Aller Eltern Abend (E-Book) (eBook)
144 Seiten
hep verlag
978-3-0355-2336-2 (ISBN)
Thomas Eberhard berät seit 2001 Schulbehörden und andere Organisationen in den Bereichen Kommunikation, Führung und Konfliktmanagement. Zudem ist er an verschiedenen Weiterbildungsinstituten als Dozent für Kommunikation tätig, unter anderem für Schulverwaltungsleitende. Der Autor war Klassenlehrer an einer Gesamtschule auf dem Land, bevor er an der Uni Bern Erziehungswissenschaften und Kinder- und Jugendpsychologie studierte, beim Radio arbeitete und sich schliesslich als Berater selbstständig machte.
Thomas Eberhard berät seit 2001 Schulbehörden und andere Organisationen in den Bereichen Kommunikation, Führung und Konfliktmanagement. Zudem ist er an verschiedenen Weiterbildungsinstituten als Dozent für Kommunikation tätig, unter anderem für Schulverwaltungsleitende. Der Autor war Klassenlehrer an einer Gesamtschule auf dem Land, bevor er an der Uni Bern Erziehungswissenschaften und Kinder- und Jugendpsychologie studierte, beim Radio arbeitete und sich schliesslich als Berater selbstständig machte.
Aus Ihrem Arbeitsalltag wissen Sie, wie wichtig es für den Lernerfolg der Kinder ist, sie in ihrer Erlebniswelt abzuholen. Mit den Eltern verhält es sich genau gleich. Sie haben viele Erwartungen an die Schule und die Lehrpersonen. Wenn Sie mit den Eltern in Kontakt treten und zu kommunizieren beginnen, knüpfen Sie an diese Erwartungen an. So gelingt es Ihnen, sie abzuholen. Sie bewegen sich hier meist im Illustrationsbereich der Schule-Eltern-Kommunikation (mehr dazu in Kapitel «Den richtigen Kanal wählen»). Seien Sie sich der Erwartungen bewussst, die es zu erfüllen gilt:
Das Kind soll in der Schule akzeptiert werden und etwas für sein Leben lernen.
Zu diesen generellen kommen individuelle Erwartungen, Wünsche und Hoffnungen. Sie sind an den jeweiligen Erfahrungs- und Erlebniswelten der Kinder orientiert und dementsprechend stufenspezifisch.
Spielen versus Output und Produkte
Für Eltern ist der Eintritt in die Schule einschneidend und mit ambivalenten Gefühlen verbunden, ganz egal ob ihr Kind bereits in vorschulischen Betreuungseinrichtungen war oder nicht. Einerseits möchten sie, dass ihr Kind möglichst lange frei, kreativ und unbeschwert unterwegs sein darf, dass es in der Schule akzeptiert wird und Freundschaften schließen kann. Sie erwarten sie aber auch, dass ihr Kind Grundfertigkeiten erwirbt, sich an Strukturen gewöhnt und langsam, aber sicher Leistung zeigt.
Kommunikativ können Sie das einfach aufgreifen. Sie zeigen den Eltern, dass Sie spielerisch an Lerninhalte herangehen, dass sie die Kinder viel ausprobieren lassen, dass sie viel draußen sind und dass das Schulleben farbig und bunt ist. Wichtig ist aber auch, dass sie den Eltern erste Outputs und Produkte zeigen können: Eine selbst geschriebene Postkarte, die nach Hause kommt, Fotos mit den ersten Buchstaben im Quartalsbrief, eine Sprachnachricht mit einem ersten gelesenen Satz eines Kindes.
Abbildung 8 Zyklus I: Spiel versus Output und Produkte
Freunde und Entdecken versus Leistung
Im Zyklus II rückt jetzt klar die Leistung der Kinder in den Fokus der Eltern. Natürlich ist für sie wichtig, dass die Schule den Kindern Spaß macht und dass sie sozial gut eingebettet sind. Aber sie wollen sehen, hören, spüren, dass ihre Kinder schulisch auch erfolgreich sind.
Für die Elternkommunikation ist das ein wichtiger Unterschied zum Zyklus I. Sie bilden hier also weniger die spielerischen Prozesse ab, als dass Sie aufzeigen, dass in dynamischen Gruppen gearbeitet und im Labor experimentiert wird, dass die Kinder einfache Konstruktionsskizzen und Comicgeschichten entwerfen und dass sie Alltagsthemen in einfachen Videos abbilden können.
Abbildung 9 Zyklus II: Freunde und Entdecken versus Leistung
Null Bock versus Verantwortung und Zukunft
Es ist interessant, dass Kinder im Zyklus III meist sehr viel problemloser unterwegs sind, als viele Eltern befürchten. In ihrem Fokus stehen nun Identitätsfindung, Berufswahl und Prävention. Eltern sind froh, wenn ihre Kinder einigermaßen gern zur Schule gehen, von ihren Lehrpersonen verstanden werden und sich fürs «richtige» Leben rüsten.
Im Zyklus III reduziert sich die Elternkommunikation an den meisten Schulen auf Prävention und Berufswahl. Dabei haben gerade Jugendliche meist ein großes Bedürfnis, ihre Selbstwirksamkeit zu erfahren und zu kommunizieren. Gute Elternkommunikation kann ein interessantes Projekt sein für Jugendliche. Meist sind es digitale Formate, die hier gute Dienste leisten.
Abbildung 10 Zyklus III: Null Bock versus Verantwortung und Zukunft
Gar nicht wahr
Haben Sie beim Lesen gedacht, dass Eltern heute wesentlich gelassener sind als früher? Das ist ein Mythos. Der Leistungsgedanke der Eltern von Kindern im Zyklus II hat eher zugenommen.
Denken Sie auch, dass die Pubertät immer schwierig ist? Das ist genauso ein Mythos. Die meisten Jugendlichen erleben die Pubertät als unproblematisch, sie freuen sich über zunehmende Freiheiten.
Die Schule ist kulturell divers. Mehrsprachige Elternkommunikation muss selbstverständlich sein, auch wenn sie zusätzlichen (finanziellen) Aufwand bedeutet. Denn gerade für Eltern mit einem anderen sprachlichen und kulturellen Hintergrund ist es besonders wichtig, dass sie den Schulbetrieb verstehen. Es ist die Grundlage für eine reibungslose Zusammenarbeit und damit dafür, dass die Kinder fremdsprachiger Eltern den Zugang zur hiesigen Kultur erhalten. Das eröffnet ihnen alle Möglichkeiten für ihre Zukunft.
Je niederschwelliger Sie den Zugang zur Schule gestalten, desto mehr Eltern finden ihn, gerade auch solche mit anderem kulturellem Hintergrund. Sportanlässe, Schulfeste, gemeinsames Kochen oder Grillen sind wesentlich niederschwelliger als Elternabende. In der Jahresplanung kommen sie meist erst im zweiten Semester vor. Ändern Sie das, planen Sie solche Anlässe fürs erste Quartal ein. In Ortschaften mit einer großen fremdsprachigen Gemeinschaft ist außerdem eine Teilnahme der Lehrpersonen an schulfremden Quartieranlässen oder Informationsabenden sinnvoll.
Die direkte Zusammenarbeit mit fremdsprachigen Eltern ist herausfordernd. Als Lehrperson passen Sie sich beim Sprechen Ihrem Gegenüber an. Mündlich ist das einfach, weil Sie die Menschen direkt einschätzen und auf sie reagieren können. In der schriftlichen Kommunikation ist es anspruchsvoller. Um möglichst alle Eltern zu erreichen, schreiben Sie immer in einer einfachen Sprache.
Notiz 4 Einfache Sprache
Als Klassenlehrperson fokussieren Sie die Vermittlung von Alltagsinfos und auf die schulische Beziehungsarbeit mit den Eltern. Sie können wichtige Informationen mit entsprechenden Programmen im Internet übersetzen oder das Kind fragen, ob es oder seine älteren Geschwister die Inhalte zu Hause übersetzen können. Eine solche Übersetzungsleistung ist Kindern in der Regel ab der 5. Klasse zumutbar. Falls das nicht möglich ist, fordern Sie über die Schulleitung eine dolmetschende Person oder einen Übersetzungsdienst an.
Schulleitung und Klassenlehrpersonen teilen sich die Aufgabe der Elternkommunikation. Als Schulleiterin oder Schulleiter sorgen Sie dafür, dass allgemeine Schulinformationen, Informationen von den Sozialdiensten und Behörden oder Formulare für den allgemeinen Unterricht in den notwendigen Sprachen zur Verfügung stehen. Online finden Sie einige Anbieter, die komplexe Texte wie solche von Behörden in einfache Sprache übertragen. Stichwort «leichte Sprache»: Gerade in größeren Schulen ist es sinnvoll, für fremdsprachige Eltern eine regelmäßige Elternsprechstunde mit Übersetzungsleistungen anzubieten. Auch die Einladung dafür muss in die Herkunftssprachen übersetzt sein.
Tabelle 2 Zuständigkeiten bezüglich Schule-Eltern-Kommunikation
| Schulleitung | Lehrperson |
| Infos aus dem Schulalltag | x |
| Infos zum allgemeinen Schulbetrieb | x |
| Infos über schulzugewandte Stellen wie Behörden oder Sozialdienst | x |
| Sprachdienst (Übersetzungen von Infos und Formularen) | x |
| Netzwerkpflege für Übersetzungen | x |
| Koordination mit Quartier- und Jugendarbeit | x | x |
| Elternsprechstunde | x | x |
| Direkter Kontakt mit Eltern | x |
| Beziehungsarbeit (Eltern) | x |
Pflegen Sie an der Schule ein Netzwerk mit Menschen unterschiedlicher Sprache, die Sie für Übersetzungsleistungen anfragen dürfen. Sie sind oft Schlüsselpersonen, wenn der Zugang zu Eltern aus anderen Kulturen schwierig ist. Es lohnt sich auch, die Zusammenarbeit mit der Quartier- oder Jugendarbeit zu suchen. Sie verfügt meist über gute, persönliche Kontakte zu fremdsprachigen Gemeinschaften und über viel Know-how in diesem Bereich. Für die Pflege dieses Netzwerks ist die Schulleitung verantwortlich. Sie hält es auf dem neusten Stand und für die Lehrpersonen zugänglich.
Übrigens: Kontaktieren Sie Eltern aus anderen Kulturkreisen nicht nur für Übersetzungen. Denken Sie an sie, wenn Sie die oben erwähnten niederschwelligen Anlässe planen, beziehen Sie sie ein. Wenn es etwa um sensible Themen wie kulturelle Feste oder Genderfragen geht, sind die Eltern als Vertreter des jeweiligen Kulturkreises die erste Ansprechperson.
Familienformen gerecht werden
Längst nicht alle Familien bestehen aus Mutter, Vater und Kind(ern), die Familienformen sind vielfältiger. Beziehen Sie diese Überlegung immer in Ihre Kommunikation mit ein. Denken Sie beispielsweise daran, dass...
| Erscheint lt. Verlag | 1.11.2023 |
|---|---|
| Verlagsort | Bern |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Bildungstheorie |
| Schlagworte | Beziehung • fundiert • Hinweise • Kommunikation • Lehrperson • Praktische • Ratgeber • Schule • Schulleitung • Spezialfälle • Standardsituationen • Tipps |
| ISBN-10 | 3-0355-2336-3 / 3035523363 |
| ISBN-13 | 978-3-0355-2336-2 / 9783035523362 |
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