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Heteronormativität (eBook)

Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht
eBook Download: PDF
2008
312 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-90274-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Heteronormativität -
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Heteronormativitätskritische Forschung versucht hinter dem, was als natürlich gegeben angesehen wird, das Wirken normativer Mechanismen freizulegen und diese ins Zentrum der Kritik zu stellen. Der Band versammelt empirische Studien über Gehalt, Durchsetzung, Wirkungsweisen und Effekte solcher Normen, sowie über deren Zusammenhang mit weiteren gesellschaftlichen Machtmechanismen. Im interdisziplinären Vergleich zeigt sich, wie eine Kritik der heteronormativen Forschungsparadigmen gravierende Verschiebungen in allen Wissenschaftsfeldern mit sich bringt.

Dr. Jutta Hartmann ist Vertretungsprofessorin im Bereich 'Pädagogik für Soziale Arbeit' an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.
Dr. Christian Klesse ist Lecturer in Cultural Studies an der Manchester Metropolitan University in Großbritannien.
Peter Wagenknecht ist als freier Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.
Dr. Bettina Fritzsche ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt 'Lernkultur- und Unterrichtsentwicklung an Ganztagsschulen' an der Technischen Universität Berlin.
Dr. Kristina Hackmann ist zur Zeit Lehramtsreferendarin in Hamburg.

Dr. Jutta Hartmann ist Vertretungsprofessorin im Bereich „Pädagogik für Soziale Arbeit“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim. Dr. Christian Klesse ist Lecturer in Cultural Studies an der Manchester Metropolitan University in Großbritannien. Peter Wagenknecht ist als freier Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig. Dr. Bettina Fritzsche ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt "Lernkultur- und Unterrichtsentwicklung an Ganztagsschulen" an der Technischen Universität Berlin. Dr. Kristina Hackmann ist zur Zeit Lehramtsreferendarin in Hamburg.

Inhalt 6
Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht – eine Einführung 9
Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs1 16
Heteronormativität und qualitative Forschung. Methodische Überlegungen 34
I. Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen 51
Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen – eine Einführung 52
Das Lesbenhormon, oder: Geschlechtskörper – hormonell stabilisiert oder flexibilisiert? 58
Heteronormativität in der Zoologie 75
Intervenieren und Perpetuieren – Konstruktionen kritischer Pädagogik in den Feldern von Geschlecht, Sexualität und Lebensform 90
Das Begehren, das nicht eins ist. Fallstricke beim Reden über Bisexualität 110
II. Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren 127
Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren – eine Einführung 128
Changierende Suchbewegungen. Adoleszente Mädchen zwischen homosexuellen und heterosexuellen Wünschen und Phantasien 134
Einarbeitungsprozesse männlicher Jugendliche in die heterosexuelle Ordnung 144
Kritische Reflexion und/oder Reproduktion von Macht? – Hegemoniale Männlichkeit und Heteronormativität im Doing Gender männlicher Sozialarbeiter 163
III. Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren 179
Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren – eine Einführung 180
Geschlechter-Inszenierungen von Schwulen auf Pride- Paraden. Eine heteronormativitätskritische Analyse 187
Normalisierung und Ausschluss. Darstellungen nichtheterosexuellen Verhaltens in Fahndungssendungen 209
IV. Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse 226
Intersektionalität oder Simultaneität?! – Zur Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse – Eine Einführung 227
Transnationale Migration, intime Beziehungen und BürgerInnenrechte 239
(No) Fucking Difference? Eine Kritik an ‘ Heteronormativität’ am Beispiel von Thailändischsein 256
Weibliche bisexuelle Nicht-Monogamie, Biphobie und Promiskuitätsvorwürfe 277
AutorInnen 294

Normalisierung und Ausschluss. Darstellungen nichtheterosexuellen Verhaltens in Fahndungssendungen (S. 219-220)

Normalisierung und Ausschluss

Jan Pinseler

Homosexualität sei heute allgemein akzeptiert, komme ganz selbstverständlich in jeder Talkshow vor und die Vorabendserien im Fernsehen seien voll von Lesben und Schwulen. So lautet jedenfalls eine heute weit verbreitete Auffassung. Schon bei flüchtiger Betrachtung fällt jedoch auf, dass in der Regel Homosexualität in medialen Darstellungen als etwas besonderes gekennzeichnet ist, als etwas, das von einer implizit als ‘normal’ gesetzten Heterosexualität abweicht. Im Rahmen eines größeren Projekts habe ich die Darstellung von Normalität und Abweichung in einer spezifischen Fernsehgattung, in Fahndungssendungen, untersucht.1 In diesen Sendungen werden immer wieder auch Abweichungen von einer normativ gesetzten Heterosexualität thematisiert. – Im Folgenden soll zunächst die Gattung Fahndungssendungen kurz beschrieben werden, um anschließend anhand von Fallbeispielen zu zeigen, mit welchen Mustern Sexualität in diesen Sendungen dargestellt wird und wie diese in allgemeine Muster der Verbrechensdarstellung in Fahndungssendungen eingebettet sind.

Fahndungssendungen und Verbrechen

Fahndungssendungen sind eines der wenigen Fernsehformate, die in Deutschland entstanden sind und anschließend weltweit adaptiert wurden. Die vermutlich erste Fahndungssendung wurde 1938 im nationalsozialistischen Fernsehen ausgestrahlt. Ab 1967 etablierte sich im neu gegründeten ZDF die Sendung Aktenzeichen XY ... ungelöst, seit den 1980er Jahren setzte sich das Format auch international durch. Daneben gibt es heute mit Kripo live im MDR und Täter Opfer Polizei im RBB zwei weitere Fahndungssendungen im deutschen Fernsehen, von 1997 bis 2000 strahlte SAT.1 die Sendung Fahndungsakte aus.

Nachahmersen- dungen gibt es unter anderem in den USA, Ungarn, Israel, den Niederlanden, Australien und Großbritannien.3 Verbrechen werden in den Medien nicht nur in Fahndungssendungen dargestellt, sie sind vielmehr alltäglicher Bestandteil des Fernsehprogramms. Dies gilt sowohl für die fiktive Darstellung in Form des Krimis, als auch für Verbrechen, die tatsächlich stattgefunden haben und über die in Nachrichten und so genannten Boulevardsendungen häufig und in großer Detailfülle berichtet wird.4 Fahndungssendungen nehmen jedoch eine Sonderstellung ein, denn sie stellen tatsächliche und unaufgeklärte Verbrechen dar und verfolgen damit nach eigenen Angaben das Ziel, diese mit Hilfe der Zuschauerinnen aufzuklären.

Während Nachrichten- und Boulevardsendungen mit sekundären Bildern einer Straftat auskommen müssen und fiktive Verbrechensdarstellungen zumindest aus dem Kontext immer als solche zu erkennen sind, zeigen Fahndungssendungen das Geschehene vorgeblich genau so, wie es wirklich passiert ist. Indem dabei der Inszenierungscharakter völlig ausgeblendet wird, greifen Fahndungssendungen auf besonders wirksame Art und Weise in die gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber ein, was ein Verbrechen ist und was nicht.

Erscheint lt. Verlag 19.7.2008
Reihe/Serie Studien Interdisziplinäre Geschlechterforschung
Studien Interdisziplinäre Geschlechterforschung
Zusatzinfo 312 S.
Verlagsort Wiesbaden
Sprache deutsch
Themenwelt Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Sozialwissenschaften Soziologie Spezielle Soziologien
Schlagworte Gender • Geschlecht • Inszenierung • Intersektionalität • Macht • Moralvorstellungen • Normen • Sexualität • Sozialforschung • Wissenschaftskritik
ISBN-10 3-531-90274-1 / 3531902741
ISBN-13 978-3-531-90274-6 / 9783531902746
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