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Alle Tage

Roman

(Autor)

Buch | Hardcover
432 Seiten
2004
Luchterhand (Verlag)
978-3-630-87185-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Alle Tage - Terézia Mora
CHF 31,90 inkl. MwSt
  • Titel ist leider vergriffen, Neuauflage unbestimmt
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Ausgezeichnet mit dem Georg-Büchner-Preis 2018.

Am Anfang hängt in einem abgetakelten Bahnhofsviertel ein Mann kopfüber von einem Klettergerüst. Sein Name ist Abel Nema, und man sagt ihm nach, ein Genie zu sein. Doch was nützt das, wenn sich einmal ein Leben derart verändert hat, daß sich nichts und niemand mehr am richtigen Ort befindet - am allerwenigsten man selbst. Zuerst verschwindet der Vater spurlos, dann, nachdem Abel ihm seine Liebe erklärt hat, der Jugendfreund, und schließlich bricht in seinem Heimatland auch noch ein Bürgerkrieg aus - seitdem sitzt er im Westen fest. Immer wieder nimmt er Anlauf, Herr über sein Schicksal zu werden, versucht sich als Lehrer und als Landstreicher, und am Schluß sogar als Ehemann. Er wird, und nicht nur einmal, geliebt, dennoch: "Eines Tages ist der talentierte Mensch, der ich bin, einfach verzweifelt." Terézia Moras erster Roman ist angelegt als ein Prosa-Labyrinth von seltener Sprachkraft und einem ausgesuchten Reichtum an Bildern, der in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seinesgleichen sucht. Sie erzählt den Höllentrip eines entwurzelten und wortlosen Mannes, für den es am Ende doch eine Erlösung geben wird.

Terézia Mora wurde 1971 in Sopron, Ungarn, geboren und lebt seit 1990 in Berlin. Für ihren Roman „Das Ungeheuer“ erhielt sie 2013 den Deutschen Buchpreis. Ihr literarisches Debüt, der Erzählungsband „Seltsame Materie“, wurde mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet. Für ihr Gesamtwerk wurde ihr 2018 der Georg-Büchner-Preis zugesprochen. Terézia Mora zählt außerdem zu den renommiertesten Übersetzern aus dem Ungarischen.

"Und wenn Sie nichts müssen in diesem Herbst, das müssen Sie jetzt lesen. Sie müssen!" Elmar Krekeler, Die Welt

"Und wenn Sie nichts müssen in diesem Herbst, das müssen Sie jetzt lesen. Sie müssen!"

Wovon ich rede, sind herzzerrei nde undoder komische Geschichten. Extremes und Skurriles. Trag dien, Farcen, echte Trag dien. Kindliches, menschliches, tierisches Leid. Echte Ergriffenheit, parodierte Sentimentalit skeptischer und ehrlicher Glaube. Katastrophen selbstverst lich. Natur- und andere. Und ganz besonders: Wunder. Was die anbelangt, ist die Nachfrage stets enorm. Wir kaufen Wunder von berallher. Beziehungsweise nehmen sie uns einfach. Die Wunder sind f r uns alle da. Nicht umsonst hei n wir die Zeit der Wunder. Die haben die M yrer, und wir haben die Wunder. Sie verstehen.
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Die lateinischen L er sind besonders ergiebig. Gutes altes Babylon. Und nat rlich Transsylvanien. Der Balkan etcetera. Beherrschen Sie wirklich all diese Sprachen? Alle zehn?
Einer, der aussieht wie Christus ohne Bart, kann kein L gner nicht sein, was? Oder Rasputin. Rasputin ist besser. Hinter Ihrem R cken werde ich Sie so nennen, einverstanden? Was Neues von Rasputin? Im rigen ist es egal, sagte der Mann, ein Redakteur, zu Abel Nema, als er ihn das erste und letzte Mal sah. Meinetwegen l gen undoder erfinden Sie auch. Hauptsache, es ist gut. Sie verstehen mich?
Gut, gut, gut. Sehr gut. Im rigen ist L gen gar nicht n tig. Das Leben ist voller furchtbarer Zuf e und unz barer Ereignisse. Sie verstehen.

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V gel

Nennen wir die Zeit jetzt, nennen wir den Ort hier. Beschreiben wir beides wie folgt.
Eine Stadt, ein stlicherer Bezirk davon. Braune Stra n, leere oder man wei nicht genau womit gef llte Lagerr e und vollgestopfte Menschenheime, im Zickzack an der Bahnlinie entlang laufend, in pl tzlichen Sackgassen an eine Ziegelsteinmauer sto nd. Ein Samstagmorgen, seit kurzem Herbst. Kein Park, nur ein winziges, w stes Dreieck sogenannte Gr nfl e, weil etwas brig geblieben war am spitzen Zusammenlaufen zweier Gassen, so ein leerer Winkel. Pl tzliche B en fr hmorgendlichen Windes das kommt von der zerkl fteten Stra nstellung, so ein soziales Gebiss , r tteln an einer h lzernen Scheibe, einem alten oder nur so aussehenden Kinderspielzeug, das am Rande der Gr nfl e steht. Daneben der frei schwebende Tragering eines M lleimers, der Eimer selbst fehlt. Einzelner Abfall liegt im nahen Gestr pp, das es in Anf en von Sch ttelfrost loszuwerden versucht, aber es fallen meist nur Bl er klappernd auf Beton, Sand, Glasscherben, ausgetretenes Gr n. Zwei Frauen und wenig sp r noch eine, auf dem Weg zu oder von der Arbeit. Schneiden hier die Ecke ab, trampeln ber den Trampelpfad, der das Gr n in zwei Dreiecke teilt. Eine der Frauen, eine Korpulente, zieht im Vorbeigehen zwei Finger ber den Rand der h lzernen Scheibe. Der Scheibenfu quietscht auf, es h rt sich an wie der Schrei eines Vogels, oder vielleicht war es wirklich ein Vogel, einer von den Hunderten, die ber den Himmel ziehen. Stare. Die Scheibe dreht sich torkelnd. Der Mann habe auch irgendwie wie ein Vogel ausgesehen, oder eine Fledermaus, aber eine riesige, wie er da hing, seine schwarzen Mantelfl gel zuckten manchmal im Wind. Zuerst dachten sie, sagten die Frauen sp r aus, jemand h e nur seinen Mantel dort vergessen, auf dieser Teppichklopfstange oder was das ist, ein Kletterger st. Aber dann sahen sie, dass unten H e heraushingen, wei H e, die Spitzen der gekr mmten Finger ber hrten fast den Boden.
An einem Samstagmorgen zu Herbstbeginn fanden drei Arbeiterinnen auf einem verwahrlosten Spielplatz im Bahnhofsbezirk den ersetzer Abel Nema kopf ber von einem Kletterger st baumelnd. Die F mit silbernem Klebeband umwickelt, ein langer, schwarzer Trenchcoat bedeckte seinen Kopf. Er schaukelte leicht im morgendlichen Wind.
Gr : circa (sehr gro . Gewicht: circa (sehr d nn). Arme, Beine, Rumpf, Kopf: schmal. Haut: wei Haar: schwarz, Gesicht: l lich, Wangen: l lich, Augen: schmal, Tr ns e beginnend, Stirn hoch, Haaransatz herzf rmig, Augenbraue links tief, Augenbraue rechts hochgezogen ein mit den Jahren

Erscheint lt. Verlag 5.8.2004
Verlagsort München
Sprache deutsch
Maße 145 x 220 mm
Gewicht 612 g
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sonstiges Geschenkbücher
Schlagworte Georg-Büchner-Preis • Kunstpreis Berlin • Kunstpreis Berlin, Lesen! Empfohlen von Elke Heidenreich, Mara-Cassens-Preis, Preis der Leipziger Buchmesse, Preis der LiteratourNord • Lesen! Empfohlen von Elke Heidenreich • Mara-Cassens-Preis • Preis der Leipziger Buchmesse • Preis der Leipziger Buchmesse; Belletristik • Preis der LiteratourNord
ISBN-10 3-630-87185-2 / 3630871852
ISBN-13 978-3-630-87185-1 / 9783630871851
Zustand Neuware
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
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