Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit -  Sebastian Ottmann,  Joachim König

Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit (eBook)

Eine Einführung für Studium und Praxis
eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
194 Seiten
Kohlhammer Verlag
978-3-17-035206-3 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
30,99 inkl. MwSt
(CHF 29,95)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Welchen praktischen und fachlichen Nutzen hat das Konzept der Wirkungsorientierung für die Soziale Arbeit? Wie können Wirkungen der eigenen Arbeit erfasst und analysiert werden? In diesem Lehr- und Arbeitsbuch wird in das Thema Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit eingeführt, verschiedene Ansätze und Methoden zur wirkungsorientierten Entwicklung von Angeboten und der Wirkungsanalyse werden vorgestellt. Im Fokus steht dabei die praktische Umsetzung: Das Buch zeigt so, dass Wirkungsorientierung einen fachlichen Mehrwert für Sozialarbeitende und Führungskräfte hat und welch großer Nutzen für die Klientinnen und Klienten entstehen kann.

Sebastian Ottmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg und leitet dort das Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit. Dr. Joachim König ist Professor für Allgemeine Pädagogik und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Nürnberg und Leiter des Instituts für Praxisforschung und Evaluation.

Sebastian Ottmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Praxisforschung und Evaluation der Evangelischen Hochschule Nürnberg und leitet dort das Kompetenzzentrum Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit. Dr. Joachim König ist Professor für Allgemeine Pädagogik und Empirische Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Nürnberg und Leiter des Instituts für Praxisforschung und Evaluation.

2 Wirkungsorientierung – was ist das genau?


T Was Sie in diesem Kapitel lernen können

In diesem Kapitel

  • ·

    lernen Sie die Begründungen, Ziele und Nutzen des Konzepts der Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit kennen,

  • ·

    lernen Sie den Prozesskreislauf der Wirkungsorientierung kennen und erhalten einen Überblick über die Implementierung von wirkungsorientiertem Denken und Handeln in Einrichtungen der Sozialen Arbeit,

  • ·

    lernen Sie, wie das Konzept der Wirkungsorientierung in das strategische und operative Management von sozialen Einrichtungen integriert werden kann,

  • ·

    erfahren Sie, welche Entwicklungen und Debatten es in ausgewählten Arbeitsfeldern in den letzten Jahren im Zusammenhang mit Wirkungsorientierung gegeben hat.

2.1 Begründung, Ziele und Nutzen der Wirkungsorientierung in der Sozialen Arbeit


Im vorangegangenen Kapitel wurde Wirkungsorientierung als »die Forderung nach der Hinwendung zu Wirkungen sozialer Dienste« (Polutta, 2013, S. 118) definiert. Die Begründungen, warum diese Hinwendung in der Praxis erfolgen sollte, können allerdings genauso unterschiedlich sein wie auch die Ziele und die erwarteten Nutzen des Konzepts. Daher erscheint es sinnvoll, die verschiedenen Perspektiven auf dieses Konzept der Wirkungsorientierung einander gegenüber zu stellen und näher zu betrachten (▸ Abb. 6).

Abb. 6:Perspektiven der Wirkungsorientierung (eigene Darstellung)

Legitimatorische Perspektive

In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Diskussion um die Wirkungen der Sozialen Arbeit vor allem aus einer legitimatorischen Perspektive heraus geführt wurde. So wurde, wie etwa im Rahmen der Novellierung des SGB IX durch das Bundesteilhabegesetz, von Politik oder Kostenträgern vorgegeben, dass ein Nachweis über die Wirkung und die Wirksamkeit eines Angebots oder einer Maßnahme erfolgen muss und durch einen solchen Nachweis die Vergabe der öffentlichen Mittel gerechtfertigt werden kann. Eine solche Legitimierung der Vergabe von öffentlichen Mitteln erscheint sinnvoll und auch notwendig, da diese in aller Regel steuerfinanzierten Mittel nur für Angebote und Maßnahmen ausgegeben werden sollten, die auch die in den Gesetzestexten formulierten Zielen entsprechende Wirkungen entfalten. Allerdings sollte diese Perspektive auf keinen Fall alleinig im Vordergrund stehen. Eine reine Verengung des Konzepts der Wirkungsorientierung auf dessen Legitimierungspotential mit Blick auf das je eigene Angebot gegenüber Anspruchsgruppen greift zu kurz und versperrt den Blick auf die vielfältigen weiteren Nutzen, die eine Implementierung des Konzepts in der Praxis darüber hinaus zu entfalten in der Lage sein kann. Insofern ist es sinnvoll, Wirkungsorientierung immer auch aus einer fachlichen Perspektive heraus zu sehen und zu betreiben.

Fachliche Perspektive

Der fachliche Blick auf das Konzept der Wirkungsorientierung hat zum Ziel, durch die Befassung mit der Wirkung der eigenen Angebote auch einen fachlichen Mehrwert für das Angebot, seine Weiterentwicklung und Optimierung selbst sowie für die Fachkräfte als den Expert*innen in ihrer Praxis zu schaffen. Hierbei kann zwischen verschiedenen Teilperspektiven unterschieden werden, die aufeinander aufbauend zu denken sind – vom konkreten Alltagsgeschäft in einer einzelnen Einrichtung bis hin zur Perspektive der weiteren Professionalisierung des Arbeitsbereiches oder sogar von Sozialer Arbeit insgesamt.

Perspektive der Weiterentwicklung des eigenen Handelns

Durch eine regelmäßige Überprüfung des eigenen Angebots im Hinblick auf die zu erzielenden Wirkungen kann das berufliche Handeln sinnvoll und fundiert weiterentwickelt werden. Wirkungsorientierung im Sinne der Durchführung regelmäßiger Wirkungsanalysen kann helfen zu überprüfen, ob Ziele erreicht werden, ob eine konzeptionelle Weiterentwicklung der Angebote notwendig erscheint und – falls ja – in welcher Hinsicht und mit welchen Perspektiven dies geschehen kann. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn bestimmte Teilzielgruppen noch nicht im gewünschten Ausmaß von der durchgeführten Maßnahme profitieren. Durch die Implementierung einer wirkungsorientierten Arbeitsweise können regelmäßig Daten erhoben und analysiert sowie konkrete Strategien daraus abgeleitet werden. Zeitnahe Reaktionen auf Veränderungsnotwendigkeiten werden begründbar und praktisch planbar. Entwicklungspotenziale für eine noch idealere Ausgestaltung von Angeboten und Maßnahmen können besser konzipiert und genutzt werden.

Perspektive des Aufbaus eines Wissenskorpus

Mit Erkenntnissen aus der Wirkungsforschung kann ein Wissenskorpus für die eigene Arbeit aufgebaut werden (vgl. Sommerfeld, 2016). Im Hinblick auf das Ziel einer evidenzbasierten Praxis können je nach Fall und Klient*in diejenigen Methoden dann begründet ausgewählt werden, bei denen zuvor eine erwartbar hohe Wirksamkeit festgestellt werden konnte. So ergibt sich die Möglichkeit, das eigene fachliche Handeln sukzessive auszudifferenzieren, also nicht nur auf bestimmte, ›schon immer eingesetzte‹ Methoden zu reduzieren, sondern in jeder Situation diejenige Methode zu wählen, für die bei der jeweiligen Zielgruppe die jeweils beste Wirkung dokumentiert wurde und daher künftig auch zu erwarten ist.

Langfristig erscheint es darüber hinaus sinnvoll und wünschenswert, einen solchen Wissenskorpus einrichtungs- und trägerübergreifend für die verschiedenen Felder der Sozialen Arbeit insgesamt aufzubauen. Beispiele aus verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit existieren bereits, etwa die Datenbank WESPE im Bereich der Kriminalprävention (vgl. Armborst & Walsh, 2019) oder die ›Grüne Liste Prävention‹ für Präventionsprogramme allgemein (vgl. Groeger-Roth, 2016). Zum Aufbau eines solchen übergreifenden Wissenskorpus müssten allerdings zukünftig auch verstärkt Metaanalysen für einzelne Angebote bzw. Arbeitsbereiche durchgeführt werden. Wie diese angelegt werden und welche Implikationen sich aus ihnen ergeben könnten, wird in Kapitel 5.6 genauer beschrieben (▸ Kap. 5.6).

Professionalisierungsperspektive in den Arbeitsbereichen

Durch eine verstärkte Hinwendung zur Wirkungsorientierung und einer evidenzbasierten Praxis kann das berufliche Handeln der Fachkräfte in der Sozialen Arbeit weiter professionalisiert werden (vgl. Lehmann, 2020). Durch eine solche kontinuierliche Professionalisierung kann auch in den Fachöffentlichkeiten besser dargestellt werden, welchen Problemlagen mit welchen Angeboten und Maßnahmen begegnet werden kann und welche dahinterliegenden Mechanismen und Wirkungen es sind, die zu den letztlich ja gesellschaftlich gewollten Effekten führen.

Nach allen Erfahrungen erscheinen diese fachlich erwartbaren Nutzen neben dem genannten legitimatorischen Nutzen sogar als die zentrale Perspektive: Möchte man die eigene Arbeit wirkungsorientiert‍(er) ausrichten und dieses Konzept der Wirkungsorientierung in der Praxis implementieren, dann sollte die fachliche Perspektive immer (mit) im Vordergrund der Bemühungen stehen.

Neben der legitimatorischen und der fachlichen Perspektive, die sicherlich die beiden Hauptperspektiven darstellen, wenn man über Wirkungsorientierung diskutiert, lassen sich häufig auch noch weitere Perspektiven beobachten, die eine Begründung ermöglichen, warum man sich dem Thema verstärkt widmet.

Ethische Perspektive

Bei vielen sozialen Dienstleistungen haben Klient*innen kein Wahlrecht. Im Zuge einer solchen ›Zwangsverpflichtung‹, also aufgrund der Abwesenheit von Entscheidungsfreiheiten und Wahlmöglichkeiten erscheint es schon allein aus ethischen Gründen geboten, die Wirksamkeit des jeweiligen Angebots nachzuweisen. Letztlich kann doch eine Verpflichtung zur Teilnahme an einem Angebot oder einer Maßnahme aus ethischer Sicht nur dann erfolgen, wenn davon ausgegangen werden kann, dass die gewünschte Wirkung auch mit hoher Wahrscheinlichkeit eintreten wird. Es wird also deutlich, dass das Konzept der Wirkungsorientierung auch immer eine ethische Perspektive und Verantwortung beinhaltet.

Ordnungspolitische Perspektive

Eine vergleichsweise neue Perspektive in der Debatte um Wirkungsorientierung zeigt sich im Zusammenhang mit ihren ordnungspolitischen Implikationen, die sich aus dem gestärkten Wunsch- und Wahlrecht, z. B. in der Eingliederungshilfe ergeben (vgl. Boecker & Weber, 2018, S. 6 f.). Der Gedanke hierbei ist, dass innerhalb von sozialen Angeboten und Dienstleistungen kein ordnungspolitisches Steuerungsinstrument existiert, vergleichbar mit dem Preis für Produkte oder Dienstleistungen auf den regulären Märkten. Denn: Innerhalb von Märkten mit einer freien Preisgestaltung steuert der Preis sowohl das Angebot als auch die Nachfrage. Mit der empirischen Messung und einer zuverlässigen Dokumentation und Darstellung von Wirkungen einzelner Angebote kann auch innerhalb der Arbeitsfelder der...

Erscheint lt. Verlag 12.4.2023
Mitarbeit Herausgeber (Serie): Rudolf Bieker
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Sozialpädagogik
Schlagworte Evidenzbasierung • Praxis • Soziale Arbeit
ISBN-10 3-17-035206-7 / 3170352067
ISBN-13 978-3-17-035206-3 / 9783170352063
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)
Größe: 8,8 MB

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich