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Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss (eBook)

Aus 1 mach 10 - Lektionen, die du nur auf der Straße lernst

(Autor)

eBook Download: EPUB
2020 | 1. Auflage
208 Seiten
Riva Verlag
978-3-7453-1131-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Ein Fuchs muss tun, was ein Fuchs tun muss -  Eno
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Mit acht Jahren noch im Flüchtlingsheim, mit zwanzig schon Millionär und gefeierter Rapstar. Ensar »Eno« Albayrak hat einen steilen Aufstieg hinter sich. Doch der war alles andere als selbstverständlich. Die ersten fünf Jahre lebten er und seine Mutter illegal in Deutschland. In schlechten Tagen ohne Geld und ohne Strom. Immer in der ständigen Angst von den Behörden entdeckt und abgeschoben zu werden. In dieser Zeit lernte er, wie man sich im Leben durchschlägt. Wie man Gelegenheiten erkennt. Und wie man sie ergreift. Ob in der Rapwelt oder auf der Wellritzstraße. Ob mit Casino-Raub, Drogendeals, goldenen Schallplatten oder beim Import-Business mit Multimillionären. Davon erzählt Eno in diesem Buch und hat auch jede Menge Tipps parat. Weil ein Fuchs tun muss, was ein Fuchs eben tut.

Eno wurde 1998 als Ensar Albayrak in der Türkei geboren und wuchs teils unter widrigen Umständen in Wiesbaden auf. Als Einziger in seiner Familie besitzt er einen Schulabschluss. Mit dem Rappen begann er während seines Studiums der Bauingenieurswesen. Seine Songs wurden millionenfach auf YouTube gehört. Inzwischen sind drei Alben erschienen: Wellritzstrasse, Fuchs und Bonität landeten alle auf den vordersten Plätzen der deutschen Charts.

Eno wurde 1998 als Ensar Albayrak in der Türkei geboren und wuchs teils unter widrigen Umständen in Wiesbaden auf. Als Einziger in seiner Familie besitzt er einen Schulabschluss. Mit dem Rappen begann er während seines Studiums der Bauingenieurswesen. Seine Songs wurden millionenfach auf YouTube gehört. Inzwischen sind drei Alben erschienen: Wellritzstrasse, Fuchs und Bonität landeten alle auf den vordersten Plätzen der deutschen Charts.

KAPITEL 1


Das Geheimnis


Wer ein Geheimnis vor der Welt bewahren will, der muss zunächst einmal lernen, es auch vor sich selbst verborgen zu halten. Das ist gar nicht so einfach, denn die Dinge, die verborgen sind, drängen immer an die Oberfläche, und es ist eine Kunst, sie wirklich im Dunkeln zu belassen. Ich weiß sehr genau, wovon ich rede, denn ich lebte die ersten acht Jahre meines Lebens mit einem Geheimnis. Es war nicht einfach nur irgendein Geheimnis. Es war ein Geheimnis, das mir das Gefühl gab, ich würde die Last der ganzen Welt auf meinen Schultern tragen. Ein Geheimnis, mit dem ich nur sehr schwer umgehen konnte, weil ich wusste, dass es nicht nur meine eigene Zukunft betraf. Es betraf das Leben meiner ganzen Familie. Ich versuchte, es so gut wie möglich zu verdrängen. Bis zwei Männer es beinahe aufdeckten – und damit alles infrage stellten, wofür wir die letzten Jahre gelebt hatten.

Dabei fing der Tag eigentlich ganz harmlos an.

Ich saß mit meinem besten Freund Schnurrbart an der Bushaltestelle und quälte ihn ein wenig. Man merkte, dass die Sache ihn wirklich beschäftigte. »Jetzt sag doch mal, Eno, das kann doch wirklich nicht sein, oder?«

»Bruder, ernsthaft, ich weiß nicht, was du von mir willst!«

»Ich will wissen, wieso du nicht zur Schule gehst.«

»Ich gehe doch zur Schule.«

»Auf die Riederbergschule?«

»Genau, Riederberg.«

»Mann, das kann doch einfach nicht sein. Ich gehe auf die Riederberg. Und ich habe dich dort noch nie gesehen.«

»Dann hast du falsch geguckt.«

»In welcher Klasse bist du denn?«

»In welcher Klasse bist du?«

»3c.«

»Ja, ich bin 3b.«

»Das gibt’s nicht, wie kann es sein, dass wir uns dann nie auf dem Schulhof sehen?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Mann, Schnurrbart, keine Ahnung, vielleicht hast du einfach schlechte Augen oder so, hast du das mal testen lassen? Ich sehe dich dauernd.«

»Ach ja?«

»Na klar, gestern erst. Ich habe dir gewinkt.«

»Wann?«

»Große Pause. Auf dem Schulhof. Ich stand drei Meter von dir entfernt, habe dir gewinkt und du bist eiskalt weitergelaufen. Hat mich irgendwo auch verletzt, sag ich dir ganz ehrlich.«

Schnurrbart ließ seinen Kopf sinken und spielte an seinen Ohrläppchen. Er konnte sich das einfach nicht erklären. Eigentlich tat es mir leid. Es tat mir leid, meinen besten Freund anzulügen. Ich hatte vor Schnurrbart sonst keine Geheimnisse, wir teilten alles miteinander – unsere größten Ängste, unsere schlimmsten Sorgen und natürlich auch die ganzen guten Momente, die wir erlebten. Aber das hier, das konnte ich ihm nicht sagen. Das war mein Geheimnis. Mein großes Geheimnis, von dem niemand auf der Welt etwas wissen durfte.

Ich war nicht auf der Riederbergschule. Ich war auf überhaupt keiner Schule. Nicht weil ich faul war oder keine Lust hatte, im Gegenteil. Es gab kaum etwas, was ich mir mehr wünschte, als so eine verdammte Schule zu besuchen. Aber es ging nicht. Ich konnte nicht. Und den Grund, den durfte kein Mensch außerhalb meiner Familie erfahren, nicht einmal mein allerbester Freund.

»Pass auf, Schnurrbart, morgen in der großen Pause treffen wir uns an der Tischtennisplatte, okay?«

»Ja, okay.«

»Aber wehe, du kommst wieder nicht!«

»Beim letzten Mal warst du doch nicht da.«

»Du redest Quatsch, Schnurrbart.«

Auch wenn es mir irgendwie leidtat, machte mir die Vorstellung, dass Schnurrbart auch morgen wieder vergeblich auf dem Schulhof nach mir suchen würde, ein wenig Freude. Ich nahm noch einen letzten Schluck von meiner Fanta, schmiss die Dose in den kleinen orangen Mülleimer, zog mein Portemonnaie aus der Hosentasche und zählte mein Geld. Ich hatte noch fünf Euro übrig. Ich nahm eine 2-Euro-Münze heraus und streifte mir meinen Rucksack über die Schulter. Ich sah, wie der große grüne Bus, Linie 1, langsam in die Straße einbog.

»Okay, Bruder, ich muss mal los, muss noch ein wenig bei meinem Vater in der Schneiderei helfen.«

Wir gaben uns eine Faust. »Bis morgen in der großen Pause dann.«

»Ja, bis morgen.«

Der Bus hielt direkt vor mir, mit einem zischenden Geräusch öffnete sich die Tür und ich stieg ein. Ich schaute den Fahrer an und überlegte kurz. Sollte ich … oder sollte ich dieses Mal vielleicht doch nicht? Eine Fahrkarte kostete 1,70 Euro. Nicht viel Geld – wenn man genug Geld hatte. Ein halbes Vermögen, wenn man jemand wie ich war. Egal, dachte ich. Drei Haltestellen. Passiert schon nichts. Ich würde es riskieren. Ich nickte dem Fahrer wortlos zu, ohne eine Fahrkarte zu kaufen, ging den schmalen Gang nach ganz hinten, auf den letzten Platz ganz rechts, wo man immer den besten Überblick über den gesamten Bus und sämtliche Fahrgäste hatte, und klopfte noch einmal gegen die Fensterscheibe, um Schnurrbart zuzunicken. Der Bus fuhr los und ich schaute aus dem Fenster. Schaute, wie wir langsam die große Hauptstraße entlangfuhren, die einzelnen Läden der Stadt an mir vorbeizogen. Ich kannte jede Ecke hier, mit jeder kleinen Seitenstraße verband ich eine Geschichte. Wiesbaden war meine Heimat geworden. Ich liebte diese Stadt. Auch wenn ich hier noch immer ein Fremdkörper war. Jemand, der nicht hätte hier sein dürfen. Der genau genommen auch gar nicht da war.

Nächste Haltestelle: Bismarckring. Der Bus bremste ab, die Türen öffneten sich. Ich schaute nervös nach vorne. Bitte, bitte keine Kontrolleure, dachte ich. Drei Leute stiegen aus. Keiner stieg zu. Gut. Ich musterte die restlichen Fahrgäste. Eine ältere deutsche Dame saß ganz vorne rechts in der ersten Reihe, mit Blick auf den Fahrer. Sie klammerte sich an der Haltestange fest und starrte konzentriert nach vorne. Ein paar Reihen weiter hinten saßen zwei Jugendliche. Sie unterhielten sich lautstark über etwas, was ich nicht so genau verstand. Ich glaube, es ging um eine Schlägerei. Irgendwer hatte irgendwem eine Backpfeife gegeben und irgendwer hatte dann irgendwen angerufen und plötzlich standen irgendwo 25 Cousins von irgendwem und alles eskalierte. Die beiden lachten.

Etwas weiter hinten saß noch ein älterer türkischer Mann. Ich konnte ihn von der Seite aus sehen. Er trug ein graues, sehr dickes Baumwollsakko und eine schwarze Hose, die beide schon bessere Zeiten hinter sich hatten. Das Sakko verlieh dem Mann etwas Würde, aber sein Gesicht wirkte traurig und eingefallen. Er klammerte sich an eine Aldi- Tüte, aus der ein paar leere Pfandflaschen herausschauten. Ich sah, wie seine Hand zitterte. Der Mann hatte einen dunklen Schnauzbart, der langsam grau wurde. Und sein Gesicht war übersät mit großen, tiefen Falten. Aber er kann unmöglich älter als 40 Jahre alt sein, dachte ich. Er war definitiv noch um einiges jünger als mein Vater. Und dennoch hatte das Leben Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Was er wohl für eine Geschichte hatte? Kam auch er nach Deutschland auf der Suche nach einem besseren Leben? War er vielleicht ein politischer Flüchtling? Hatte er eine Frau? Eine Familie? Oder war er alleine? Bestimmt, dachte ich, bestimmt schleppte auch er ein Geheimnis mit sich herum. So wie das wahrscheinlich alle Menschen taten.

Der Bus bremste ruckartig ab, ich griff nach der Haltestange neben mir. Nächste Haltestelle: Sedanplatz. Die Türen öffneten sich zischend und sechs, nein, sieben weitere Fahrgäste stiegen noch hinzu. Ich scannte sie mit routiniertem Blick. Da sah keiner so aus wie jemand, vor dem ich etwas zu befürchten hatte. Frau, Frau, älterer Mann, drei Jugendliche … nein, alles gut. Ich atmete beruhigt durch. Ich hatte es geschafft. Bei der nächsten Haltestelle würde ich aussteigen, dann könnte eh nichts mehr passieren, ich war safe. Ich spürte, wie die Spannung langsam von mir abfiel. Ich schaute zur Tür, die noch immer offen war. Na komm schon, dachte ich, mach die Tür zu und fahr weiter. Ich schaute über den großen Innenrückspiegel zum Fahrer. Was brauchte der Idiot denn so lange? Ich guckte auf meine Armbanduhr. Kurz vor 15 Uhr. Nervös tippte ich mit meinen Fingern am Fenster herum, dann stiegen doch noch zwei Männer hinzu und der Fahrer schloss die Türen.

»Guten Tag, die Fahrscheine bitte.«

Nein! Alles, nur das nicht. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein. Meine Atmung wurde schneller, mein Puls hämmerte wie verrückt und ich rutschte nervös auf meinem Sitz herum. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Alles, nur das nicht. Okay, bleib cool, Eno, bleib cool, nicht ausrasten. Ich scannte erneut die Umgebung. Die Situation. Gab es irgendeinen Weg hier raus? Natürlich gab es keinen. Ich saß komplett in der Falle. Ich spürte, wie mir der Schweiß kalt den Rücken runterlief. Der Kontrolleur, der für den hinteren Abschnitt des Busses...

Erscheint lt. Verlag 24.11.2020
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
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ISBN-10 3-7453-1131-0 / 3745311310
ISBN-13 978-3-7453-1131-0 / 9783745311310
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