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Witwe mit 53 (eBook)

Liebe, Tod, Trauer: Stationen eines gemeinsamen Lebens und mein Weg durch den Tunnel der Tränen
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
212 Seiten
neobooks Self-Publishing (Verlag)
9783754995235 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Witwe mit 53 -  Dr. Martina Bergler
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'Alles war perfekt. Job. Haus. Hobby. Eine jahrelange Liebe. Dann kam der Gehirntumor - und mit ihm der Tod. Für mich begann eine Reise durch einen tiefen Tunnel und ein Leben, das ich so nicht gewollt hatte. Natürlich kann ich allein die Glühbirnen wechseln und für die streikende Spülmaschine den Techniker rufen. Aber wir werden nie wieder zusammen frühstücken, nie wieder zusammen ausreiten, nie wieder gemeinsam über das aktuelle Weltgeschehen reden. Der Tod ordnet das Leben neu. Wird es irgendwann Licht am Ende des schwarzen Tunnels geben?' Das fragte sich Dr. Martina Bergler als ihr Mann starb, und sie schrieb dieses Buch über das Leben. Ein Buch über immense Trauer und über die verzweifelten Versuche, Schritt für Schritt weiterzugehen. Im ersten, sehr persönlichen Teil schildert die Autorin Lebenssituationen aus 23 gemeinsamen Jahren. Um nicht zu vergessen und um Erinnerungen zu bewahren. Im zweiten Teil geht es um ihre Erfahrungen als Witwe, ihre unbändige Trauer und ihren langen Weg durch den Tunnel der Tränen in ein neues Leben.

Dr. Martina Bergler, geboren 1967 in Herford, Ostwestfalen-Lippe, studierte Musikwissenschaft, Romanistik und Geschichte. Sie arbeitete zunächst viele Jahre als Fach- und Führungskraft in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Agenturen und internationalen Unternehmen. Seit über zwanzig Jahren ist sie selbstständig tätig als PR-Beraterin, zertifizierter Business-Coach, Kommunikations-Trainerin, Ausbilderin und Lehrbeauftragte.

Dr. Martina Bergler, geboren 1967 in Herford, Ostwestfalen-Lippe, studierte Musikwissenschaft, Romanistik und Geschichte. Sie arbeitete zunächst viele Jahre als Fach- und Führungskraft in der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit von Agenturen und internationalen Unternehmen. Seit über zwanzig Jahren ist sie selbstständig tätig als PR-Beraterin, zertifizierter Business-Coach, Kommunikations-Trainerin, Ausbilderin und Lehrbeauftragte.

Prolog



„Liebes Obercamel,

danke für 23 Jahre. Danke, dass du dein Leben mit mir geteilt hast. Danke, dass ich meine schönsten Jahre mit dir verbringen durfte. Ich habe dich immer geliebt, ich liebe dich immer noch, und ich werde dich immer lieben. Es war eine wunderschöne Zeit mit dir! Ich hoffe, es geht dir gut, dort oben im Himmel. Vielleicht begleitest du mich ab und an, schaust mir zu, was ich jetzt so aus meinem Leben mache. Ich hätte gerne noch viele weitere Jahre mit dir verbracht, aber es sollte nicht sein. Deine Sanduhr war abgelaufen, dein Körper konnte nicht mehr.

Du hast das Beste aus deinem Leben gemacht, zwar immer zu viel gearbeitet, aber du hast all das gemacht, was du immer machen wolltest. Eine Bucketlist, eine Liste an Dingen, die wir zwei noch unbedingt zusammen erleben wollten, gab es nicht. Das tröstet ein wenig. Ich danke dir für deine Liebe, für die Verbundenheit mit dir, die Vertrautheit, die wundervollen Jahre. Ich vermisse dich unendlich.

In Liebe, dein Untercamel, dein Schmunzel, dein kleiner, grüner Frosch, deine starke, weiße Löwin.“



Mein Mann, Thorsten Echterhof, starb am 5. Juli 2021 kurz vor seinem 57. Geburtstag. An den Folgen eines Gehirntumors. In seinen letzten eineinhalb Jahren habe ich ihn rund um die Uhr zu Hause betreut und gepflegt. Thorsten konnte kaum gehen, da der Tumor die Gehirnareale beeinflusste, die für die Motorik, für das Gehen und den Gleichgewichtssinn zuständig sind. Er konnte keine Tasse Tee tragen, anfangs nur zehn Schritte gehen, später immerhin dreißig, dann brauchte er eine Pause, musste sich setzen. Geistig war er völlig klar, doch sein Reaktionsvermögen war stark eingeschränkt. Ein Buch lesen oder einen Film gucken war nicht möglich, zu viele Reize, zu viele Informationen. Autofahren ging natürlich auch nicht. Mit Physiotherapie, Therapieschwimmen und Therapiereiten kämpfte er sich tapfer ins Leben zurück.

Ich habe alle meine Jobs und Ehrenämter an den Nagel gehängt und wurde seine Vollzeit-Pflegekraft, und das würde ich jederzeit wieder tun. Nach Thorstens Tod habe ich immer gesagt: „Es waren wunderschöne eineinhalb Jahre. Wir hatten uns, wir waren zusammen, wir hatten Hoffnung.“ Dass diese Pflegezeit absolut kräftezehrend war für mich und sicher oft traurig für ihn, wenn er merkte, was er alles nicht mehr oder noch nicht wieder konnte, habe ich verdrängt.

Als ich Thorsten kennenlernte, war er bereits vorerkrankt. Mit dreißig Jahren erhielt er seine erste Nierentransplantation, da hatte er bereits zwei Jahre Dialyse hinter sich. Beide Nieren hatten von heute auf morgen ohne erkennbare Ursache einfach so aufgehört zu arbeiten. Die erste Spenderniere funktionierte dreizehn Jahre, ein durchschnittlicher Wert. Dann folgte eine zweijährige ungewisse Phase, in der die Niere immer schwächer und schließlich die Dialyse wieder fester Bestandteil seines und unseres Alltags wurde. Mit 45 Jahren hatte Thorsten noch einmal das Glück, eine neue Spenderniere zu bekommen, ein Geschenk, das uns weitere relativ unbeschwerte Jahre bescherte. Insgesamt begleiteten ihn siebenundzwanzig Jahre die Bombertabletten, wie ich sie immer so schön nannte, Immunsuppressiva. Morgens und abends, jeden Tag zur gleichen Uhrzeit, damit der Körper die Spenderniere nicht abstößt. Wenn man die Nebenwirkungen in den Beipackzetteln liest, möchte man die Dinger am liebsten nicht nehmen, aber man hat ja keine Wahl. Eine mögliche Nebenwirkung: Tumor, nicht allzu häufig, doch leider möglich.

Dieser seltene Fall traf Thorsten: Gehirntumor, B-Zell-Lymphom im zentralen Nervensystem. Für Otto-Normalmensch wäre diese Tumorart durchaus behandelbar, aber für Nierentransplantierte ist eine darauf abgestimmte Chemotherapie nicht möglich. Die Ärzte sagten: Ohne Therapie noch sechs Monate. Eine Operation ging nicht, da der Tumor großflächig war, und ob „nur“ Bestrahlung und die Spritzen mit dem Antikörper Rituximab etwas bringen würden, dazu fehlten den Experten in der Uniklinik Heidelberg jegliche Erfahrungswerte.

Wir wussten nach der Gehirntumordiagnose, dass seine Lebenszeit begrenzt ist, dass er früher oder später sterben würde. Wir haben uns schon zu diesem Zeitpunkt die Seele aus dem Leib geweint, wochenlang. Aber dann kam der Kampfgeist zurück, im MRT nach neun Monaten waren keine Tumorzellen mehr zu sehen, die Therapie schien angeschlagen zu haben, wir schöpften Hoffnung. Vielleicht haben wir noch ein paar Jahre zusammen, in einer anderen Form als zuvor, aber zusammen. Vielleicht würde Thorsten ja zu den Wenigen gehören, die den Krebs besiegen.

Unsere Gespräche über den Tod verstummten, ab und an redeten wir im Galgenhumor à la „Lohnt es sich wohl noch, dass wir eine neue Jeans kaufen?“ Online versteht sich, wir waren ja im Corona-Lockdown. Wir lachten wieder gemeinsam, wenn auch mit ein wenig schwarzem Humor.

Gut fünfzehn Monate nach der Tumordiagnose kam ein Keim. Nur ein Keim, kein Corona, ein kleiner, fieser Keim, Aspergillus, den jeder mit der Luft einatmet. Eigentlich völlig ungefährlich, aber Thorstens geschwächter Körper konnte damit nicht umgehen, sein heruntergefahrenes Immunsystem konnte dem nichts entgegensetzen. Es folgten Lungenentzündung, Intensivstation, künstliche Beatmung, künstliches Koma. In der Klinik kamen weitere Keime hinzu, alle Organe waren entzündet. Gestorben ist er letztendlich an Multiorganversagen nach einer Sepsis. Er lag die letzten siebeneinhalb Wochen seines Lebens fast ausschließlich im Koma oder Delir. Wir konnten uns nicht mehr voneinander verabschieden, wir haben nicht über seinen Weg von der Erde in den Himmel geredet, nicht über den Tod und nicht über meine Zeit ohne ihn. Ich hatte bis zum letzten Tag Hoffnung.

Aufgrund der damals geltenden Corona-Regelungen durfte ich ihn, immerhin, für eine Stunde am Tag besuchen. An den meisten Tagen war er nicht ansprechbar, und an den wenigen Tagen in all den Wochen, an denen er die Augen aufschlug, da habe ich über die Hoffnung geredet, über ein wenig weitere Zeit miteinander. Thorsten konnte meist nur ein schwaches „Ja“ oder „Nein“ von sich geben, einzelne Worte, keinen einzigen Satz mehr.

Jeden Tag ein Auf und Ab, wochenlang. Irgendwann half auch kein Antibiotikum mehr. Drei Tage vor seinem Tod, Thorsten war seit einer Woche nicht aus dem Koma erwacht, sagten mir die Ärzte, dass sie jetzt nichts mehr für ihn tun könnten, dass sie mich beim Sterbeprozess begleiten werden. Meine Welt lag in Trümmern, ich habe nur noch geweint. Ich weiß nicht mehr, wie ich mit dem Auto nach Hause gekommen bin, ich habe irgendwie funktioniert. Am nächsten Tag durfte ich vier Stunden auf der Intensivstation bei ihm bleiben. Ich habe geheult und funktioniert, habe seine Trauerkarte konzipiert, mit dem Bestattungshaus telefoniert.

Am darauf folgenden Tag haben sie ihn in ein Sterbezimmer verlegt, er war weiterhin durchgängig im Koma. Ich durfte die letzten vierzehn Stunden seine Hand halten, das war in der damaligen Corona-Zeit nicht selbstverständlich, dafür bin ich dem Klinikum unendlich dankbar. Er ist friedlich eingeschlafen.

Sein Tod kam für mich plötzlich. Jetzt bin ich allein, 53 Jahre alt. Willkommen im Club der Witwen.

An dieser Stelle eine kleine Anmerkung an alle Witwer, an alle weiblichen und männlichen Hinterbliebenen ohne Trauschein, an alle um eine Partnerin oder einen Partner Trauernde jeglicher Couleur: Bitte entschuldigt, dass ich im Weiteren nur von Witwen spreche. Fühlt euch bitte trotzdem angesprochen.

Ich schreibe dieses Buch, um meine Trauer zu verarbeiten, um irgendwie mit diesem neuen Leben, das ich nicht wollte, in das ich hineingestoßen wurde, klarzukommen. Das, was ich gerade erlebe, kann nur jemand nachvollziehen, der auch seinen geliebten Partner verloren hat. Kein anderer ist in der Lage, sich in diese Gefühle hineinzuversetzen. Eltern, die ein Kind verloren haben, Töchter und Söhne, die ein Elternteil verloren haben, trauern auch, aber diese Trauer ist anders, sicher nicht weniger schwer, aber unterschiedlich.

Ich habe nie in meinem Leben auch nur in Ansätzen geahnt, wie sich die Trauer um den Partner anfühlen mag. Es ist ein Durchschütteln des ganzen Körpers, ein Schreien, ein Weinen, eine Heulattacke nach der anderen, ein langer schwarzer Tunnel ohne Ende in Sicht, ein großes tiefes Loch ohne Leiter. Nachfolgegedanken. Kein Lebenswille. Keine Lebenslust. Keine Freude. Keine Aussicht auf Besserung.

Ich schreibe dieses Buch, damit ich Thorsten, mein Obercamel, nicht vergesse, damit es etwas gibt, das bleibt, damit es mir hilft, mich immer wieder an die schönen Stunden mit meiner großen Liebe zu erinnern, damit ich immer wieder lesen kann, was für ein wundervolles Leben ich hatte, was für einen traumhaften Mann ich an meiner Seite haben durfte.

Und vielleicht kann ich der einen oder anderen Witwe Mut machen, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein ist auf dieser Welt, dass es viele Leidensgenossinnen gibt, dass es viele Schicksale ähnlicher Art gibt, die ganz anders im Verlauf sind, aber ähnlich an Gefühlen.

Wir Witwen werden in der Regel die ersten harten Monate der Trauer irgendwie überleben, wir sind stark und zugleich so schwach. Licht am Ende des Tunnels sehen wir nicht. Ab und an gibt es eine winzige Hoffnung in uns, dass vielleicht irgendwann ein kleiner heller Schimmer erscheint. Es kann doch nicht möglich sein, dass dieser Tunnel keinen Ausgang hat? Das Leben um uns herum geht weiter, aber unser Leben steht still.

Dann auf einmal dreht sich alles. Wir sind gerade erst am Anfang des schwarzen Tunnels, und alles wird anders, ob wir wollen oder nicht. Im Sog der nicht gewollten Aktivitäten der neuen Tage wird unser Leben...

Erscheint lt. Verlag 28.4.2023
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Beisetzung • Hinterbliebene • Krebs • Liebe • Sterben • Tod • Trauer • Trauern • Tumor • Witwe
ISBN-13 9783754995235 / 9783754995235
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