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Wenn es ernst wird -  Jörg Siegwarth

Wenn es ernst wird (eBook)

Selbstverteidigung mit Methode
eBook Download: EPUB
2025 | 1. Auflage
328 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-6951-4972-8 (ISBN)
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"Wenn es ernst wird - Selbstverteidigung mit Methode" zeigt, dass Selbstverteidigung weit mehr ist als das Erlernen einzelner Techniken. Das Buch macht deutlich, dass es nicht reicht, Bewegungen aus Kampfsportarten oder Kampfkünsten zu übernehmen, weil diese Systeme anderen Regeln folgen. Kampfsport ist an Wettkämpfe gebunden, Kampfkünste oft durch Tradition und Ritual geprägt. Selbstverteidigung dagegen hat nur ein Ziel: handlungsfähig zu bleiben, wenn Gewalt droht. Ein roter Faden des Buches ist, dass Selbstverteidigung nicht beim Schlag oder Griff beginnt. Sie setzt viel früher an, bei Wahrnehmung, Auftreten und Verhalten. Studien wie die von Grayson und Stein zeigen, dass Täter ihre Opfer nicht zufällig auswählen, sondern nach klar erkennbaren Signalen. Körpersprache, Aufmerksamkeit und Selbstsicherheit spielen eine entscheidende Rolle. Wer diese Signale versteht, kann das Risiko, ins Visier zu geraten, verringern. Doch auch wenn Prävention gelingt, bleibt die Frage: Was passiert, wenn eine Situation eskaliert? Hier erklärt das Buch die neurobiologischen Mechanismen von Stress. Der Körper reagiert mit Mustern wie Flucht, Kampf oder Erstarren. Diese automatischen Programme können blockieren, wenn sie nicht bekannt sind. Deshalb ist es notwendig, Selbstverteidigung so zu trainieren, dass einfache Bewegungen auch unter Druck abrufbar bleiben. Das Buch beleuchtet außerdem die Realität von Gewalt. Sie tritt nicht nur nachts in dunklen Straßen auf, sondern kann im Alltag fast überall entstehen: in öffentlichen Verkehrsmitteln, beim Ausgehen oder sogar im privaten Umfeld. Gewalt folgt häufig bestimmten Abläufen, von der Annäherung über das Testen von Grenzen bis hin zur Eskalation. Dieses Wissen eröffnet die Möglichkeit, Gefahren rechtzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Als Antwort auf diese Erkenntnisse stellt der Autor die Methode Progressive Combatives vor. Sie basiert auf drei Ebenen: Gefahren wahrnehmen und vermeiden, einfache und robuste Techniken nutzen und realitätsnah unter Stress trainieren. Ziel ist es nicht, Kämpfe zu gewinnen, sondern eine Bedrohung möglichst sicher zu beenden und unversehrt nach Hause zu kommen.

Jörg Siegwarth ist Autor, Trainer und Entwickler der Selbstverteidigungsmethode Progressive Combatives. Seit vielen Jahren beschäftigt er sich mit Gewaltprävention, menschlichem Verhalten unter Bedrohung und der Frage, wie Selbstverteidigung realistisch, einfach und für jeden Menschen zugänglich gestaltet werden kann. Seine Arbeit verbindet wissenschaftliche Grundlagen aus Psychologie, Kriminologie und Neurobiologie mit klaren, praxisnahen Trainingsmethoden. Mit seinem Buch "Wenn es ernst wird - Selbstverteidigung mit Methode" legt er eine umfassende Darstellung moderner Selbstverteidigung vor, die weit über Techniken hinausgeht. Im Mittelpunkt stehen Wahrnehmung, Prävention, der Umgang mit Stressreaktionen und die Fähigkeit, in Ausnahmesituationen handlungsfähig zu bleiben. Als Gründer der Kraftanlage Harrislee hat er einen Trainingsort geschaffen, an dem Menschen lernen, sich körperlich und mental auf Bedrohungen vorzubereiten. Sein Ziel ist es, Selbstverteidigung neu zu denken: weg von Mythen und starrem Techniktraining, hin zu einem ganzheitlichen Ansatz, der Sicherheit, Selbstbewusstsein und Handlungsfähigkeit vermittelt.

DER MENSCH ALS VERLETZBARES WESEN


Anatomisch gesehen ist der Mensch ein erstaunlich ungeschütztes Lebewesen. Seine Haut ist dünn, seine Gelenke sind exponiert, und seine Sinnesorgane – besonders Augen, Kehle und Genitalien – sind leicht verletzbar. Verglichen mit anderen Säugetieren fehlen ihm natürliche Waffen wie Klauen oder Reißzähne. Das macht ihn im Tierreich zu einer Ausnahmefigur: ein Wesen mit hoher Verletzlichkeit und gleichzeitig hohem Abstraktionsvermögen.

Diese biologische Realität führte nicht zu Passivität, sondern zu einer evolutionären Strategie, die auf Antizipation, Kooperation und Werkzeuggebrauch basiert. Frühmenschen überlebten nicht, weil sie die Stärksten waren, sondern weil sie in der Lage waren, Bedrohungen vorherzusehen, sich zu warnen und gemeinsam zu handeln.

Der neurobiologische Schutzapparat


Selbstschutz beginnt im Nervensystem. Die Fähigkeit, eine Bedrohung zu erkennen und darauf zu reagieren, ist neurobiologisch verankert. Der zentrale Mechanismus ist die sogenannte akute Stressreaktion, auch bekannt als fight, flight, freeze-Antwort. Sie wird ausgelöst, wenn das Gehirn – insbesondere die Amygdala – eine Situation als potenziell lebensbedrohlich interpretiert.

Dabei werden innerhalb von Millisekunden körperliche Prozesse aktiviert:

  • Adrenalin wird ausgeschüttet, um Herzfrequenz und Muskelspannung zu erhöhen.
  • Die Blutversorgung wird von den Verdauungsorganen in die Extremitäten umgeleitet.
  • Kognitive Prozesse wie Sprache oder langfristige Planung werden gehemmt.

Diese Reaktion ist bei allen höheren Tieren vorhanden, beim Menschen jedoch durch Erfahrungen, Erinnerungen und soziale Konditionierung überformt. Eine Bedrohung muss nicht real sein – der bloße Gedanke an Gefahr genügt, um das System zu aktivieren.

Gewalt unter Hominiden: archäologische Spuren


Funde aus der Altsteinzeit zeigen, dass Gewalt und Verteidigung schon bei frühen Hominiden eine Rolle spielten. Ein prominentes Beispiel ist der Fund aus der Sima de los Huesos in Spanien: Ein rund 430.000 Jahre alter Schädel weist zwei exakt platzierte Frakturen auf, verursacht durch stumpfe Gewalt. Auch bei Neandertalern finden sich Hinweise auf zwischenmenschliche Gewalt, etwa Schädelbrüche und parierte Schläge.

Diese Spuren belegen: Selbst unter frühen Menschenarten war interpersonelle Gewalt keine Ausnahme. Das wiederum setzt Strategien voraus, um sich zu schützen – sei es durch Flucht, symbolische Drohung oder unmittelbare körperliche Gegenwehr.

Vergleich mit anderen Primatenarten


Ein Blick auf unsere nächsten Verwandten im Tierreich – insbesondere Schimpansen und Bonobos – bietet interessante Vergleichsmöglichkeiten. Schimpansen sind territorial und zeigen in bestimmten Situationen organisierte Aggression, etwa bei Patrouillen oder beim Töten von Rivalen. Bemerkenswert ist, dass diese Gewalt geplant und strategisch sein kann – inklusive Flankieren, Hinterhalten und kollektiven Attacken.

Bonobos hingegen lösen Konflikte häufiger durch soziale Gesten, Sexualverhalten oder Gruppenberuhigung. Das zeigt: Gewalt ist nicht zwangsläufig, sondern eine Option unter mehreren, beeinflusst durch Ressourcenlage, Gruppendynamik und Geschlechterverhältnis.

Der Mensch vereint Eigenschaften beider Linien: die strategische Gewalt des Schimpansen und die sozialen Beruhigungsmechanismen des Bonobos. Daraus ergibt sich ein komplexes Bild: Der Mensch ist nicht „das gewalttätige Tier“, sondern das sozial regelnde Tier mit Gewaltpotenzial. Verteidigung muss in diesem Spannungsfeld verstanden werden.

Geschlechterrollen im Schutzverhalten


Ein oft übersehener Aspekt der Frühgeschichte ist die geschlechtsspezifische Dimension des Selbstschutzes. In nahezu allen untersuchten archaischen Gesellschaften lassen sich geschlechtlich unterschiedliche Aufgabenverteilungen im Bereich der Gefahrenabwehr feststellen:

  • Männer waren häufiger in physischen Auseinandersetzungen involviert, etwa bei Jagd oder Konflikten zwischen Gruppen.
  • Frauen organisierten eher den sozialen Schutz, zum Beispiel durch Kinderbetreuung, Gemeinschaftsstruktur, emotionale Regulation oder soziale Netzwerke.

Das bedeutet nicht, dass Frauen wehrlos waren – im Gegenteil. Ethnografische Studien zeigen, dass Frauen in Jäger-und-Sammler-Kulturen sehr wohl Abwehrverhalten praktizierten, etwa durch den Einsatz von Werkzeugen, durch Bündnisse mit anderen Frauen oder durch gezielte Abschreckung mittels Sprache und Drohgebärden.

In manchen Kulturen sind sogar gezielte Techniken dokumentiert, mit denen Frauen sich gegen Übergriffe innerhalb und außerhalb der Gruppe zur Wehr setzten – etwa in Form von Ritualliedern, öffentlicher Beschämung oder symbolischer Gegenwehr. Diese nichtkörperlichen Verteidigungsformen verdienen im heutigen Selbstverteidigungsdiskurs mehr Aufmerksamkeit.

Soziale Gewalt und Gruppenidentität


Frühmenschliche Gruppen lebten in Clans von 20 bis 150 Personen. Innerhalb dieser Gruppen war soziale Kohäsion überlebenswichtig. Dennoch kam es zu Spannungen – über Nahrung, Rang oder Sexualität. Interessanterweise wurden Konflikte nicht immer mit Gewalt gelöst. Anthropologische Befunde zeigen, dass soziale Ausschlussmechanismen (Vermeidung, Verbannung, Schweigen) häufig bevorzugt wurden. Gewalt war eher das letzte Mittel, nicht die erste Option.

Schutzverhalten bestand deshalb oft darin, sich sozial korrekt zu verhalten, Normen zu befolgen und Verbündete zu haben. Wer gut integriert war, hatte weniger Angriffsfläche – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Selbstschutz war also nicht nur eine körperliche, sondern auch eine soziale Kompetenz.

Mit der Zeit entstanden Allianzen zwischen Gruppen – etwa durch Heiratsverbindungen, Austauschgüter oder gemeinsame Feinde. Daraus entwickelten sich frühe Vorformen kollektiver Schutzverträge, die später in Recht, Rituale oder Stammesregeln übergingen.

Kulturelle Kodierung von Schutz


Mit der Entwicklung symbolischen Denkens entstanden kulturelle Manifestationen von Schutz. Totems, Masken, Tätowierungen, Körperbemalung und Waffen wurden nicht nur zur Anwendung, sondern auch zur Abschreckung und zur Identifikation genutzt:

  • Die Darstellung eines Tieres konnte Stärke signalisieren.
  • Die Farbe Rot galt in vielen Kulturen als Schutzsymbol (Blut, Feuer, Energie).
  • Waffen wurden getragen, um Präsenz zu demonstrieren – nicht nur zur Anwendung.

Diese Zeichen wirkten nach innen wie außen: Sie stärkten die psychologische Selbstwirksamkeit und schufen gleichzeitig Barrieren gegen potenzielle Angreifer.

Auch Sprache und Erzählung wurden zu Schutzinstrumenten: Mythen über tapfere Krieger, listige Verteidiger oder gerechte Rächer hatten nicht nur Unterhaltungswert, sondern dienten auch der Verhaltensformung und sozialen Orientierung: Was ist erlaubt? Was ist zu viel? Wie schütze ich mich ehrenhaft?

Ritualisierte Verteidigung


In späteren Gesellschaften – besonders in der Bronzezeit und in frühen Hochkulturen – wurde der Selbstschutz zunehmend ritualisiert. Kriegerweihen, Prüfungen, Ehrenkodizes und symbolische Kampfübungen etablierten soziale Normen für Gewaltanwendung. Nicht jeder durfte sich wehren, nicht jeder durfte Gewalt ausüben. Es entstanden:

  • Standesregeln (z. B. nur Adlige mit Schwertrecht)
  • Kodizes (z. B. das Bushidō in Japan oder der ritterliche Ehrenkodex)
  • Schutzaufgaben (z. B. Wächter, Türhüter, Kriegerkasten)

Diese Formalisierung war zugleich eine Kontrolle der Gewalt. Sie transformierte instinktives Schutzverhalten in soziale Rolle und Pflicht. Wer sich verteidigte, musste dies richtig und in Übereinstimmung mit seiner gesellschaftlichen Position tun.

Die Rolle der Angst im Schutzverhalten


Ein unterschätzter Bestandteil frühzeitlicher Selbstverteidigung ist die Angst als lernpsychologisches Instrument. In der Verhaltensbiologie ist Angst keine Schwäche, sondern ein Alarmmechanismus, der künftiges Verhalten formt. Angst vor dunklen Orten, vor Isolation oder vor dem Alleinsein – all das sind archaische Reste realer Gefahren vergangener Jahrtausende.

Menschen, die Bedrohungen besser erinnern und vermeiden konnten, hatten höhere Überlebenschancen. In diesem Sinne ist auch das Wiedererzählen von gefährlichen Ereignissen eine Schutzstrategie – es verhindert Wiederholung und sichert das Überleben der Gruppe.

Die Angst wurde zudem häufig rituell inszeniert – etwa in Mutproben, Übergangsritualen oder spirituellen Prüfungen. Der Sinn war, mit der Angst vertraut zu werden – sie nicht zu eliminieren, sondern zu beherrschen.

Verarbeitung von Gewalt


Auch die Verarbeitung von erlebter Gewalt war in archaischen Gesellschaften wichtig. Traumatische Erfahrungen – Verlust, Verletzung, Angriff – wurden nicht verdrängt, sondern häufig kulturell gerahmt:

  • durch Heilrituale
  • durch gemeinschaftliche Erzählung
  • durch symbolische...

Erscheint lt. Verlag 9.12.2025
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie
ISBN-10 3-6951-4972-8 / 3695149728
ISBN-13 978-3-6951-4972-8 / 9783695149728
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