Papst Leo XIV. - Biografie des Papstes, der aus Chicago kam (eBook)
138 Seiten
BoD - Books on Demand (Verlag)
9783819256882 (ISBN)
Buchautor Roman Schneider wohnt im badischen Freiburg und in katholischem Familienumfeld aufgewachsen. Er setzt sich Jahren - auch kritisch - mit der katholischen Kirche auseinander und hat sich im Vorfeld der Papstwahl bereits mit verschiedenen möglichen Papst-Nachfolger-Kandidaten auseinandergesetzt. Schneider unterhält Kontakte in den Vatikan und auch nach Rom, was ihm das Schreiben der Biografie erleichterte. Als Endfünfziger hat er bereits mehrere Konklaven und Papsteinführungen "live" miterleben dürfen.
KAPITEL 5: KIRCHENRECHTLICHE PROMOTION UND AKADEMISCHE LAUFBAHN (1982-1987)
Mit Beginn des Jahres 1983 trat Robert Francis Prevost in eine neue Phase seiner akademischen Laufbahn ein. Nach dem erfolgreichen Abschluss des ersten Studienjahres im kanonischen Recht und nach seiner Priesterweihe konzentrierte er sich nun auf die vertieften Studien, die zur Promotion führen sollten. Das Jahr 1983 markierte zugleich einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte des Kirchenrechts: Am 25. Januar trat der neue Codex Iuris Canonici (CIC) in Kraft, den Papst Johannes Paul II. nach fast 20-jähriger Vorbereitungszeit promulgiert hatte. Der neue Codex ersetzte den alten von 1917 und sollte die Erneuerung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil auch rechtlich verankern.
Für Robert, der sich mitten im Studium des Kirchenrechts befand, bedeutete diese Neukodifizierung eine besondere Herausforderung. Er musste sich nicht nur mit dem bisherigen Recht vertraut machen, sondern auch die tiefgreifenden Veränderungen verstehen, die der neue Codex mit sich brachte. Seine Professoren am Angelicum, die selbst an der Erarbeitung des neuen Gesetzbuches beteiligt gewesen waren, vermittelten ihm ein tiefes Verständnis für die theologischen und pastoralen Gründe der Reform.
"Es war eine aufregende Zeit für Kirchenrechtler", erinnert sich P. Eduardo Pérez OSA, der damals mit Robert im Augustinerkolleg lebte. "Der neue Codex atmete den Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils, mit seiner stärkeren Betonung der Kirche als Volk Gottes, der Kollegialität der Bischöfe und der Rechte und Pflichten aller Gläubigen. Robert war fasziniert von der Art und Weise, wie rechtliche Normen theologische Konzepte ausdrücken und schützen können."
In den folgenden zwei Jahren vertiefte Robert sein Studium in verschiedenen Bereichen des Kirchenrechts: Verfassungsrecht der Kirche, Sakramentenrecht, Vermögensrecht, Prozessrecht und Ordensrecht. Besonders das letztere Gebiet interessierte ihn, da es direkt mit seinem eigenen Leben als Ordensmann verbunden war. Die rechtliche Struktur des geweihten Lebens, die Balance zwischen persönlicher Freiheit und gemeinschaftlicher Verpflichtung, die Beziehung zwischen Ordensgemeinschaften und der Hierarchie der Kirche – all diese Themen faszinierten ihn und würden später zu seinem Promotionsthema führen.
Parallel zu seinen formalen Studien am Angelicum nutzte Robert die einzigartige Gelegenheit, das kirchliche Leben in Rom aus nächster Nähe zu erleben. Er besuchte regelmäßig Vorträge und Konferenzen an anderen päpstlichen Universitäten, nahm an liturgischen Feiern im Vatikan teil und knüpfte Kontakte zu Kirchenrechtlern und Theologen verschiedener Nationalitäten. Diese informelle Bildung, die nur in Rom möglich war, ergänzte sein akademisches Studium und gab ihm ein umfassenderes Verständnis für die vielfältigen Strömungen und Herausforderungen in der universalen Kirche.
Ein prägendes Erlebnis dieser Jahre war die Teilnahme am Außerordentlichen Heiligen Jahr 1983-1984, das Papst Johannes Paul II. anlässlich des 1950. Jahrestages der Erlösung durch den Tod und die Auferstehung Christi ausgerufen hatte. Die zahlreichen liturgischen Feiern, Katechesen und spirituellen Veranstaltungen dieses Jubiläumsjahres vertieften Roberts geistliches Leben und sein Verständnis für die universale Sendung der Kirche.
Im Sommer 1984, nach Abschluss seiner Kursarbeit, begann Robert mit der Vorbereitung seiner Doktorarbeit. Nach Beratung mit seinen Professoren und Ordensoberen wählte er ein Thema, das sowohl akademisch relevant als auch praktisch bedeutsam für das Ordensleben war: "Die Rolle des Ortspriors des Augustinerordens". Diese Arbeit sollte die historische Entwicklung, die theologische Grundlage und die aktuelle rechtliche Ausgestaltung dieser wichtigen Leitungsposition im Augustinerorden untersuchen.
Die Wahl dieses Themas reflektierte nicht nur Roberts persönliches Interesse an der Organisation des Ordenslebens, sondern auch sein wachsendes Verständnis für die Bedeutung guter Führung in religiösen Gemeinschaften. Die Rolle des Priors – des Ersten unter Gleichen in einer Gemeinschaft von Brüdern – verkörpert die augustinische Vision einer Führung, die auf Dienst, Dialog und gemeinsamer Suche nach Gott beruht.
Die Forschungsarbeit für die Dissertation führte Robert in zahlreiche Bibliotheken und Archive in Rom und darüber hinaus. Er studierte mittelalterliche Handschriften in der vatikanischen Bibliothek, durchforstete das reiche Archiv des Augustinerordens im Generalat und reiste sogar nach Spanien und Deutschland, um wichtige Dokumente in dortigen Ordensarchiven einzusehen. Diese umfangreiche Recherche vermittelte ihm ein tiefes Verständnis für die Geschichte des Ordens und die Evolution seiner Strukturen über die Jahrhunderte hinweg.
"Seine Herangehensweise an die Forschung war methodisch und gründlich", berichtet Professor Marco Ventura, einer seiner Doktorväter. "Er hatte eine bemerkenswerte Fähigkeit, historische Quellen zu analysieren und rechtliche Entwicklungen im Kontext ihrer Zeit zu verstehen. Gleichzeitig verlor er nie den Bezug zur Gegenwart und zu den praktischen Implikationen seiner Forschung."
Im Frühjahr 1985, während er noch an seiner Dissertation arbeitete, erhielt Robert eine unerwartete Anfrage von seinen Ordensoberen: Die augustinische Mission in Chulucanas, Piura, Peru, benötigte dringend Unterstützung, und seine Spanischkenntnisse und sein kirchenrechtliches Fachwissen machten ihn zu einem idealen Kandidaten für einen temporären Einsatz. Obwohl dieser Ruf seine akademische Arbeit unterbrechen würde, sah Robert darin eine Gelegenheit, seine theoretischen Kenntnisse mit praktischer Erfahrung zu verbinden.
Mit Zustimmung seiner akademischen Betreuer reiste er im Sommer 1985 nach Peru – eine Entscheidung, die seine Laufbahn in eine völlig neue Richtung lenken sollte. Die ursprünglich für einige Monate geplante Mission sollte sich über Jahre erstrecken und Roberts Leben tiefgreifend prägen.
In den Bergregionen Perus, weit entfernt von den Bibliotheken und Hörsälen Roms, erlebte Robert eine ganz andere Dimension von Kirche. Die einfachen Gemeinden, die großenteils aus indigener Bevölkerung bestanden, die materiellen Nöte und die tiefe, volkstümliche Frömmigkeit der Menschen forderten ihn heraus, seine theologischen und kirchenrechtlichen Kenntnisse neu zu kontextualisieren und auf die konkreten Bedürfnisse vor Ort anzuwenden.
"Es war eine Art Feuertaufe", erinnert sich P. José Mendoza OSA, der damals mit Robert in der Mission arbeitete. "Hier in den Anden musste er lernen, dass das Kirchenrecht nicht um seiner selbst willen existiert, sondern im Dienst des Evangeliums und der Menschen steht. Er passte sich erstaunlich schnell an und gewann das Vertrauen der Gemeinden durch seine bescheidene, aufmerksame Art."
Trotz der intensiven Missionsarbeit vergaß Robert seine akademischen Verpflichtungen nicht. In den ruhigeren Stunden, oft spät in der Nacht, arbeitete er weiter an seiner Dissertation, tauschte Briefe mit seinen Betreuern in Rom aus und überarbeitete seine Kapitel im Licht der praktischen Erfahrungen, die er in Peru sammelte.
Im Februar 1986 kehrte er für einige Monate nach Rom zurück, um seine Dissertation zu finalisieren und sich auf die Verteidigung vorzubereiten. Die Zeit in Peru hatte seinen Blick geschärft für die praktischen Herausforderungen, denen Priore und andere Verantwortliche in der Realität des Ordenslebens gegenüberstehen, besonders in Kontexten kultureller und sozialer Vielfalt. Diese Erfahrungen flossen in die letzten Kapitel seiner Arbeit ein und gaben ihr eine Tiefe und Relevanz, die von seinen Gutachtern hochgeschätzt wurden.
Im Frühjahr 1987 verteidigte Robert seine Dissertation vor einem Gremium von Professoren des Angelicum. Seine Präsentation und die anschließende Diskussion zeugten von seinem umfassenden Verständnis des Themas und seiner Fähigkeit, historische, theologische und rechtliche Perspektiven zu integrieren. Die Dissertation wurde mit "summa cum laude" bewertet, der höchsten Auszeichnung der Universität.
Professor Giovanni Ghirlanda SJ, einer der externen Gutachter und selbst ein renommierter Kirchenrechtler, kommentierte: "Prevosts Arbeit ist außergewöhnlich in ihrer Verbindung von historischer Genauigkeit, rechtlicher Präzision und pastoraler Sensibilität. Er hat nicht nur ein historisches oder rechtliches Dokument verfasst, sondern ein Werk, das echte Relevanz für die spirituelle und institutionelle Erneuerung des Ordenslebens hat."
Mit der Promotion zum Doktor des Kirchenrechts schloss Robert einen wichtigen Abschnitt seiner akademischen Laufbahn ab. Er hatte sich als Kirchenrechtler etabliert und die Grundlagen für eine potenzielle akademische Karriere gelegt. Doch sein Herz war inzwischen in Peru, bei den Menschen, denen er dort diente, und bei der Mission, die er begonnen hatte.
Nach einer kurzen Zeit der Erholung und Feier in Rom und einem Besuch bei seiner Familie in Chicago kehrte Robert im Sommer 1987 nach Peru zurück, nun offiziell ernannt zum Berufungsdirektor und Missionsdirektor der Augustinerprovinz "Mutter des Guten Rates" in Olympia Fields, Illinois, mit...
| Erscheint lt. Verlag | 23.6.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch ► Lexikon / Chroniken |
| Technik | |
| Schlagworte | Leo XIV • neuer Papst • Papst Biografie • Papst Leo • Papst Leo Biografie |
| ISBN-13 | 9783819256882 / 9783819256882 |
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