Onboarding in elementarpädagogischen Berufen (eBook)
63 Seiten
Bachelor + Master Publishing (Verlag)
978-3-95684-515-4 (ISBN)
Tanja Renkl-Evers, Jahrgang 1973, ist Erzieherin, Montessori-Pädagogin und Fachwirtin für Organisation und Führung. An ihre Ausbildungen sowie umfangreichen Praxiserfahrungen als Führungskraft in verschiedenen Trägerlandschaften der freien Jugendhilfe sch
1 Einleitung 5
2 Der Onboarding-Prozess 10
2.1 Begriffsdefinitionen 10
2.2 Ziele des Prozesses 12
2.3 Phasen des Onboardings 17
3 Das frühpädagogische Berufsfeld 28
3.1 Grundsätzliche Beschreibung 28
3.2 Modernes Führungs- und Leitungsverständnis 31
3.3 Führungspersönlichkeit und Profilentwicklung 34
4 Chancen von Onboarding-Prozessen im frühpädagogischen Berufsfeld 37
5 Konkrete Übertragung eines Onboarding-Prozesses in das Handlungsfeld „Kindertagesstätten“ der Rominger-Stiftung, Stuttgart 45
5.1 Der Träger 45
5.2 Die Kindertageseinrichtung 46
5.3 Der Prozess 49
5.4 Handlungsempfehlungen 52
6 Grenzen des Onboarding- Prozesses bei frühpädagogischen Fachkräften 55
7 Fazit 58
Literatur 60
Textprobe: Kapitel 2.3.3, Konfrontationsphase: Die Konfrontationsphase beginnt am ersten Arbeitstag und dauert bis in die ersten Arbeitswochen. Wichtige Meilensteine in dieser Phase sind das Kennenlernen der Mitarbeiterinnen, der Kinder und deren Familien sowie das Einrichten des eigenen Arbeitsplatzes nach den persönlichen und organisationalen Bedürfnissen. Dies bedeutet für den ersten Arbeitstag der neuen Kindertagesstättenleiterin, dass sich die Trägervertreterin ausreichend Zeit einplanen muss. Gerade die Eindrücke aus der Startzeit prägen den ersten Eindruck. Eine wertschätzende, einladende Atmosphäre und ein äußeres Zeichen von Wertschätzung wie z. B. ein Blumenstrauß vermitteln eine wohlwollende Haltung. 'Nach der Begrüßungs- und Aufwärmphase ist es Aufgabe der Führungskraft [der Trägervertreterin, Anm. d. Autorin], den neuen Mitarbeiter im Detail auf seine Aufgabe vorzubereiten, klar die Erwartungen an ihn zu verdeutlichen und die Bedeutung für den Bereich [die Kindertagesstätte, Anm. d. Autorin] und das Unternehmen [der Träger, Anm. d. Autorin] herauszustellen. [...] Hinzu kommen Erläuterungen zur allgemeinen Arbeitssystematik und zu gegebenenfalls bestehenden grundsätzlichen Vereinbarungen oder Regeln des täglichen Zusammenseins.' (Verfürth 2008, 136) In diesem Einführungsgespräch wird der Einarbeitungsplan übergeben und besprochen, wichtige Anliegen geklärt. 'Jeder Mitarbeiter, der am ersten Arbeitstag in das Unternehmen eintritt, unterliegt einer nicht zu unterschätzenden inneren Anspannung. Sie umfasst die Freude auf die neue Aufgabe, die eventuell aber nur schemenhaft transparent ist, aber auch die Freude auf das Kennenlernen neuer interessanter Kollegen, die allerdings in einem festen sozialen Gefüge stehen, zu dem man selber noch nicht gehört. Letztendlich beschleicht den neuen Mitarbeiter unter Umständen auch die Frage, ob es wirklich richtig war, die alte bekannte Umgebung - mit ihren Schwächen, aber auch positiven Seiten - zu verlassen, um sich in ein neues, völlig unbekanntes Umfeld zu begeben.' (Verfürth 2008, 136) Nimmt die neue Mitarbeiterin Widersprüche zwischen den Erwartungen und Handlungen des Trägers und ihren eigenen Vorstellungen und Annahmen wahr, können Rollenkonflikte schon in der Anfangszeit entstehen. Besonders schwerwiegend sind Personen-Rollenkonflikte, in denen die Führungskraft ihre eigenen Überzeugungen nicht mit den Aufgaben in Einklang bringen kann und an der Entscheidung für die neue Stelle zweifelt. Mangelnde Identifikation mit der neuen Arbeitsaufgabe oder der Funktion führt zu nachlassendem Engagement und letztendlich zur Kündigung oder 'inneren Kündigung'. Bei größeren Trägern gibt es mehrere Einrichtungen mit gleichwertigen Leitungspositionen. Es ist deshalb sinnvoll, schon vom ersten Arbeitstag an ein Patensystem zu implementieren. 'Der Pate sollte für solche Fragen zur Verfügung stehen, die der neue Mitarbeiter nicht unbedingt mit der direkten Führungskraft besprechen möchte.' (Verfürth 2008,137) Diese Patin kann eine große Hilfestellung sein, Fragen der neuen Führungskraft vor allem im Bereich der informellen Beziehungen, der Netzwerke, der unausgesprochenen Regeln und politischen Befindlichkeiten ehrlich zu beantworten, um so die Integration schon in den ersten Tagen grundlegend zu unterstützen. Die Patin sollte sich gerne und freiwillig zur Verfügung stellen und in der Anfangsphase über ausreichend Zeit verfügen. Ein Rundgang nach dem Einführungsgespräch durch die Einrichtung bzw. den Einrichtungen vermittelt erste Eindrücke und hilft, sich mit den alltäglichen Gegebenheiten (Räumlichkeiten, Fluchtwege, Einführung in Arbeitsmittel wie Telefon und Kopierer) vertraut zu machen. Ein ausgehängter Steckbrief enthält ein paar persönliche Informationen und Eckdaten für die Mitarbeiterinnen über die neue Chefin und kann in der Anfangsphase dienlich sein. Da eine neue Stelle auch immer neue Netzwerkpartner und Kontakte beinhaltet, ist es hilfreich, die neue Leiterin vom ersten Tag an beim Knüpfen von Beziehungen zu unterstützen. 2.3.4, Einarbeitungs- und Integrationsphase: An die Konfrontationsphase schließt sich die Einarbeitungs- und Integrationsphase nahtlos an. Ziel dieser Phase ist es, das Onboarding erfolgreich zum Abschluss zu bringen. Hierbei misst sich der Erfolg daran, ob die Leiterin fachlich eingearbeitet und erfolgreich kulturell integriert ist. 'In dieser Phase muss der neue Mitarbeiter für die erlebten Überraschungen der Konfrontationsphase Lösungen und Strategien entwickeln. Dazu muss er vor allem die Anforderungen an seine Stelle entschlüsselt haben.' (Blum 2010, 13). Innerhalb dieser Entschlüsselung kommt es zu einer Verschiebung der Schwerpunkte: zu Beginn ist ein Großteil des Arbeitstages dahingehend organisiert, dass die Führungskraft Informationen bekommt, sich einen Überblick über anstehende Aufgaben verschaffen kann und erste kurzfristige Arbeitsziele erreicht. Nach den ersten Wochen verlagert sich der Schwerpunkt von der Information zur Kommunikation: die Führungskraft wird aktiv im Erkennen und Entwickeln von sogenannten 'Schlüsselbeziehungen': 'Die Beziehungen zu den Shareholdern, den Vorgesetzten und Mitarbeitern, aber auch zu den Kunden und Kollegen entscheiden in vielen Fällen über das Gelingen eines Führungswechsels.' (Fischer 2013, 36) Hierbei geht es nach Fischer sowohl um das Erkennen der für die Aufgaben wichtigen Personen, als auch um die gezielte Entwicklung von Beziehungsnetzen und den Umgang mit für Führungswechsel typischen Gefühlen wie Loyalität, Konkurrenz und Enttäuschung (vgl. Fischer 2013, 49). 'Fest steht, dass Gefühle in unseren Unternehmen, und wenn wir auch noch so oft Sachlichkeit und Zweckrationalität beschwören, eine zentrale Rolle spielen. Im Führungswechsel, also jener Situation, in der sich eine wichtige Figur im Spiel der Beziehungen verändert, erlangen Emotionen eine besondere Bedeutung. [...] Erfolgreiche Führungskräfte auf neuen Positionen beherrschen das Spiel mit den Beziehungen. Sie wissen um die verdeckte Ebene der Gefühle und berücksichtigen dies in ihren Handlungen.' (Fischer 2013, 41).
| Erscheint lt. Verlag | 1.10.2013 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Geisteswissenschaften |
| Sozialwissenschaften ► Pädagogik ► Vorschulpädagogik | |
| ISBN-10 | 3-95684-515-3 / 3956845153 |
| ISBN-13 | 978-3-95684-515-4 / 9783956845154 |
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