Love around the world (eBook)
400 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-2000-8 (ISBN)
Davor Rostuhar, geboren 1982 in Zagreb, ist ein kroatischer Fotograf und Bildjournalist. Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in Magazinen wie »National Geographic«, »Geo« und »Meridijani«. Er hat mehrere Bücherund Filmdokumentationen veröffentlicht, u.a. »Polar Dream«, worin er seine 1163 Kilometer weite Wanderung zum Südpol beschreibt, und »Croatia From Above«, das Kroatien mittels faszinierender und atemberaubender Luftbilder darstellt.
Davor Rostuhar, geboren 1982 in Zagreb, ist ein kroatischer Fotograf und Bildjournalist. Seine Arbeiten erscheinen regelmäßig in Magazinen wie »National Geographic«, »Geo« und »Meridijani«. Er hat mehrere Bücherund Filmdokumentationen veröffentlicht, u.a. »Polar Dream«, worin er seine 1163 Kilometer weite Wanderung zum Südpol beschreibt, und »Croatia From Above«, das Kroatien mittels faszinierender und atemberaubender Luftbilder darstellt.
1
Was ist Liebe?
Vorherige Doppelseite:
Unsere Bucht der Liebe, Antarktis
Ich stand alleine an Deck eines Eisbrechers, der sich seinen Weg durch das gefrorene Meer vor der Küste der Antarktis bahnte. Die Schönheit der eisüberzogenen Landschaft rundum und die Angst vor dem Unbekannten überwältigten mich.
An der Küste ragten steile schwarze Berge empor und nahmen mir die Sicht auf unser Ziel. Ich konnte nur ahnen, wie das Festland der Antarktis – diese endlose, öde Eisebene – aussehen mochte. In wenigen Tagen wollte ich mich alleine und ohne Unterstützung, aber mit Anđelas Ermutigungen, auf einen 1200 Kilometer langen Marsch von der Küste der Antarktis zum Südpol machen. Das hatten vor mir nur 23 Menschen getan. Wie immer vor einer meiner Expeditionen ins Unbekannte war ich aufgeregt, aber das war es gar nicht, was mir Angst einjagte.
Das Schiff bahnte sich seinen Weg in die Bucht und verlangsamte seine Fahrt auf der Suche nach einem Ankerplatz für die helle Nacht zwischen den Eisschollen. Das war für mich der perfekte Augenblick für das, wovon ich mein Leben lang geträumt und das ich ein Jahr lang geplant hatte: Ich hatte meinen sicheren Hafen gefunden und war bereit, vor Anker zu gehen.
Ich machte mich auf die Suche nach Anđela und bat sie, mit mir an Deck zu kommen und die grandiose Landschaft zu bewundern. Wir waren seit drei Jahren ein Paar und waren von Anfang an überzeugt, im anderen den Richtigen gefunden zu haben. Wir passten perfekt zusammen und waren fest entschlossen, zu heiraten und eine Familie zu gründen. Wir wollten uns für den Rest unseres Lebens gemeinsam dem Unbekannten stellen. Ich fummelte mit schwitzigen Fingern nach dem Ring in meiner Tasche und hoffte, ich würde ihn beim Rausholen nicht ins eisige Wasser fallen lassen, sobald sie zu mir an die Reling trat.
Ich war verliebt. In Anđela hatte ich alles gefunden, was ich mir je von einer Partnerin erträumt hatte. Wir hatten beide mehrere gescheiterte Beziehungen hinter uns und wollten nun etwas aufbauen, das hält. Dabei wog ich auch unsere Chancen für eine gemeinsame lebenslange Beziehung objektiv ab. Was mich hierbei geängstigt und mir Sorgen bereitet hatte, war die Möglichkeit, dass ich vielleicht irgendwann eine negative Antwort auf die Frage geben muss, ob wir auch dann noch eine Beziehung führen konnten, wenn wir uns »auseinandergelebt« haben? Meine Erfahrungen damit, was möglich ist und was nicht, waren eindeutig: Wann immer ich etwas alleine angegangen bin, hat es auch geklappt. Die Projekte, bei denen ich auf andere angewiesen war, sind gescheitert. Es wäre naiv anzunehmen, dass die anderen daran schuld waren. Ich glaube eher, dass das Problem bei mir oder den Zeiten und der Welt liegt, in der wir leben. Während ich mit schweißrutschigen Fingern nach dem Verlobungsring in meiner Tasche fummelte, fragte ich mich, ob ich unsere Liebe über das ursprüngliche Verliebtsein hinaus bewahren könnte, bis dahin, wenn es die Gemeinsamkeiten, die uns verbinden, einmal nicht mehr gäbe und die Unterschiede zwischen uns uns an den Rand des Wahnsinns treiben.
Das ist das wahre Unbekannte, dachte ich, und war mir sicher, dass ich nun für das größte Abenteuer meines Lebens bereit war. Ich nahm Anđelas Hand, zog den Ring aus der Tasche und ging auf die Knie …
———
Wir stiegen in die Messe des Eisbrechers hinab und bestellten uns zur Feier des Tages eine Flasche des besten Weins dort. Kaum zehn Minuten, nachdem Anđela sich bereit erklärt hatte, ihr Leben mit mir zu verbringen, schmiedeten wir bereits Pläne für unsere Flitterwochen.
Mit am stärksten verbindet uns die Liebe zum Reisen. Ich habe mein Leben dem Reisen und dem Abenteuer gewidmet und in den zwei Jahrzehnten seit meinem 16. Lebensjahr etwa hundert Länder besucht, Expeditionen zu den abgelegensten Regenwäldern Papua-Neuguineas und des Amazons geleitet, bin mit dem Fahrrad von Kroatien nach Ägypten gefahren und habe aus Kriegsgebieten in Palästina und Afghanistan berichtet. Ich habe für National Geographic Regionen vom Himalaya bis zur Sahara besucht, Eisberge erstiegen, reißende Flüsse mit dem Floß befahren, bin mit dem Kajak auf dem Meer gepaddelt, habe die letzten unberührten Flecken Wildnis kartografiert und war jüngst auf Polarexpeditionen, die mich nach Sibirien, Skandinavien, Grönland und jetzt in die Antarktis geführt haben.
Ich lernte Anđela drei Jahre zuvor kennen, als sie sich bei mir für einen Job bewarb. Wir hatten noch nicht lange zusammengearbeitet, als die ersten Funken flogen. Wir verbrachten nach der Arbeit lange Stunden mit Gesprächen und entdeckten nach und nach, dass wir die Welt überraschend ähnlich sehen. Von Anfang an hat uns das Reisen besonders fasziniert.
Auch Anđela ist weit gereist. Sie hat alleine als Anhalterin den Iran bereist, ist mit dem Rucksack durch Südafrika gewandert und hat ein Jahr Freiwilligenarbeit in Kenia geleistet. Am meisten hat mich ihre Sicht auf die Welt beeindruckt und wie sie mit ihren unvereinbaren Widersprüchen umgeht. Und sie ist das, was ich immer sein wollte: eine Meisterin des Worts. Sie kann sowohl puren Luxus genießen als auch auf der Straße schlafen. Sie weiß mit den Vorzügen von Freiheit und Muße umzugehen, genießt aber auch die Arbeit, das Gefühl, nützlich und kreativ zu sein. Sie hat sich ihre eigene Autonomie und Integrität geschaffen, liebt es aber zur selben Zeit, anderen Menschen zu helfen und für höhere Ziele zu arbeiten. Sie hat eine geschickte Balance zwischen Tradition und Moderne gefunden und nimmt nur das Beste aus beiden Welten mit. Sie liebt es, den Menschen um sich herum Freude zu schenken, hält aber auch nichts von der Einstellung, dass Liebe bedingungslos zu sein hat. Sie weiß, was sie wert ist, und fordert kompromisslos das ihr Zustehende ein, sieht aber in ihrer persönlichen Bilanz keine Hindernisse für die Liebe. Sie ist genau das, was ich in einer Person immer gesucht habe.
Erfüllt von alldem, sagte ich am ersten Morgen, an dem wir zusammen aufwachten: »Ich liebe dich. Du wirst die Mutter meiner Kinder.«
Wie oft waren wir beide neben einem anderen aufgewacht und hatten uns eine spontane Amnesie gewünscht. Wie überheblich und pathetisch ist es, ein ganz anderes solches Gefühl zu äußern, selbst einem Menschen gegenüber, in den man sich Hals über Kopf verliebt hat, und selbst, wenn man glaubt, dass es nie einen Morgen geben könnte, an dem man vor ihm fliehen möchte. Aber es war, als hätten Anđela und ich ohne Zögern die Kontrolle über unser Leben übernommen, als könnten wir die Matrix – das Leben, wie es wirklich ist – und uns zusammen in diesem Leben sehen. Wir spielten keine Spiele.
»Ich weiß«, sagte sie und sah mir direkt in die Augen, »ich weiß.«
Die nächsten zweieinhalb Jahre lernten wir, miteinander zu arbeiten und zu leben, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Privatleben zu finden und die feine Trennlinie zwischen beidem zu bestimmen. Anđela trat in mein Leben, als ich gerade mein Polar-Dream-Projekt startete, und ihre Hilfe ging weit über alles hinaus, was ich mir erhofft hatte. Hätte sie mich nicht durch die rigorosen, von Problemen und Rückschlägen geplagten Vorbereitungen getrieben, wäre sie nicht an meiner Seite gewesen, als ich unter dem Gewicht meiner Träume strauchelte, hätte ich es möglicherweise nie bis in die Antarktis geschafft.
Als ich in der Messe des Eisbrechers die Flasche Wein öffnete, fühlte ich die Dankbarkeit für alles, was sie für mich getan hatte, und gleichzeitig die Verpflichtung, ihr etwas zurückzugeben.
»Vielleicht könnten unsere Flitterwochen ja ein ganzes Jahr dauern und wir gehen, wohin wir wollen?!«, fragte ich, und das brachte uns dazu, all die Teile der Welt aufzulisten, die wir gemeinsam besuchen wollten.
»Ich möchte dir ein ganzes Jahr schenken«, sagte ich und fühlte das Gewicht meiner Worte. Ich arbeitete schon mein ganzes Leben lang an meiner eigenen Geschichte. Ich hatte im Zentrum meines eigenen Universums gestanden und ich wusste, dass ich früher oder später einen anderen Menschen in den Mittelpunkt stellen wollte. Einer Person dienen wollte, die ich liebte. Niemand verdient das mehr als Anđela. Aber würde ich das auch können? War das überhaupt möglich?
»Wenn du mit mir auf eine einsame Insel ziehen und das Jahr dort verbringen möchtest, tun wir das. Wenn du mit mir um die Welt trampen willst, tun wir das. Alles ist möglich! Aber ich habe da eine Idee …« Mir war klar, dass ich damit die ewig empfindliche Balance zwischen unserem Arbeits- und unserem Privatleben gefährdete. Ich wollte den Zauber nicht mit einem Geschäftsvorschlag ruinieren, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er ihr gefiel, weil ich sie mittlerweile kennengelernt hatte. Ich wusste, dass sie ungern am Wochenende oder abends arbeitet, keine Arbeit mit in den Urlaub nimmt und viel besser als ich...
| Erscheint lt. Verlag | 16.10.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Geschichte / Politik ► Politik / Gesellschaft |
| Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung | |
| Schlagworte | Beziehungen • Bildband • Dokumentarfilm • Ehe • Heiratsantrag • Hochzeit • Homosexualität • Jubiläum • Landschaften • Liebe • Liebesgeschichten • Luftbilder • moderne Liebe • Polyamorie • Polygamie • Reise • Sprache der Liebe • Verbotene Liebe • Weltreise |
| ISBN-10 | 3-7453-2000-X / 374532000X |
| ISBN-13 | 978-3-7453-2000-8 / 9783745320008 |
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