Peer-Learning im Übergang von der Kita in die Grundschule (eBook)
308 Seiten
Verlag Julius Klinkhardt
978-3-7815-5601-0 (ISBN)
Damit sollen Kindern ein bruchloser Übergang und optimale Lernbedingungen am Schulanfang ermöglicht werden.
Zur Erhellung bislang „blinder Flecken“ in der Transitionsforschung wurde unter Einsatz der Videorecall-Methode ein perspektiven- und methodentrianguliertes qualitatives Forschungsdesign gewählt, das die Perspektiven der Kinder besonders berücksichtigt.
Dabei wurden Peer-Interaktionen von Kita- und Grundschulkindern in institutionenübergreifenden Lernwerkstätten über einen Zeitraum von einem Jahr videogestützt beobachtet. Identifizierte Schlüsselszenen bildeten via Videorecall die Grundlage für die Befragung der Akteure. Systematisiert nach individueller, interaktionaler und kontextueller Ebene wurden zentrale Befunde dieser Studie in Qualitätskriterien transformiert.
Sie beschreiben sowohl Voraussetzungen auf Seiten der Lernenden als auch Anforderungen an Peer-Learning-Settings im Übergang und erweitern das gegenwärtig einflussreichste Transitionsmodell in der Übergangsforschung (Griebel & Niesel, 2004, 2015) um wesentliche Aspekte.
Agnes Kordulla: Peer-Learning im Übergang von der Kita in die Grundschule 1
Titelei 4
Impressum 5
Vorwort und Danksagung 6
Inhaltsverzeichnis 8
Einleitung und Überblick 12
1 Kinder als kompetente Akteure – Zum Paradigmenwechsel in der Pädagogik und Kindheitsforschung 18
2 Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule – Theoretische Betrachtungen 26
2.1 Begriffsklärung „Transition“ 26
2.2 Das Transitionsmodell 27
2.3 Ökosystemische Betrachtung des Übergangs 27
2.4 Übergang als ein Kritisches Lebensereignis 29
2.5 Übergang aus Sicht der psychologischen Stresstheorie 29
2.6 Übergang als Entwicklungsaufgabe und Statusveränderung 30
Zusammenfassung 31
3 Ausgangslage und Begründungsdimensionen für die Kooperation von Kindergarten und Grundschule 34
3.1 Historischer Abriss und Standortbestimmung zur Kooperation von Kindergarten und Grundschule 37
3.2 Rechtliche Grundlagen 40
3.3 Projekte zur Optimierung der Übergangsgestaltung 41
3.4 Forschungsstand zur Kooperationspraxis zwischen Kita und Grundschule 44
3.5 Studien zur Perspektive von Kindern auf den Übergang und die Übergangsgestaltung 46
4 Ko-konstruktion von Wissen durch Peer-Interaktion 50
4.1 Sozialkonstruktivistische Sicht auf das Lernen 50
4.2 Peers, Peer-Interaktion und Peer-Learning 52
4.3 Spezifische Anforderungen an die Lernenden 55
4.4 Spezifische Anforderungen an die Lernumgebung 56
4.5 Pädagogische Argumentationslinien für und wider Peer-Learning zwischen jüngeren und älteren Kindern 60
4.6 Peer-Interaktion als Untersuchungsgegenstand im Kontext verschiedener Forschungsansätze und -traditionen 63
4.7 Gegenstandsbestimmung und Einordnung der Studie in das Forschungsparadigma 66
4.8 Peer-Interaktion von Kindergarten- und Grundschulkindern im Übergang – Realisierungsformen und Forschungsergebnisse 67
5 Visualisierung ausgewählter Aspekte des theoretischen Referenzrahmens 82
6 Lernwerkstattarbeit als Brücke zwischen Kindergarten und Grundschule im Kinderbildungshaus 86
6.1 Das Modellprojekt Kinderbildungshaus 88
6.2 Ausgangslage 88
6.3 Ziele des Projektes 89
6.4 Inhaltliche Schwerpunkte auf der pädagogischen Handlungsebene 91
6.5 Die wissenschaft liche Begleitung des Paderborner Modellprojektes 94
7 Ziele und Fragestellungen dieser Studie 98
8 Forschende Annäherung an die Kinderperspektive 102
8.1 Besonderheiten der Datenerhebung bei Kindern 102
8.2 Methodische Gestaltung von Interviews 108
8.3 Ethische Grundsätze in der Forschung mit Kindern 111
8.4 Konsequenzen für die eigene Studie 113
9 An der Studie beteiligte Personengruppen – Perspektiventriangulation 116
10 Einsatz verschiedener Methoden – Methodentriangulation 118
10.1 Videogestützte qualitative Beobachtung 118
10.2 Videogestützte Befragung in Einzel- und Gruppensituationen 121
10.3 Untersuchungsplan 124
11 Die Forscherperspektive 126
11.1 Quantitative Auswertung der videogestützten Beobachtung 128
11.2 Qualitative Auswertung der videogestützten Beobachtung 142
11.3 Auswertung und Interpretation der Ergebnisse 150
11.4 Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Beobachtungsstudie 216
12 Die Akteursperspektive 222
12.1 Auswertung der Befragungen mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse 222
12.2 Ergebnisse aus der Kinderbefragung 225
12.3 Ergebnisse aus der Befragung der pädagogischen Fach- und Lehrkräft e 248
13 Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse aus der Beobachtungs- und Befragungsstudie 262
13.1 Zusammenfassung der Ergebnisse 262
13.2 Methodenreflexion 269
13.3 Forschungsausblick und Praxisperspektive – Peer-Learning-Prozess-Modell KiGs – für die Planung und Gestaltung von institutionenübergreifenden Peer-Learning-Settings im Übergang von der Kita in die Grundschule 271
14 Verzeichnisse 280
14.1 Literaturverzeichnis 280
14.2 Tabellenverzeichnis 293
14.3 Abbildungsverzeichnis 293
15 Anhang 296
1 Einverständniserklärung der Eltern zur Kinderbefragung 296
2 Leitfaden für die Erhebung der Kinderperspektive 298
3 Leitfaden für die Befragung der pädagogischen Fach- und Lehrkräfte im Rahmen einer Gruppendiskussion 299
4 Richtlinien der Transkription 300
5 Kategoriensystem 301
6 Peer-Learning-Prozess-Modell KiGs – für die Planung und Gestaltung von institutionenübergreifenden Peer-Learning-Settings im Übergang von der Kita in die Grundschule 306
7 Untersuchungsplan 307
Rückumschlag 308
1 Kinder als kompetente Akteure – Zum Paradigmenwechsel in der Pädagogik und Kindheitsforschung (S. 17)
Das Interesse an der Kinderkultur und Kinderperspektive bildete in der Geschichte der empirischen Forschung, von einigen Ausnahmen abgesehen (z.B. die Arbeiten von Muchow & Muchow 1935; 2012), eine eher randständige Position. Kinder wurden lange Zeit als defi zitäre, zu sozialisierende Individuen betrachtet, deren Auskunft sfähigkeit aufgrund ihrer in Entwicklung begriff enen (meta-) kognitiven und verbalsprachlichen Fähigkeiten stark angezweifelt wurde. Um Auskünft e über kindliche Sichtweisen auf die Welt zu erheben, wurden i.d.R. Eltern, nahestehende Erwachsene, pädagogische Fach- und Lehrkräft e befragt oder Kinder im Labor oder im Feld beobachtet. Das im 20. Jahrhundert von der Entwicklungspsychologie geprägte Forschungsinteresse an Kindern galt insbesondere der Vermessung kindlicher Entwicklungsstufen an empirisch aufgestellten Normwerten. In der klassischen Soziologie, geprägt durch strukturfunktionalistische Sozialisationstheorien, ging es um die zentrale Frage, wie aus Kindern handlungsfähige und mündige Gesellschaft smitglieder werden und welchen sozialisatorischen Einfl uss die sie umgebenden gesellschaft lichen Kontexte bzw. kompetenteren Erwachsenen ausüben.
Die Kinderkultur mit ihren spezifi schen Ordnungen, Regeln und kindlichen Sichtweisen scheint, historischen Überblicksdarstellungen nach, in Theorie und Empirie eine eher untergeordnete Rolle gespielt zu haben. Dabei fi nden allerdings Forschungsbeiträge, die eingehende und detaillierte Untersuchungen zu kindlichen Sichtweisen, sowie den schulischen und familalen Kontexten dokumentieren, wie z.B. die von du Bois-Reymond und Söll (1974) wenig Beachtung. Warum aktuelle Veröff entlichungen diese Vorentwicklungen ausblenden, lässt sich im Rahmen dieses Kapitels nicht erörtern. Allerdings kann aus diesen bestehenden Forschungsarbeiten geschlossen werden, dass neue Paradigmen schrittweise, mit einem langen Vorlauf erst entwickelt werden müssen, bevor sie Eingang in die Wissenschaft sdisskussion fi nden. In der familialen Erziehung und institutionalisierten Pädagogik zeichnete sich ein ähnliches Bild ab. Kinder wurden primär als schutz- und erziehungsbedürft ige Wesen betrachtet, die auf das Erwachsenenleben vorzubereiten und an gesellschaft liche Normen, Regeln und Erwartungen heranzuführen seien. Erziehung und Unterweisung hatten in Elternhaus und Schule einen zentralen Stellenwert. Die Berücksichtigung kindlicher Sichtweisen und stärkere Beachtung ihrer Bedürfnisse nach Autonomie und Partizipation, eine sogenannte „Pädagogik vom Kind aus“ blieb, mit Ausnahme von reformpädagogischen Einfl üssen des 20. Jahrhunderts, bis zum Zeitalter der Demokratisierung und Liberalisierung familialer und institutioneller Beziehungsverhältnisse eher randständig (vgl. Büker, 2015). Aus der historischen Kindheits- und Familienforschung ist bekannt, dass sich die Kommunikation zwischen Eltern und Kindern im Laufe der vergangenen Jahrzehnte verändert hat. In der Eliasschen Tradition wird dieser Wandlungsprozess als Wechsel „vom Befehls- zum Verhandlungshaushalt“ (Bois-Reymond &Torrance, 1994) beschrieben.
Spätestens seit Anfang der 90er Jahre ist in der sozialwissenschaft lich, psychologisch und soziologisch geprägten Kindheitsforschung und Pädagogik ein Paradigmenwechsel zu verzeichnen. Kinder werden nicht mehr ausschließlich als Objekte von Erziehung und Sozialisation verstanden, die der Förderung, des Schutzes und der Erziehung bedürfen. Sie sind nicht mehr Untersuchungs- und Forschungsobjekte, auf die man schaut (vgl. Fölling-Albers, 2010).
| Erscheint lt. Verlag | 26.10.2017 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Pädagogik |
| ISBN-10 | 3-7815-5601-8 / 3781556018 |
| ISBN-13 | 978-3-7815-5601-0 / 9783781556010 |
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