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Zehn Frauen (eBook)

Meyer-Burckhardts Frauengeschichten
eBook Download: EPUB
2022 | 1. Auflage
256 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-8300-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Zehn Frauen -  Hubertus Meyer-Burckhardt
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 Außergewöhnliche Frauen, erstaunliche Geschichten, beeindruckende Lebenswege  In seinem Podcast »Meyer-Burckhardts Frauengeschichten« auf NDR Info begrüßt der Gastgeber Gesprächspartnerinnen, die aus einem ungewöhnlichen Leben berichten können. Es ist eine Sammlung unterhaltsamer und tiefgründiger Gespräche, die den Horizont erweitern und das Herz öffnen. Diese Frauen haben mit ihren Geschichten besonders beeindruckt:  Barbara Becker, Senta Berger, Ann-Marlene Henning, Nina Hoss, Caren Miosga, Katrin Sass, Britta Steffen, Stephanie Stumph, Insa Thiele-Eich, Christiane Woopen.  Zehn Gespräche waren ursprünglich geplant, doch das Interesse Meyer-Burckhardts endete damit nicht. Ein elftes Interview rundet die Auswahl ab: Sängerin  Annette Humpe  stand hier Rede und Antwort - und machte, wie alle anderen, Neugier auf mehr.

Hubertus Meyer-Burckhardt wurde in Kassel geboren. Er betrat bereits im Alter von 15 Jahren die Bühne des dortigen Staatstheaters und wusste gleich, dass er einmal 'irgendetwas mit Unterhaltung' machen wollte. Er wurde TV-Produzent mit zahlreichen ausgezeichneten Filmen, Autor und ist Gastgeber der NDR Talk Show.

Hubertus Meyer-Burckhardt wurde in Kassel geboren. Er betrat bereits im Alter von 15 Jahren die Bühne des dortigen Staatstheaters und wusste gleich, dass er einmal "irgendetwas mit Unterhaltung" machen wollte. Er wurde TV-Produzent mit zahlreichen ausgezeichneten Filmen, Autor und ist Gastgeber der NDR Talk Show.

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Impressum
Wichtiger Hinweis
Vorwort
Barbara Becker
Senta Berger
Ann-Marlene Henning
Nina Hoss
Caren Miosga
Katrin Sass
Britta Steffen
Stephanie Stumph
Insa Thiele-Eich
Christiane Woopen
Annette Humpe
Nachwort
Hubertus Meyer-Burckhardt

Senta Berger


Der Künstlerin, der Schauspielerin Senta Berger gerecht zu werden, sie angemessen zu beschreiben, ist nicht möglich. Der Facettenreichtum ihrer künstlerischen Laufbahn ist zu vielschichtig. Allein die Kolleginnen und Kollegen aufzuzählen, mit denen sie gearbeitet hat, lässt den Leser, den Betrachter atemlos werden. Von Kirk Douglas bis Alain Delon, von Yul Brynner bis Klaus Maria Brandauer, von Rudolf Noelte bis Frank Beyer. In Hugo von Hofmannsthals JEDERMANN spielte sie die Buhlschaft, erst neben Curd Jürgens, später dann neben Maximilian Schell, häufiger als jede andere Schauspielerin vor ihr oder nach ihr.

1981 habe ich sie einmal auf der Hinterbühne des Schiller-Theaters in Berlin persönlich getroffen. Zufällig. Ich arbeitete zu dieser Zeit dort als Regieassistent, während Senta Berger der Star war in einer Inszenierung von Arthur Schnitzlers REIGEN. Vermutlich ziemlich hilflos muss ich ihr irgendein Kompliment gemacht haben, verstrickte mich verlegen in einen etwas zu langen Satz. Sie hörte gleichwohl geduldig zu und erwiderte schließlich mit so einem „wissenden Lächeln“: „Wichtig ist, dass man eine Basis hat und sein Fundament kennt.“ Fast 40 Jahre später haben wir unser Gespräch für die FRAUENGESCHICHTEN in München aufgezeichnet. Kurz vor der Aufnahme des Gespräches bat sie, noch einmal kurz ihren Ehemann, Michael Verhoeven, anrufen zu dürfen. Sie wolle nur wissen, ob er gut zu Hause angekommen sei. Als ihr Mann ihr versicherte, dass dies der Fall sei, ließ sie ihr Smartphone in der Handtasche verschwinden, wandte sich lächelnd mir zu und gab mir das Zeichen: Wir können beginnen.

Es war dasselbe „wissende Lächeln“ wie damals auf der Hinterbühne des Schiller-Theaters.

Ich freue mich sehr, denn bei Meyer-Burckhardts Frauengeschichten gibt mir heute Senta Berger die Ehre. Herzlich willkommen!

Danke, danke!

Frau Berger, wenn Sie einem Kind den Beruf der Schauspielerin/des Schauspielers zwar kindgerecht, aber doch so erklären müssten, dass es diesem Beruf in seiner Vielschichtigkeit gerecht wird: Wie würde das aussehen?

Also gerecht wird man diesem Beruf sicherlich nicht. Aber ich glaube, die nächstliegende Erklärung für ein Kind wäre das Spiel „Vater-Mutter-Kind“. „Das spielst du doch auch“, würde ich sagen. „Mal bist du der Vater und dann sagst du, ach nein, ich möchte jetzt auch mal die Mutter sein, und dann wechselt ihr. Ihr denkt euch eine Geschichte aus und stellt sie dar. Und in dieser Geschichte gibt es nicht nur Liebe und Harmonie, sondern ihr streitet auch mal, was vielleicht für die Leute, die euch zuhören und zusehen, ganz aufregend ist. Dann werdet ihr älter, erzählt immer noch Geschichten, spielt immer noch Vater-Mutter-Kind. Und ich mache das mein ganzes Leben lang.“

Max Reinhardt, der berühmte Regisseur, hat den Beruf des Schauspielers wie folgt beschrieben: „Ein Schauspieler ist ein Mensch, dem es gelungen ist, die Kindheit in die Tasche zu stecken und sie bis an sein Lebensende darin aufzubewahren.“ Gibt das aus Ihrer Sicht den Beruf wieder?

Zum Teil schon. Max Reinhardt hat gewusst, dass man ein gewisses Talent zur Beobachtung haben muss in diesem Beruf. Am meisten lernen wir als Erwachsene im Beruf des Schauspielers etwas vom Spiel der Kinder: Wie sie zuhören, wie sie staunen, wie sie überrascht sind, wie sie still und stumm werden vor Schmerz. Wie man eben als Kind ganz unbewusst agiert, und das muss man dann wieder bewusst herstellen und festhalten in diesem Beruf. Ich finde es auch wirklich faszinierend, denn auch alle großen Regisseure haben sich auf diesen Satz und auf diese Haltung bezogen. Kortner, natürlich, hat immer gesagt: „Schaut euch die Kinder an.“

Fritz Kortner wird der Satz zugeschrieben, der ein bisschen böse ist: „Schauspieler sind im Grunde angenehme Leute, wenn man einmal von den erfolgreichen und den erfolglosen absieht.“

Er konnte sehr böse sein. Aber er war auch pointiert und das wollte er auch sein. Ich glaube, das mit dem böse sein nehme ich doch wieder zurück. Er wollte manches Mal böse scheinen.

» Am meisten lernen wir als Erwachsene im Beruf des Schauspielers etwas vom Spiel der Kinder. «

Ihre Kindheit, scheint mir, war eine sehr harmonische Kindheit. Sie waren eine späte Tochter. Ihre Eltern waren, zumindest für damalige Verhältnisse, nicht mehr ganz jung, als Sie geboren wurden. Hat auf Ihnen gleichwohl ein gewisser Druck gelastet, Erwartungen zu erfüllen?

Überhaupt nicht. Außerdem war ich ein sehr braves, fröhliches, gefügiges Mädchen. Ich hatte auch keinen Grund, anders zu sein, bis tief in die Pubertät hinein. Da muss ich allerdings ehrlich sagen, war meine Mutter, als ich so 15, 16 Jahre alt war, doch recht enttäuscht von mir. Meine Mutter war eine wunderbare Kindermutter, aber sie konnte mit Kindern im sogenannten Teenageralter, wie man damals gesagt hat, gar nichts anfangen. Sie hatte furchtbare Angst um mich, vielleicht auch zu Recht, denn ich denke, ich war gefährdet. Ach Gott, ja, jeder in der Pubertät ist natürlich irgendwie gefährdet. Ich habe sie dann anschließend entschädigt durch einen recht geraden Weg, auf dem sie mich begleitet hat. Und mein Vater hat im Grunde von mir nur erwartet, dass ich meinen Talenten nachgebe, dass ich sie erkenne und dass ich sie auch ausübe. Ich war und bin sehr musikalisch. Ich habe schon mit fünf Jahren angefangen, Klavier zu spielen, und mit sieben Jahren habe ich mit meinem Vater bereits vierhändig gespielt. Nicht so aufregende, tolle Sachen, aber immerhin. Ich war am Konservatorium und habe dort weiter Klavier gelernt und studiert, ich habe in der Staatlichen Ballettschule in Wien Ballett gelernt und ich habe letztendlich alles hingeschmissen zwischen meinem 15. und 16. Lebensjahr. Da war mein Vater wirklich verstört und hat auch eine Weile nur das Nötigste mit mir geredet.

Senta ist kein häufiger Name. Es ist die weibliche Hauptrolle in „Der fliegende Holländer“ von Richard Wagner. Haben Sie Ihre Eltern als Kind mal gefragt, warum Sie Senta heißen?

Ich habe sie fast täglich gefragt, denn ich fand diesen Namen auch ziemlich absonderlich. Aber die Erklärung ist leicht. Zu diesem Namen hat mein Vater tatsächlich diese besondere Verbindung als Wagnerianer. Er hat selbst Musik studiert am Konservatorium in Wien und war, glaube ich, schon mit 16 Jahren oder früher fast jeden Abend am Stehplatz in der Wiener Staatsoper und seine besonderen Götter waren eben Wagner, Bruckner, Brahms, Mahler. Für ihn war Senta sozusagen eine Hommage an die tugendhafte Senta, an die Frau, die auf den Mann wartet und dem sie alles verzeiht. Das hat er alles in mich hineinprojiziert, aber ganz so ernst hat er es wohl nicht gemeint.

Ich habe vor Kurzem ein Gespräch mit Konstantin Wecker geführt. Er erzählte über seinen Vater, der ebenfalls Musiker war, aber kein sehr erfolgreicher, der immer zu ihm gesagt habe: „Meine Zeit war eben nicht. Ich habe mein Bestes gegeben und ich kann auch gut damit leben, dass ich das große Publikum nicht erreicht habe, aber vielleicht schaffst du das, mein Sohn.“ Ihr Vater, liebe Frau Berger, war Wiener Liederkomponist und hat das große Publikum auch nicht erreicht. Sie sind in finanziell eher kargen Verhältnissen groß geworden. Hat ihn das bekümmert?

Ich glaube, am Ende seiner Jahre hat es ihn tatsächlich bekümmert. Da hat er sein Leben überdacht und wahrscheinlich sich selbst zur Rechenschaft gezogen beziehungsweise hat er Rechenschaft abgegeben über die Versäumnisse in seinem Leben. Mein Vater war ein schwacher Mann, ein schwacher Mensch. Er hat immer bequeme und einfache Wege gesucht, um in Harmonie mit seinen eigenen Eltern leben zu können. Im Grunde war er für mich mein erster Mäzen, wenn man das so sagen kann, denn er hat erkannt, was möglicherweise in mir schlummert, und hat mich auf eine Schiene gesetzt, auf der ich mich dann allein weiterbewegen konnte und daraus sogar einen Beruf machen konnte. Ich glaube, dass er stolz war auf mich, ohne dass er das jemals gesagt hätte, denn das Wort Stolz wäre ihm nicht über die Lippen gekommen, weil es eher ein missbrauchtes Wort ist. Er war froh über mich, so würde ich es sagen.

» Für ihn war Senta sozusagen eine Hommage an die tugendhafte Senta. «

Sie haben vorhin mit Entschiedenheit gesagt, dass auf Ihnen keine große Erwartungshaltung lag. Das will ich gerne glauben, aber es fällt mir ein bisschen schwer, denn Ihr Vater war bereits 40 und Ihre Mutter 39 Jahre alt, als sie zur Welt kamen. Es waren schwierige Jahre, politisch schwierige Jahre, und dann ist da eine Tochter, die sehr früh Anlass zum Optimismus gegeben hat, dass sie eine gewisse Karriere macht. Ist es nicht für ein junges Mädchen doch ein Druck, wenn man die Eltern glücklich sehen möchte?

Überhaupt nicht, den Druck habe ich mir selbst gemacht. Ich kam ins Reinhardt Seminar und war sehr irritiert bei vielem, denn ich war sehr jung, gerade mal 16 Jahre alt, und habe mich zum ersten Mal im Vergleich mit den anderen erlebt. Bis dahin war ich sozusagen die Senta in der Familie, die was vorspielt oder vorsingt. Aber plötzlich habe ich mich erlebt im Vergleich und ich habe dort mein ganzes jugendliches Selbstbewusstsein, wenn man das überhaupt in dem Alter schon haben kann, erst mal verloren. An einem Vormittag, als wir Vorsprechen hatten, kam eine amerikanische Produktion zu uns ins Seminar, um uns zu besuchen. An der Spitze der damals so berühmte Yul Brynner, die ebenso berühmte Deborah Kerr und der Regisseur Anatole Litvak. Meine alte Freundin, die damals junge Schauspielerin Susi Nicoletti, fragte: „Wer spielt was vor? Wer traut sich?...

Erscheint lt. Verlag 2.3.2022
Reihe/Serie Edition Gesellschaft
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Bestsellerautor • bodypositivity • das Geheimnis der Frauen • einfach zu lesen • Eltern • Familie • Frauengeschichten • Gesellschaft • Gespräch • Gespräche • Glaube • GU • informativ • Interview • Kindheit • NDR Podcast • Politik • Politiker • Resillize • Selbstständig • spannend • Starke Frauen • Wirtschaft
ISBN-10 3-8338-8300-6 / 3833883006
ISBN-13 978-3-8338-8300-2 / 9783833883002
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