Zwischen Hölle und Himmel (eBook)
142 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7693-3341-1 (ISBN)
Mira Berdan erfuhr schon früh in ihrem Leben anhaltendes körperliches und seelisches Leid. Nach einschneidenden Lebensereignissen und prägenden Erfahrungen begab sie sich auf die Suche nach Heilung, nach Ruhe und Frieden, nach Beständigkeit und Vertrauen. So gewann sie eine Stärke, geboren aus den Tiefen des Lebens. Diese Stärke möchte sie an andere weitergeben, denn sie weiß: Sie steckt in jedem Menschen.
Lebenskrisen
Depressionen, Erschütterungen, Panikattacken
So lange Zeit konnte ich mehr oder weniger ohne meine Dunkelheit, das heißt in Freiheit davon leben. Durch die Implantation eines Herzschrittmachers fanden meine Synkopen ein Ende. Und auch meine psychischen Beschwerden konnte ich durch meine tiefe Erkenntnis, dass alles bereits da ist, heilen. So lange suchte ich im Außen nach einer Lösung. Nicht mehr suchen zu müssen, sondern in der Gewissheit leben zu können, dass alles, was ich brauche, in mir zu finden ist, war eine große Erleichterung. Ich konnte meine gequälte Psyche heilen. Es waren wundervolle Jahre voller Leichtigkeit. Ich glaubte die Dunkelheit in mir und meine »Dämonen« dauerhaft gebannt zu haben. Doch das war ein Trugschluss.
Einmal schlichen sich diese Dämonen länger in meinen Geist ein. Nach Tagen begann ich unter einigem Kraftaufwand meine Gedanken niederzuschreiben. Ergebnis war ein Dokument eines Geistes auf Abwegen. Im Mittelalter hätte man vermutlich einen Exorzisten geholt, um mich zu befreien. Glücklicherweise lebe ich in einer anderen Zeit, denn solche Praktiken schrecken mich ab. In dieser Schwärze hielt ich nachfolgende Zeilen fest:
Es ist Sonntag. Ich sitze hier, schon den dritten Tag in dieser kalten Dunkelheit in mir. Es ist schon sehr lange her, seit ich das letzte Mal einen derartig langen Kampf gegen sie führte. Ich habe Angst. Ich sehe kein Licht, ich fühle mich klein, schwach und hilflos. Meine Dämonen flüstern mir zu: Du bist ein Nichts, du bist einfach nur lebensunfähig. Sie rufen mir zu: Beende es. Mit mir stimmt etwas nicht. Ich bin nicht normal. Mein Kopf funktioniert nicht richtig. Es läuft etwas falsch bei mir. Warum fällt es mir so schwer zu leben? Warum kann ich nicht wie andere sein? Auch an Gesellschaft kann ich mich nicht mehr erfreuen. Es ist mir nicht möglich. Ich weine. Alles tut weh. So viele Gedanken in mir. Soll ich gehen? Wie kann mir denn noch geholfen werden? Wie soll mein Leben weitergehen? Ich bin erschöpft. Hier sitze ich und schreibe. Kann das helfen? Alles fällt mir schwer. Ich möchte mich verkriechen unter meiner Decke und nie wieder herauskommen. Ich bin so verzweifelt. Es kostet mich unendlich viel Kraft, den Schein zu wahren. In der Arbeit und meiner Familie gegenüber. Es gelingt mir nur mehr bedingt. Was bin ich nur für ein schwacher Mensch. Alles fällt mir schwer. Bilder voll Grauen gehen mir durch den Kopf. Schwarz, düster und traurig. Ich mache mir Sorgen, dass meine Dämonen letztlich gewinnen werden. Ich warte nun seit drei Tagen, dass sie wieder gehen. Sie sind immer noch hier. Gestern wollte ich mit einer Freundin Tennis spielen. Ich bin so verzweifelt und traurig, ich kann mich nicht wirklich bewegen. Wie gelähmt schaue ich den Bällen zu. Ich habe zugenommen, ja. Aber doch nicht so viel, dass ich nicht mehr laufen könnte. Mein Zustand lähmt mich körperlich. Das geht von meinem Kopf aus, ich verliere den Verstand. Ich bin wertlos. Im Geist bin ich so schwer, dass ich nicht laufen kann. Ich weinte, ja, ich weinte am Tennisplatz. Ich schäme mich meinetwegen. Ich schäme mich, weil ich mich so schlecht fühle, weil ich keine Freude empfinden kann, weil ich anders bin. Ich schäme mich, weil ich zugenommen habe. Ich kann nicht duschen gehen, solange meine Freundin noch da ist. Ich gehe erst, als sie weg ist. Und wieder Tränen. Alles, was ich mache, kann ich nur langsam machen. Wie kann ich ein anderes Leben führen? Ich möchte glücklich sein. Alles, was ich will, ist: leben! Nicht nur überleben, ich will leben. Kein Lachen ist mir möglich. Keine Freude, nur Traurigkeit. Was ist passiert, dass diese Dunkelheit so mächtig über mich hereingebrochen ist? Ich kann nur mehr Schatten sehen. Bin ich krank? Vielleicht bin ich tatsächlich krank? Ich bete, ich flehe um Hilfe. Ich versuche zu überleben. Das ist alles, was ich machen kann. Bin ich mir sicher, es zu schaffen? Nein, ganz und gar nicht. Vielleicht werde ich eines Tages gehen. Ich weiß es nicht, aber ich bin zutiefst beunruhigt, wie ich weiterleben soll, wenn diese Dämonen immer wiederkommen. In den letzten Jahren seit meiner Heilung kamen sie sehr selten, immer nur ganz kurz und in abgeschwächter Form. Ich konnte mit ihnen umgehen, mit ihnen leben. Jetzt sind sie mit all ihren Tiefen wieder hier. So lange schon. Ich hoffe auf morgen. Morgen muss ich wieder arbeiten. Womöglich holt mich das aus diesem Tief heraus. Ich habe Angst. Die Dämonen kamen wieder. Seither sind sie hier. Halten mich fest im Griff und lassen mich nicht mehr los.
Die Dämonen beeinflussen meine Gedanken. Ich frage mich, wie andere Menschen mich wahrnehmen. Die »normalen« Menschen. Mein Partner gehört zu diesen normalen Menschen, er ist anders als ich. Ich kann nicht annähernd mit ihm mithalten. Wie nimmt er mich wohl wahr? Fällt es ihm auf, dass es mir so schlecht geht? Ich glaube, er merkt es schon, aber es ist ihm mehr oder weniger egal. Er lebt mit allen Sinnen und möchte sich dieses Leben von niemandem nehmen lassen. Er feiert weiter, auch wenn ich gerade weine. Das mag gefühllos klingen. Ich denke aber, dass es einfach ein Fehler von mir ist. Da sind sie: meine Dämonen. Sie sagen mir: Du bist eine Zumutung, du bist der Fehler. Niemand kann es mit dir aushalten. Ja, das stimmt. Auch meine Freundin am Tennisplatz war froh, als sie gehen konnte. So ist das: Es gibt niemanden, der mich sehen möchte. Das kann ich verstehen. Wenn ich könnte, dann würde auch ich mich von mir abwenden. So eine negative Energie ist nicht zu ertragen. Ich kann nicht gehen, muss nun aber schon so lange in dieser Energie sein. Hoffentlich gehen meine Dämonen bald wieder. Hoffentlich sind sie morgen früh wieder weg. Ich warte und versuche zu überleben.
Dämonen
Ein eisig fester Griff
beständiger Schmerz
tiefe Leere
schwarz, schwärzer
Sie halten mich fest
sie lachen über mich
sie wollen mich töten
meine Dämonen
Mira Berdan
Eine erschreckend traurige Schilderung. Doch am nächsten Morgen erfüllte sich meine Hoffnung. Es ging mir deutlich besser. Über Nacht verschwanden meine Dämonen so schnell, wie sie gekommen waren. Ich war erleichtert, konnte mich jedoch nicht freuen, da ich geschockt war über die Heftigkeit dieser Rückkehr. Davon musste ich mich erst einmal erholen. Noch bevor ich wieder in meine Kraft kam, erlitt ich erneut einen Rückschlag. Dieses Mal schlichen sich meine Dämonen mit aller Macht nicht in meinen Verstand, sondern besetzten meinen Körper. Zittern, Übelkeit, Schwindel und plötzliche Todesangst ließen mich erstarren. Mein gesamter Körper wehrte sich. Meine Hände umfassten, was ich unter ihnen fand. Ich umklammerte die Decke, konnte nicht mehr loslassen. Stunden vergingen und der Zustand wurde immer schlimmer. Mein gesamter Körper war in einer Starre gefangen. Ich konnte vor lauter Spannung nicht mehr sprechen, konnte mich nicht mehr bewegen. Die folgenden Zeilen schrieb ich einen Tag, nachdem dies geschah, in einem Post:
Plötzlich waren sie da, meine längst
verbannt geglaubten Dämonen.
Alle waren hier, erbarmungslos, gewalttätig.
Mit eisigem Griff umfingen sie meinen Körper.
Ihre zerstörerische Energie bahnte
sich den Weg in mein Herz.
Grenzenlose Angst, ausweglos.
Stunden vergehen, dann Dunkelheit.
Keine Erinnerung.
Ich erwache am Morgen danach, war es ein böser
Traum? Nein. Tiefe Traurigkeit, endlose Tränen.
Ich schließe meine Augen, will nur vergessen.
Kämpfend, mit zitternden Beinen, stehe ich auf.
Angetrieben von dem einen Wunsch,
der einen Sehnsucht:
ICH WILL LEBEN
FREI LEBEN
Wie sollte ich nun hier weitermachen? Wo stand ich jetzt? Wie sollte ich mich erneut heilen? Würde ich, solange ich lebe, solche Ereignisse ertragen müssen? Ist die einzige Erlösung für mich nur im Tod zu finden? Viele Fragen und keine Antworten.
Und doch: Ich bin die, die überlebt. Ich überlebe! Das war meine Erfahrung, solange ich mich erinnern kann. Zahlreich und oft sehr schmerzhaft waren meine durch Herzstillstände verursachten Synkopen. Doch immer schlug ich meine Augen wieder auf. Ich hatte immer überlebt.
Ich bin noch hier! Gehe meinen Weg weiter. Mache langsam. Bleibe bei mir. Ich muss mehr tun, das mir guttut, und weniger, das mich belastet. Ich versuche zu oft mitzugehen mit den anderen. So zu sein wie sie. Das ist sehr anstrengend. Ich bin mir sicher, dass das nicht gut ist. Ich bin nicht wie die meisten Menschen. Ich brauche so viel Ruhe, so viel Zeit für mich allein.
Ich lebe! So ist es!
Mit einigem Abstand zum Geschehen kann ich wieder klarer sehen und fühlen. Nach so langer Zeit voll innerem Frieden einen derartigen Rückfall zu erleben sagt mir, dass ich tiefer gehen muss. Ich erkenne das Zeichen. Ein absolut dringender Appell an mein Sein, nicht stehen zu bleiben, sondern in der Suche nach Erkenntnis voranzuschreiten.
Wieder ist es die Stille auf dem Friedhof, die mich nachdenklich werden lässt. So viele Menschen. So weit das Auge reicht, nur...
| Erscheint lt. Verlag | 9.12.2024 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| ISBN-10 | 3-7693-3341-1 / 3769333411 |
| ISBN-13 | 978-3-7693-3341-1 / 9783769333411 |
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