Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de

FairTech (eBook)

Digitalisierung neu denken für eine gerechte Gesellschaft

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
318 Seiten
Quadriga (Verlag)
978-3-7517-4848-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

FairTech -  Mina Saidze
Systemvoraussetzungen
16,99 inkl. MwSt
(CHF 16,60)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen

Technologie bestimmt unsere Zukunft. Doch die Digitalisierung von heute produziert Ungerechtigkeit, sie schließt systematisch große Teile der Bevölkerung aus oder benachteiligt sie. Was müssen wir tun, damit alle in unserer Gesellschaft die gleichen Chancen haben? Wie wichtig ist die Digitalisierung für unsere Jobs, und wird Künstliche Intelligenz sie gefährden oder doch vielmehr sichern? Während Technokraten über KI debattieren, bleiben soziale Aspekte auf der Strecke. Dabei geht es darum, wie unsere Welt von morgen aussieht und wer sie mitgestaltet. Die Tech-Expertin Mina Saidze fordert endlich FairTech von der Wirtschaft, der Politik und der Gesellschaft. Eine klare Ansage von einer, die schon weiß, wohin die Reise geht.



Mina Saidze, geboren 1993, ist Datenexpertin, Gründerin, Publizistin und eines der bekanntesten Gesichter der Digitalszene in Deutschland. Die Tochter politischer Aktivisten aus Afghanistan arbeitet im Bereich Big Data und KI für Startups und Konzerne. Mit Inclusive Tech gründete sie europaweit die erste Beratungs- und Lobbyorganisation für Diversity in Tech und berät weltweit führende Unternehmen. Das Forbes Magazin platzierte sie auf der »30 under 30« Liste 2021.

Mina Saidze, geboren 1993, ist Datenexpertin, Gründerin, Publizistin und eines der bekanntesten Gesichter der Digitalszene in Deutschland. Die Tochter politischer Aktivisten aus Afghanistan arbeitet im Bereich Big Data und KI für Startups und Konzerne. Mit Inclusive Tech gründete sie europaweit die erste Beratungs- und Lobbyorganisation für Diversity in Tech und berät weltweit führende Unternehmen. Das Forbes Magazin platzierte sie auf der »30 under 30« Liste 2021.

Vorwort | Warum das Ganze?


Dass ich heute dieses Buch schreibe, verdanke ich dem Mut meiner Eltern. Anfang der 1990er-Jahre fassten sie den Entschluss, vor dem Krieg in Afghanistan zu fliehen und einen neuen Heimathafen in Hamburg anzusteuern. Damals suchten sie in der Bundesrepublik Deutschland eine Zukunft, in der jeder seinen Traum verfolgen kann. Heute leben meine Geschwister und ich den deutschen Traum meiner Eltern: Selbstverwirklichung, Freiheit und Gerechtigkeit.

Dennoch fühlte ich mich als Tochter von Einwanderern oft wie ein Ausreißer im Datensatz, da ich nicht ins Bild des neuen Deutschlands passte. In der Schule hatte ich es nicht ganz einfach, was die Akzeptanz anging – der unaussprechliche Nachname, die alleinerziehende Mutter mit Akzent und die unvorteilhaften Klamotten. Damals hatte ich nicht die Fähigkeit, zu artikulieren, dass mir Rassismus oder Klassismus widerfuhr. Nicht selten fühlte ich mich ohnmächtig, da ich dieser Ungerechtigkeit keinen Ausdruck verleihen konnte. Sprache ist Macht und befähigt uns, genau diese Problematik in unserem System zu adressieren. Deshalb bin ich die Person, die ich jetzt bin, und tue, was ich tue. Sonst hätte ich nicht das Privileg, diese Zeilen zu schreiben, die hoffentlich viele Menschen in unserem Land erreichen, um für ein Umdenken zu sorgen.

Heute bin ich froh, dass ich nicht reingepasst habe. Denn es hat mir vor Augen geführt, dass man nicht immer ins Bild passen muss. Es gibt ja auch in Datensätzen Ausreißer. Das ist normal. Die Frage ist, wie man damit umgeht. Wirft man den Ausreißer raus, um ein homogenes Bild zu vermitteln? Oder belässt man ihn, um das Phänomen zu verstehen – und am Ende ein vollständigeres Bild zu bekommen? Ich habe gelernt, dass man nirgendwo reinpassen muss und trotzdem seinen Weg gehen kann. Schon früh habe ich mich für neue Erfindungen interessiert und wollte den Dingen auf den Grund gehen. Meine innere Wut wandelte sich in den Antrieb, meine Stimme zu finden, um Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft zu adressieren.

Mit meiner Geschichte möchte ich Menschen zeigen, dass sie es mit Verstand, Herz und einer ordentlichen Portion Mut ebenfalls schaffen können. Denn eine gerechte Gesellschaft, in der Chancengleichheit durch alle Bereiche gelebt wird, ist eine Gesellschaft, die für alle besser ist.

Worum es bei FairTech geht


Nur durch Teilhabe entsteht Gerechtigkeit. Und einer der wichtigsten Schlüssel zu einer zukunftsorientierten Gesellschaft ist Technik.

Doch Tatsache ist: Wir leben in einem Land, in dem nicht jeder die gleichen Chancen auf Teilhabe an der Digitalisierung hat.

Es fängt schon damit an, dass es von meinem Elternhaus abhängt, ob ich einen Laptop habe, und hat Auswirkungen auf meine schulische Laufbahn.

An der Universität werden mir womöglich kaum Digital- und Technologiekompetenzen vermittelt, sodass es mir angesichts des Fachkräftemangels schwerfällt, Fuß im digitalen Arbeitsmarkt zu fassen.

In meiner beruflichen Laufbahn verpasse ich es, mich weiter- und fortzubilden – aufgrund meiner Einstellung, mangelnder Zeit oder fehlender Ressourcen.

Mit zunehmendem Alter gelingt mir nicht mehr, den Anschluss zu halten, und ich tue mich schwer damit, die neuesten Technologien zu verstehen.

Und ich verspüre wieder diese Ohnmacht, da ich nicht weiß, was genau schiefläuft und wo ich anfangen soll, um einen Beitrag zur Digitalisierung zu leisten. Ich brauche Antworten auf meine Fragen, um die Komplexität zu durchbrechen.

Auch geht es um die Mündigkeit unserer Bürgerinnen und Bürger dieses Landes, da sie das Recht haben zu wissen, wie mit ihren persönlichen Informationen verfahren wird.

Hier müssen wir auch den Einfluss amerikanischer Tech-Konzerne kritisch im Blick haben, da ihre enorme Macht unsere Demokratie gefährden kann.

Deshalb fordere ich FairTech: Technik, die für alle funktioniert und allen zugänglich ist. Was genau wir warum brauchen, und wer was dafür tun muss, erkläre ich in diesem Buch.

Aktuell wird die Debatte um Tech und Künstliche Intelligenz technokratisch geführt – zu beobachten ist das beispielsweise bei der EU-KI-Verordnung –, während soziale Aspekte oft auf der Strecke bleiben. Dabei kann die Tech-Industrie sozialen Aufstieg, gesellschaftliche Anerkennung und Teilhabe ermöglichen. Und ich möchte, dass dieses Privileg nicht nur einer kleinen Elite unseres Landes vorbehalten ist, sondern mehr Menschen zugänglich gemacht wird.

Es geht darum, wie unsere Welt von morgen aussieht und wer diese Welt mitgestaltet. Mit FairTech möchte ich eine Antwort auf die aktuellen Fragen zur Digitalisierung liefern und zukunftsfähige Lösungen aufzeigen, die uns eine gerechte Gesellschaft ermöglichen.

Ein Diskurs, in dem wir nur den Status quo anprangern, ist für mich ein verlorener Kampf. Stattdessen möchte ich neue Perspektiven schaffen und spannende Impulse setzen. Wir brauchen Miteinander statt Gegeneinander.

Ich habe früh gelernt, in zwei Welten zu leben und zwischen ihnen zu vermitteln. Lange Zeit wusste ich nicht, wer ich war und wohin ich gehörte. Zu Hause lebte ich meine zentralasiatische Kultur; außerhalb der eigenen vier Wände war ich die »deutsche Mina«, die Bertolt Brecht und Heinrich Heine zitierte. Ähnlich ging es mir auch in der Tech-Branche: Ich wusste anfangs nicht, dass meine Kommunikationsskills gefragt sind. Zum ersten Mal wurde mir das bewusst, als ich in der IT-Abteilung mit Datenbanken arbeitete, und wenige andere im Unternehmen verstanden, was wir genau machten und welchen Mehrwert unser Tun für die Organisation hatte. Deshalb nutzte ich bildhafte und praktische Beispiele, um dies zu illustrieren – und bildete sogar nicht-technische Mitarbeitende darin aus, selbst Datenbankabfragen zu schreiben, damit wir eine gemeinsame Sprache sprechen. Die Arbeit im Tech-Bereich erfordert viel Kommunikation, Empathie und Leidenschaft. Es ist kein lustloser, trockener Job, bei dem du nicht mit anderen interagierst. Gerade wenn du eine Technologie oder ein Produkt entwickelst, das von anderen Menschen benutzt werden soll, musst du mit anderen zusammenarbeiten. Und du musst in der Lage sein, um die Ecke zu denken – Kreativität und Problemlösungskompetenzen sind enorm wichtig.

Viel später erst wurde mir bewusst, dass ich aus den zwei Kulturen und meinen Fähigkeiten das jeweils Beste entnehmen kann. Mittlerweile bin ich als Tech Evangelist tätig – das ist der offizielle Begriff für Menschen, die technische Themen einem breiten Publikum zugänglich machen. Ich baue Brücken zwischen Welten – sei es zwischen der Kultur des Herkunftslandes meiner Eltern und der deutschen Heimatkultur oder zwischen Anzugträgern mit Schlips und einer Entwicklerin im Hoodie.

Zeit für eine Wende


Wenn wir uns aktuelle Schlagzeilen im medialen Diskurs anschauen, geht es oftmals um Automatisierung, Funding-Runden von Tech-Start-ups und Durchbrüche in der KI-Forschung.

Wie viel Zeit und Personal können wir durch die Einführung der Software in unserer Organisation einsparen, indem wir bestimmte Prozesse automatisieren? Wie viel Umsatz erzielt das neue Tech-Start-up, und wird es das nächste Unicorn aus Deutschland? Wie akkurat ist die Vorhersage, und können wir den Daten vertrauen? Das sind Fragen, die ich regelmäßig höre.

Und ich wünsche mir, mehr andere Fragen zu hören: Wie viele Menschenleben können wir mithilfe dieser Technologie verbessern oder sogar retten? Was bedeutet es für den Menschen genau, wenn eine seiner alltäglichen beruflichen Aufgaben von einer Software übernommen wird? Was muss ich oder was müssen meine Kinder tun, um den Anschluss an die Digitalisierung nicht zu verlieren? Wie können wir Technologien entwickeln, die verschiedene Lebensrealitäten abbilden?

Für mich ist klar: Bei allen technischen Entwicklungen steht der Mensch im Vordergrund und damit einhergehend auch der verantwortungsvolle Umgang mit Technologien zum Wohle der Menschheit. Aktuell fokussieren wir uns viel zu sehr auf Rationalität, Profitmaximierung und Innovation, wenn es um Technologie geht. Es herrscht schon fast ein Selbstoptimierungswahn, in welchem dem Menschen suggeriert wird, dass er oder sie defizitär ist und unbedingt zahlreiche Fortbildungsmaßnahmen absolvieren muss. Denn: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit.

Das sehen wir auch in der Debatte rund um ChatGPT, wo eine regelrechte Hysterie herrscht, da Künstliche Intelligenz auf einmal so erlebbar wird wie noch nie. Und gleichzeitig müssen wir einen kühlen Kopf bewahren in einer Zeit, in der technologischer Fortschritt so schnell verläuft, dass wir es zeitgleich vernachlässigen, gesellschaftliche und soziale Fragestellungen in den Blick zu nehmen.

Die aktuellen Entwicklungen haben auch dazu geführt, dass sich mein Buch verändern musste. Es sind jetzt mehr Seiten als geplant, um der Thematik gerecht zu werden, aber immer noch zu wenig, um alle Antworten zu liefern. Es ist der Anfang einer Reise, die kein Ende nimmt und sich ständig weiterentwickelt – genauso wie die Technologie.

Wir dürfen dabei nicht vergessen, wie wichtig die gesellschaftliche Debatte über das Thema ist. Und wir müssen Gefahren wie Machtmissbrauch und Voreingenommenheit nicht nur erkennen, sondern aktiv etwas dagegen unternehmen.

Was hat ein dreißig Jahre alter Report damit zu tun?


Bereits vor mehr als dreißig Jahren hat der US-amerikanische Technikhistoriker Melvin Kranzberg die Auswirkungen von Technologie auf unsere Gesellschaft untersucht. Im Jahr 1986 veröffentlichte er die Kranzberg’schen Gesetze, die mit Blick auf unsere gegenwärtigen Entwicklungen relevanter sind denn je.1 Heute...

Erscheint lt. Verlag 27.10.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte AI • Algorithmen • Chancengleichheit in einer digitalisierten Gesellschaft • Chancengleichheit in technischen Berufen • data analyst • Data Evangelist • Demokratie und Technik • Digitalisierung • Diversität in Big Data • diversity in tech • FairTech • Gesellschaft • Google&Co • Inclusive Tech • KI • Tech-Konzerne • Zukunft unserer Gesellschaft
ISBN-10 3-7517-4848-2 / 3751748482
ISBN-13 978-3-7517-4848-3 / 9783751748483
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Wie bewerten Sie den Artikel?
Bitte geben Sie Ihre Bewertung ein:
Bitte geben Sie Daten ein:
EPUBEPUB (Ohne DRM)
Größe: 1,3 MB

Digital Rights Management: ohne DRM
Dieses eBook enthält kein DRM oder Kopier­schutz. Eine Weiter­gabe an Dritte ist jedoch rechtlich nicht zulässig, weil Sie beim Kauf nur die Rechte an der persön­lichen Nutzung erwerben.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 12,65
Die globalen Krisen und die Illusionen des Westens

von Carlo Masala

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 12,65
Wie aktivistische Wissenschaft Race, Gender und Identität über alles …

von Helen Pluckrose; James Lindsay

eBook Download (2022)
C.H.Beck (Verlag)
CHF 16,60