Gesundheitswesen und Sozialstaat (eBook)
364 Seiten
VS Verlag für Sozialwissenschaften
978-3-531-91010-9 (ISBN)
Gregor Hensen ist Erziehungswissenschaftler und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster tätig.
Dr. Peter Hensen ist Privatdozent an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Gregor Hensen ist Erziehungswissenschaftler und als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Sozialwesen der Fachhochschule Münster tätig. Dr. Peter Hensen ist Privatdozent an der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.
Inhalt 6
Vorwort 9
I Einführung 11
Das Gesundheitswesen im Wandel sozialstaatlicher Wirklichkeiten 12
1 Die Sozialstaatskritik 13
2 (Neo-)Liberale Ökonomisierungsstrategien 15
3 Veränderungen im Gesundheitswesen 19
4 Gesundheitsförderung als sozialstaatliche Leistung 30
Literatur 34
II Struktur und Wandel 38
Der Sozialstaat: Prinzipien, Konstituenten und Aufgaben im Gesundheitsbereich 39
1 Prinzipien 39
2 Konstituenten 45
3 Aufgaben 56
Literatur 56
Gesundheitsreformen und ordnungspolitischer Wandel im Gesundheitswesen 58
1 Ordnungspolitischer Status quo und ordnungspolitische Leitbilder 60
2 Ordnungspolitischer Wandel im Gesundheitswesen aus normativer Sicht 66
3 Zusammenfassung und Schlussfolgerungen der Analyse 94
Literatur 100
Gesundheitsökonomie zwischen Politik und Wissenschaft 104
1 Einführung 104
2 Die globale Makroökonomie als Rahmen 106
3 Ökonomie, Recht, Politik und die Menschen des Nationalstaats 107
4 Makroökonomik – Bausteine des Grundmodells der Wirtschaftskreisläufe und ihrer Steuerung 111
5 Makroökonomische Modelle des Wirtschaftskreislaufs 113
6 Quantitative Modelle der Makroökonomik 115
7 Mikroökonomik – der autoregulative Markt 118
8 Marktmodellierungen 120
9 Akteure als Nutzenmaximierer 123
10 Gesundheitsökonomik – Gegenstand, Fragestellungen, Probleme 125
11 Gesamtfazit 134
Literatur 135
Polarisierung und Entsolidarisierung 138
Einleitung 138
1 Ökonomisierung – Analyserahmen oder Kampfbegriff? 139
2 Grundzüge der Ökonomisierung im Gesundheitswesen 141
3 Rationalisierung – Rationierung – Polarisierung (1. These) 146
4 Ökonomisierung als Entsolidarisierung (2. These) 148
5 Konklusion 152
Literatur 155
Qualitätsberichterstattung im Gesundheitswesen 161
1 Zielsetzung und Hintergrund von Qualitätsberichterstattung 161
2 Qualität in der Gesundheitsversorgung 167
3 Qualitätsberichterstattung im Gesundheitswesen 171
4 Limitationen und Implikationen 178
Literatur 186
Prävention im Gesundheitswesen 190
1 Was heißt, worauf zielt Prävention? 190
2 Ordnungsversuche, Systematiken und Abgrenzungen 192
3 Präventive Schwerpunkte und Zielbestimmungen 198
4 Handlungskontexte und struktureller Rahmen von Prävention 201
5 Methoden: Mehr-Ebenen-Systematik 202
6 Die Position der Sozialen Arbeit in der Prävention 204
Literatur 211
III Risiken und Herausforderungen 215
Gesundheitliche Ungleichheit als Herausforderung für den Sozialstaat 216
1 Einleitung 216
2 Empirische Befunde zur gesundheitlichen Ungleichheit in Deutschland 217
3 Zeitliche Entwicklungen und Trends 222
4 Herausforderungen für den Sozialstaat 225
Literatur 229
Blaming, Producing und Activating the Victim 232
1 Zwischen Kampagnen und Kürzungen: Die aktuelle deutsche Gesundheitspolitik 234
2 Blaming the Victim 239
3 Producing und Activating the Victim 243
Literatur 247
Gesundheitsbezogene Einflüsse im Sozialisationsprozess und riskante Identitäten 252
1 Ausgangslage 252
2 Die soziale Entdeckung der Identität 253
3 Sozialisationstheoretischer Hintergrund 255
4 Gesundheit im Sozialisationsprozess 261
5 Resümee 272
Literatur 274
Gesundheitsförderung und Prävention im Alter 279
1 Der demographische Wandel – Herausforderung für Gesundheitsförderung und Prävention 279
2 Präventionspotenziale und sozioökomischer Status 281
3 Handlungsfelder sowie Anforderungen an Prävention und Gesundheitsförderung 283
4 Bevölkerungs- bzw. (hoch-)risikogruppenbezogener Ansatz 284
5 Versorgungsbezogener Ansatz 285
6 Lebensweltbezogener Ansatz 287
7 Anforderungen an Professionen 288
Literatur 289
Gesundheitsbezogene Sozialarbeit 292
1 Ein veränderter Auftrag für die Soziale Arbeit? 292
2 Gesundheitsbezogene Sozialarbeit – Konzeption und Methodik 294
3 Gesundheitsbezogene Sozialarbeit und ihre sozialstaatliche Wirklichkeit: Sozialarbeit im Gesundheitswesen am Beispiel von Sozialarbeit im Krankenhaus 301
4 Gesundheitsbezogene Sozialarbeit zwischen Anspruch und Wirklichkeit – Schlussfolgerungen für Konzeption und Methodik 304
Literatur 307
Pädagogische Handlungsansätze der Gesundheitsförderung 310
Gesundheitserziehung als Gesundheitsförderung? 310
Herausforderungen moderner Gesundheitspädagogik 312
Bildung als Gesundheitsförderung 315
Gesundheitspädagogik Medicopädagogik 316
Grenzen bildungspädagogischer Interventionen für Gesundheit 318
Literatur 320
Lebenslagenorientierte Gesundheitsförderung im Sozialraum in Berlin 324
1 Einleitung 324
2 Ausgangslage Sozialstrukturatlas 325
3 Schlussfolgerungen aus der Sozialraumanalyse 329
4 Ein theoretisches Modell vernetzter Strukturen im regionalen Kontext 330
5 Voraussetzungen und weiterer Prozess für die Umsetzung von Gesundheitszielen in Berlin 335
Literatur 336
IV Epilog 337
Der Gesundheitsimperativ 338
Literatur 348
Zu den Autorinnen und Autoren 350
III Risiken und Herausforderungen (S. 223-224)
Gesundheitliche Ungleichheit als Herausforderung für den Sozialstaat
Thomas Lampert, Lars Eric Kroll
1 Einleitung
Die Bundesrepublik Deutschland baut als moderner Sozialstaat auf dem Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit und gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben auf. Kennzeichnend für die gesellschaftliche Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg sind u.a. der allgemeine Wohlstandszuwachs, die Bildungsexpansion, die Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Ausbau der sozialen Sicherungssysteme sowie der zunehmend höhere Standard der medizinischen und pflegerischen Versorgung. Andererseits lässt sich spätestens seit den 1980er Jahren eine Auseinanderentwicklung der Lebensverhältnisse beobachten, die sich mit der Wiedervereinigung Deutschlands und infolge von demographischen Entwicklungen, insbesondere der fortschreitenden Alterung der Gesellschaft, weiter verschärft hat. Hinzuweisen ist in diesem Zusammenhang zuvorderst auf die Zunahme von Einkommensarmut und Überschuldung, Arbeitslosigkeit und prekärer Arbeitsmarktanbindung sowie die nach sozialer Herkunft ungleich verteilten Bildungschancen (BMAS 2001, BMGS 2005).
Gesundheitspolitisch relevant sind diese konträren gesellschaftlichen Entwicklungslinien, weil sie sich auch in der Gesundheit und Lebenserwartung der Bevölkerung widerspiegeln. Auf der einen Seite hat die Verbesserung der allgemeinen Lebensumstände dazu geführt, dass die Menschen immer älter werden und häufig bis ins hohe Alter ein gesundes und selbstständiges Leben führen können. Ein Großteil der Krankheiten und Gesundheitsstörungen wird heute früher erkannt und erfolgreicher behandelt. Durch Anschlussheilbehandlungen und Rehabilitationsmaßnahmen können in vielen Fällen nachhaltige Auswirkungen auf die Lebensqualität verhindert werden. Auf der anderen Seite ist eine sozial ungleiche Verteilung des Krankheits- und vorzeitigen Sterberisikos zu beobachten. Menschen mit niedrigem Bildungsniveau, Berufsstatus und Einkommen sind gerade von schwerwiegenden, potenziell tödlich verlaufenden oder die Lebensqualität stark einschränkenden Krankheiten vermehrt betroffen (Mielck 2000, Lampert et al. 2005, Richter/Hurrelmann 2006).
Zudem verfügen sie offenbar über geringere Kompetenzen und Ressourcen, um aufgetretene Krankheiten und daraus resultierende psychosoziale Belastungen zu bewältigen (Badura et al. 1987, Borgetto/Gerhardt 1993). Soziale Unterschiede im Gesundheitszustand und in der Lebenserwartung können als eine extreme Ausprägungsform sozialer Ungleichheit angesehen werden. Dass allgemein hoch bewertete Güter und Ressourcen wie Einkommen, Bildungsabschlüsse oder Sozialprestige in einer Leistungsgesellschaft ungleich verteilt sind, wird zumindest bis zu einem gewissen Punkt akzeptiert und sogar als stabilisierendes Element der gesellschaftlichen Funktionszusammenhänge verstanden.
Wenn sich die soziale Ungleichheit aber darin ausdrückt, dass bestimmte Bevölkerungskreise gesünder sind und länger leben als andere, dann steht dies im Widerspruch zum sozialstaatlichen Selbstverständnis und dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen. Entsprechend hoch ist der politische Handlungsdruck, der durch empirische Nachweise sozial bedingter Unterschiede im Gesundheitszustand und in der Lebenserwartung der Bevölkerung erzeugt wird, zumal diese inzwischen Eingang in regierungsamtliche, politische Entscheidungsprozesse unterstützende Berichtssysteme wie die Gesundheitsberichterstattung des Bundes und die Armuts- und Reichtumsberichterstattung der Bundesregierung gefunden haben.
Im Folgenden wird der Frage nachgegangen, welche sozialstaatlichen Herausforderungen sich durch die gesundheitliche Ungleichheit ergeben und inwieweit sich diese in politischen Strategien und Programme niedergeschlagen haben. Ausgangspunkt der Diskussion ist eine Darstellung des aktuellen Forschungs- und Erkenntnisstandes zu Ausmaß, Erscheinungsformen und Entwicklungstrends der gesundheitlichen Ungleichheit in Deutschland.
| Erscheint lt. Verlag | 20.8.2008 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Gesundheit und Gesellschaft | Gesundheit und Gesellschaft |
| Zusatzinfo | 364 S. |
| Verlagsort | Wiesbaden |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sozialwissenschaften ► Politik / Verwaltung |
| Sozialwissenschaften ► Soziologie ► Spezielle Soziologien | |
| Schlagworte | Gesundheit • Gesundheitsförderung • Gesundheitsökonomie • Gesundheitspolitik • Gesundheitswesen • Modernisierungspolitik • Ökonomisierung • Prävention |
| ISBN-10 | 3-531-91010-8 / 3531910108 |
| ISBN-13 | 978-3-531-91010-9 / 9783531910109 |
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