eine unglaublich wichtige Zeit, die wir mit Sinn und Freude füllen können. Auf jeden Fall bin ich mit 82 Jahren deutlich glücklicher, als ich es mit 20 war. Ich war da viel dümmer, unsicherer, von falschen Männern umgeben. Da läuft man doch noch etwas orientierungslos durch die Gegend, leidet an Liebeskummer, lebt in Miniwohnungen, hat Nebenjobs wie Putzen oder Briefe austragen, um über die Runden zu kommen. Die wichtigste Lebensfrage »Was will ich eigentlich?«, war noch unbeantwortet. Ich musste damals sogar heiraten, um mit meinem Freund Gert Heidenreich, von dem ich den Namen habe, zusammenleben zu können, es gab ja noch den Kuppeleiparagrafen, der liberale Vermieter bedrohte. Was für eine dumme Moral und Prüderie! So war das zumindest bei mir. Heute bin ich dankbar für das, was ich mir erschrieben habe. Ich lebe in Köln in einem schönen alten Haus mit einem Garten und prächtigen Bäumen, habe einen Hund, viele Freunde und einen Lebensgefährten. Mein Freund ist Musiker, und wir haben viele Anfragen für gemeinsame Auftritte. Lesungen mit Musik. 2026 bin ich schon ziemlich ausgebucht. Viel länger plane ich nicht. Solange ich noch kann, mache ich das.

Sind es goldene Jahre für Sie?

Das klingt ein bisschen kitschig und frohlockend, das ganze Leben gehört ja zusammen. Die Wahrheit ist: Es gibt goldene Zeiten und düstere: Trennungen, Wechseljahre, Fehlentscheidungen, Krankheiten. Man kann das Leben so oder so sehen: gelungen oder in den Sand gesetzt. Beides gehört zusammen, das Auf und das Ab. Der Dichter Jean Paul sagte: Im Augenblick unserer Geburt wird ein Pfeil abgeschossen, er fliegt, solange wir leben. Wenn er uns trifft, sind wir tot. Sein Surren höre ich schon. Manchmal. Und dann wieder scheint mir, als flöge mein Schicksalspfeil noch weit in der Ferne.

Es ist also eine Frage der Einstellung. Besteht das Leben aus 90 Prozent Interpretation und zehn Prozent Fakten?

Gut geschätzt. In meinem Alter steht man auf einer Anhöhe des Lebens und übersieht es. Es gibt kein ständiges reines Glück, wo man jauchzend über Tische und Bänke springt. Ich erfreue mich an Gelassenheit, Zufriedenheit und Abgeklärtheit, die sich bei mir eingestellt haben.

Ihr gefühltes Alter?

Meistens fühle ich mich wie 60. Manchmal aber auch wie 108. Mein Beruf hält mich wach und kregel. Meine Zukunft ist wahrscheinlich nur noch kurz, aber die Gegenwart leuchtet. Ich will auch nicht jünger wirken, als ich bin. Ich will gar nicht wirken. Ich will nur ich sein.

Sie sind aber keine nette Alte, darauf legen Sie Wert. Streitbar waren Sie immer.

Mit meinen Freunden bin ich schon nett, aber ich kann spöttisch und störrisch sein. Ich lasse mir auch nicht einreden, dass meine Generation an allem schuld ist, an der Klimakrise, an Überschwemmungen und Dürren, an Kriegen. Wir haben viel Gutes geschafft: von Amnesty bis zu Greenpeace, Ärzte ohne Grenzen, die Gründung der Grünen, der Feminismus, die Aufwertung der Frau. Leider ist jetzt wieder das Zeitalter der machtgeilen Männer angebrochen: von Trump bis Erdoğan, von Putin bis Netanjahu. Diese Kerle zerstören die Welt.

Leben wir trotzdem noch in der besten aller bisherigen Welten?

Ich finde, ja. In Deutschland sind wir noch auf der Insel der Seligen. Niemand muss hungern, wir haben eine reiche Kulturlandschaft und noch immer eine starke Wirtschaft. Wir haben Frieden, Meinungsfreiheit, Demokratie. Die Welt könnte schöner sein. Aber schon mein Freund Heiner Geißler, mit dem ich noch vierhändig Schubert am Klavier gespielt habe, hat gesagt: Die größten Bedrohungen sind der Kampf um Wasser und der Islam, der sich mit Brutalität ausbreitet. Israel will die Hamas ausrotten und sorgt doch nur dafür, dass der Hass auf Juden die nächsten zehn Generationen weitergegeben wird. Die Weltlage belastet mich sehr. Ich hatte eine Zeit lang in den Neunzigerjahren das Gefühl, ich lebte im irdischen Paradies, und jetzt zerbricht alles vor meinen Augen. Ich bin froh, dass ich mir das voraussichtlich nicht mehr länger als zehn Jahre angucken muss. Ich fasse es nicht, was wir einander antun.

Moment, bei Ihnen muss es doch heißen: Totgesagte leben länger. Als Ihnen mit 23 der linke Lungenflügel entfernt wurde, hat der Arzt Ihnen gerade noch fünf Jahre gegeben.

Ja, und die Ironie ist: Ich lebe! Und der Arzt ist tot. Ich hätte ihm gerne noch mal eine gescheuert. Ich bin heute noch entsetzt über seine empathielose Botschaft, die er mir ohne jede Sensibilität serviert hat. Machen Sie schon mal Ihr Testament, meinte er. Das hat mich so wütend gemacht. Ich dachte mir: Freundchen, jetzt erst recht! Und ich bin mir ganz sicher, dass die Operation unnötig war. Wenn ich ein Mädchen aus reichem Haus gewesen wäre, hätte man mich in ein Sanatorium wie auf Thomas Manns Zauberberg geschickt. Ich hatte verstopfte Bronchien, das war es. Aber immerhin konnte ich viel liegen und lesen, dadurch habe ich mich nie in die Krankheit reinfallen lassen, sondern mich herausgelesen. Nach der OP habe ich sogar wieder geraucht. Mit dem Gefühl: Ganz egal, ich sterbe sowieso. Heute komme ich nicht mehr jeden Berg hoch, aber leide ich darunter? Nein. Kürzlich war ich im Engadin, mit meinem Hund habe ich Stöckchen am See geworfen, das Hotel war ganz oben am Berg, ich hätte es nicht mehr raufgeschafft. Na und? Ich bin getrampt, sofort hat mich jemand mitgenommen. Das bestätigt mich in meiner Überzeugung: Die Menschen sind grundsätzlich gut. Und lieben es, anderen einen Gefallen zu tun. Weil das einem selbst gute Gefühle gibt. Wer anderen hilft, hilft sich selbst. Ich will ermutigen: einfach Augen aufmachen. Rangehen. Zupacken.

Hatten Sie nie Selbstmitleid?

Hielt sich in Grenzen. Der Dichter Frank McCourt hat einmal gesagt, es gebe nichts Besseres für einen Künstler als eine unglückliche Kindheit. Die überbehüteten Kinder von heute, die reiten und zur Schule gefahren werden, halten nicht so viel aus, sie können keine Tiefe entwickeln, keine Widerstandsfähigkeit. Ich habe erst aus Büchern gelernt, dass es nicht normal ist, sich anschreien zu lassen. Lesende Kinder sind erst mal pflegeleicht. Sie sitzen still in der Ecke, aber sie werden später gefährlich: weil in guten Büchern die Rebellion angelegt ist.

Kann das Alter schön sein? Sie haben Ihr Buch Ihrer Freundin Elisabeth von Borries gewidmet.

Ja, kurz vor ihrem Tod konnte ich ihr das Buch noch in die Hand geben, sie starb mit 105 Jahren. Ich durfte sie in den Fünfzigerjahren als Schülerin besuchen, sie war die Mutter einer Klassenkameradin, und sie hat mich wie ihr Kind aufgenommen. Bei ihr war ich geborgen und aufgehoben und spürte die Herzlichkeit, die ich in meiner Geburtsfamilie und auch bei dem kinderlosen Pfarrerehepaar, bei dem ich dann ab 15 aufwuchs, vermisste. Ich musste das Pfarrerpaar immer siezen, es gab keine Umarmung. Obwohl sie mich, dafür bin ich sehr dankbar, mit Bildung und Büchern bekannt machten. Wichtige und interessante Menschen kamen zu uns nach Hause und am Tisch wurde über Adorno und Habermas geredet. Aber bei Elisabeth wurde ich einfach lieb gehabt. Da ging es um Herzensbildung. »Wo so viele Leute in unserem Haus sind, ist für Elke auch noch Platz«, meinte sie ganz schlicht. Als Elisabeth ihren 100. Geburtstag feierte, rief sie: »Wo ist denn mein viertes Kind?« Damit war ich gemeint. Das war ihre zutiefst menschliche Botschaft. Ich war beglückt.

Hat sie Ihnen die Angst vor einem langen Leben genommen?

Ich habe die sowieso nicht. Der Blick dieser Frau zeigte Güte und Freundlichkeit, das Allerwichtigste im Leben. Wichtiger als Reichtum und Ruhm. Auf dem Sterbebett hat sie mich noch mal an sich gedrückt und mir ganz friedlich und furchtlos gesagt: »Ich geh gerne jetzt!« Das hat mich beruhigt. Ich habe auch gute Freunde, die mich in den Tod begleiten würden. Und die wichtigste ist meine Freundin Leonie, die so viel für mich erledigt. Aber ich glaube, ich wünsche mir eher einen schlichten Tod im Bett, einfach aufhören zu atmen. Und möglichst allein. Danach bitte keine Todesanzeigen und großen Trauerfeiern. Ich habe auch schon...

Erscheint lt. Verlag 13.10.2025
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Alter • Altern • Älter werden • Anti-Aging • Dankbarkeit • Endlichkeit • Erinnerungen • Geschenk Oma • Geschenk Opa • Gesprächsband • Glück • Inspiration • Interviewbuch • Interviews • Jugendwahn • Jung bleiben • Jung im Kopf • Langes Leben • Lebenserfahrung • Lebensgeschichten • Lebensglück • Lebenskunst • Lebensqualität • Lebenssinn • Lebensweisheit • Longvity • Menschen über 80 • Optimismus • Persönlichkeiten • Philosophie des Älterwerdens • Porträt • Prominente • Psychologie des Alterns • Psychologie des Älterwerdens • Reflexion • Senioren • Sinnfragen • Ü80 • Was im Leben wichtig ist • Weisheit • Well-Aging • Werte • Zufriedenheit im Alter
ISBN-10 3-451-83937-7 / 3451839377
ISBN-13 978-3-451-83937-5 / 9783451839375
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