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Gebrauchsanweisung für Lissabon (eBook)

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2020 | 1. Auflage
224 Seiten
Piper Verlag
978-3-492-99616-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Gebrauchsanweisung für Lissabon -  Martin Zinggl
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Eine Reise in eine der angesagtesten Destinationen Europas. Martin Zinggl besuchte vor über 15 Jahren erstmals Lissabon und kehrt seitdem immer wieder in die Hauptstadt der Kachelkunst zurück. Er nimmt uns mit über den Tejo, zu den miradouros mit dem besten Ausblick und auf eine Fahrt mit der legendären Elektrotram 28E. Er lüftet das Geheimnis salzgetrockneten Kabeljaus, erzählt vom strengen Regiment der Kellner und beschwört die melancholischen Klänge des Fado herauf. Mit ihm besuchen wir Orte, die (noch) keine Touristenattraktionen sind, sowie das Lissabonner Umland: Wir surfen am Hausstrand, folgen James Bond nach Estoril und spazieren durch den Märchenwald von Sintra. Doch keine Sorge - egal, wohin es geht, das nächste pastel de nata ist nicht weit! »Der Autor ist kein Bewunderer Lissabons, sondern ein ?ihrem Charme Verfallener, ein Freund?« Mare Magazin

Martin Zinggl, 1983 in Wien geboren, reist als Reporter, Fotograf und Filmemacher durch die Welt. Als Vierundzwanzigjähriger forschte der Ethnologe auf einer abgelegenen Insel im Südpazifik und entdeckte dort das Schreiben für sich. Mit »Ärzte ohne Grenzen« besuchte er diverse Krisengebiete, von denen er berichtete. Seine Reportagen erscheinen u. a. in GEO, Spiegel Online und Al Jazeera. 2013 wurde sein Erstlingswerk »Warum nicht Mariazell? Als Ethnologe in Tuvalu« veröffentlicht, es folgten »Lesereise Nepal. Im Land der stillen Helden« und »Lesereise Lissabon. In der Wehmut liegt die Kraft«. Wenn er nicht unterwegs ist, lebt der Autor in Wien. www.martinzinggl.com

Martin Zinggl, geboren 1983 in Wien, Ethnologe, freiberuflicher Reporter und Filmemacher, reist und schreibt seit 2007 für österreichische und internationale Medien. Im Dienst von »Ärzte ohne Grenzen« besuchte er diverse Krisenherde. 2013 erschien sein Erstlingswerk »Warum nicht Mariazell? Als Ethnologe in Tuvalu«, 2016 folgte »Lesereise Nepal. Im Land der stillen Helden« und zuletzt »Lesereise Lissabon. In der Wehmut liegt die Kraft«. Wenn er nicht unterwegs ist, lebt Zinggl in Wien.

Ankommen


Sie haben den eindrucksvollen Landeanflug über den Atlantik am Fensterplatz miterlebt? Je nach Route sind Sie vielleicht über Lissabons Hausstrände geflogen, von Comporta bis Caparica, über die markant rote Brücke des 25. April, über den Hafen, aber in jedem Fall über die zerstreute Häusermasse. Einen besseren Panoramablick über Lissabon gibt es nicht, auch wenn man fürchtet, mitten in der Stadt zu landen – und das dann auch tatsächlich tut. Sie haben gesehen, wie sich die Windräder der Lüftungskamine auf den rotbraunen Ziegeldächern drehen; wie die Nachmittagssonne ein Glitzern auf die Wellen des Flusses Tejo zaubert; wie Fähren, Frachter und Segelschiffe Kielspuren im jadegrünen Wasser hinter sich herziehen. Sie konnten sogar den Sonnenuntergang über der portugiesischen Metropole genießen? Bravo, schätzen Sie sich glücklich!

Holen Sie Ihr Gepäck, wenn Sie welches haben. Wenn nicht, schätzen Sie sich noch glücklicher: Ihnen bleibt die Wartezeit am Fließband erspart. Außerdem verschulden Sie auch nicht das lästige Rattern, das in aller Ohren vibriert, wenn Sie einen Trolley durch Lissabons Straßen schleifen. Sollten Sie doch ein Gepäckstück mit Rollen mitführen, bemitleide ich Sie schon jetzt: Das Kopfsteinpflaster und die steil bergauf und bergab führenden Gassen der Stadt werden Ihnen keine Freude bereiten.

Gehen Sie durch den Flughafen hinab zur Metro, dieser Untergrundkonstruktion, von der Lissabon bereits 1888 träumte. Für portugiesische Verhältnisse typisch ist, dass es manchmal dauert, bis Dinge wirklich in Bewegung kommen oder gar umgesetzt werden. Bei der Metro waren es exakt 71 Jahre: 1959 rollte die erste Untergrundbahn über die Gleise. Seitdem wird das Schienennetz ständig erweitert, aber wie lange der Ausbau noch dauert, wann und ob er je abgeschlossen sein wird, kann niemand genau sagen. Und selbst wenn es die lisboetas nervt, können sie mit Großbaustellen umgehen. Bevor das Expo-Gelände 1998 eröffnete, hatte es sieben Jahre Bauzeit in Anspruch genommen. 2016 machte das MAAT, Museu de Arte, Arquitetura e Tecnologia, Schlagzeilen: Nachdem es drei Jahre und zwanzig Millionen Euro verschlungen hatte, fand die Eröffnung zwar im großen Rahmen statt, allerdings nur provisorisch. Da sich einige der rund 17 000 Kacheln von den Wänden lösten, musste die Schlamperei an der Fassade ausgebessert werden. Ein halbes Jahr später war Lissabons modernstes Gebäude in Form eines gestrandeten Rochens fertiggestellt und lockt seitdem jährlich bis zu 375 000 Kunstliebhaber aus aller Welt an das Tejoufer. Der seit 2008 geplante und ursprünglich zur Eröffnung 2017 vorgesehene Novo Aeroporto de Lisboa ist im Vergleich zur Metro demnach harmlos verspätet. Aufgrund fehlender Finanzmittel wurde der Zusatzflughafen auf unbestimmte Zeit verschoben. Politiker sprechen optimistisch von einer Inbetriebnahme im Jahr 2022. Tierschützer freuen sich über die Verzögerung, versuchen sie doch das Projekt zu verhindern, da die Einflugschneise das Mündungsgebiet des Tejo überqueren soll, ein Marschland, in dem Tausende Flamingos temporär leben und Hunderttausende Zugvögel haltmachen. Dennoch: Der Flughafen ist beschlossene Sache, auch wenn der Ausbau des derzeitigen Militärflughafens, auf dem der Novo Aeroporto entstehen soll, noch nicht begonnen hat. Wie wir wissen, ist das nicht Europas einziger Hauptstadtflughafen, der zeitlich hinterherhinkt. In Sachen Langsamkeit bei umstrittenen Bauvorhaben spielen sich Berlin und Lissabon gegenseitig den Ball zu. Irgendwann in den kommenden 71 Jahren wird der neue aeroporto schon eröffnen. Bis dahin bleibt der aktuelle Flughafen Humberto Delgado zwar hoffnungslos überlastet, aber dafür gibt es ja eine verlässliche Metro, in deren Wartebereichen ruhige Popmusik gespielt wird. Pois é! Was soll’s!

Als ich vor drei Jahren zuletzt in Lissabon lebte, umgab die Ticketschalter in der Metro gähnende Leere. Mittlerweile lotsen Platzanweiser die Schlange von potenziellen Käufern an die Maschinen. Haben Sie den Unterschied zwischen den verschiedenen Fahrscheinen verstanden und den richtigen erstehen können? Gratuliere, ich habe dafür Monate gebraucht. Dann zwängen Sie sich und Ihr Gepäckstück durch die engen Zugangsschranken. Bleiben Sie stecken, schwitzen Sie, fluchen Sie, das gehört dazu. Pois é! So ist das!

Steigen Sie ein in die rote Linie, die Linha do Oriente, und freuen Sie sich darüber, dass Lissabons U-Bahnen nicht nur Farben, sondern auch wundervolle Namen tragen wie Gaivota, Möwe, Girassol, Sonnenblume, Caravela, Karavelle, ein Segelschifftyp, oder eben Oriente, Orient – und von den dazu passenden Symbolbildern geziert werden. Vorsicht übrigens beim Ein- und Aussteigen. Falls Sie größer als 1,80 Meter sind: Kopf einziehen! Die metallenen Haltegriffe, die von der Decke hängen, geben nur mit Gewalt nach. Für die lisboetas kein Problem, gelten die Portugiesen in Bezug auf ihre Körpergröße doch als kleinste Nation Europas.

Und keine Sorge: Je näher Sie dem Zentrum kommen, umso freundlicher und kunstvoller gestaltet präsentieren sich auch die Metrostationen, vor allem die älteren. Neunzehn Bahnhöfe hat die portugiesische Malerin Maria Keil mit azulejos verfliest, den stadtbekannten Kacheln – und mit ihren Kunstwerken in den 1950er-Jahren den Grundstein für eine Renaissance dieser damals in Vergessenheit geratenen Tradition Portugals gelegt. Mittlerweile reißen sich Kunstliebhaber, Diebe und Polizei gleichermaßen um die mitunter sehr wertvollen Fliesen, die Lissabon vermehrt abhandenkommen.

Drängen Sie durch die Stationen – insbesondere die Knotenpunkte, an denen sich zwei Metrolinien oder mehrere Verkehrsmittel kreuzen, wie Alameda oder São Sebastião. Stationen, die sich mit ihrer liebevollen Gestaltung bunter Kachelwände und Malereien als Schauräume nationaler Kunst eignen, nicht allerdings für Begegnungen Hunderter Passagiere, die in entgegengesetzte Richtungen reisen wollen – vor allem zur Stoßzeit. Also, drängen Sie, und werden Sie bedrängt, am besten noch immer mit sperrigem Gepäck, da freuen sich Ihre Mitmenschen besonders, auch oder gerade jene, die – den vielen Hinweisen zum Trotz – in eine einfahrende Metro einsteigen, noch bevor Sie aussteigen können. Aber sorgen Sie sich nicht um Taschendiebe – die stibitzen alle in Barcelona. Und für den unwahrscheinlichen Fall, dass Ihnen doch etwas abhandenkommt, besuchen Sie Lissabons legendären Diebesmarkt, den feira da ladra, und stöbern dort nach Ihrem gestohlenen Gut. Unter all dem Ramsch und Kitsch werden Sie wahrscheinlich wiederfinden, was Sie suchen.

Wenn Ihnen das alles zu aufreibend klingt, nehmen Sie vielleicht doch lieber ein Taxi vom Flughafen, einen Mietwagen oder den Aerobus. Oder reisen Sie mit Stil an, so wie Gentleman Jeremy Irons in der gleichnamigen Verfilmung des Buches »Nachtzug nach Lissabon«. Dann erreichen Sie, wie genannter Schauspieler, den Fernbahnhof Santa Apolónia mit dem Zug. In aller Gemächlichkeit, passend zur Stadt. Sie müssen ja nicht über Nacht gefahren sein und auch nicht aus Bern kommen wie Pascal Merciers Romanheld.

Egal, wie Sie in Lissabon eintreffen: Hauptsache, Sie steigen im Zentrum aus. Und vergessen Sie vorerst Ihre Unterkunft und etwaige Termine. Weder die Sehenswürdigkeiten der Stadt noch ihre Köstlichkeiten wie bacalhau oder pastéis de nata laufen Ihnen davon. Fahren Sie direkt nach Ihrer Ankunft zum Praça de Comércio, einst einer der größten Plätze der Welt, immer noch einer der prächtigsten. Die nächstgelegene Metrostation dafür heißt Terreiro do Paço. Steigen Sie dort aus, gehen Sie die Treppen hoch, überqueren Sie den majestätischen Platz, der an drei Seiten von gleichen Fassaden umschlossen wird und an der vierten, nach Süden gerichteten Seite zum Tejo hin offen liegt. »Selbst den anspruchsvollen Reisenden wird der Anblick dieses Platzes überraschen«, schreibt Lissabons bekanntester Dichter, Fernando Pessoa, in seinem Werk »Mein Lissabon«. Stolpern Sie über unebene Pflastersteine im Boden, aber fallen Sie nicht hin! Und falls doch, stehen Sie wieder auf und lachen darüber. Das gehört dazu. Jeder stolpert mal in Lissabon, genauso die lisboetas. Pois é!? Also, was soll’s!?

Lassen Sie sich unterwegs von einem dubios aussehenden Mann, der billige Fälschungen von Markensonnenbrillen verkauft, ansprechen, ob Sie Haschisch, Marihuana oder Kokain brauchen. Kaufen Sie nichts davon, auch wenn Sie es reizvoll finden – sogar die Lissabonner Polizei warnt mittlerweile mit Plakaten vor diesen Schwindlern. Es sei denn, Sie wollen für sündteures Geld Marzipan, Mehl oder Lorbeerblätter kaufen, die sich höchstens zum Kochen eignen.

Gehen Sie bis zum Kaiufer, dem Cais das Colunas, wo voller Eleganz zwei Säulen aus dem Wasser ragen, auf denen gern Möwen stehen und auf Gott weiß was warten, vermutlich auf eine Mahlzeit. Sie repräsentieren Weisheit und Andacht – die Säulen, nicht die Möwen –, wurden nach dem großen Erdbeben 1755 errichtet und sollen Replikas der Säulen des Salomonischen Tempels von Jerusalem sein. Diesen mit Sicherheit nobelsten Ein- und Ausgang Lissabons, das Tor von und nach Europa, nutzten einst viele historische Figuren. Etwa Königin Elizabeth II., als sie vor über sechzig Jahren der Stadt per Schiff einen Besuch abstattete – und Lissabon über ebendiesen Kai aus Marmor durch die beiden Säulen hindurch betrat. Oder der konservative und autoritäre Ex-Präsident Portugals, General Óscar...

Erscheint lt. Verlag 2.6.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Reisen Reiseberichte Europa
Reisen Reiseführer Europa
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
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ISBN-10 3-492-99616-7 / 3492996167
ISBN-13 978-3-492-99616-7 / 9783492996167
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