Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität (eBook)
149 Seiten
Psychosozial-Verlag
978-3-8379-6805-7 (ISBN)
Vorangetrieben von »Schwulen« selbst wurde seit dem 19. Jahrhundert das Konzept schwuler Identität durchgesetzt. Noch heute gelten »Sichtbarkeit« und »Identität« weithin als Schlüsselbegriffe politischer Kämpfe Homosexueller um Anerkennung und Respekt. Jedoch wird aktuell immer deutlicher, dass auf diese Weise ein Ordnungsregime entsteht, das auf Geschlechternorm, Weißsein, Bürgerlichkeit und Paarbeziehung basiert. So werden beispielsweise Queers of Color und Queers mit abweichenden Lebensentwürfen marginalisiert.
Die Autoren des vorliegenden Bandes hinterfragen die Gewissheit, dass eine einheitliche schwule Identität existiert, aus unterschiedlichen Perspektiven: bewegungsgeschichtlich, wissenschaftstheoretisch und mit Blick auf aktuelle gesellschaftliche Auseinandersetzungen um Homonationalismus und rassistische Gentrifizierung.
Gay Visibility – Gay Identity. Critical Perspectives
In the 19th century »gays« themselves pushed forward the concept of gay identity. Until today »visibility« and »identity« count as key terms in the homosexuals’ fights for recognition and respect. Recently it has become increasingly clear, however, that these concepts support a regime of order based on gender norms, whiteness, bourgeois ideals and the predominance of the couple, thus marginalizing, among others, queers of color and queers with alternative lifestyles.
The authors of the book question the existence of a single gay identity from different perspectives: the history of the gay movement, the philosophy of science, and the analysis of current social controversies about homo-nationalism and racist gentrification.
Inhalt
»Homosexualität« und »die Anderen«. Zu Fragen von Sichtbarkeit und Anerkennung, Nationalismus und Rassismus im westlichen Konzept der »Homosexualität«
Gestern und heute – Aktionsformen und (Aktions-)Raum
Sichtbarkeit: (An-)Erkennung und Anerkennung
Begriff und Dank
Prozessdenken und Homosexualität im Kontext von Naturwissenschaft und Pädagogik
Der (natur-)wissenschaftliche Erkenntnisprozess und die »Homosexualität«
Erkenntnis als Prozess
Die Erfindung der »Homosexualität« ist paradox vor dem Hintergrund des (natur-)wissenschaftlichen
Erkenntnisstandes
Sichtbarkeit – Macht – Handlungsmacht: Gesellschaftliche und pädagogische Dimension
Homo- und queerpolitische Dynamiken und Gentrifizierungsprozesse in Berlin
Homonationalismus als neue Migrations- und Sexualpolitik
Argumentationsmuster des deutschen Homonationalismus
Die Stadt der Schwulen und die Erfindung einer neuen »Nation«?
Muslim_innen vs. Homosexuelle
Abschluss
Abbildungen
Literatur
»Voß und Çetin fordern auf dieser Grundlage ein, die Einteilungen, die uns ein- und ausschließen, die Minder- und Mehrheiten, die wir angeblich sein sollen, endlich aufzuheben. Leider gelingt ihnen zwar nicht die Brücke zwischen Kritik und einem pragmatischen Ansatz, aber ihre theoretischen Ansätze und ihre kritischen Perspektiven sind ein satter Beitrag zu einer wichtigen Debatte. Dass diese Argumente gerade denen nicht gefallen, die sich mit den kritisierten Konzepten überidentifizieren, kann nicht überraschen.«
Kevin Junk, www.fixpoetry.com vom 7. Dezember 2017
»Mit ›Schwule Sichtbarkeit – schwule Identität‹ machen Çetin und Voß deutlich, wie das Konstrukt ›Homosexualität‹ und die Schwulenbewegung von Beginn an Teil eines westlichen Herrschaftsdiskurses sind und nicht rein emanzipatorisch gelesen werden können. Inhaltlich dicht mit einer Fülle von Beispielen und theoretisch fundiert plädieren die Autoren dafür, starre Identitätskonzepte aufzugeben. Das Buch ist damit Aufforderung zu einer intersektionalen Praxis, stellt jedoch Anerkennung sozialer Identitäten dafür selbst in Frage. Das Ziel der Autoren, mit dem Band zum Streiten und Diskutieren einzuladen, erreichen sie allemal.«
Inga Marie List, socialnet.de vom 15. September 2017
»In einer Zeit, in der in Deutschland ein Autonomes Schwulenreferat die AfD zu einer Podiumsdiskussion einzuladen gewillt ist und die Teilnahme antidemokratischer Kräfte – erschienen in Begleitung von gut 20 Neonazis – als für eine ›umfassende Meinungsbildung unumgänglich‹ verteidigt, in einer Zeit in der zugleich die Rückholbarkeit des Erstrittenen in der Homophobie derselben Partei deutlich wird, sei die Lektüre dieses Buchs dringend empfohlen.«
Hagen Blix, progress. Magazin der österreichischen HochschülerInnenschaft. 23.02.2017
»Der westliche Diskurs über Homosexualität ist eng mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an ›Migrant_innen‹ verbunden. Viele Menschen im Westen sind überzeugt, dass die Akzeptanz vielfältiger sexueller Identitäten eine speziell westliche Errungenschaft sei. Und allzu oft dient der Vorwurf der Homophobie der Bekräftigung einer westlichen Überlegenheit und die Behauptung, man müsse LGBTQ-Rechte (1) schützen, zur Legitimation von Kriegen.«
Antje Schrupp, graswurzelrevolution Nr. 417, März 2017
»Das Buch wird als Streitschrift für kontroverse Diskussionen sorgen. Es macht deutlich, wie sehr sich die derzeitige Polarisierung auch in der LSBTI-Welt ausbreitet.«
Christian Höller, Lambda 1/2017
»Çetin und Voß führen im hier besprochenen Band Gegenwart und Vergangenheit zusammen sowie ebenso das, was häufig in Theorie und Praxis unterteilt wird. Damit und anhand unterschiedlicher Beispiele liefern sie eine umfassende Analyse und zeigen die Verschränkungen auf, die schwuler Sichtbarkeit und schwulen Identitäten zugrunde liegen«
Lisa Krall, querelles-net Nr. 1 (2017)
»Wie Çetin und Voß derartige Argumentationsstränge unter die Lupe nehmen und als Homonationalismus entlarven, ist schlichtweg toll. Sie stehen nämlich beispielhaft für die Arroganz des Westens gegenüber anderen Kulturkreisen, deren Folgen ich im Übrigen so zusammenfassen würde: Wo wir Demokratie hinbringen, da brennt die Erde.«
Roberto Manteufel, Siegessäule Dezember 2016
»Ihre intersektionale Analyse bringt nicht nur Gegenwart und Vergangenheit zusammen, sondern auch das, was gewöhnlich in Theorie und Praxis unterteilt wird. So gelingt es an gesellschaftliche Phänomene und aktuelle Herausforderungen sowie an theoretische Auseinandersetzungen anzuknüpfen und diese um wichtige Perspektiven zu erweitern.«
Lisa Krall, ak. analyse & kritik, 15. November 2016
»Wie sich Menschen in der Psychopolitik einer grossen Metropole zurechtzufinden, ist hier wunderbar und eindrücklich beschrieben.«
Theodor Itten, Psychotherapie-Wissenschaft 2/2016
»Das Buch ist aktuell in seinen wissenschaftlichen Analysen und Beispielen und äußerst hilfreich beim Erkennen von Zusammenhängen. Du musst es lesen!«
Joachim Schönert, Lustblättchen 131. Ausgabe, November 2016
»Ich finde das Buch wichtig. Nach dem Lesen wissen wir, dass schwule Emanzipation viel mit der Unterdrückung anderer zu tun hat. ›Homosexualität‹ als Konzept und Identität hat viel mit Rassismus und Kolonialismus zu tun – und damit auch Anteil an Gewalt gegen Menschen. Das ist wichtig zu wissen, damit heute sensibel gestritten werden kann.«
Ulrike Kümel, queer.de am 7. Oktober 2016
»Mit sehr großem Interesse habe ich dieses Buch gelesen, in dem es um die Frage geht, wie sich der westliche Diskurs über Homosexualität mit Nationalismus und rassistischen Zuschreibungen an ›Migrant_innen‹ verbindet.«
Antje Schrupp, November 2016
| Erscheint lt. Verlag | 1.10.2016 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Angewandte Sexualwissenschaft |
| Mitarbeit |
Herausgeber (Serie): Ulrike Busch, Harald Stumpe, Heinz-Jürgen Voß, Konrad Weller |
| Verlagsort | Gießen |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien |
| Schlagworte | Gender Studies • Gesellschaft • LSBT*IQ-Bewegung • Rassismus • Sexualwissenschaft • Soziologie |
| ISBN-10 | 3-8379-6805-7 / 3837968057 |
| ISBN-13 | 978-3-8379-6805-7 / 9783837968057 |
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