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Konfliktkompetenz entwickeln -  Thomas Kalkus-Promitzer

Konfliktkompetenz entwickeln (eBook)

Anregungen für Training, Beratung und Führung
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
192 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783819237294 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
14,99 inkl. MwSt
(CHF 14,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
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Konflikte sind ein natürlicher Teil unseres Miteinanders. Dieses Buch zeigt, wie wir ihnen mit Klarheit, Mut und Mitgefühl begegnen können. Es richtet sich an Menschen in Beratung, Bildung, Therapie und Leitung ebenso wie an alle, die ihre eigenen Konfliktmuster besser erkennen und neue Handlungsspielräume entdecken möchten. Auf verständliche Weise verbindet der Autor fundiertes Fachwissen mit praxiserprobten Methoden, Reflexionsimpulsen und konkreten Werkzeugen. Dabei steht ein systemischer, ressourcenorientierter und menschlicher Blick im Zentrum: Konflikte werden nicht als Störung gesehen, sondern als Chancen für Entwicklung und Beziehungsgestaltung. Ein Buch für alle, die Konflikte nicht vermeiden, sondern aktiv und bewusst gestalten wollen, im Berufsalltag und im persönlichen Leben.

Über den Autor Thomas Kalkus-Promitzer wurde 1971 in Wien geboren. Inzwischen lebt und arbeitet er hauptsächlich in Graz. Er berät, begleitet, unterrichtet, schreibt und wirkt als psychosozialer Berater, Systemischer Coach, Erwachsenenbildner, Traumapädagoge, Traumazentrierter Fachberater und Supervisor. Für seine Arbeit wurde er mehrmals ausgezeichnet. In seiner Freizeit arbeitet er ehrenamtlich als psychosozialer Akutbetreuer des Kriseninterventionsteams des Landes Steiermark.

Abgrenzung: Meinungsverschiedenheit, Streit, Spannung


Konflikte lassen sich oft nicht auf den ersten Blick erkennen, denn nicht jede Spannung, Meinungsverschiedenheit oder Auseinandersetzung ist gleich ein echter Konflikt. Umso wichtiger ist es, die feinen Unterschiede zu verstehen. Das beginnt mit der Frage, wie wir zwischen alltäglichen Reibungen und tiefgreifenderen Konfliktsituationen unterscheiden können. Viele Missverständnisse entstehen bereits dadurch, dass Menschen unterschiedliche Vorstellungen davon haben, was als Konflikt gilt und was nicht. Wer sich intensiver mit Konfliktbearbeitung beschäftigt, muss deshalb auch die Abgrenzung zwischen Begriffen wie Meinungsverschiedenheit, Streit und Spannung kennen und reflektieren können.

Eine Meinungsverschiedenheit ist zunächst ein sachlicher Unterschied in der Sichtweise oder Einschätzung eines Themas. Zwei Personen können etwa unterschiedliche Auffassungen über die Gestaltung eines Projekts haben oder eine Situation unterschiedlich bewerten. Dabei bleibt die Beziehungsebene meist stabil, weil beide Seiten ihre Perspektiven austauschen, ohne sich gegenseitig anzugreifen oder abzuwerten. Meinungsverschiedenheiten gehören zum Alltag, sie fördern Vielfalt und können konstruktiv genutzt werden, um bessere Entscheidungen zu treffen. Sie sind Ausdruck einer offenen, diskussionsfreudigen Kultur, in der unterschiedliche Sichtweisen nicht nur erlaubt, sondern erwünscht sind. Diese Form der Auseinandersetzung trägt dazu bei, Denkprozesse zu erweitern, kreative Lösungen zu finden und neue Perspektiven kennenzulernen. Meinungsverschiedenheiten setzen allerdings voraus, dass die Kommunikation offen, respektvoll und auf Augenhöhe verläuft. Es braucht die Bereitschaft, zuzuhören, sich mit Argumenten auseinanderzusetzen und Unterschiede auszuhalten, ohne den anderen abzuwerten. Sobald diese Grundhaltung nicht mehr gegeben ist, kann sich eine sachliche Meinungsverschiedenheit rasch in einen Streit verwandeln, besonders dann, wenn sich Emotionen aufstauen, persönliche Befindlichkeiten hineinspielen oder eine Person das Gefühl hat, übergangen oder nicht ernst genommen zu werden. In solchen Momenten kippt die Sachebene und die Beziehungsebene gerät in den Fokus. Das Risiko besteht dann darin, dass aus einem eigentlich konstruktiven Dialog eine destruktive Auseinandersetzung wird, bei der nicht mehr das Thema im Mittelpunkt steht, sondern gegenseitige Kränkungen und Rechthaberei. Deshalb ist es wichtig, frühzeitig innezuhalten, wenn aus einer Diskussion Spannung entsteht, und sich zu fragen, worum es in diesem Moment wirklich geht.

Ein Streit geht über die reine Meinungsverschiedenheit hinaus. Er ist oft emotional aufgeladen, es geht nicht mehr nur um die Sache, sondern auch darum, wer recht hat, wer sich durchsetzt oder wer sich verletzt fühlt. Im Streit wird häufig die Beziehungsebene in Mitleidenschaft gezogen. Verletzende Worte, Vorwürfe oder laute Auseinandersetzungen können das gegenseitige Vertrauen belasten. Der Streit ist in vielen Fällen ein Ausdruck von Frustration, Überforderung oder dem Gefühl, nicht gehört zu werden. Dabei können auch Themen angesprochen werden, die lange unter der Oberfläche geschwelt haben und nun im Streitverlauf eine unerwartete Dynamik entfalten. Die Eskalation verläuft nicht immer laut und dramatisch. Auch stille, unterschwellige Konfliktaustragungen, wie sarkastische Bemerkungen, Abwertung im Ton oder zynische Kommentare, gehören zum Spektrum des Streits. Ein Streit ist also nicht nur dann ein Streit, wenn die Stimmen laut werden. Er kann sich auch durch subtile Machtspiele oder durch das bewusste Zurückhalten von Informationen äußern. Oft werden in solchen Momenten alte Verletzungen reaktiviert, die mit dem eigentlichen Thema nur noch wenig zu tun haben. Der Streit wird zur Projektionsfläche für unbewältigte Erfahrungen, für das Bedürfnis nach Anerkennung oder für die Angst vor Ablehnung. Wenn ein Streit nicht geklärt wird, kann er sich zu einem dauerhaften Konflikt auswachsen, der die Beziehung langfristig beeinträchtigt. Vertrauen schwindet, Kommunikationsbereitschaft nimmt ab und mit der Zeit kann sich eine Kultur der Distanz und des Rückzugs entwickeln. Deshalb ist es wichtig, auch im Streit die Perspektive der anderen Seite wahrzunehmen, Gefühle ernst zu nehmen und den Mut zu haben, eine Unterbrechung vorzuschlagen, bevor der Austausch vollständig aus dem Ruder läuft.

Spannung wiederum beschreibt einen Zustand, in dem etwas unausgesprochen in der Luft liegt. Es handelt sich um ein unterschwelliges Gefühl, dass etwas nicht stimmt, dass eine Auseinandersetzung bevorsteht oder dass etwas nicht gesagt wird, was aber zwischen den Beteiligten mitschwingt. Spannungen sind häufig Vorboten von Konflikten. Sie zeigen sich in Körpersprache, Tonfall, Ausweichverhalten oder einem plötzlichen Kommunikationsabbruch. Manchmal entsteht auch ein diffuses Gefühl der Unruhe oder ein spürbarer Rückzug, ohne dass offen ausgesprochen wird, was eigentlich los ist. Anders als bei einer offenen Meinungsverschiedenheit ist hier oft nicht klar, worum es genau geht. Diese Unklarheit macht Spannungen besonders herausfordernd, weil sie schwer greifbar sind und auf indirekte Weise wirken. Spannungen entstehen häufig in belasteten Beziehungen, bei unausgesprochenen Erwartungen oder nach verletzenden Erlebnissen, die nicht aufgearbeitet wurden. Sie können aber auch in gut funktionierenden Teams auftreten, etwa wenn neue Aufgaben verteilt werden, Rollen sich verändern oder unausgesprochene Konkurrenz entsteht. In solchen Fällen reichen oft schon kleine Andeutungen oder ein veränderter Tonfall, um eine Spannung spürbar werden zu lassen. Wird diese nicht angesprochen, kann sie sich im System festsetzen, zu Missverständnissen führen und letztlich das Vertrauen untergraben. Spannungen wirken dann wie ein feines Störgeräusch, das zwar nicht laut ist, aber dauerhaft die Qualität der Zusammenarbeit beeinträchtigt. Wer sensibel wahrnimmt, lernt, solche Vorzeichen ernst zu nehmen und frühzeitig Räume zur Klärung zu schaffen.

Diese drei Formen, Meinungsverschiedenheit, Streit und Spannung, können ineinander übergehen. Eine sachliche Differenz kann zu einem emotionalen Streit führen, wenn sich jemand übergangen oder entwertet fühlt. Eine länger anhaltende Spannung kann in einem Moment explodieren und einen offenen Streit entfachen. Ebenso kann ein ungelöster Streit in eine unterschwellige Spannung umschlagen, bei der sich beide Seiten aus dem Weg gehen. Deshalb ist es hilfreich, genau hinzuschauen und zu analysieren, worum es in der jeweiligen Situation eigentlich geht. Nur so lässt sich ein passender Umgang finden.

Aus professioneller Sicht, etwa in der Beratung, im Training, in der Pädagogik oder in der Führung, ist diese Unterscheidung besonders bedeutsam. Wer mit Gruppen arbeitet, wer Konfliktgespräche führt oder Teams begleitet, sollte in der Lage sein, Spannungen zu deuten, Meinungsverschiedenheiten konstruktiv zu nutzen und Streit zu moderieren. Dafür braucht es Sensibilität, ein Gespür für Zwischentöne und die Fähigkeit, Dinge anzusprechen, bevor sie eskalieren. Es bedeutet auch, zwischen Konflikten mit hohem Eskalationspotenzial und solchen zu unterscheiden, die sich schnell und sachlich klären lassen.

In Teams und Organisationen ist es häufig so, dass Meinungsverschiedenheiten als bedrohlich erlebt werden, weil keine offene Diskussionskultur besteht. Die Folge ist, dass Spannungen entstehen, die nicht benannt werden dürfen. Diese Spannungen wirken wie ein unsichtbares Gift: Sie untergraben das Vertrauen, fördern Gerüchte, verhindern Kooperation und belasten die Arbeitsatmosphäre. Oft entsteht ein Klima der Unsicherheit, in dem sich Mitarbeiter:innen nicht trauen, ihre Meinung offen zu äußern. Entscheidungen werden nicht mehr hinterfragt, Kritik wird zurückgehalten, und es bildet sich eine Fassade des Scheinfriedens. Langfristig führt das dazu, dass Innovation, Kreativität und Leistungsbereitschaft abnehmen, weil niemand das Risiko eingehen möchte, anzuecken. Wer Konflikte vermeiden will, indem er jede Reibung unterdrückt, erzeugt damit ungewollt genau das Gegenteil von dem, was er erreichen möchte: Unsicherheit, Rückzug und passiv-aggressives Verhalten. Die Folge sind stille Widerstände, verdeckte Machtspiele und eine wachsende emotionale Distanz zwischen den Beteiligten. Deshalb ist es wichtig, eine Haltung zu fördern, die Unterschiede zulässt, Meinungsverschiedenheiten anerkennt und produktiv damit umgeht. Es braucht Räume, in denen offen gesprochen werden kann, in denen Fehler kein Tabu sind und in denen konstruktive Auseinandersetzung als Teil einer lebendigen Zusammenarbeit verstanden wird. Führungskräfte und Moderator:innen nehmen hier eine zentrale Rolle ein: Sie gestalten Kommunikationsräume, setzen Rahmen und leben vor, dass Kritik, Widerspruch und Unterschiedlichkeit nicht nur ausgehalten, sondern als Ressource geschätzt werden können.

Ein wesentlicher Punkt ist auch die persönliche Konfliktbiografie. Manche Menschen haben gelernt, jede Form von Streit zu vermeiden, weil sie in ihrer Kindheit destruktive Auseinandersetzungen erlebt haben. Vielleicht war Streit damals mit Angst, Unsicherheit oder Kontrollverlust...

Erscheint lt. Verlag 12.5.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik
ISBN-13 9783819237294 / 9783819237294
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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