Neue Wege für die Liebe: Wenn die Liebe fremd geht (eBook)
204 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-24577-9 (ISBN)
Bella Leisten ist systemische Therapeutin und arbeitet seit 2008 gemeinsam mit ihrem Mann Chrisch Leisten psychotherapeutisch mit Einzelpersonen und Paaren. In ihrer Buchreihe »Neue Wege für die Liebe« teilen sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus der vielfältigen Arbeit mit Liebespaaren.
Bella Leisten ist systemische Therapeutin und arbeitet seit 2008 gemeinsam mit ihrem Mann Chrisch Leisten psychotherapeutisch mit Einzelpersonen und Paaren. In ihrer Buchreihe »Neue Wege für die Liebe« teilen sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus der vielfältigen Arbeit mit Liebespaaren.Chrisch Leisten ist systemischer Therapeut und arbeitet seit 2008 gemeinsam mit seiner Frau Bella Leisten psychotherapeutisch mit Einzelpersonen und Paaren. In ihrer Buchreihe »Neue Wege für die Liebe« teilen sie ihre Erfahrungen und ihr Wissen aus der vielfältigen Arbeit mit Liebespaaren.
Wenn die Liebe fremd geht
»Niklas, das kann echt nicht wahr sein, oder? Das ist jetzt nicht das zweite Mal, dass du mit einer anderen Frau eine Affäre hast!?« Fenja sitzt auf dem Bett und zeigt mit ihrem Finger auf Niklas, der gerade geduscht aus dem Bad kommt. Er wird blass und bleibt abrupt stehen. Er sieht Fenja kurz in die Augen, guckt gleich wieder weg und geht Richtung Kleiderschrank.
»Schatz, ich weiß nicht, was ich sagen soll … Es ist nicht so wie du …«
»Wie ich was? Was ich denke? Was für einen Scheiß willst du mir jetzt erzählen?«
Beide schweigen. Vor fünf Minuten war Fenjas Welt eigentlich noch in Ordnung. Bis sie die Nachrichten auf Niklas Handy entdeckt hat, als dieser duschen war. Sie sitzt auf dem Bett und ballt ihre Hände zu Fäusten. Niklas schweigt, öffnet den Kleiderschrank und beginnt sich anzuziehen.
»Das ist einfach nur grausam. Beim ersten Mal habe ich mir gesagt, ok, du bist da irgendwie reingeraten, es war nur Sex. Und du hast mir versprochen, dass es nicht wieder passiert. Und jetzt? Einfach alles gelogen. Ich hasse dich …«
Niklas dreht sich um und möchte etwas sagen, aber Fenja springt vom Bett, macht einen Schritt auf ihn zu und hält ihm ihren Zeigefinger vor das Gesicht.
»Ich will jetzt echt nichts von dir hören!«
Niklas senkt den Kopf und lässt die Arme hängen. Er ist kurz davor zu weinen.
Fenja schnaubt verächtlich.
»Kannst du bitte rausgehen? Ich packe jetzt meine Sachen und verschwinde zu meinen Eltern.«
Niklas sieht auf und bekommt einen trotzigen Gesichtsausdruck. Es sieht so aus, als würde er etwas sagen wollen. Aber er dreht sich um, zieht sich zu Ende an und verlässt das Schlafzimmer. Als er weg ist, lässt Fenja sich auf das Bett fallen und beginnt zu weinen. Sie zieht sich ein Kissen über den Kopf und schluchzt. Es tut so weh und sie fühlt sich einfach nur schrecklich. Wie konnte Niklas das nur tun? Sie dachte wirklich, sie könnte ihm wieder vertrauen und nun ist alles kaputt.
Nach einiger Zeit wird es ihr zu warm unter dem Kissen. Sie schiebt es zur Seite und wischt sich ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sieht sich im Zimmer um und seufzt. Dann gibt sie sich einen Ruck und beginnt zu packen. Niklas steht mittlerweile in der Küche und weiß nicht, was er tun soll. Er fühlt sich schuldig und leer zugleich. Es fühlt sich schrecklich an, zu wissen, dass Fenja gehen wird. Um etwas gegen die Angst und die Hilflosigkeit zu tun, kocht er Kaffee. Als er sich einen Becher eingeschenkt hat, kommt Fenja in die Küche und spricht ihn sofort an.
»Weißt du eigentlich, wie weh das tut? Weißt du eigentlich, was du mir damit antust?«
»Fenja, ich …« Niklas wartet einen Moment, weil er erwartet, unterbrochen zu werden, »ich liebe dich. Ich weiß, du willst das nicht hören, aber so ist es. Ist es jetzt aus?«
Fenja sieht ihn ausdruckslos an.
»Das fragst du mich? Du bist doch derjenige, der anscheinend keine Lust auf mich hat. Du hattest doch Zeit mit Jasmin, um es herauszufinden, oder etwa nicht?«
»Genau Fenja, für dich ist alles klar. Mir tut es wirklich leid und ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Aber das ist alles nicht so, wie du denkst!«
Fenja schnauft.
»Hatten wir das nicht schon? Woher willst du wissen, was ich denke. Wenn du das wirklich wüsstest und es dir wichtig wäre, wie es mir geht, würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen!«
»Mag ja sein, aber ich will nicht, dass du gehst. Schon klar, dass du denkst, dass es wieder wie beim ersten Mal war. War es aber nicht. Jasmin und ich …«
»Ganz toll, Niklas«, sie macht seinen Tonfall nach, »Jasmin und ich … Das reicht mir schon. Mir doch egal, ob ihr Sex hattet. Ich glaube dir eh nichts mehr. Scheißkerl!«
Sie nimmt ihm den Becher aus der Hand und wirft diesen mit Schwung auf den gefliesten Boden. Der Becher zerspringt und der Kaffee verteilt sich überall und spritzt an die Wände.
Sie seufzt zufrieden und reckt das Kinn vor.
»So und jetzt viel Spaß mit Jasmin!«
Sie dreht sich um, verlässt die Küche und schmeißt die Tür hinter sich zu. Niklas bleibt in der Küche stehen und starrt auf die Kaffeeflecken an der Wand. Kurz darauf hört er, wie die Haustür ins Schloss fällt. Fenja ist weg.
Weder vor noch zurück
In den nächsten Tagen versucht Niklas immer wieder Fenja zu erreichen. Er ruft sie an und schreibt Nachrichten. In den Nachrichten bittet er um ein persönliches Gespräch, ohne auf das Geschehene einzugehen. Von Fenja kommt keine Reaktion. Niklas guter Freund Tom rät ihm, es mit einer Paartherapie zu versuchen. Denn augenscheinlich möchte Niklas um die Beziehung kämpfen. Doch dieser kann mit der Idee nichts anfangen und ignoriert Toms wiederholte Vorschläge.
An einem Nachmittag, nachdem er wieder vergeblich versucht hat, Fenja zu erreichen, möchte er sich mit Tom verabreden und sich gemeinsam mit ihm betrinken. Er schreibt ihm eine kurze Nachricht und wartet auf die Antwort. ›Komm rum und bring Gin Tonic mit!‹ Niklas schnappt sich direkt seine Schlüssel, schlüpft in die Schuhe und verlässt die Wohnung.
Nachdem Tom zwei hervorragende Gin Tonics gemixt hat, setzen sich beide an den Küchentisch.
»Cheers, du Verzweifelter!«, Tom lächelt und hält sein Glas hoch.
»Cheers, du Lebensretter!«
Beide nehmen einen Schluck und schweigen einen Moment.
»Also, ich habe es heute wieder probiert … Wieder keine Antwort.«
»Sehr gut.«
Niklas guckt verwundert.
»Wie? Gut? Ich fühle mich schrecklich.«
Tom sieht Niklas an.
»Ja, ich weiß. Und ich weiß, dass du das nicht hören willst. Aber es ist gut, dass es dir schrecklich geht und sie sich nicht meldet. «
»Häh? Das verstehe ich nicht, was soll denn daran gut sein?« Niklas spürt Wut in sich aufsteigen.
»Na ja«, Tom nimmt noch einen Schluck, »sieh es mal so. Im Moment reagiert Fenja nicht. Du findest das nicht gut, weil du unbedingt Kontakt zu ihr möchtest. Was würdest du ihr denn sagen?«
»Ich würde ihr sagen, dass ich sie vermisse und dass das Ganze nie wieder vorkommt.«
Tom lacht laut auf.
»Also wirklich, Alter. Das ist genau das, was du schon nach dem ersten Mal gemacht hast. Dieses Versprechen ist gar nichts mehr wert. Das kannst du dir sparen.«
Niklas sieht nachdenklich und traurig aus.
»Aber warum meinst du denn, dass es gut ist, dass sie nicht reagiert?«
»Sieh es mal andersherum. Das Gute daran ist, dass sie es noch nicht beendet hat. Es geht weder vor noch zurück. Und das bedeutet ja eventuell, dass es noch nicht vorbei ist.«
»Hm, da ist schon was dran. Aber was soll ich jetzt tun?«
»Na ja, immer nur das Gleiche zu machen, bringt augenscheinlich nichts. Also,« Tom macht eine kleine Pause, »versuche etwas Neues. Vielleicht reagiert sie dann.«
»Etwas Neues? Was soll das denn sein?«
Tom seufzt.
»Also, dass du traurig bist, okay. Aber so lahm kenne ich dich gar nicht. Ich habe dir gerade gesagt, dass es noch nicht vorbei ist und du etwas Neues tun musst. Und ich soll dir alles irgendwie schön passend servieren?«
»Du hast ja Recht, sorry. Also was Neues …«, er richtet sich auf und konzentriert sich.
»Und echt mal Niklas, ich habe es dir schon ein paar Mal gesagt. Du musst dich nur erinnern!«
Niklas Gesicht hellt sich auf.
»Meinst du diese Sache mit der Paartherapie?«
»Exakt. Ich wette, wenn du ihr schreibst und das vorschlägst, wird sie sich zurückmelden. Oder du machst direkt einen Termin und teilst ihr mit, dass du da sein wirst und sie entscheiden kann, ob sie kommt.«
»Wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst vor dieser Therapie-Sache. Ich werde bestimmt verurteilt und fertiggemacht. Darauf habe ich keinen Bock.«
»Und meinst du, Fenja hatte Bock darauf, von dir verletzt zu werden?« Niklas zuckt kurz zusammen.
»Therapeuten sind doch Menschen, die helfen wollen und keine moralischen Instanzen. Und selbst wenn. Du hast wirklich Mist gebaut und solltest dich dieser Sache mal stellen.«
»Stimmt schon. Das höre ich nicht gerne, aber du hast schon recht.«
»Aber mach das bitte nur, wenn du es ernst meinst. So eine Therapie geht schon zur Sache, du musst bereit sein, an dir zu arbeiten.«
»Du kennst dich wohl aus?«
Tom nickt, lächelt und nimmt noch einen Schluck Gin Tonic.
Paartherapie: Das Erstgespräch
Zwei Wochen später ist es so weit. Niklas sitzt ein wenig nervös in seinem Sessel bei den Paartherapeuten Bella und Chrisch Leisten. Er sieht kurz auf die Uhr und beißt sich ein wenig auf die Unterlippe – ob Fenja kommt? Eine Minute später klingelt es. Niklas atmet erleichtert aus und sieht nervös zu Bella und Chrisch. Letzterer steht auf, verlässt den Raum und geht zur Tür. Als er sie öffnet, lächelt er.
»Hallo, dann bist du wohl Fenja. Schön, dass du da bist. Wir haben uns gefragt, ob du wohl kommst. Und hier bist du!«
Fenja lächelt etwas verkrampft und nickt nur mit dem Kopf.
»Na, dann komm mal rein.«
Einen Moment später betreten beide den Therapie-Raum. Niklas springt auf und möchte Fenja begrüßen. Diese hebt jedoch sofort abwehrend ihre Hand und nimmt Platz. Niklas lässt die Schultern hängen und setzt sich ebenfalls wieder hin.
»Dies ist ja eine etwas ungewöhnliche Situation«, beginnt Chrisch das Gespräch.
»Wir wissen von Niklas, dass ihr beide euch jetzt einige Zeit nicht gesehen und gesprochen habt. Heute geht es darum, ob dieser Rahmen einer Paartherapie für euch ein Ort sein kann, euch mit dem...
| Erscheint lt. Verlag | 1.6.2024 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Neue Wege für die Liebe |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Partnerschaft / Sexualität |
| Sozialwissenschaften ► Soziologie | |
| Technik | |
| Schlagworte | Affäre • Beziehungskrise • beziehungsrategeber • Eheberatung • Fremdgehen • Krisenhelfer • Paartherapie • Ratgeber • Seitensprung • Treue |
| ISBN-10 | 3-384-24577-6 / 3384245776 |
| ISBN-13 | 978-3-384-24577-9 / 9783384245779 |
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