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Menschenbildannahmen in Entwicklungstheorien

Zusammenhänge zwischen Menschenbild, Theorieformulierung, Methodenverständnis und der Gestaltung pädagogischer Interaktionsprozesse
Buch | Softcover
108 Seiten
2017
Diplomica (Verlag)
978-3-96146-551-4 (ISBN)
CHF 55,95 inkl. MwSt
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In wissenschaftlichen Theorien sind Menschenbilder konstitutiv für Forschungs- und Theoriebildungsprozesse, für Methodenwahl und Zielgestaltung. Entsprechend sind sie in Entwicklungstheorien ausschlaggebend dafür, wie Entwicklung verstanden und beschrieben wird - ob sie als Reifeprozess betrachtet wird oder sich als Ergebnis von sozialen Lernprozessen ergibt, ob sie vorwiegend kontinuierlich oder diskontinuierlich verläuft. All diese Beschreibungsversuche von menschlicher Entwicklung spiegeln eine bestimmte Grundauffassung über den Menschen wider.
Diese Arbeit will durch den Rückgriff auf einschlägige Forschungen die meist nur latent implizierten Menschenbildannahmen offenlegen, um sodann, in einem zweiten Schritt, deren Beziehungen zu Entwicklungsverständnis und pädagogischer Praxisgestaltung deutlich zu machen: Wie hängen Theorieaufbau und Menschenbildannahmen zusammen? Und welchen Einfluss haben derartige paradigmatische Vorannahmen, die das "Wesen" des Menschen betreffen, auf die Vorstellung und das Verständnis von Entwicklungsabläufen? Nach dem Aufzeigen verschiedenster Systematisierungsmöglichkeiten bestehender Entwicklungstheorien sucht die Autorin in einer abschließenden Betrachtung einen eigenen Standpunkt zu konzeptualisieren und zu begründen.

Rafaela Micaela Schmitt, geboren 1984 in Santander (Spanien), schloss ihr Studium der Erziehungswissenschaft und Evangelischen Theologie im Jahre 2011 mit dem akademischen Grad der Magistra Artium erfolgreich ab. Bereits hier zeigte sich ihr zentrales Interesse an psychologischen Entwicklungs- und Verstehensprozessen des menschlichen Daseins, welches durch ihr ERASMUS Austauschjahr an der Psychologischen Fakultät von Valencia und dem Erwerb des Masters in Emotionaler Intelligenz an der selbigen Fakultät im Jahre 2016 gefestigt wurde.
Heute arbeitet die Autorin als Sekundarstufenlehrerin in Valencia und ist in der Entwicklung von Programmen tätig, die auf die Förderung der emotionalen Intelligenz von Jugendlichen abzielen. Ein grundlegender Arbeitsbereich liegt hierbei in der kollektiven und individuellen Coaching-Arbeit mit Jugendlichen, um sie in der Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls zu unterstützen und ihnen zur Entfaltung ihres vollen Potenzials zu verhelfen.

Textprobe:
Kapitel 3. Das mechanistische Paradigma:
3.1. Der Mensch als eine reaktive "Maschine":
Das mechanistische Paradigma folgt dem Leitbild der Mechanik und orientiert sich an der Metapher der Maschine. Die Welt, das Leben, die Entwicklung - alles hängt auf irgendeine Weise miteinander zusammen und folgt den Gesetzen und Kräften von Ursache-Wirkungsverschachtelungen. MILLER (1993) gebraucht hier treffend den Begriff des Uhrwerkes um die Weltverhältnisse zu beschreiben, die diesem Paradigma zugrunde liegen: "Bestimmte Kräfte wirken auf die einzelnen Teile ein und setzten einen Mechanismus in Gang, der die Uhr von einem Zustand in einen anderen überführt." In der Konsequenz wird menschliches Verhalten bzw. menschlich-psychische Funktionen wie Denken, Fühlen, Wollen als Resultat wirkender Ursachen verstanden. Das Erscheinungsbild des Ganzen lässt sich immer auf seine einzelnen (ursächlichen) Komponenten zurückführen (Elementarismus). Wie die Bewegung des Uhrzeigers von dem Funktionieren des Uhrwerkes, und dieses wiederum von der Batterie etc. abhängt, so ist der Organismus im Maschinenmodell auf sich allein gestellt nicht aktiv, sondern allenfalls reaktiv. Der Mensch wird als ein passiver Reizempfänger verstanden, der nach der klassischen S-R-Konzeption (Stimulus-Response) durch bestimmt Reize aus seiner Umwelt zu einem bestimmten Verhalten "stimuliert" wird. WATSON (1924), der Begründer des Behaviorismus, behauptete einst, dem S-R-Postulat folgend, dass er mit der geeigneten äußeren Umgebung bzw. Beeinflussung aus jedem Mensch nach Belieben einen Rechtsanwalt, einen Verbrecher oder ein Genie machen könne. Eine solche Aussage spiegelt das mechanistisch-kausale Prinzip wieder, dass bestimmte einwirkende Kräfte auch eine bestimmte (und keine andere) Reaktion hervorrufen.
Wenn menschliches Verhalten in diesem Sinne dem Prinzip nach vorhersagbar wird, so auch nur, weil wesentliche Aspekte des Menschseins wie Reflexion, Emotionen und Subjektivität verleugnet oder ausgeklammert werden - sprich, geistige Phänomene existieren im mechanistischen Menschenverständnis nicht; was zählt ist Materielles, das was beobachtbar, messbar und zählbar ist. Aus einem geistig lebendigen Menschen wird eine menschliche Maschine. Aufgabe des Behavioristen sei es demnach - so WATSON - "festzustellen, wofür die menschliche Maschine geeignet ist und brauchbare Vorhersagen über die künftigen Fähigkeiten zu machen, sobald die Gesellschaft solche Informationen benötigt". Wie scheinbar leicht es ist, eine Analogie vom Menschen zur Maschine zu konzipieren zeigt folgendes Zitat von Watson:
"Was versteht der Behaviorist unter Persönlichkeit? (...) [Wir] wollen versuchen uns den Menschen als eine zusammengesetzte organische Maschine vorzustellen. Was wir damit meinen, ist nicht sehr kompliziert. Nimm vier Räder mit Reifen, Achsen, Differentialgetriebe, Benzinmotor und Karosserie; baue sie zusammen und wir haben ein Auto von einem bestimmten Typ. Das Auto ist für eine bestimmte Aufgabe geeignet. (...) In ähnlicher Weise ist dieser Mann, dieses organische Lebewesen, dieser John Doe, der, was die Teile betrifft, aus Kopf, Armen, Händen, Rumpf, Beinen, Füßen, Zehen und Nerven-, Muskel-, Drüsensystem aufgebaut ist (...) für bestimmte Arbeiten geeignet" (Watson 1986, S.266).
WATSON ist jedoch nicht der Erste, der eine Gleichsetzung von Mensch und Maschine vollzog. Im neuzeitlichen abendländischen Denken ist diese Art von Relation immer schon präsent gewesen; etwa im 18 Jahrhundert durch die Untersuchungen von LAMETTRIE (1709-1751) und D`HOLBACH (1723-1789), welche die anthropologische "Maschinentheorie" wieder kräftig belebten; oder auch schon davor im 16. Jahrhundert bei DESCARTES (1596-1650), der den menschlichen Körper als "Apparat" begriff, der reflexiv auf sensorische Reize reagiert (davon zu unterscheiden ist sein Geistbegriff "res cognitas").
Ein Analogschluss von Maschine und Mensch erweist sich insofern als rei

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 155 x 222 mm
Gewicht 187 g
Themenwelt Sozialwissenschaften Pädagogik Allgemeines / Lexika
Sozialwissenschaften Pädagogik Schulpädagogik / Grundschule
Schlagworte Bildungswissenschaft • Entwicklungsmodell • Erziehungswissenschaft • Handlungstheorie • Kontextbezogenes Menschenbild • Mechanistisches Menschenbild • Menschenbildannahme • Menschenbildkonzept • Organismisches Menschenbild • Psychologische Entwicklungstheorie • Sozialökologische Entwicklung
ISBN-10 3-96146-551-7 / 3961465517
ISBN-13 978-3-96146-551-4 / 9783961465514
Zustand Neuware
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