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Beratung lehren im Studium Sozialer Arbeit -  Christian Paulick,  Sandra Wesenberg

Beratung lehren im Studium Sozialer Arbeit (eBook)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
204 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-039264-9 (ISBN)
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Das hochschuldidaktische Lehrbuch gibt Lehrenden Anregungen, wie Studierenden der Sozialen Arbeit und Sozialpädagogik innerhalb der vorgegebenen und zeitlich eng gerahmten Studienstrukturen Beratungskompetenzen vermittelt und ihre ersten Schritte auf dem Weg zur Entwicklung beraterischer Professionalität begleitet werden können. Präsentiert werden dabei nicht nur Übungen zu spezifischen Beratungsmethoden und -techniken, sondern im Fokus steht v.a. die Entwicklung einer spezifischen Beratungshaltung, die insbesondere Selbstreflexion und Selbsterfahrung erfordert.

Prof. Dr. Christian Paulick lehrt Beratung, Systemische Soziale Arbeit, Professionalität und Selbstsorge an der Hochschule Merseburg. Prof. Dr. Sandra Wesenberg ist Gastprofessorin für Klinische Psychologie mit den Schwerpunkten Beratung und Therapie an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin.

Prof. Dr. Christian Paulick lehrt Beratung, Systemische Soziale Arbeit, Professionalität und Selbstsorge an der Hochschule Merseburg. Prof. Dr. Sandra Wesenberg ist Gastprofessorin für Klinische Psychologie mit den Schwerpunkten Beratung und Therapie an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin.

Einleitung – Zu diesem Buch


»Was ist schwer? ›Sich selbst erkennen.‹ Was leicht? ›Einem andern einen Rat erteilen.‹«
Thales von Milet (ca. 600 v. Chr.), zit. in Diogenes Laertius (2008):
Leben und Meinungen berühmter Philosophen, S. 19.

Beratung gehört zweifelsohne zu den zentralen Schlüsselkompetenzen in der Sozialen Arbeit. Gleichzeitig ist Beratung in postmodernen Vergesellschaftungen von Vielfalt, Feindifferenzierungen und stetigen Weiterentwicklungen gekennzeichnet. »Gute« Beratung in Sozialer Arbeit zu realisieren, ist eine hohe Kunst. In der Expertiseforschung verdichtet sich die Zahl von zehn Jahren bzw. 10.000 Stunden kontinuierliche Arbeit, die es braucht, um beraterische Professionalität im Sinne von höchster Meister*innenschaft herauszubilden. Die Erlangung dieser Expertise braucht neben einer umfassenden Qualifizierung insbesondere Erfahrungsbildung, Routinisierung und eine systematische Verknüpfung von Wissensbeständen und Erfahrungen. Das heißt vor allem also auch: Professionalisierung braucht Zeit! Dies stellt nicht unbedingt eine ideale Voraussetzung für die Vermittlung von Beratungskompetenzen innerhalb bolognarisierter Curricula des Hochschulstudiums dar. In einem Hochschulstudium können – aber sollten! – folglich »nur« Grundsteine gelegt und Weichen gestellt werden. Doch gerade diese Weichenstellungen, so unsere Beobachtung, sind von hoher Bedeutsamkeit für die Herausbildung einer beraterischen Grundhaltung und etwa der Frage, ob Selbstreflexionen und damit einhergehende Irritationen und Impulse zur Neuorientierung und individuellen Weiterentwicklung als punktuelle Elemente in einer Lehrveranstaltung vorkommen oder als Grundidee von Beratungsprofessionalität und über ein Hochschulstudium hinausgehend habitualisiert werden.

In dem von uns hier vorgelegten Buch werden folgende Fragen verfolgt:

  • Was macht Beratung in Sozialer Arbeit aus?

  • Was kennzeichnet eine*n gute*n Berater*in?

  • Was lässt sich unter Beratungsprofessionalität verstehen?

  • Wie bildet sich Professionalität heraus?

  • Wie lassen sich im Kontext von Hochschule zentrale Elemente von Beratungsprofessionalität vermitteln?

  • Inwieweit lässt sich Beratungsprofessionalität anregen oder gar auf Dauer stellen?

  • Kurz gesagt: Wie lässt sich Beratung im Studium Sozialer Arbeit lehren und lernen?

Wir möchten mit diesem Band ein hochschuldidaktisches Lehrbuch vorlegen, das Lehrenden Anregungen gibt, wie Studierenden der Sozialen Arbeit oder Sozialpädagogik innerhalb der vorgegebenen und zeitlich eng gerahmten Studienstrukturen Beratungskompetenzen nähergebracht und ihre ersten Schritte auf dem Weg zur Entwicklung beraterischer Professionalität begleitet werden können. Präsentiert werden dabei nicht nur Übungen zu spezifischen Beratungsmethoden oder -techniken, sondern im Fokus steht v. a. die Entwicklung und Reflexion einer spezifischen Beratungshaltung.

Aufbauend auf einer kurzen Einführung in die allgemeinen Bedingungen von Hochschullehre, die den Rahmen für Beratungslehre im Studium Sozialer Arbeit markieren, skizzieren wir die konkreten Grundannahmen, die unsere eigene Lehre zur Vermittlung von Beratungskompetenzen bestimmen. Unsere Haltung als Hochschullehrende orientiert sich dabei zentral an der systemisch-konstruktivistischen »Ermöglichungsdidaktik« (nach Rolf Arnold, vgl. u. a. Arnold 1999, 2007, 2012, 2018; Arnold & Schüßler 2003; Arnold & Schön 2017, 2019). Anschließend stellen wir ein Modell beraterischer Professionalität vor, welches als Hintergrundfolie für unsere Beratungslehre dient. Nach diesem Modell entwickelt sich Professionalität dynamisch und prozessual innerhalb eines selbstsorgerisch grundierten und von kontingenten (Selbst-)‌Erfahrungen beeinflussten Dreiecks von Theorie, Praxis- und (Selbst-)‌Reflexion (Paulick & Wesenberg 2020). In dieser Entwicklung spielen eben jene Faktoren, die in der Person der*des Professionellen selbst zu verorten sind und ihre Erstausprägung in biographisch-informellen Kontexten erfahren, eine zentrale Rolle, was sich im Wesentlichen schon dadurch begründet, dass – so Hans Thiersch (2004, S. 706) – »die Person das Werkzeug des Pädagogen und Beraters« ist. Entsprechend erscheinen Selbstreflexion und (Selbst-)‌Erfahrung – etwa in Form des Bewusstwerdens subjektiver Theorien, des konkreten Ausprobierens und Erlebens von Methoden etc. – sowie die damit assoziierte Förderung von größerer Selbstbewusstheit (»self-awareness«; also des Wissens und Verständnisses von sich selbst im Hinblick auf handlungsleitende Werte, Überzeugungen, Lebenserfahrungen und Weltanschauung) als wichtige Elemente der Entwicklung von beraterischer Professionalität.

Aufbauend auf der Vorstellung des Modells beraterischer Professionalität rückt im zweiten umfassenden Teil des Buches die Frage in den Mittelpunkt, wie die verschiedenen Komponenten – Theorie, Praxis, Selbstreflexion, Selbstsorge und (Selbst-)‌Erfahrung – innerhalb der Beratungslehre im Studium Sozialer Arbeit adressiert werden können. Die Ausführungen sind dabei nicht zu verstehen als lineares Handlungskonzept aufeinander aufbauender Kapitel, die nacheinander bearbeitet werden müssen. Vielmehr können je nach Lehrkontext, Vorwissen der Studierenden, spezifischer Zielsetzung des Moduls, Einbindung im Curriculum etc. einzelne angesprochene Aspekte in der Gestaltung konkreter Seminare besonders relevant sein, während andere möglicherweise schon als bekannt vorausgesetzt werden können und wieder andere an einem späteren Punkt im Studienablaufplan aufgegriffen werden.

Wir möchten unsere Überlegungen in der Gestaltung von Beratungslehrveranstaltungen nachvollziehbar machen, verdeutlichen, welche Überlegungen, Konzepte und Entwürfe anderer uns in der Lehre inspirieren und entscheidend beeinflussen, und unsere Ideen sowie Erfahrungen aus verschiedenen Seminarkontexten an verschiedenen Hochschulen als Vorschläge anbieten. Verbunden ist dies mit der ausdrücklichen Einladung an die Lesenden, mit den angebotenen Ideen zu experimentieren, individuell unpassend Erscheinendes zu verwerfen und Stimmiges aufzugreifen, zu modifizieren und weiterzuentwickeln. Letztlich ist nach unserer Erfahrung auch die Lehre von Beratung eng mit der Person der*des Lehrenden verknüpft. Es geht in Beratungsseminaren vorrangig nicht um die Weitergabe von deklarativem Faktenwissen, sondern um die Vermittlung und gemeinsame Erprobung von handlungspraktischem Wissen, die Anregung eines Rollenbewusstseins, die Förderung der Entwicklung einer eigenen Beratungshaltung und die Begleitung der ersten Schritte der Reise angehender Berater*innen, die sich für Studierende teilweise mühevoll und entmutigend anfühlen können, die zugleich aber auch das große Potential haben, eine gute Grundausrüstung für die weitere Reise zu legen. Dies alles bedeutet für Lehrpersonen auch, sehr viel stärker als in anderen Lehrveranstaltungen im Studium als Person in Erscheinung zu treten, als Modell zu wirken und für Studierende im unmittelbaren Tun erfahrbar zu werden. Entsprechend kann sich die konkrete Ausgestaltung von Beratungslehre zwischen einzelnen Personen deutlich unterscheiden, auch wenn sie auf ähnlichen didaktischen Konzepten, Methoden, Theoriebeständen etc. aufbaut. Auch wir beide haben schon deutliche Unterschiede in der Gestaltung unserer Lehrveranstaltungen bemerkt und ebenso bereits festgestellt, dass bestimmte Methoden, die sich für eine*n von uns sehr bewährt haben, für den*die andere keineswegs so erfolgreich umsetzbar waren. Dies mag immer auch mit anderen Parametern – Gruppengröße, -zusammensetzung, Studiensemester etc. – zusammenhängen, ist neben all diesem in unserer Erfahrung aber ebenso entscheidend mit der individuellen Person des*der Lehrenden verknüpft. Entsprechend war auch die Erstellung dieses gemeinsamen Buches zu Beratungslehre auf den ersten Blick ein Experiment mit ungewissem Ausgang, zumal wir trotz aller Nähen in Beratungsverständnis und -haltung ursprünglich in unterschiedlichen Beratungs-/Therapieansätzen sozialisiert sind (Christian Paulick als systemischer Berater, Therapeut und Supervisor, Sandra Wesenberg als angehende Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin im Richtlinienverfahren Verhaltenstherapie mit methodenübergreifender Ausbildung, u. a. im ergänzenden Verfahren Systemische Therapie), in verschiedenen Praxisfeldern tätig waren und zudem an zwei unterschiedlichen Hochschulen beschäftigt sind. Auf den zweiten Blick jedoch war es gerade diese Konstellation, die sich als besonders hilfreich erwiesen hat. Insbesondere durch die jeweils eigene Erfahrung von Beratungslehre an unseren Hochschulen ließen sich Parameter des Systems Hochschule und Herausforderungen besser verstehen, didaktische Ideen präzisieren, Komplexitäten verdichten und Gelingensprozesse erproben. Neben diesen Austauschprozessen zu unseren individuellen Erfahrungen sind es zudem die seit mehreren Jahren erprobten...

Erscheint lt. Verlag 10.1.2024
Zusatzinfo 2 Abb., 5 Tab.
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Biographie • Didaktik • Haltungskompetenz • Handlungskompetenz • Lehren und Lernen • Praxis • Professionalität • Reflexion • Systemische Beratung
ISBN-10 3-17-039264-6 / 3170392646
ISBN-13 978-3-17-039264-9 / 9783170392649
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