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Emmanuel Macron -  Michaela Wiegel

Emmanuel Macron (eBook)

Ein Visionär für Europa - eine Herausforderung für Deutschland
eBook Download: EPUB
2018 | 1. Auflage
216 Seiten
Europa Verlag GmbH & Co. KG
978-3-95890-212-1 (ISBN)
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Wer ist er nun, Sonnenkönig, Napoleon oder gleich Jeanne d'Arc? Kaum im Élysée-Palast, wird Emmanuel Macron, Frankreichs jüngster Staatschef, bereits mit den Geschichtsgrößen der Nation verglichen. Doch die französischen Grenzen sind dem Überflieger aus der Provinz seit Langem zu eng. Macron, Jahrgang 1977, ist nicht nur ein Kind des Euro, er träumt von den »Vereinigten Staaten Europas«. Für die EU kennt er »nur Horizonte, keine roten Linien«, wie Macron in seiner flammenden Grundsatzrede an der Sorbonne betonte. In Emmanuel Macron blickt Michaela Wiegel, FAZ-Korrespondentin in Paris, auf die europäische Vision des jungen Präsidenten und erklärt, warum diese gerade für Deutschland zur Herausforderung werden könnte. Kritisch nimmt Michaela Wiegel Macrons wichtigste Vorstöße unter die Lupe, der trotz Brexit und Separationstendenzen für eine Vertiefung der europäischen Beziehungen eintritt. Dabei macht sie deutlich, warum er vor allem seinen deutschen Nachbarn einiges zumutet: Denn mit Vorschlägen wie der Schaffung einer europäischen Einsatztruppe oder dem Aufbau einer funktionierenden Wirtschaftsunion hinterfragt Macron nicht nur deutsche Gewissheiten, sondern fordert zugleich mehr Solidarität von Europas führendem Mitglied jenseits nationaler wirtschaftspolitischer Interessen. Für ihr Buch über Europas derzeit mutigsten Visionär hat Michaela Wiegel mit zahlreichen Vertrauten, Mentoren und Familienangehörigen des jungen Präsidenten gesprochen - einschließlich großem Exklusivinterview mit Emmanuel Macron.

Michaela Wiegel, geb. 1968, berichtet seit zwanzig Jahren für die Frankfurter Allgemeine Zeitung über das politische Geschehen in Frankreich. Während ihres Studiums am Institut d'Etudes Politiques (»Sciences Po«) von 1990 bis 1993 in Paris hat sie erlebt, wie das frisch wiedervereinte Deutschland französische Gewissheiten herausforderte. Ihr Studium rundete sie an der Harvard University von 1993 bis 1995 mit einem Master in Public Administration (MPA) ab. Emmanuel Macrons Aufstieg hat sie von Anfang an verfolgt und ihn bei seinen ersten Schritten im Élysée-Palast begleitet. Als Mutter von vier Kindern hofft sie auf einen Aufbruch zugunsten Europas.

Michaela Wiegel, geb. 1968, berichtet seit zwanzig Jahren für die Frankfurter Allgemeine Zeitung über das politische Geschehen in Frankreich. Während ihres Studiums am Institut d'Etudes Politiques (»Sciences Po«) von 1990 bis 1993 in Paris hat sie erlebt, wie das frisch wiedervereinte Deutschland französische Gewissheiten herausforderte. Ihr Studium rundete sie an der Harvard University von 1993 bis 1995 mit einem Master in Public Administration (MPA) ab. Emmanuel Macrons Aufstieg hat sie von Anfang an verfolgt und ihn bei seinen ersten Schritten im Élysée-Palast begleitet. Als Mutter von vier Kindern hofft sie auf einen Aufbruch zugunsten Europas.

"Der junge Präsident habe Europa vor dem Zerfall gerettet, urteilt die FAZ-Korrespondentin, die seit zwei Jahrzehnten aus Paris berichtet."

"Warum Macron Interesse am Nachbarland habe, beschreibt die Frankreich-Korrespondentin der FAZ, Michaela Wiegel, in ihrer Biografie über ihn: Er habe sich bereits in seiner Zeit als Wirtschaftsminister unter Hollande bemüht, Kontakte nach Deutschland aufzubauen, und suche heute einen „deutsch-französischen Austausch, der über das Management gerade akuter Krisen hinausreicht"."

"Sie [Anm.: die Autorin Michaela Wiegel] sagt: «Selten hat Frankreich einen derartig schnellen politischen Wandel erlebt.»"

"Die Untertitel zu den einzelnen Hauptkapiteln sind es, die mir zuerst ins Auge fielen und schon Antworten in sich tragen, warum dieses Buch sehr zu empfehlen ist"

"Michaela Wiegel porträtiert den jungen französischen Präsidenten Emmanuel Macron, 40, [...]"

"Warum Macron starkes Interesse am Nachbarland, wenn auch als großer Literatur- und Philosophiefreund einen „verkopften" Zugang dazu habe, beschreibt die Frankreich-Korrespondentin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Michaela Wiegel, in ihrer Biographie über ihn: Er habe sich bereits in seiner Zeit als Wirtschaftsminister unter Hollande bemüht, Kontakte nach Deutschland aufzubauen und suche heute einen „deutsch-französischen Austausch, der über das Management gerade akuter Krisen hinausreicht""

Kapitel 1


FRANKREICH IM AUFBRUCH:


Wie Macron sein Land verändert
und Europa gleich mit

Wandel ist immer schwer zu fassen, aber in Frankreich hat er seit Mai 2017 sogar einen Klang: Ludwig van Beethovens »Ode an die Freude«. Die Hymne Europas ertönt, als Emmanuel Macron am Abend seines Wahlsieges am 7. Mai 2017 in einem Seitenhof des Louvre in Paris vor den Fernsehkameras der Welt erscheint. Einsam schreitet er im Halbdunkel über den leeren Platz, ein langer, langsamer Gang zur Musik Beethovens, bis er schließlich die Stufen erklimmt, hinauf auf die hell erleuchtete Bühne vor der Glaspyramide: »Deine Zauber binden wieder, was die Mode streng geteilt; Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt.« Ein Meer aus azurblauen Fahnen, auf denen der Kranz aus zwölf goldenen Sternen prangt, reckt sich zum Wahlsieger empor, dazwischen das Blau-Weiß-Rot der französischen Trikolore. So sichtbar, so symbolkräftig haben die Franzosen schon lange keinen Herrscherwechsel mehr erlebt. Vor der jubelnden Menge am früheren Königsschloss verkörpert Emmanuel Macron die neue Macht in Paris, und die will nicht nur französisch, sondern auch europäisch sein.

Der 1977 geborene Mann aus der Provinzstadt Amiens hat sich so schnell und so überraschend an die französische Staatsspitze katapultiert, dass der Philosoph Peter Sloterdijk von einer politischen »Erscheinung« sprach. Macron selbst hat den historischen Augenblick schon im Wahlkampf beschworen. Seinen Anhängern rief er mit Johann Wolfgang von Goethe zu: »Ihr könnt sagen, ihr seid dabei gewesen.« Den ersten Teil des auf die Kanonade bei Valmy zurückgehenden Goethe-Zitates unterschlug der Kandidat bei den Kundgebungen: »Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus.« Das Gefühl, einem historischen Aufbruch mit unbekanntem Ausgang beizuwohnen, begleitet seither viele. Mit Macron ist in Frankreich nach langem Stillstand etwas in Bewegung – »en marche« – geraten. Und ihm selbst liegt es keineswegs fern, sich eine historische Mission zuzuschreiben. Nach langer Krise und Stagnation, glaubt er, soll er Frankreich wieder besseren Zeiten entgegenführen. Er will das Land nicht als Einzelkämpfer, sondern getragen von einer Mehrheit von Grund auf verändern, den Wohlfahrtsstaat modernisieren und den Unternehmergeist stärken. Macron strebt im Einklang mit vielen seiner Landsleute an, den in den Krisenjahren verschütteten optimistischen Fortschrittsglauben wieder zutage zu fördern. »Das Beste liegt noch vor uns«, lautete sein Wahlkampfspruch. Dies gilt für ihn auch für Europa und für die deutsch-französische Beziehung. Wandel im Inneren und eine Vertiefung des europäischen Bündnisses bilden für ihn dabei eine Einheit.

Macron hat sich vorgenommen, die Geschichte des europäischen Einigungsprozesses fortzuschreiben, und sucht den Schulterschluss mit Deutschland. Ihn trägt die Überzeugung, dass sich ohne den deutschen Partner in Europa nichts ausrichten lässt. Deshalb ist er auf das Verhältnis zur Bundesregierung fixiert oder, wie es der Philosoph Pierre Manent spöttelnd sagte, in eine »amouröse Ekstase mit Deutschland getreten«. Macron will viel von Deutschland. Er will die Währungs- und Wirtschaftsunion vollenden, in der Klimaschutz-, in der Energie-, in der Sicherheits- und in der Einwanderungs- und Asylpolitik enger und europäischer zusammenarbeiten. »Ich bin davon überzeugt, dass wir uns auf die Finalität Europas verständigen müssen. Wohin streben wir? Was wollen wir gemeinsam machen?«, sagt er im Gespräch für dieses Buch, das er auf den Morgen nach seinem vierzigsten Geburtstag gelegt hat. Macron weiß, dass er ungewöhnlich viel erreicht hat in seinem Alter – er ist der jüngste französische Staatschef seit Napoleon Bonaparte. Er wird im Mai 2018 in die glorreiche Ahnenreihe großer Europäer aufgenommen, die mit dem Karlspreis ausgezeichnet wurden. Sein neues Lebensjahrzehnt soll ganz im Zeichen des deutsch-französischen Aufbruchs zugunsten Europas stehen.

Der junge Hausherr im Élysée-Palast ist damit zu einem fordernden Partner für die Regierenden in Berlin geworden, die sich während der vergangenen Jahrzehnte an ein ermattetes, ob der Reformzwänge kleinmütig gewordenes Frankreich gewöhnen mussten. Seit dem Mauerfall und den historischen Umwälzungen, auf die Präsident François Mitterrand (1981–1995) nach anfänglichem Zögern letztlich eine europäische Antwort im Maastrichter Vertrag fand, hat es sich Frankreich in einer nostalgischen Realitätsverweigerung bequem gemacht. Das Land gab sich mehrheitlich der Illusion hin, dass es vom Anpassungsdruck der Globalisierung verschont werden würde. Hatten nicht auch die Wolken nach dem Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl an der französischen Grenze haltgemacht, wie es die Regierenden in Paris damals ganz ernsthaft dem Volk weiszumachen suchten? Es gab in jedem Fall lange keinen Willen, den Lebenslügen zu entsagen und wie die Deutschen mit der Agenda 2010 Einschränkungen und Veränderungen bei den sozialen Sicherungssystemen zu akzeptieren. Das Savoir-vivre kommt schließlich aus Frankreich! Auf ihre lieb gewonnenen Gewohnheiten, ihre »Lebenskunst«, wollte eine Mehrheit der Franzosen nicht verzichten, auch wenn sie dafür den Preis einer chronisch hohen Arbeitslosigkeit zahlen musste. Keiner der drei auf Mitterrand folgenden Präsidenten – weder Jacques Chirac (1995–2007) noch Nicolas Sarkozy (2007–2012) und François Hollande (2012–2017) – vermochte es, die Reformblockaden im Land aufzulösen. Es war manchmal auch nicht sicher, ob sie es wirklich anstrebten.

Die Erstarrungserscheinungen im Inneren wurden von einer politischen Unfähigkeit begleitet, als gestaltende Kraft in Europa zu wirken. Französische Verantwortliche verlegten ihr gesamtes Geschick darauf, Sonderregeln für ihr Land auszuhandeln und selbst bei den bereits eingegangenen Verpflichtungen für den europäischen Haushalt zu tricksen. Sie legitimierten ihre Haltung mit dem Nein von annähernd 55 Prozent der Wähler beim Referendum zum europäischen Verfassungsvertrag im Mai 2005 und mit dem Erstarken der populistischen, europafeindlichen Kräfte im Land. Deutschland begann in jener Zeit, Frankreich als zuverlässigen Partner abzuschreiben.

Doch nun verlangt Macron von Europa, einen neuen Blick auf sein Land zu werfen. »Wir stehen heute ganz anders da. Wir haben Klarheit geschaffen und mit den Reformen begonnen. Die Arbeitsmarktreform liegt bereits hinter uns. Das erlaubt uns, eine ganz andere Rolle zu beanspruchen. Heute können wir Deutschland sagen: Wir haben die Arbeit aufgenommen, ihr könnt euch jetzt nicht auf den Status quo zurückziehen«, sagt er im Interview. Natürlich ließen sich die deutschen Bedenken nicht alle über Nacht ausräumen. Aber er drückt die Hoffnung aus, dass Deutschland wieder Vertrauen zu Frankreich fassen wird. In seiner Rede an der Pariser Universität Sorbonne hat Macron am 26. September 2017 einen großen europäischen Zukunftsentwurf gezeichnet und Deutschland einen neuen Freundschaftsvertrag offeriert. Anders als seine Vorgänger, die mindestens ein Jahr im Amt brauchten, um sich der Bedeutung der deutsch-französischen Beziehung bewusst zu werden, räumt er der Partnerschaft mit Berlin von Anfang an Priorität ein. Das privilegierte Verhältnis zu Deutschland überrage alle anderen historischen Beziehungen Frankreichs, sagte er bei einem Besuch in Rom.

Macron denkt in historischen Kategorien und ist zutiefst geprägt von Hegels Geschichtsphilosophie, über die er als Student eine Masterarbeit an der Universität Nanterre verfasste. Die »Phänomenologie des Geistes« wendet er auf das zeitgenössische Frankreich an. Seinen eigenen Blitzaufstieg sieht er als zeitgeistige Variante der »List der Vernunft«. Das erzählt er im Salon doré im Élysée-Palast, in dem seit Charles de Gaulle alle Präsidenten mit Ausnahme von Valéry Giscard d’Estaing ihr Arbeits- und Empfangszimmer eingerichtet haben. Salon doré heißt vergoldeter Salon, und tatsächlich prangen überall Goldbordüren und verschnörkelte goldene Ornamente. Unter den schweren Kristalllüstern, die von der hohen Decke herabhängen, stehen gepolsterte Louis-XIV-Sessel mit geschwungenen Füßen und Lehnen, die mit golden schimmernden Seidenstoffen bezogen sind. Dieses royale Ambiente erinnert jeden Präsidenten, und sei er noch so jung, täglich daran, dass er in der Nachfolge der französischen Könige steht. Tatsächlich sind einige Vorrechte fast direkt von der Monarchie auf die Präsidenten übergegangen. Der Präsident darf sich mit dem Titel des Domherrn der Kirche Saint-Jean-de-Latran in Rom schmücken und wird vom Heiligen Stuhl zurate gezogen, bevor Bischöfe ernannt werden. Bei ihm müssen alle Kandidaten für die Académie française vorstellig werden, um als »Unsterbliche« in die von Kardinal Richelieu 1635 begründete Akademie aufgenommen zu werden. Macron ist von Amts wegen Kofürst von...

Erscheint lt. Verlag 23.3.2018
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Biografien / Erfahrungsberichte
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Außenpolitik • Deutschland • Entwicklung • EU • Europa • Europäische Beziehungen • Europäische Union • Europäische Vision • Europapolitik • Exklusivinterview • Frankreich • Französische Politik • Herausforderung für Deutschland • Hoffnungsträger • Jüngster Staatschef • Macron • Politik • Solidarität Deutschlands • Vereinigte Staaten Europas • Verhältnis Deutschland-Frankreich • Visionär
ISBN-10 3-95890-212-X / 395890212X
ISBN-13 978-3-95890-212-1 / 9783958902121
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