Wahlheimat Taiwan (eBook)
136 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-8192-5433-8 (ISBN)
Melanie Ritter liebt das Reisen, besonders die asiatische Kultur hat sie schon immer fasziniert. Ein Leben im Ausland war nie geplant, doch als ihr Mann ein Jobangebot in Taiwan erhielt, wagte sie das Abenteuer. Für eine befristete Zeit zog sie von Köln nach Taipeh und erlebte eine Welt voller neuer Abenteuer und Herausforderungen.
Anderes Land – andere Wohnungen
Ich kann allen angehenden Expats sagen: Der Kulturschock fängt bereits mit der Wohnungsbesichtigung an. Wir hatten einen Immobilienmakler, der uns Wohnungen anhand der von uns genannten Kriterien heraussuchte.
Unsere Kriterien waren: teilmöbliert, in einem der höheren Stockwerke eines Hochhauses, Fitnessraum im Haus, Balkon, Küche mit Kochfeldern, Geschirrspülmaschine sowie Backofen. Wenn möglich, mit Kühl- und Gefrierschrank und einer Waschmaschine. Beim Exposé fiel mir auf, dass die Bilder im Weitwinkel gemacht worden waren. Manche Darstellung war sogar etwas verzerrt, und einzelne Zimmer wurden überhaupt nicht im Exposé gezeigt.
Nicht immer spiegelten die Fotos die Realität wider. Außerdem werden Wohnungsgrößen in Taiwan in Ping angegeben. Schaut man sich auf Immobilienseiten um, muss man erst einmal umrechnen. Glücklicherweise wissen die Immobilienmakler, die mit internationaler Klientel arbeiten, dass wir mit Ping wenig anfangen können und verwenden Quadratmeter.
Ich habe mich gefragt, warum die Wohnungen, die uns vorgeschlagen wurden, alle zwischen 120 m2und teilweise 250 m2groß waren. Richtig verwundert war ich jedoch, als ich in der Wohnung mit den ausgewiesenen 120 m2stand und mir diese recht klein vorkam.
Ich sprach den Immobilienmakler darauf an, und er erklärte mir, dass in Taiwan öffentliche Gemeinschaftsbereiche, ein vorhandener Fitnessraum, gemeinschaftliche Sitzbereiche, der Empfangsbereich und Ähnliches anteilig hineingerechnet werden.
De facto hatte die Wohnung ca. 70 m2. Wie viel prozentual eingerechnet wird, entzieht sich meiner Kenntnis und ob es überhaupt einen Berechnungsstandard dafür gibt. Eine weitere Überraschung war für mich die Küche – und hier hatte ich wahrhaftig einen Kulturschock.
Denn das, was als »Küche« vorgestellt wurde, war eine kleine Zeile im Wohnzimmer mit zwei Herdplatten, einer Mikrowelle und einem für mich nicht eindeutig identifizierbarem Element. Dieses wurde uns als Geschirrtrockner vorgestellt. Geschirrspülmaschinen, so informierte uns der Makler, wären in Taiwan nicht üblich und wenn überhaupt, nur in Wohnungen mit gehobenem Standard vorhanden.
Ein Geschirrtrockner hingegen sei Standard, der gehöre quasi in jede taiwanische Küche. Einen kleinen Kühlschrank gab es – und damit war zur Küche in dieser Wohnung alles gesagt.
Dies entsprach nicht einmal ansatzweise unseren Vorstellungen von einer Küche. Nachdem wir uns dreizehn Wohnungen angesehen hatten und dem Thema Küche dabei nicht näher gekommen waren, baten wir den Makler, nach Wohnungen zu suchen, die über dem Wohnungszuschuss lagen, den die Firma zahlte. Plötzlich bekamen wir ganz andere Wohnungen zu Gesicht.
Die Entscheidung musste schnell erfolgen, daher gaben wir am Abend nach der Besichtigung unser Okay und der Mietvertrag wurde in die Wege geleitet. Nun haben wir tatsächlich eine Küche nach unseren Vorstellungen.
Übrigens: Ein Geschirrspüler kann in Absprache mit dem Vermieter auch nachträglich eingebaut werden oder man kauft sich eine Tischspülmaschine.
In Taiwan habe ich den Waschbalkon, so nenne ich ihn, schätzen gelernt. Es ist ein Balkon, der meistens an die Küche angrenzt und auf dem die Waschmaschine und gegebenenfalls ein Trockner aufgestellt werden. In der Regel wird die Wäsche hier getrocknet. Dafür haben viele Wohnungen vorinstallierte Wäscheseile oder andere Aufhängevorrichtungen.
Was mir ebenfalls in allen Wohnungen bei der Besichtigung aufgefallen ist: Ein Fernseher war immer vorhanden und meistens in ordentlicher Größe. Eine Klimaanlage gehört genauso zur Allgemeinausstattung. Manche Klimaanlagen haben verschiedene Funktionen wie Entfeuchten, Kühlen oder Wärmen.
Tatsächlich empfiehlt es sich, wenn man in Taipeh bzw. im Norden Taiwans wohnt, entweder ein Heizgerät zu kaufen oder darauf zu achten, dass die Klimaanlage auch eine Heizfunktion hat. In den Bädern haben wir eine Belüftungsanlage, die ebenfalls heizen kann. Dies ist für kurze, kalte Wintermonate wichtig.
Bei der Besichtigung der Küche empfehle ich, darauf zu achten, ob ein Wasserfilter vorhanden ist. Wenn nicht, kann dieser jederzeit nachträglich eingebaut werden. Das Wasser aus dem Wasserhahn kann bedenkenlos zum Zähneputzen, Geschirrspülen, Duschen etc. genutzt werden; es ist allerdings nicht zum Trinken geeignet.
Daher haben viele Wohnungen in der Küche Filtersysteme, sodass sich neben dem großen normalen Wasserhahn am Spülbecken noch ein kleiner Hahn befindet. Das Wasser aus diesem kleinen Hahn ist gefiltert und kann bedenkenlos getrunken werden.
Bei der Wohnungsbesichtigung sollte darauf geachtet werden, ob ein kleiner zweiter Wasserhahn in der Küche vorhanden ist oder nicht. Wenn nicht, sollte man die Wohnung nicht direkt absagen, sondern fragen, ob hier ein Filtersystem installieren werden kann.
Die Kosten für die Installation des Wasserfilters trägt in der Regel der Vermieter. Die Kosten für das Wechseln der Zylinder, was jährlich gemacht werden muss, trägt der Mieter. Wir zahlen jährlich ungefähr 100 Euro für den Filterwechsel, der durch einen Monteur ausgeführt wird.
Auf die natürlichen Lichtverhältnisse sollte man bei der Wohnungsbesichtigung ebenfalls achten. Einige Wohnungen sind recht dunkel und haben wenig natürlichen Lichteinfall. Die Fenster sind etwas zurückgesetzt oder haben eine Überdachung. Zudem sind die Fensterscheiben leicht getönt, um die Sonne draußen zu halten. Nicht selten muss man tagsüber das Licht in den Wohnungen anmachen, da das Licht von draußen nicht ausreicht.
Wir haben Wohnungen besichtigt, in denen eines der Zimmer zwar ein Fenster hatte, das jedoch direkt an das Nachbarhaus grenzte, sodass man nur dessen Wand sehen konnte. In diesem Zimmer gab es gar kein Tageslicht. Es gibt auch Wohnungen, die im Eingangsbereich eine vergitterte Fensterfront besitzen, während die restlichen Zimmer überhaupt keine Fenster haben.
Die Mietpreise sind in Taipeh, wie in jeder Großstadt, recht happig. Je nach Lage zahlt man bei 120 m2 5.000 Euro Miete. Zur Miete kommt häufig noch eine Managementgebühr dazu. Wohnhäuser, die eine Lobby mit 24-Stunden-Besetzung, Müllraum/service, Fitnessraum, Swimmingpool und Gemeinschaftsbereiche haben, erheben eine Managementgebühr. Mietpreis und Managementgebühr werden monatlich bezahlt.
Zum Mietpreis kommen Nebenkosten für Strom, Gas, Wasser und Internet dazu. Die Rechnungen für Strom, Gas und Wasser fallen alle zwei Monate an; die Rechnung für das Internet wird quartalsweise bezahlt.
Die Bezahlung der Rechnungen ist in Taiwan einfach. Entweder bezahlt man diese im Family Mart, 7-Eleven oder in anderen Convenience Stores. Hat man einen LinePay-Account, erfolgt die Bezahlung noch bequemer. Generell praktisch: Als Mieter muss man sich weder um An- noch um Abmeldung bei Strom, Gas oder Wasser kümmern. Alles läuft auf die jeweilige Adresse mit Hausnummer und Stockwerk. Die Rechnungen gehen einem gemäß dem üblichen Turnus zu. Jede Rechnung enthält Hinweise, wie diese bezahlt werden kann. Darüber hinaus sind Barcodes aufgedruckt, um nach Wunsch digital mit LinePay zu bezahlen. Entscheidet man sich für die Bezahlung zum Beispiel in einem Family Mart geht man mit der Rechnung direkt zur Bezahlung an die Kasse. Hier wird jedoch nur Barzahlung akzeptiert. Der Kassierer versieht die Rechnung mit einem Stempel und trennt den unteren Abschnitt der Rechnung für deren Dokumentation ab. In Taiwan wird Line als Messengerdienst statt WhatsApp genutzt. LinePay ist dabei ein in diesen Messengerdienst integriertes digitales Zahlungsmittel. Um LinePay zu nutzen, muss man sein Bankkonto oder die Kreditkarte mit LinePay verknüpfen. Möchte man die Rechnungen für Strom, Gas, Wasser etc. lieber per LinePay bezahlen, muss man lediglich die Barcodes auf der Rechnung scannen und schon ist die Zahlung erledigt.
Apropos Mietpreis – dieser scheint verhandelbar zu sein. Bei uns zeigte sich dieser Preisspielraum folgendermaßen: Bei Einzug entdeckten wir auf dem Waschbalkon einen Trockner sowie eine Frontlader-Waschmaschine, die sogar heiß waschen kann. Bei der Besichtigung war lediglich eine Toplader-Waschmaschine vorhanden gewesen, die ausschließlich kalt wäscht. Unser Makler hatte die Initiative ergriffen und mit den Vermietern verhandelt, woraufhin die erwähnten Geräte bereitgestellt wurden.
Welche Möglichkeit habe ich bei Wohnungen, die teilmöbliert oder möbliert sind? Wie berichtet, haben wir ein paar Möbel im Container per Seefracht nach Taiwan bringen lassen, darunter zwei Sofas und unser Bett. Daher baten wir den Vermieter, die vorhandene Couch zu entfernen. Das Bett verlegte er auf unseren Wunsch ins Gästezimmer.
Mein Tipp: Bevor man eine Wohnung absagt, mit dem Vermieter klären, welchen Spielraum man bei den Möbeln hat.
Ich habe vorhin einen Müllservice erwähnt, doch was meine ich damit? Gebäude, die einen Müllservice haben, verfügen über einen Müllraum, in dem verschiedene Tonnen stehen. Ja, in Taiwan wird Müll getrennt,...
| Erscheint lt. Verlag | 19.5.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| ISBN-10 | 3-8192-5433-1 / 3819254331 |
| ISBN-13 | 978-3-8192-5433-8 / 9783819254338 |
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Größe: 322 KB
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