Kommunale Gesundheitsförderung (eBook)
133 Seiten
epubli (Verlag)
978-3-8197-7583-3 (ISBN)
Lennard Falkenhayn ist Sozialwissenschaftler und Experte für kommunale Entwicklung mit Schwerpunkt auf bürgerschaftlichem Engagement und partizipativer Stadtgestaltung. Er arbeitet seit über zehn Jahren als Berater für Kommunen und zivilgesellschaftliche Organisationen und unterstützt diese bei der Entwicklung nachhaltiger Engagementstrategien. Mit seiner praxisorientierten und zugleich wissenschaftlich fundierten Herangehensweise möchte er dazu beitragen, dass bürgerschaftliches Engagement als Motor für lebendige, soziale und zukunftsfähige Gemeinden noch stärker wahrgenommen und gefördert wird. Lennard Falkenhayn lebt mit seiner Familie in einer mittleren Großstadt und engagiert sich selbst in verschiedenen lokalen Initiativen.
Lennard Falkenhayn ist Sozialwissenschaftler und Experte für kommunale Entwicklung mit Schwerpunkt auf bürgerschaftlichem Engagement und partizipativer Stadtgestaltung. Er arbeitet seit über zehn Jahren als Berater für Kommunen und zivilgesellschaftliche Organisationen und unterstützt diese bei der Entwicklung nachhaltiger Engagementstrategien. Mit seiner praxisorientierten und zugleich wissenschaftlich fundierten Herangehensweise möchte er dazu beitragen, dass bürgerschaftliches Engagement als Motor für lebendige, soziale und zukunftsfähige Gemeinden noch stärker wahrgenommen und gefördert wird. Lennard Falkenhayn lebt mit seiner Familie in einer mittleren Großstadt und engagiert sich selbst in verschiedenen lokalen Initiativen.
Kapitel 1: Grundlagen der kommunalen Gesundheitsförderung Gesundheit ist ein grundlegender Faktor gesellschaftlicher Entwicklung. Sie beeinflusst Bildungschancen, Erwerbsfähigkeit, soziale Teilhabe und Lebensqualität – und wird gleichzeitig durch politische, soziale, ökologische und wirtschaftliche Bedingungen geprägt. Insbesondere die lokale Ebene – die Kommune – spielt dabei eine entscheidende Rolle. Hier wirken vielfältige Einflussfaktoren zusammen, die Gesundheit begünstigen oder beeinträchtigen können: Wohnverhältnisse, Mobilitätsangebote, Bildungsinfrastruktur, soziale Netzwerke, Umweltbedingungen und vieles mehr.
Die kommunale Gesundheitsförderung setzt genau an diesen Bedingungen an. Sie zielt darauf ab, die gesundheitlichen Chancen aller Bevölkerungsgruppen zu verbessern, strukturelle Ungleichheiten abzubauen und gesundheitsförderliche Lebenswelten aktiv zu gestalten. Dabei steht nicht das individuelle Verhalten im Vordergrund, sondern die Veränderung von Verhältnissen und Rahmenbedingungen, die Gesundheit ermöglichen und erhalten. Gesundheitsförderung wird damit zu einer politischen, gesellschaftlichen und planerischen Aufgabe.
In diesem Kapitel werden die grundlegenden Konzepte, historischen Entwicklungen und fachlichen Einordnungen der kommunalen Gesundheitsförderung vorgestellt. Dabei geht es sowohl um definitorische Klärungen als auch um die Frage, warum Gesundheitsförderung für Kommunen von zentraler Bedeutung ist, wie sie als Querschnittsaufgabe verstanden werden kann und worin sie sich von individueller Gesundheitsförderung unterscheidet.
1. Definition und Zielsetzung
Kommunale Gesundheitsförderung bezeichnet sämtliche strukturbezogenen Maßnahmen, Strategien und Prozesse, die in Städten, Gemeinden oder Landkreisen darauf abzielen, die gesundheitliche Situation der Bevölkerung zu verbessern. Im Gegensatz zur kurativen Medizin, die auf die Behandlung von Krankheit fokussiert, verfolgt die Gesundheitsförderung das Ziel, Gesundheit zu erhalten und zu stärken – insbesondere durch die Gestaltung gesundheitsförderlicher Lebensverhältnisse.
Zentrale Grundlage ist die Ottawa-Charta der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 1986, die Gesundheitsförderung als einen Prozess definiert, „allen Menschen ein höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre Gesundheit zu ermöglichen und sie damit zur Stärkung ihrer Gesundheit zu befähigen“. Dieser Ansatz legt den Fokus auf Ressourcen, Lebenskompetenzen und soziale Bedingungen statt ausschließlich auf Risikofaktoren oder Krankheitserreger. Kommunale Gesundheitsförderung adaptiert dieses Konzept auf die Ebene der Städte und Gemeinden und nutzt dabei ihre Gestaltungsmacht im lokalen Raum.
Ziele kommunaler Gesundheitsförderung sind unter anderem:
• die Förderung gesundheitlicher Chancengleichheit,
• die Verbesserung gesundheitsbezogener Lebensqualität,
• die Schaffung gesundheitsförderlicher Lebenswelten (Settings),
• die Prävention nichtübertragbarer Krankheiten,
• die Stärkung von Selbsthilfe und Gesundheitskompetenz,
• die Unterstützung von Partizipation und Empowerment.
Wesentlich ist dabei der sogenannte Setting-Ansatz. Er geht davon aus, dass Gesundheit dort entsteht, wo Menschen leben und handeln – in Kitas, Schulen, Betrieben, Quartieren, Vereinen oder Verwaltungseinrichtungen. Ziel ist es, diese Lebenswelten so zu gestalten, dass gesundheitsfördernde Strukturen zur Normalität werden.
Die kommunale Ebene ist dabei besonders geeignet, weil sie die Lebensverhältnisse direkt beeinflussen kann: von der Stadtplanung über die soziale Infrastruktur bis zur kommunalen Politik. Gleichzeitig kann sie lokale Netzwerke aktivieren, ressortübergreifende Strategien entwickeln und partizipative Verfahren etablieren – wichtige Voraussetzungen für eine wirksame Gesundheitsförderung.
2. Historische Entwicklung
Die kommunale Gesundheitsförderung ist kein neues Phänomen, doch ihre heutige Ausprägung ist Ergebnis eines längeren gesellschaftlichen und politischen Wandels. Bereits im 19. Jahrhundert wurde in vielen Städten damit begonnen, gesundheitsschädliche Umweltbedingungen zu bekämpfen – etwa durch Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung, Wohnraumsanierung oder Hygienekampagnen. Diese frühen Formen kommunaler Gesundheitsinterventionen waren stark auf Infektionsschutz und Seuchenbekämpfung fokussiert und richteten sich in erster Linie auf technische Infrastrukturmaßnahmen.
Mit der Entwicklung des Wohlfahrtsstaats im 20. Jahrhundert rückte zunehmend auch die soziale Dimension von Gesundheit in den Fokus. Kommunen übernahmen Aufgaben der Gesundheitsfürsorge, etwa durch den Ausbau von Gesundheitsämtern, Schulgesundheitspflege oder kommunaler Sozialarbeit. Dabei stand lange Zeit die individuelle Prävention im Vordergrund – etwa durch Impfprogramme, Früherkennung oder Ernährungsberatung.
Ein Paradigmenwechsel vollzog sich in den 1980er-Jahren mit dem Aufkommen der Gesundheitsförderung im Sinne der Ottawa-Charta. Hier wurde erstmals systematisch gefordert, gesundheitsfördernde Strukturen zu schaffen und nicht nur auf individuelles Verhalten zu setzen. Dieser Ansatz wurde in Deutschland durch Programme wie „Gesundheitsfördernde Schule“, „Gesunde Städte“ oder das Präventionsnetzwerk NRW aufgegriffen. Kommunen begannen, Gesundheitsförderung verstärkt als integrierte und ressortübergreifende Aufgabe zu verstehen.
Die 1990er- und 2000er-Jahre waren geprägt von Pilotprojekten, Vernetzungsansätzen und dem Aufbau lokaler Gesundheitskonferenzen. Gesundheitsförderung wurde zunehmend in die kommunale Stadtentwicklung eingebunden – etwa im Rahmen der „Sozialen Stadt“ oder von Quartiersmanagementprogrammen. Auch die Rolle von Krankenkassen als Kooperationspartner gewann an Bedeutung.
Ein wesentlicher Meilenstein war die Verabschiedung des Präventionsgesetzes im Jahr 2015. Es gab der kommunalen Gesundheitsförderung erstmals eine bundesgesetzliche Grundlage und stärkte die Rolle von Kommunen bei der Umsetzung nationaler Gesundheitsziele. Seitdem wurden bundesweit zahlreiche kommunale Präventionsketten, Settingprojekte und integrierte Gesundheitsstrategien gefördert und implementiert.
Heute ist kommunale Gesundheitsförderung ein dynamisches Handlungsfeld, das zwischen Gesundheitswesen, Sozialpolitik, Stadtentwicklung und Bürgerbeteiligung angesiedelt ist – und das sich stetig weiterentwickelt.
3. Relevanz für Kommunen
Kommunen stehen in besonderer Verantwortung, wenn es um die Gesundheit ihrer Bürgerinnen und Bürger geht. Sie sind die Verwaltungsebene, die dem Alltag der Menschen am nächsten ist, und verfügen über unmittelbare Gestaltungsmöglichkeiten in zahlreichen gesundheitsrelevanten Bereichen: von der Verkehrsplanung über die Bildungsinfrastruktur bis hin zur Umweltpolitik. Deshalb kommt der kommunalen Gesundheitsförderung eine zentrale Bedeutung zu.
Gesundheit ist ein Querschnittsthema, das nahezu alle kommunalen Handlungsfelder betrifft. So beeinflussen städtebauliche Maßnahmen die Bewegungsmöglichkeiten, Luftqualität und Lärmbelastung in einem Quartier. Kita- und Schulpolitik wirkt sich direkt auf die gesundheitliche Entwicklung von Kindern aus. Die Sozialpolitik bestimmt mit, wie gut Menschen Zugang zu Gesundheitsleistungen, Beratung oder gesunder Ernährung haben. Und nicht zuletzt haben auch Kultur-, Sport- oder Umweltpolitik gesundheitliche Auswirkungen, etwa durch Angebote zur Teilhabe oder durch klimabezogene Anpassungsmaßnahmen.
Zugleich sind Kommunen mit konkreten gesundheitlichen Herausforderungen konfrontiert: demografischer Wandel, soziale Ungleichheit, psychische Erkrankungen, Bewegungsmangel, Klimawandel, Migrationsdynamiken oder Pandemiefolgen. Diese Themen lassen sich nicht allein durch das Gesundheitssystem lösen – sie erfordern integrierte kommunale Strategien.
Hinzu kommt, dass die gesundheitliche Lage innerhalb einer Kommune stark variiert. Zwischen verschiedenen Stadtteilen, Quartieren oder Bevölkerungsgruppen bestehen oft erhebliche Unterschiede in Bezug auf Lebenserwartung, Gesundheitsverhalten oder Krankheitsrisiken. Kommunale Gesundheitsförderung ermöglicht es, auf diese Ungleichheiten gezielt einzugehen – etwa durch lebensweltorientierte Projekte, sozialraumbezogene Gesundheitsförderung oder quartiersbezogene Präventionsketten.
Für Kommunen bieten sich durch Gesundheitsförderung zudem langfristige Effekte: Weniger Gesundheitskosten, höhere Lebensqualität, bessere Bildungsergebnisse, stärkere Sozialbindung und mehr Teilhabe sind nur einige der möglichen positiven Wirkungen. Eine gesunde Bevölkerung ist auch wirtschaftlich relevant – etwa durch geringere Fehlzeiten, höhere Erwerbsbeteiligung und mehr ehrenamtliches Engagement.
Schließlich eröffnet Gesundheitsförderung auch neue Möglichkeiten für Beteiligung und Zusammenarbeit. Sie bringt Verwaltung, Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft in den Dialog – und stärkt die kommunale Demokratie.
4. Gesundheit als Querschnittsaufgabe
Die Anerkennung von Gesundheit als Querschnittsaufgabe ist eine zentrale Voraussetzung für wirksame kommunale Gesundheitsförderung. Dabei geht es darum, Gesundheit nicht als isoliertes Handlungsfeld zu betrachten, sondern als integralen Bestandteil aller relevanten Politik- und Verwaltungsbereiche. Dieser Ansatz, der in der internationalen Gesundheitsförderung als „Health in all Policies“ (HiAP) bekannt ist, fordert dazu auf, gesundheitliche Aspekte systematisch in Entscheidungsprozesse aller...
| Erscheint lt. Verlag | 23.7.2025 |
|---|---|
| Verlagsort | Berlin |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Gesundheitskompetenz • Gesundheitsmanagement • Gesundheitsstrategie • Kommunale Gesundheitsförderung • Nachhaltigkeit • Partizipation • Prävention |
| ISBN-10 | 3-8197-7583-8 / 3819775838 |
| ISBN-13 | 978-3-8197-7583-3 / 9783819775833 |
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