Schnurren gegen Stress - Wie Katzen* unsere Gesundheit stärken *und andere Haustiere (eBook)
200 Seiten
Books on Demand (Verlag)
9783695181551 (ISBN)
Dr.med. Yvonne Kollrack, Ärztin und Autorin, wurde bereits mehrfach von einer Tierheimkatze adoptiert und ist sich sicher: Ein Leben ohne Katze ist möglich, aber ungesund. Dr. Kollrack ist nicht nur Chirurgin, Orthopädin und Notfallmedizinerin, sondern auch Autorin verschiedener Kolumnen und Glossen, medizinischer Fachbücher, unterhaltsamer Sachbücher und diverser Romane.
2. KATZEN UND UNSERE GE-SUNDHEIT
Was ist eigentlich Stress?
Das Robert-Koch-Institut führt regelmäßig Untersuchungen zur Gesundheitslage Erwachsener in Deutschland (DEGS) durch. Auch psychische Erkrankungen werden eingeschlossen und unter anderem die Häufigkeiten für das Auftreten von Stress, Burn-out und Schlafstörungen sowie Depressionen untersucht. Bei der ersten Studie dieser Art gab mehr als jeder Zehnte an, sich stark stressbelastet zu fühlen. Frauen waren mit 13,9% häufiger gestresst als Männer mit 8,2%. Chronisch gestresste Personen gaben häufiger an, an Schlafstörungen, Depressionen oder Burn-out zu leiden. Die Wahrscheinlichkeit während des gesamten Lebens eine Burn-out-Erkrankung zu erleiden, wurde 2015 in einer Folgepublikation mit 4,2% angegeben. Bezogen auf die letzten 12 Monate wurde bei 1,9% aller befragten Frauen und 1,1% aller befragten Männer ein Burn-out diagnostiziert. Dabei lag der Altersgipfel bei 40-59 Jahren. Bei diesen Personen wurde die Burn-out-Diagnose in 71% der Fälle begleitet von mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung wie psychosomatischen Beschwerden, Stimmungserkrankungen oder Angststörungen. In einer Untersuchung der Techniker Krankenkasse 2016 gaben 60% der Befragten an, unter Stress zu leiden. 20% fühlten sich sogar häufig gestresst. Verschwimmen die Grenzen zwischen Beruf- und Privatleben, steigt der Stresslevel. Die ständige Erreichbarkeit und die private Digitalisierung lassen die Menschen nicht mehr zur Ruhe kommen. Zudem führt Stress zu weiterem gesundheitsschädlichem Verhalten. Wer unter Zeitdruck steht, ernährt sich ungesund. Wer ständig müde ist, trinkt koffeinhaltige Getränke in zu hohem Ausmaß und wem die Nerven flattern, der beruhigt sich häufiger mit einer Zigarette, Alkohol oder anderen Drogen.
Doch was ist eigentlich Stress und woraus besteht die Reaktion des Körpers auf selbigen? Zunächst ist Stress einmal alles, was unser gemütliches Dasein stören kann. Das können unangenehme oder bedrohliche Dinge ebenso sein wie aufregend, schöne Situationen. „Eustress“ beschreibt den „guten“ Stress. Vor einer Urlaubsreise beispielsweise schmieden wir Pläne, wälzen Reiseführer und komplettieren unsere Ausrüstung, indem wir in verschiedene Fachgeschäfte rennen und online Angebote vergleichen. Und müssen kurz vor dem Abflug vor Aufregung gefühlte hundertmal aufs Klo. Das ist zwar auch eine Form von Druck und Anspannung, aber eine positive, denn wir werden dafür mit einem schönen Urlaub belohnt. Anders schaut es beim „Distress“ aus, dem Stress, der uns belastet und überfordert. Negativer Stress ist besonders belastend, wenn sich daraus das Gefühl der Hilflosigkeit ergibt, und wir uns machtlos und ausgeliefert fühlen, weil es aus der bedrückenden Situation scheinbar keinen Ausweg gibt.
Auf Stress reagieren Lebewesen mit einer Alarmsignalkette aus Hormonen. Ziel ist es, den Stressauslöser auszuschalten, oder dem Druck, der Spannung oder der Belastung zu entfliehen. Dazu bereitet sich der Körper auf Kampf oder Flucht vor. Stress ist universell. Ein Kater, der in seinem Revier einem jüngeren Herausforderer begegnet, reagiert im Grunde mit der gleichen physiologischen Stresskaskade wie der Sportler, der sich gegen seinen Konkurrenten durchsetzen muss, oder der Lehrling, der es seinem Chef nicht recht machen kann. Stress ist lebenswichtig, denn er zwingt zum Überleben. Unter seinem Druck werden Entscheidungen getroffen und Handlungen gewagt. Dazu braucht es Reaktionsschnelligkeit und Wachsamkeit, Aufmerksamkeit und den bestmöglichen körperlichen Aktivitätslevel. Und hier kommen die Stresshormone ins Spiel. Ob der Säbelzahntiger plötzlich vor dem Steinzeitjäger auftaucht, das Wildschwein vor dem Autofahrer oder wir beim Lügen in flagranti erwischt werden: Sofort nach Erkennen der Gefahr aktiviert eine Gehirnregion, der Hypothalamus, den sympathischen, d.h. allgemein aktivierenden, Teil des autonomen (vegetativen) Nervensystems. Durch die Ausschüttung der Hormone Adrenalin und Noradrenalin (Katecholamine) werden alle Organe auf die Notfallsituation vorbereitet. Gleichzeitig wird Cortisol, ein längerfristig wirksames Stresshormon, bereitgestellt. Auch, wenn eine schalfende Katze geweckt wird, erlebt sie die gleiche, akut einschießende Stressreaktion – weshalb man schlafende Katzen nicht wecken soll.
Das klingt vielleicht zunächst kompliziert und dabei haben Sie erst einen Bruchteil erfahren. Aber kompliziert ist eigentlich gut, denn es zeigt, wie ausgefeilt das System ist. Auch die Wissenschaft brauchte nahezu ein Jahrhundert, um die fein abgestimmten Abläufe mehrerer Regelsysteme unseres Körpers zu durchschauen. Ach was, sie arbeitet immer noch daran! Initial hatte der Physiologe Walter Cannon ab 1915 angenommen, es gäbe eine universelle, immer gleich ablaufende, Antwort der Körpers auf alle verschiedenen Arten von Stress. Egal, ob ein Mensch bedroht wurde, hungerte, eine Verletzung erlitt oder in Kälte ausharren musste – das Ziel des Körpers sei es immer, die vitalen Funktionen aufrecht zu erhalten. Dazu müsse eine Homöostase, ein Gleichgewicht, aufrechterhalten werden, in dessen Grenzen der Körper bzw. seine Organe ihre Leistung erbringen. Dazu gehöre beispielsweise, dass der Blutzucker nicht zu hoch und nicht zu niedrig sein darf, die Körpertemperatur einen gewissen Rahmen einhalten muss oder der Blutdruck nicht zu sehr absinken oder zu weit ansteigen darf. Das ist vergleichbar mit einem Motor, der nicht mehr läuft, wenn er überhitzt, oder einem Wassertank, der einfriert, wenn es zu kalt ist.
In unserem Körper werden alle Körperfunktionen durch gleich mehrere, ineinandergreifende und überlappende, Systeme gesteuert. Da ist zum einen unser Gehirn (klar…). Über Nervenbahnen befiehlt es den Organen, wie aktiv sie sein sollen. Der größte Teil dieser Steuerung läuft unterbewusst und automatisch ab. Stellen Sie sich vor, Sie müssten ständig darüber nachdenken, wie viel Urin ihre Niere in der nächsten Stunde produzieren soll oder ihre Leber warnen, dass gleich ein Schluck Feierabendbier kommt. Darum kümmert sich das autonome Nervensystem. Autonom, weil es ohne unser Bewusstsein arbeitet – und wahrscheinlich besser, als wenn wir uns einmischten. Denn Stress ist auch eine Art Einmischung von oben. Vom Gehirn nämlich, das Panik schiebt und überfordert ist. Damit alle Abläufe ohne unser Zutun funktionieren, bestehen sie aus Regelkreisen mit Messfühlern und Botenstoffen, die anhand des Messergebnisses Regulationen auslösen. Zudem ist das autonome Nervensystem aufgeteilt in zwei Bahnen. Grob unterteilt ist der sympathische Teil der aktivierende und der parasympathische Teil der Ruhemodus. Beide überwachen die grundsätzlichen Lebensfunktionen. Anschaulich sorgen sympathische Nervenfasern am Herz dafür, dass es schneller schlägt (wenn wir weglaufen wollen) und die parasympathischen, dass es sich verlangsamt und ökonomisch schlägt, wenn wir schlafen. Liegen wir faul auf dem Sofa und haben gerade gegessen, sorgt der Parasympathikus dafür, dass Magen und Darm gut durchblutet sind und Verdauungssäfte ausgeschüttet werden, um Nährstoffe aus der Nahrung aufzunehmen. Ruft uns der Chef nach dem Mittagessen zu einer wichtigen Besprechung, stoppt der Sympathikus alle Verdauungsmaßnahmen und sorgt dafür, dass Blut und Sauerstoff lieber in Richtung Gehirn verteilt werden, damit wir hellwach und auf zack sind.
Damit die Organe wissen, wer gerade was von ihnen will, arbeiten die beiden Teile des autonomen Nervensystems mit unterschiedlichen Botenstoffen. Sie benutzen quasi eine andere Sprache, der eine spricht quirliges Italienisch, der andere gemütliches Plattdeutsch. Ein doppeltes „Moin“ wäre schon der Aktivität zuviel. Die physiologische Sprache des Sympathikus ist das Hormon Noradrenalin, das Botenhormon des Parasympathikus heißt Acetylcholin. Diese beiden Überträgerstoffe werden aus den Nervenenden direkt an Empfängerrezeptoren am Erfolgsorgan übertragen. Doch das allein wäre zu einfach. Zur übergeordneten Steuerung der Organe gibt es noch andere Regelkreise und Steuerungsorgane.
Ein wichtiges Organ dabei sind die Nebennieren. Sie bestehen aus einer äußeren Zone, der Rinde, und einem inneren Mark (etwa wie eine Zitrone). Wenn im Körper Alarm herrscht, aktiviert der Sympathikus die Ausschüttung eines Hormons aus dem Nebennierenmark, das Adrenalin heißt und mit dem Nordrenalin verwandt ist. Es gerät ins Blut und verstärkt dort die Alarmreaktion. In der Nebennierenrinde werden auch noch andere Hormone produziert. Sie werden ausgeschüttet, wenn eine Region des Gehirnes entsprechende Signale ausschüttet. Diese Gehirnregion ist entwicklungsgeschichtlich sehr alt, unterliegt nicht unserem aktiven Einfluss und kümmert sich ebenfalls ums „reine Überleben“. Ihr Name ist Hypothalamus und sie versetzt den Körper unter anderem in Alarmbereitschaft, in den Verdauungsmodus, in Reproduktionsgefühle und kümmert sich um den Wärmehaushalt des Körpers. Der Hypothalamus kommuniziert allerdings nicht direkt mit den Organen, sondern schickt Hormone an eine...
| Erscheint lt. Verlag | 27.10.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie |
| ISBN-13 | 9783695181551 / 9783695181551 |
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