Lehrbuch Biblische Seelsorge (eBook)
320 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-347-39468-1 (ISBN)
Roland Antholzer ist Diplompsychologe und verheiratet. Nach langjähriger Tätigkeit mit verhaltensgestörten Kindern/Jugendlichen und in einer Fachklinik für Suchtkranke widmete er sich seit 1985 nebenberuflich und seit 1993 vollzeitlich der Gemeindeaufbauarbeit sowie der Schulungs- und Vortragstätigkeit im Bereich Seelsorge. Er ist Studienleiter der GIBB e.V. und Autor mehrerer Bücher.
Roland Antholzer ist Diplompsychologe und verheiratet. Nach langjähriger Tätigkeit mit verhaltensgestörten Kindern/Jugendlichen und in einer Fachklinik für Suchtkranke widmete er sich seit 1985 nebenberuflich und seit 1993 vollzeitlich der Gemeindeaufbauarbeit sowie der Schulungs- und Vortragstätigkeit im Bereich Seelsorge. Er ist Studienleiter der GIBB e.V. und Autor mehrerer Bücher.
Lektion 1:
BIBLISCHE ANTHROPOLOGIE /1
1. Nach dem Bilde Gottes geschaffen
1. Mose 1,27: „Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn.“ Aus diesem Wort lässt sich ableiten, dass zwischen Gott und dem Menschen eine Ähnlichkeit besteht. Allerdings auch, dass keine Gleichheit vorhanden ist. Wir sind keine Götter. Ich habe in meiner Brieftasche ein Bild von meiner Frau. Manchmal zeige ich es jemandem und sage dann, indem ich auf das Bild zeige: Das ist meine Frau. Natürlich ist sie das nicht wirklich, es ist ein Bild von ihr, das sie abbildet. Ein Bild ist ja nicht gleichzusetzen mit dem, was es abbildet. Ein Bild von einer Person ist doch nur ein dürftiger Ersatz für die Person selbst.
Das Bild ist genaugenommen nichts in sich selbst. Es erhält seinen Wert durch den oder das, wen oder was es abbildet. Aus dieser Tatsache lässt sich eine Einsicht gewinnen zu der Frage des Selbstwerts und der psychologischen Antwort dazu. Man sagt, die Aufgabe des Menschen sei es, ein gutes Bild von sich selbst zu entwickeln, indem er seinen Wert in sich selbst entdeckt. Das ist unrealistisch und kann nur funktionieren, wenn der Mensch Illusionen aufbaut. Denken wir an einen Spiegel: Ein Spiegel hat nur den einen Zweck, ein möglichst genaues Bild von dem zu geben, den es widerspiegeln soll. Für einen Spiegel wäre es unsinnig, wenn er versuchen würde, ein gutes Bild von sich selbst zu entwickeln.
Jeder Versuch, das Bild in sich und durch sich selbst zu erfassen, ist zum Scheitern verurteilt. Die Identität des Menschen ist von dem her bestimmt, was er abbildet. Die Identität des Menschen ist von seinem Schöpfer her definiert. In sich selbst kann er sie nicht finden. Da wir Bild Gottes sind, ist auch unser Selbstwert in Gott bzw. in Christus begründet. Es macht einen großen Unterschied, ob wir uns in unserem Menschenbild nach unten hin (zu den Tieren) oder nach oben hin (zu Gott) orientieren. Das Menschenbild der Evolutionisten ist nach unten hin orientiert. Auf dem Hintergrund eines solchen Menschenbildes ist es letztlich nur zu verstehen, dass es unter Hitler ein Euthanasieprogramm gegeben hat und einen millionenfachen Mord an Juden, Romas und Behinderten, die alle seiner Meinung nach lebensunwert waren. Hitler meinte, er könne die Höherentwicklung des Menschen beschleunigen, indem er das Schwache und Unwerte beseitigt. Man nennt das „Sozialdarwinismus“. Darin zeigt sich, welch hohe Bedeutung unser Menschenbild hat. Denn so wie wir über den Menschen denken, werden wir mit ihm umgehen.
Wie Gott besitzt – wenn auch in beschränktem Maß – auch der Mensch …
1) einen Willen, mit dem er – wenn auch in begrenztem Umfang – Entscheidungen treffen kann (Lk 23,25);
2) Verstand und Erkenntnisfähigkeit, wie sie sich z.B. in Wissenschaft und Technik zeigen (Röm 12,2);
3) die Fähigkeit zu werten bzw. zu wählen, also Religion, Moral und Ethik zu haben (Jos 24,15);
4) schöpferische Fähigkeiten und auch einen Sinn für Schönheit (1Kön 6,9ff);
5) die grundsätzliche Fähigkeit zu lieben (1Petr 1,22);
6) die Fähigkeit, die Zukunft zu antizipieren, an die Ewigkeit zu denken (Pred 3,11);
7) die Fähigkeit, Herrschaft auszuüben (1Mo 1,26).
2. Geschaffen als Leib, Seele und Geist
In 1. Mose 2,7 wird uns sehr knapp und doch außerordentlich aufschlussreich mitgeteilt, wie sich die Erschaffung des Menschen zutrug. Am Anfang steht der Plan (1Mo 1,26): „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen nach unserem Bild …“. Dann kommt es zur Ausführung (1Mo 2,7): „Da bildete Gott der HERR den Menschen, Staub von der Erde, und blies den Odem des Lebens in seine Nase, und so wurde der Mensch eine lebendige Seele.“ Das Ergebnis war eine „lebendige Seele“.
Abb. 1-1
Staub von der Erde: Damit ist ausgesagt, dass der Mensch nach seiner stofflichen Beschaffenheit durchaus mit den irdischen Geschöpfen zusammengehört. Er ist Materie – aber er ist nicht nur Materie. Diesem Erdstoff, den Gott zur Substanz menschlicher Leiblichkeit wählte, hauchte Er seinen Atem ein.
Das Wort hier heißt auch „Geist“ (ruach). Dieser Geist ist Träger und Vermittler des Lebens. Infolge der Geisteinhauchung wird der Mensch „eine lebendige Seele“ (ein beseeltes Lebewesen). Die Verbindung von Geist und Leib schafft ein Neues, Drittes, das mehr ist als die Summe seiner Teile. Es entsteht die Seele bzw. die beseelte Persönlichkeit mit Eigenschaften, die weder im Leib noch im Geist vorhanden waren. Darum kann von „Seele“ gesprochen werden. Die Seele hat allerdings keine substantielle Existenz. Es gibt keine Seelensubstanz, die unabhängig von Leib und Geist existiert. Der Mensch hat nicht eine Seele, er ist Seele. Die Existenz der Seele ist an Leib und Geist gebunden. Wenn es zur Trennung von Leib und Geist kommt (im Tod), ist der Leib dem Zerfall preisgegeben, während der Geist (der vielleicht 80 Jahre lang als Geist-Seele existiert hat) zu Gott geht (Pred 3,21). Genau genommen müsste man sagen, dass er unter die Verfügung Gottes kommt, der ihm seinen Ort zuweisen wird.
Im Hebräischen gibt es drei Begriffe für „Mensch“, die sehr aussagekräftig sind, die vor allem die Geschöpflichkeit, die Schwachheit und Abhängigkeit des Menschen verdeutlichen.
1. Da ist zunächst das Wort „adam“, das mit Abstand am häufigsten vorkommt (562mal). Es ist neben der Gattungsbezeichnung auch der Eigenname des ersten Menschen. In diesem Wort stecken die Begriffe „Erdboden“, „Acker“, aber auch die Farbe „rot“. In 1. Mose 2,7 heißt es, dass Gott den Menschen aus „Staub aus dem Erdboden“ (adama) gemacht hat. Dass für die Menschheit und das Individuum Mensch der gleiche Begriff gebraucht wird, weist darauf hin, dass beide eng zusammengehören. Es gibt eine kollektive Verantwortlichkeit des Menschen. Was der Einzelne tut, betrifft auch seine Nachfahren. So hat das Tun Adams für ihn selbst, seine Frau, aber auch für seine Nachkommen schwerwiegende Folgen gehabt. In Römer 5,12-21 sagt uns Paulus, dass die Sünde des einen Menschen Adam die ganze Welt in die Sünde und in den Tod riss. Aber: Durch die Gerechtigkeit eines Adamskindes, des „letzten Adam“ (1Kor 15,45), wird eine neue Menschheit begründet, die wie Christus gerecht ist und Leben empfängt.
2. Der zweite Begriff im AT heißt „änosch“. Die Wurzel dieses Wortes bedeutet „krank und schwach sein“. Meist wird das Wort so verwendet, dass es einen Schaden bezeichnet, der unheilbar ist. Jeremia 30,12: „Denn so spricht der HERR: Dein Schaden ist verzweifelt böse und deine Wunde unheilbar [anusch]“. So betont diese Bezeichnung die Schwachheit und Hinfälligkeit des Menschen.
3. Die dritte Bezeichnung für den Menschen im AT lautet „mat“. Die Wurzel dieses Wortes steht für sterben, nominal für den Tod. Dieses Wort für Mensch kommt allerdings nie in der Einzahl, sondern immer in der Mehrzahl vor, als „metim“ (23mal). Von der Grundbedeutung her heißt es Sterblicher. In Jesaja 41,14 heißt es: „So fürchte dich nicht, du Würmlein Jakob, du Häuflein Israel; denn ich helfe dir, spricht der HERR, und dein Erlöser ist der Heilige Israels.“ Was hier mit „Häuflein Israel“ übersetzt ist, heißt eigentlich „ihr Sterblichen Israels“ [mete Jisrael].
Im griechischen NT lautet die Bezeichnung für Mensch „anthropos“. Die Etymologie dieses Wortes ist unklar und gibt für unsere Zwecke nichts her. Von diesem Wort ist der Begriff „Anthropologie“ (Menschenkunde) abgeleitet.
3. Der erste, der gefallene und der erlöste Mensch
Der Mensch ist also geschaffen im Bilde Gottes, und zwar als ein Gegenüber für den Sohn Gottes. Er ist geschaffen zur Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Wenn das aber der eigentliche Zweck der Erschaffung des Menschen ist, dann wird es entscheidend wichtig sein, wie die Beziehung des Menschen zu Gott aussieht. Gemeinschaft setzt Beziehung voraus und zwar eine positive Beziehung. Um die Beziehung des Menschen zu Gott zu klären, müssen wir uns aber erst vor Augen führen, was sich durch den Fall verändert hat und schließlich, was die Erlösung durch Christus bewirkt hat. Anders gesagt: Wie sah die Beziehung des „ersten Menschen“, also des Menschen vor dem Sündenfall aus, wie sieht die Beziehung des „gefallenen Menschen“ aus und wie schließlich die des „erlösten Menschen“.
3.1 Der Mensch vor dem Sündenfall
Adam lebte vor...
| Erscheint lt. Verlag | 3.1.2022 |
|---|---|
| Reihe/Serie | Lehrbuch Biblische Seelsorge | Lehrbuch Biblische Seelsorge |
| Verlagsort | Ahrensburg |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Schulbuch / Wörterbuch ► Lexikon / Chroniken |
| Technik | |
| Schlagworte | bewährt • bibelorientiert • Biblisch • Gemeindeorientiert • Seelsorge • Selbststudium • Seminar • Überkonfessionell • wissenschaftsorientiert |
| ISBN-10 | 3-347-39468-2 / 3347394682 |
| ISBN-13 | 978-3-347-39468-1 / 9783347394681 |
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