Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess (eBook)
464 Seiten
Herbert von Halem Verlag
978-3-86962-661-1 (ISBN)
Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Studie. Sie untersucht, welche Anforderungen an Journalismus aus Perspektive einer repräsentativen, deliberativen und partizipatorischen Auffassung von Demokratie zu stellen sind, und schlägt eine demokratietheoretisch fundierte Konzeptualisierung von Nachrichtenqualität vor. Diese beinhaltet einerseits professionelle Standards der Berichterstattung – das Wie der journalistischen Vermittlung von Inhalten – und andererseits spezifische Vorstellungen von Akteur:innen-Vielfalt – das Wer hinter den Stimmen, die in der Berichterstattung zu Wort kommen.
Um zu verstehen, welche Einflüsse wie auf Nachrichtenqualität wirken, entwirft die Studie einen sozialintegrativen Theorierahmen, der Journalist:innen als Handelnde mit den Strukturen verschränkt, innerhalb derer sie operieren. Es wird skizziert, wie teilsystematische Orientierungen im Journalismus, normative Erwartungen an Journalismus und spezifische Interaktionen von Journalist:innen mit ihren internen und externen Bezugsgruppen im Prozess der Nachrichtenproduktion zusammenwirken und verhandelt werden – und so Nachrichtenqualität entscheidend mitbestimmen.
Empirisch stützt sich die Studie auf ein dreiteiliges Mixed-Methods-Design. Sie kombiniert eine quantitative Inhaltsanalyse politischer Berichterstattung aus Österreich, eine nachgelagerte quantitative Befragung der Journalist:innen, welche die Nachrichtenbeiträge verfasst haben, sowie retrospektive Rekonstruktionen ausgewählter Beiträge zusammen mit ihren jeweiligen Verfasser:innen. So kann die Qualität der Berichterstattung in einen unmittelbaren Konnex mit der Realität journalistischer Nachrichtenproduktion gestellt werden. Die Ergebnisse lassen Nachrichtenqualität als multidirektional komplexes Phänomen erscheinen, das sich einfachen Kausalitäten entzieht. Journalistische Kultur erscheint dabei als Schlüssel für die Sicherung eines hochqualitativen Journalismus.
Auch normative Erwartungen können die Qualität der Berichterstattung positiv mitbestimmen, wenn sie an aktive Aushandlungsprozesse mit Bezugsgruppen rückgebunden sind. Zwar weist der österreichische Journalismus eine relative Resilienz gegenüber dem direkten Einfluss von politischen Akteur:innen auf – sie können aber mittelbar auf inhaltsprägende Strukturen einwirken. Schließlich belegt die Studie, dass die Vielfalt der Perspektiven in journalistischen Diskursen entscheidend von der Autonomie abhängt, die Journalist:innen zur Verfügung steht.
Andreas A. Riedl, Jg. 1992, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sein Bakkalaureats- und Magisterstudium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft absolvierte er an der Universität Wien. Von 2018 bis 2023 promovierte er am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU München. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen (digitalen) Journalismus und Demokratie, politischen Journalismus, Medienqualität und (Gender-)Vielfalt.
1. Einleitung
2. Demokratietheoretische Neubewertung journalistischer Nachrichtenqualität
2.1 Professionelle Standards der Berichterstattung
2.2 Vielfalt medialer Repräsentation als normativer Maßstab
2.3 Zwischenfazit: Nachrichtenqualität als Ausdruck differenzierter demokratiefördernder Potenziale
3. Nachrichtenqualität als journalistischer Prozess
3.1 Analytische Ebenen zur Erklärung journalistischer Medienhalte
3.2 Nachrichtenqualität zwischen Strukturen und Handlungsmacht
3.3 Zwischenfazit: Nachrichtenqualität als Ergebnis handelnden Zusammenwirkens im Journalismus
4. Potenziale für Nachrichtenqualität in Österreich
4.1 Deutungsstrukturen österreichischer Journalist:innen
4.2 Erwartungsstrukturen an Journalismus in Österreich
4.3 Konstellationsstrukturen im österreichischen Journalismus und seinen Bezugssystemen
4.4 Zwischenfazit: Nachrichtenqualität in Abhängigkeit spezifischer Potenziale in Österreich
5. Forschungsfragen
6. Studienanlage
6.1 Quantitative Inhaltsanalyse: Nachrichtenqualität messen
6.2Quantitative Befragung: Nachrichtenqualität erklären
6.3 Qualitative Rekonstruktionen: Nachrichtenqualität verstehen
6.4 Analysestrategie zur Beantwortung der Forschungsfragen
6.4.1 Quantitative Auswertungsstrategie
6.4.2 Qualitative Auswertungsstrategie
7. Journalistische Aushandlung professioneller Standards der Berichterstattung
7.1 Unparteilichkeit
7.2 Diskursivität
7.3 Konstruktive Emotionalität
8. Journalistische Aushandlung der medialen Repräsentation von Akteur:innen
8.1 Parteipolitische Akteur:innen
8.2 Akteur:innen der Zivilgesellschaft
8.3 Bürger:innen und Marginalisierte
8.4 Zwischenfazit: hegemoniale Hierarchie politischer Quellen zulasten weniger institutionalisierter Akteur:innen
9. Conclusio: Nachrichtenqualität als Herausforderung für Journalismus, Politik und Gesellschaft
9.1 Fazit
9.2 Limitationen
9.3 Ausblick
Quellen
Anhang
Der Anhang wurde online veröffentlicht und kann unter folgendem Link heruntergeladen werden:
https://doi.org/10.1453/9783869626628_anhang.pdf
| Erscheint lt. Verlag | 22.5.2024 |
|---|---|
| Verlagsort | Köln |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Kommunikation / Medien ► Journalistik |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Berichterstattung • Demokratieförderung • Demokratiemodell • Diskursivität • Gesellschaft • Handlungsmacht • Journalismusforschung • Journalisten • Kommunikationswissenschaft • konstruktive Emotionalität • Marginalisierten • Mediensoziologie • Nachrichtenqualität • Öffentlich-rechtlicher Rundfunk • Österreich • Politik • Politischer Journalismus • Qualitätsmanagement • Redaktionsmanagement • retrospektive Rekonstruktion • Unparteilichkeit • Zivilgesellschaft |
| ISBN-10 | 3-86962-661-5 / 3869626615 |
| ISBN-13 | 978-3-86962-661-1 / 9783869626611 |
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