Wo ist meine Zeit? - Ein Sachbuch, das unsere Leistungsgesellschaft hinterfragt. Unsere Arbeit schadet das Privatleben am meisten, weil es zu viel Zeit abverlangt (eBook)
839 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-58768-7 (ISBN)
Einleitung
Wie sieht ein Leben aus, welches einen Menschen bis zu seinem Lebensende zufrieden stellt?
Ich habe mir selbst diese Frage immer häufiger gestellt, je älter ich geworden bin. In der Jugend braucht es nicht viel, um zufrieden mit dem eigenen Leben zu sein, aber sobald wir älter werden, wird die Frage komplexer. Aktuell gibt es viele erwachsene Menschen, die in Deutschland nicht glücklich sind mit ihrem Leben, und ich habe mir einige Gedanken gemacht, wie dieses Dilemma gelöst werden kann. Ich versuche immer eine Lösung für ein aktuelles Problem zu finden und scheue keine komplexe und unbequeme Antworten darauf, denn am Ende hat mir selbst diese Einstellung immer geholfen.
Ein deprimierendes Leben ist ein Problem und es plagt die Gesellschaft, und ich will versuchen eine Lösung dafür zu finden. Ich versuche immer Lösungen für Probleme zu finden, weil bei der Suche nach Problemursachen und Lösungen ich neue Dinge über den Menschen lerne. Es ist kein spannendes Motiv von mir, aber es muss nicht immer eine spektakuläre persönliche Geschichte sein, um ein Buch zu rechtfertigen.
Generell habe ich einen Hang dazu Gesellschaftskonzepte und Werte zu hinterfragen, weil die Lebensqualität von unserer Politik und unseren Gesellschaftsregeln bestimmt werden. Wer also wissen will, warum das Leben gut oder schlecht verläuft und was die Lebensqualität beeinflusst, der muss sich mit der Gesellschaft und ihre Werte befassen.
Ich glaube nicht an Gott und ich glaube nicht an Vorbestimmung oder Schicksal, deshalb glaube ich nicht an ein vorbestimmtes Leben. Ob eine Person gut lebt oder nicht hängt davon ab wo er aufwächst, wie er aufwächst, welche Werte er vermittelt bekommt und welche Ressourcen diese Person zur Verfügung hat, und bei allem spielt Gott keine Rolle. Wer Geld, Nahrung, und Bildung hat, dem geht es nicht nur in Deutschland gut, sondern auch in Länder wie China oder Indien, und das ohne die Einflussnahme Gottes. Höhere Mächte spielen für die Lebensqualität keine Rolle, daher glaube ich ein gutes Leben ist menschengemacht und braucht keine höheren Mächte.
Von diesem Punkt aus habe ich mich gefragt, was eine Gesellschaft tun kann und tun muss, damit das eigene Leben so positiv wie möglich ist. So fortschrittlich Deutschland auch ist, es kann viele Menschen kein schönes Leben bieten und der Gesellschaftsfrieden ist durch die ungleichen Lebensbedingungen gefährdet.
Ich möchte in diesem Buch auf das Wesen des Menschen eingehen und was der Mensch braucht um Freude im Leben zu haben. Materielle Dinge sind hier weniger wichtig, denn die menschliche Seele braucht nicht wirklich ein Eigenheim oder viel Geld. Diese Dinge tragen zwar zum Glück bei, aber alleine bewirken sie keine Freude. Die Quelle zur Freude im Leben liegt woanders und nicht im Vermögen oder Immobilien, was von der Wissenschaft bestätigt wurde.
Ich habe mir überlegt, wie ein neues Gesellschaftsmodell in Deutschland aussehen kann, da die Menschen mit unserem aktuellen Modell nicht unter den besten Bedingungen leben. Wie könnte für Deutschland ein besseres Gesellschaftsmodell aussehen? Darauf gibt es nicht die eine richtige Antwort, sondern mehrere Antwortmöglichkeiten. Da ich ausweichende Rhetorik, wo keine feste Position vertreten wird, als sehr nervig empfinde und ohne eine klare Position ein Diskurs nicht möglich ist, werde ich im Laufe des Buches eine klare Position einnehmen und eine klare mögliche Antwort geben. Wird es die richtige Antwort sein? Keiner weiß es bis jetzt, aber es ist eine mögliche Antwort, die umsetzbar ist, und es ist eine Antwort, die mich am meisten überzeugt.
Bevor es losgeht, möchte ich zuerst erzählen, weshalb ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe. Es wird dem Leser helfen zu verstehen, mit welcher Denkweise ich herangegangen bin und wie ich bestimmte Schlussfolgerungen gezogen habe.
Ich befürworte das bedingungslose Grundeinkommen, halte das Streben nach Karriere in der heutigen Form für einen Fehler und unsere Marktwirtschaft muss strenger reguliert werden. Gleichzeitig befürworte ich eine Leistungsgesellschaft, Menschen sollen sich in ihrem Beruf frei entwickeln können, und der liberale Markt soll auf keinen Fall abgeschafft werden. Wie passen diese Gegensätze zusammen?
Ich bin jemand, der nicht im Berufsalltag steckt, denn ich arbeite keine 40 Stunden pro Woche und kann meine Zeit frei einteilen. Diese Besonderheit bewirkt, dass ich den Alltag und die Menschen anders wahrnehme als Menschen mit Vollzeitjobs. Viele Menschen haben keine Zeit, um großartig über Dinge wie Politik, Gesellschaft und Philosophie nachzudenken, denn sie sind zu sehr mit ihrem Alltag beschäftigt. Sie arbeiten den ganzen Tag und erledigen den Haushalt, und die übrige Zeit wird für die Erholung verwendet. Bei so einem Alltag hat niemand die Lust sich noch mit komplizierten Sachen wie Politik oder Philosophie zu beschäftigen, denn dafür fehlt die Zeit. Ich hingegen kann es machen, denn ich habe die Zeit dafür.
Als Außenstehender ohne 40 Arbeitsstunden pro Woche sehe ich die Vollzeitbeschäftigten mit anderen Augen, und ich habe den Eindruck, dass sie alle gestresst und unglücklich sind. Die Menschen sind permanent Zwangs-beschäftigt, können sich nicht entspannen und erst recht nicht abschalten. In meinem Bekanntenkreis habe ich erlebt, wie einst fröhliche Personen sich allmählich in frustrierte Erwachsene wandelten. Vorher waren sie relativ gelassen und entspannt, aber später waren dieselben Personen schnell reizbar und haben schon bei Kleinigkeiten die Geduld verloren und sind cholerisch geworden.
Während dieser Zeit ist mein Bekanntenkreis zusammengeschrumpft. Alle arbeiten Vollzeit, aber ich tue es nicht, und so habe ich irgendwann die meisten Bekannten nicht mehr gesehen, weil sie andauernd beschäftigt gewesen sind und ich irgendwann nicht mehr nachgefragt habe. Auch wollte ich diese Menschen nicht mehr sehen, weil es keinen Spaß mehr machte Zeit mit ihnen zu verbringen. Die ständige Arbeit hat die Bekannten zu Langweiler werden lassen, die nie gute Laune hatten, nur über die Arbeit redeten, und sich über Gott und die Welt beschwerten.
Ich suchte nach neue Bekanntschaften, und dieser Versuch war ein Desaster. Ich habe mehrere Abendveranstaltungen besucht und erlebt, wie ganze Gruppen unbeholfen herumstanden und kaum ein Gespräch führen konnten. Es entstand eine ruhige Atmosphäre wie in einer Bibliothek, nur dass der Ort keine Bibliothek war, sondern Bars, Clubs und Restaurants. Obwohl diese Orte zum Reden da waren, konnte keiner ein Gespräch aufbauen und führen. Ich kann mit solchen Menschen leider nicht viel anfangen, weswegen ich solche Veranstaltungen seitdem meide, denn Herumstehen und Schweigen kann ich auch alleine.
Als wir alle jünger waren, hatten wir große Zukunftspläne. Wir wollten unseren Traumberuf nachgehen, eine Familie gründen und unsere Wünsche erfüllen. Die Arbeit und das Erwachsensein sollte uns nicht in freudlose und mürrische Gestalten verwandeln, aber genau das ist mit den meisten berufstätigen Menschen passiert.
War das wirklich unsere Zukunftsvision? Wollten wir desillusionierte und freudlose Menschen sein? Als Kinder oder Jugendliche haben wir so ein Leben kritisiert und uns geschworen, selbst nicht so zu werden, und als Erwachsene sind wir dann ironischerweise genauso geworden. Ich bin verschont geblieben, weil mein Lebensweg nicht in die 40 Stunden Arbeitswelt führte, und als Außenstehender beobachte ich nun den tragischen Verlauf bei anderen Menschen, die nicht das Glück hatten Vollzeitarbeit vermeiden zu können.
An dieser Stelle möchte ich meine Einstellung zur Arbeit nennen: Ich hasse Arbeit! Die 40 Stundenwoche ist ein Alptraum und ich kann nicht verstehen, warum so viele Menschen bereitwillig ihre gesamte Freizeit dafür opfern. Ich empfinde Arbeit als ein notwendiges Übel, denn unsere Gesellschaft kann nicht ohne Arbeit funktionieren, und diese Tatsache sehe ich ein.
Ich sehe die Automatisierung als große Chance, um uns von lästige und zugleich wichtige Arbeit zu befreien. Computer und Roboter würden die notwendige und nervige Arbeit für uns erledigen, und Menschen hätten dann mehr Zeit für sich selbst und die schönen Dinge im Leben. Was will ein Mensch mehr? Würde es nach mir gehen, könnte ich nach einem Lottogewinn sofort in den Ruhestand gehen, so unwichtig ist die Arbeit für mich persönlich. Ich kann dann weiter Bücher schreiben, ohne mir einen Kopf um Einnahmen machen zu müssen, oder wenn ich will das Schreiben länger pausieren.
Jobs sind notwendig, um Miete und Rechnungen zu bezahlen, aber sie machen keinen Spaß. Die meisten Jobs sind schlicht und ergreifend langweilig und anstrengend, das gilt zwar nicht für alle Menschen und nicht für alle Berufe, aber spannende und erfüllende Jobs sind die Ausnahme. Postbote, Busfahrer, Reinigungskraft, Kassierer, Kellner; diese Jobs werden von einem Großteil der Bevölkerung gemacht, aber ich und andere würden sie nicht als Nervenkitzel bezeichnen.
Es gibt die...
| Erscheint lt. Verlag | 3.6.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Allgemeines / Lexika |
| Geisteswissenschaften ► Philosophie ► Ethik | |
| Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
| Schlagworte | Arbeit • Arme • Bedingungsloses Grundeinkommen • Deutschland • Freude • Geld • Gesellschaft • Gesellschaftskritik • Glück • Leistungsgesellschaft • Mensch • Menschen • Problem • Wissen • Zeit • Zukunftsangst |
| ISBN-10 | 3-347-58768-5 / 3347587685 |
| ISBN-13 | 978-3-347-58768-7 / 9783347587687 |
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