Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Das Zeitalter des magischen Zerdenkens. Notizen zur modernen Irrationalität - Amanda Montell

Das Zeitalter des magischen Zerdenkens. Notizen zur modernen Irrationalität (eBook)

NYT-BESTSELLER | Stop Overthinking | Eine Liebeserklärung an den Verstand | Für Fans von Nick Trenton und Dolly Alderton

(Autor)

eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
288 Seiten
HarperCollins eBook (Verlag)
978-3-7499-0844-8 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
21,99 inkl. MwSt
(CHF 21,45)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Sinn, wo steckst du? - Warum wir über die falschen Dinge zu viel nachdenken

Jede Generation hat ihre eigene Krise. Um die Last des Informationszeitalters zu bewältigen, riskiert unser Verstand so manches Ausweichmanöver: Wir lassen uns von Online-Astrologen in Jobfragen beraten, vergöttern (oder verdammen) Taylor Swift, als sei sie unsere eigene Mutter, klicken uns paranoid durch Insta-Profile und bringen unser Weltbild durch Algorithmen ins Wanken.

Voller Klugheit und Komik schreibt Amanda Montell von den tief verwurzelten Verzerrungen,
die in unseren Köpfen grassieren, und verwebt dabei ihre eigenen Erfahrungen mit akuter Kulturkritik: Wir katastrophieren, dramatisieren, verschwören, beschönigen und unken und verwechseln dabei gerne Ursache und Wirkung. Selten hat man sich in seinen verzerrten Wahrnehmungen so ertappt gefühlt.

Ihr Buch ist Augenöffner und Beruhigungsmittel zugleich, denn je besser wir unsere Irrationalitäten verstehen, umso vernünftiger (und versöhnlicher) uns selbst gegenüber können wir damit umgehen.


»Montell geht der Frage nach, wie das Internet und das ständige Online-Sein uns in ängstliche, irrationale Wesen verwandelt haben, die alles chronisch überdenken müssen. Und natürlich schenkt sie uns auch eine Pause vom Chaos unseres modernen Zeitalters.«
Men's Health

»Wer schon einmal in seinem eigenen Kopf gefangen war, kann in Amanda Montells neuestem Werk Trost finden. Es ist eine reizvolle Mischung aus Kulturkritik und persönlicher Erzählung, die dem modernen Informationszeitalter, den überlasteten Bewältigungsmechanismen unseres Gehirns und der Irrationalität der Gesellschaft auf den Grund geht.«
NYLON
»Montell führt ihre Fans auf die vielen Straßen, auf denen sich das Wettrennen zwischen Sprache, Psychologie und ihren eigenen bizarren Verhaltensweisen verfolgen lässt.«
Elle



<p>AMANDA MONTELL, Jahrgang 1992, studierte Linguistik an der New York University und ist Autorin der vielgelobten Sachbücher »Cultish. The Language of Fanaticism« und »Wordslut<i>. </i>A Feminist Guide to Taking Back the English Language«. Neben ihrer Tätigkeit als Moderatorin des Podcast »Sounds Like a Cult« publiziert sie in der New York Times, The Guardian, Nylon, Marie Claire und Cosmopolitan. Mit ihrem Partner Casey, ihren Haustieren und Pflanzen lebt sie in Los Angeles.</p>

Sinn, wo steckst du?

Eine Einführung ins magische Zerdenken

»Wofür ist die Welt denn da, wenn du sie dir nicht so machen kannst, wie du sie willst?«

– Toni Morrison, Jazz 1

Ich habe ziemlich viel Quatsch ausprobiert, um dem Gedankenkarussell zu entkommen.

Ich habe einen Streichelzoo für Erwachsene besucht. Versucht, mir von einer britischen Computerstimme das Meditieren beibringen zu lassen. Mich mit einem Vorrat des Nahrungsergänzungspulvers »Brain Dust« eingedeckt, das nicht der Lebensmittelkontrolle unterliegt. Mein Gehirn war wie zu Staub zerfallen. In den letzten Jahren avancierte »grundlose Angst« zu einer meiner häufigsten Google-Suchen, als würden meine Gefühle verschwinden, wenn ich sie in eine Suchmaske tippte. Ich hörte mir lauter Podcasts über Frauen an, die »durchgedreht« waren, und diese Frauen, die ihre Verrücktheit so offen zur Schau stellten, wirkten auf mich abstoßend und faszinierend zugleich. Wie gut es sich doch anfühlen muss, wenn man »durchdreht«, dachte ich. Bei meinem filmreifsten Versuch, mich psychisch zu rehabilitieren, habe ich auf einem sizilianischen Bauernhof unter einem klaren Nachthimmel Kräuter geerntet. (»Nachts sind die Sterne hier so nah, dass sie dir in den Mund fallen könnten«, sagte mir der Kräuterbauer, woraufhin mir das Herz bis in die Kehle schlug.) Mal mehr, mal weniger »erfolgreich« unternahm ich alles Erdenkliche, um diesem Zustand von Überwältigung und Konsum zu entkommen, der mein Leben in den wilden 2020er-Jahren beherrschte. Alles, um die Notlage meiner psychischen Gesundheit besser zu durchschauen, die ich seit gut zehn Jahren durchlebte und einzuordnen versuchte.

Jede Generation hat ihre eigene Krise. In den Sechzigern und Siebzigern ging es darum, sich Freiheit von physischen Tyranneien zu erkämpfen – gleiche Rechte und Wahlchancen, Bildung, Arbeit, Bewegungsfreiheit. Das waren körperliche Krisen. Doch als sich das Jahrhundert seinem Ende zuneigte, verlagerten sich unsere Kämpfe nach innen. Je größer unsere Fortschritte auf kollektiver Ebene waren, desto mehr Unbehagen empfanden wir paradoxerweise auf individueller Ebene. Der Diskurs über unser psychisches Unwohlsein schoss durch die Decke. Im Jahr 2017 hieß es in der Zeitschrift Scientific American, dass sich die psychische Gesundheit im ganzen Land seit den 1990er-Jahren verschlechtert habe und die Suizidrate auf dem höchsten Stand seit 30 Jahren sei. 2 Vier Jahre später ging aus einer Umfrage der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hervor, dass 42 Prozent der jungen Menschen im Verlauf der vorangegangenen zwei Wochen so traurig oder hoffnungslos gewesen seien, dass sie Probleme bei der Alltagsbewältigung hatten. 3 Die National Alliance on Mental Illness (NAMI) berichtete, dass die Zahl der Anrufe bei ihrem Krisentelefondienst zwischen 2020 und 2021 um 251 Prozent gestiegen sei. 4 Wir leben im sogenannten Informationszeitalter, dabei scheint das Leben immer weniger Sinn zu ergeben. Wir sind isoliert, teilnahmslos und starren ausgebrannt auf unsere Bildschirme, schneiden unter dem Deckmantel »gesunder Grenzen« geliebte Menschen wie Krebsgeschwüre aus unserem Leben und sind nicht dazu in der Lage, die Entscheidungen anderer zu verstehen – geschweige denn unsere eigenen. Die Maschine ist defekt, und wir versuchen ihr kraft unserer Gedanken zu entkommen. Im Jahr 1961 schrieb der marxistische Philosoph Frantz Fanon: »Jede Generation muß in einer relativen Finsternis ihre Mission entdecken und sie entweder erfüllen oder verraten.« 5 Unsere Mission hat anscheinend mit dem Verstand zu tun.

Meine Faszination für unsere moderne Irrationalität entdeckte ich, als ich gerade ein Buch über Kulte schrieb. Das war im Jahr 2020, und die Auseinandersetzung mit den Mechanismen kultähnlicher Beeinflussung im existenziellen Chaos dieses Jahres hat viele Auswüchse der Umnachtung im 21. Jahrhundert in ein neues Licht gerückt. Seit der Jahrtausendwende hatte sich die Menschheit ein riesiges Kaufhaus voller brandneuer spaßiger Dissoziationsmöglichkeiten aufgebaut: Abseitige Verschwörungstheorien waren im Mainstream angekommen. Die Verehrung von Prominenten erreichte ihren halluzinatorischen Höhepunkt. »Disney Adults« und »Make America Great Again«-Fanatiker waren sternhagelvoll von Nostalgie, ertränkt von den Schimären der Vergangenheit. Diese irrigen Denkweisen nahmen alle möglichen Formen von skurril bis kriegerisch an, doch eines stand fest: Unser allgemeines Verständnis der Realität war uns entglitten.

Die einzige in meinen Augen einigermaßen sinnvolle Erklärung für diesen Massenrausch waren kognitive Verzerrungen 6 7 : selbsttäuschende Gedankenmuster, die sich aufgrund der mangelhaften Fähigkeit unseres Gehirns entwickelt haben, Informationen aus unserer Umgebung zu verarbeiten. Im Laufe des letzten Jahrhunderts haben Sozialwissenschaftler Hunderte kognitive Verzerrungen beobachtet, doch die beiden, die bei meiner Recherche am häufigsten aufkamen, waren die »Bestätigungsverzerrung« und die »Versunkene-Kosten-Falle«. Ich musste mir nur eine Handvoll dieser Studien durchlesen, und schon kristallisierten sich so viele Erklärungen für den allgemeinen Logikmangel unseres Zeitgeists heraus, zum Beispiel, wieso Menschen mit Hochschulabschlüssen ihr gesellschaftliches Leben nach dem Stand des Merkurs richten oder sich unsere Nachbarn gegen eine Impfung entscheiden, weil irgendein YouTuber in Palazzohose meinte, das würde ihre »DNA verschlechtern«. Kognitive Verzerrungen erklärten mir auch so einiges über meine eigenen Irrationalitäten, persönliche Entscheidungen, die ich mir selbst gegenüber nie rechtfertigen konnte, etwa meine Aufopferung für eine romantische Beziehung in meinen frühen Zwanzigern, unter der ich, wie mir bewusst war, sehr litt, oder meine Neigung, mir online aufgrund von ausgedachten Konflikten Feinde zu machen. Dieser Fährte musste ich folgen. Ich musste verstehen, welche Verbindung zwischen diesen psychischen Zaubertricks, die wir uns selbst vorführen, und dem Informationsüberfluss besteht, der sich wie ein außer Kontrolle geratenes Chemieexperiment über uns ergießt – eine Mischung aus Mentos und Cola light.

Seit Anbeginn der menschlichen Entscheidungsfindung liegt unsere Wahrnehmung einer Anzahl von Täuschungen zugrunde. Allein die Menge an Input aus der Natur war uns schon immer zu viel; wenn wir die Farbe und die Form jedes einzelnen Astes genau erfassen müssten, um einen Baum als Ganzes zu erkennen, wären wir damit am Ende unseres Lebens noch nicht fertig. So hat das Gehirn schon sehr früh Abkürzungen gewählt und Verknüpfungen entwickelt, dank derer wir unsere Umwelt gut genug verstehen können, um darin zu überleben. Der Verstand war noch nie voll und ganz rational, sondern eher ressourcenrational – darauf ausgelegt, unsere begrenzte Lebenszeit, unsere eingeschränkte Gedächtniskapazität und das distinktive Bedürfnis nach bedeutungsvollen Erlebnissen miteinander in Einklang zu bringen. Einige Epochen später flog uns die Menge der zu verarbeitenden Details und zu treffenden Entscheidungen um die Ohren wie Konfetti – oder eher Granatsplitter. Wir können gar nicht jeden einzelnen Datenpunkt so genau durchdenken, wie es uns lieb wäre. Also neigen wir dazu, uns auf die cleveren Tricks unserer Vorfahren zu verlassen, die für uns so natürlich sind, dass wir uns ihrer fast nie bewusst sind.

Angesichts einer plötzlichen Flut an Informationen führen kognitive Verzerrungen dazu, dass sich unser modernes Denken zu viel oder zu wenig mit (den falschen) Dingen befasst. Während wir uns ziellos in die ewig gleichen Wahnvorstellungen hineinsteigern (Warum schlägt mir Instagram vor, meinem toxischen Ex-Chef zu folgen? Hasst mich das Universum etwa?), hetzen wir an komplexeren Überlegungen vorbei, die eigentlich einen sorgsameren Umgang verdienten. Schon oft habe ich erlebt, wie verwirrend es sein kann, wenn man nach einem intellektuellem Schlagabtausch im Internet völlig atemlos wieder auftaucht und sich am ganzen Körper so fühlt, als hätte man gegen ein neolithisches Raubtier gekämpft und nicht an einer theoretischen Debatte teilgenommen. »Ich glaube, wir haben in den letzten hundert Jahren so viele technologische Fortschritte gemacht, dass wir denken, alles wissen zu können. Aber das ist sowohl arrogant als auch verflucht langweilig«, meinte im Jahr 2023 Jessica Grose, Kolumnistin bei der New York Times und Autorin von Screaming on the Inside: The Unsustainability of American Motherhood (etwa: »Innerlich schreien: Wie wenig nachhaltig Mutterschaft in Amerika ist«). 8 Diese Ära, in der wir uns so schnell entwickeln, dass wir unsere einst so nützlichen psychologischen Illusionen überflügeln, bezeichne ich als »Zeitalter des magischen Zerdenkens«.

Grob gesagt beschreibt der Begriff »magisches Denken« die Annahme, dass die eigenen inneren Gedankengänge äußere Ereignisse beeinflussen können. Einer meiner ersten Berührungspunkte mit diesem Konzept war Joan Didions autobiografisches Buch Das Jahr magischen Denkens, in dem sie der Macht der Trauer auf den Grund geht, noch die aufmerksamsten Denker in die Selbsttäuschung zu treiben. Die Welt zu...

Erscheint lt. Verlag 25.3.2025
Übersetzer Andrea Schmittmann, Florian Kranz
Sprache deutsch
Original-Titel The Age of Magical Overthinking
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Geisteswissenschaften Psychologie Allgemeine Psychologie
Sozialwissenschaften Soziologie
Schlagworte Algorithmen • Alte weiße Männer • Astrologie • Befreiung • Bestseller USA • Buch • Cognitive Bias • Denkfehler • Essay • Feminismus • Gegenwartsanalyse • Geschenk Freundin • Gesellschaftskritik • Ideologien • Irrationalität • Jennette McCurdy • jenny odell • jia tolentino • Joan Didion • Kognitive Verzerrungen • Kritisch • Kultbuch • Kulturkritik • Lena Dunham • Manifestationen • millenial • Psychologie • Psychotherapie • Selbstliebe • Selbstoptimierung • Social Media • Soziologie • Susan Sontag • Taylor Swift • USA • Verschwörungstheorien • Wellness
ISBN-10 3-7499-0844-3 / 3749908443
ISBN-13 978-3-7499-0844-8 / 9783749908448
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Mit Beiträgen von Christian Baron, Dietmar Dath, Aladin El-Mafaalani, …

von Wolfgang M. Schmitt; Ann-Kristin Tlusty

eBook Download (2024)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 16,60
Die großen Fragen ethisch entscheiden

von Alena Buyx

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 19,50