Wenn die Angst dich antreibt (eBook)
260 Seiten
Kailash (Verlag)
978-3-641-32967-9 (ISBN)
Willst du immer anderen gefallen, für deine Stärke bewundert werden und alles unter Kontrolle haben - während tief in dir Selbstzweifel und Versagensängste nagen?
Wer unter einer hochfunktionalen Angststörung leidet (HFA), wirkt nach außen kompetent, organisiert und perfekt - doch im Inneren sieht es ganz anders aus: HFA äußert sich in Angst. Diese Angstgefühle führen oft zu tiefer Erschöpfung, Overthinking und übermäßigen Selbstzweifeln bis hin zu psychosomatischen Erkrankungen und Depression.
Die renommierte Psychologin Dr. Lalitaa Suglani zeigt, wie wir diesen Teufelskreis ganzheitlich durchbrechen können. Auf Basis neuester Forschungsergebnisse, Praxistools und Fallgeschichten hat sie ein transformierendes Fünf-Schritte-Programm entwickelt, das uns dazu bringt, unser Selbstbild radikal zu verändern und zu akzeptieren, wo unsere Grenzen sind. Nur so können wir uns zu einer authentischen, starken und glücklichen Persönlichkeit entfalten.
Dr. Lalitaa Suglani ist eine renommierte Psychologin mit den Schwerpunkten Mindset und Beziehungen, Angstzustände und ADHS bei Erwachsenen, mit eigener Praxis in Birmingham, UK. Auf Instagram, YouTube und TikTok hat sie sich eine große Community aufgebaut.
Einleitung
Der Moment, in dem ich beschlossen habe, mich endlich meinen Schatten zu stellen, ist mir noch sehr gegenwärtig. Ich bin in Großbritannien als Kind von Einwanderern aufgewachsen und gehöre außerdem einer ethnischen Minderheit an, wodurch ich mich zwischen zwei Kulturen hin- und hergerissen fühlte. Damit hatte ich so sehr zu kämpfen, dass ich nach und nach eine Hochfunktionale Angststörung entwickelt habe, um mit allem klarzukommen. Beim Erreichen des Erwachsenenalters hatte sich in mir so viel Schamgefühl aufgebaut, dass die mentale Box, in die ich diese Gefühle verbannt hatte, überlief.
Ich konnte mich nicht mal mehr im Spiegel ansehen, weil die kritischen Stimmen in meinem Inneren immer lauter wurden und ich mittlerweile fest davon ausging, dass mit mir irgendetwas Grundlegendes nicht stimmte. Das war meine Art und Weise, mit meinen Gefühlen umzugehen. Heute ist mir natürlich klar, wie ungesund diese Einstellung war. Damals wusste ich aber einfach nicht, was mit mir los war. Aus meiner Sicht war ich schlicht erbärmlich und dumm. Da ich nicht wollte, dass außer mir selbst jemand etwas davon mitkriegt, tat ich alles in meiner Macht Stehende, um diesen Aspekt meiner Persönlichkeit vor anderen zu verbergen.
Meine »Lösung« für das Problem bestand im Streben nach »Erfolg«, wobei es mir im Kern jedoch an Werten und bedeutungsvollen Beziehungen zu anderen mangelte. Obwohl ich durch diese Dynamik völlig erschöpft war, schien mir keine andere Wahl zu bleiben. Ich hatte Angst davor, um Hilfe zu bitten, weil ich ja meine Unfähigkeit vor anderen verbergen wollte. Gewisse Seiten meines Wesens versuchte ich jahrelang angestrengt zu unterdrücken. Sie kamen aber immer wieder hoch, egal, was ich auch tat. Am Ende blieb mir nichts anderes übrig, als sie aus dem Dunkeln zu locken und ins Licht zu holen. Was ich dadurch entdeckt habe, hat mein Leben verändert.
Was ist eine Hochfunktionale Angststörung (HFA)?
Bevor wir anfangen, möchte ich dir gern erklären, welche Begriffe ich wie verwende. Eine Hochfunktionale Angststörung – die ich hier im Buch als »HFA« bezeichnen werde – ist nicht das Gleiche wie schwere Angststörungen, durch die man nicht mehr dazu in der Lage ist, zu arbeiten, sich selbst zu versorgen und Beziehungen zu pflegen. Menschen mit HFA wie ich leiden innerlich unter den Symptomen, während sie nach außen hin weiter erfolgreich ihr Leben meistern. Wir zeigen der Welt, was wir als unsere »Schokoladenseite« empfinden, und verbergen unser »wahres Ich« – das verunsicherte, das niemand sehen soll.
Dem amerikanischen National Institute of Mental Health zufolge, leiden 31 Prozent aller Erwachsenen an irgendeinem Punkt in ihrem Leben an einer Angststörung.[1]
Obwohl es sich vermutlich bei einem beträchtlichen Teil von ihnen um Personen mit einer Hochfunktionalen Angststörung handelt, ist HFA zurzeit noch keine anerkannte Diagnose. Begründet wird dies mit dem Argument, dass daran leidende Menschen im Alltag ja relativ gut klarkommen. Diese Einschätzung sehe ich als sehr problematisch, da die Störung verheerende Folgen nach sich ziehen kann, indem sie die Lebensqualität einschränken und zu intensivem Empfinden von Einsamkeit und Isoliertheit führen kann.
Oft ist HFA in dem Gefühl verwurzelt, nicht »gut genug« zu sein. Menschen mit HFA wirken zumeist kompetent und versiert, haben innerlich jedoch mit großen Sorgen, Selbstzweifeln und Furcht vor dem Scheitern zu kämpfen. Infolgedessen stellen sie dauernd extrem hohe Anforderungen an sich und streben in verschiedenen Bereichen ihres Lebens fortwährend nach Perfektion. Wir an HFA Leidenden sind oft diejenigen, die dafür sorgen, dass Dinge erledigt werden und es unseren Mitmenschen gut geht. Äußerlich wirken wir so, als hätten wir alles im Griff, als wären wir stark und gut organisiert. Dass es in uns ganz anders aussieht, weiß niemand.
Die Angst vor dem Nicht-gut-genug-Sein kann dazu führen, dass wir uns selbst übertreffen und brillieren wollen, weil wir als Beweis für unseren Wert Bestätigung von außen brauchen. Wir befürchten, dass unsere Mitmenschen uns verurteilen könnten, und tun alles, um nie zu anderen Nein zu sagen oder sie zu enttäuschen. Manche halten das für die einzige Möglichkeit, von ihren Mitmenschen akzeptiert und geliebt zu werden. Aber trotz aller Erfolge im Leben fühlen wir uns womöglich weiter unzulänglich und kämpfen insgeheim mit dem Gefühl, die Erwartungen nicht erfüllen zu können. Oder wir glauben tief im Inneren, dass mit uns irgendetwas nicht stimmt. Die Angst davor, nicht gut genug zu sein, kann zu ständigem Stress und Beklemmung führen und Grübeleien, Selbstkritik sowie Überarbeitung nach sich ziehen.
Als Psychologin konnte ich ein interessantes, aber auch verblüffendes Phänomen beobachten: Viele Menschen, mit denen ich spreche, können zwar bei sich Symptome von HFA ausmachen, aber die zugrundeliegenden Ursachen nicht erkennen. Tatsächlich beharren sie oft darauf, dass sie den eigenen Wert sehr wohl zu schätzen wissen.
Eines muss jedoch deutlich klargestellt werden: Auch bei Personen, die sich als selbstbewusste und zufriedene Erwachsene sehen, können manche Handlungen durch Angst motiviert sein – was aber eben nur nicht realisiert wird. Viele kratzen bloß an der Oberfläche ihrer Selbstwahrnehmung, während Kernthemen in ihrem Unterbewusstsein verborgen bleiben. Mit diesem Buch möchte ich erreichen, dass du mehr in die Tiefe gehst und bis zu den Wurzeln vordringst, um dein wahres Ich zu erkennen und lieben zu lernen.
An dieser Stelle fragst du dich vielleicht: Warum sollte ich damit überhaupt anfangen, wenn ich mit der aktuellen Situation doch zufrieden bin? Meine Antwort darauf: weil uns HFA davon abhält, unser Potential im Leben voll auszuschöpfen. Diese Angststörung schränkt uns ein und lässt uns Aspekte unserer Persönlichkeit vor der Welt verbergen, um auf Nummer sicher zu gehen. HFA ist in Angst verwurzelt: in der Angst davor, dass andere Menschen unser »wahres Ich« sehen. Tatsächlich tragen wir den inneren Kampf dabei aber mit uns selbst aus, nicht mit anderen.
Irgendwann ist allerdings ein Moment erreicht, an dem wir die Nase voll vom Leben mit versteckter Angst haben – ich kann aus eigener Erfahrung berichten, dass man dadurch ziemlich müde und einsam wird. An diesem Punkt müssen wir uns eingestehen, dass als Ausweg nur noch die Auseinandersetzung mit den Ursachen für unsere Beklemmung bleibt, und werden dabei feststellen, dass der Grund für sie genau das ist, wovor wir die ganze Zeit davongelaufen sind.
Deinen eigenen Wert schätzen lernen
Dir einzugestehen, dass etwas nicht stimmt, ist oft der schwierigste Schritt. Aber es geht nur dann weiter, wenn du ehrlich mit dir selbst bist, nicht davonläufst und dich nicht hinter einem emotionalen Schutzschild verbarrikadierst. Dieser Prozess mag dir Angst machen, aber er ist besser als die Alternative, mit dieser Beklemmung weiterzuleben. Es ist an der Zeit, Verantwortung zu übernehmen und in dein wahres Ich hineinzuwachsen.
So wie Regen die Erde reinwäscht und neues Wachstum ermöglicht, kann das Meistern dieser Herausforderung deinen Geist läutern und deinen Pfad erhellen. In der Finsternis verbirgt sich die Chance auf neue Entfaltung und Entwicklung. Stürme mögen dich durchschütteln, aber sie werden aus dir auch den Menschen formen, der du einst werden solltest. Vertraue auf den Prozess, weil du daraus stärker, weiser und mehr im Einklang mit deinem wahren Ich hervorgehen wirst.
Das ist natürlich nicht einfach. Du musst dich dafür auf harte Arbeit einlassen, bei der es unter anderem darum geht, dich selbst und deine Gefühle ehrlich zu analysieren. Weil es sich dabei um eine Veränderung deiner ganzen Lebensweise handelt, gibt es dafür leider keine schnelle und einfache Lösung. Aber glaub mir, die Sache ist es wert. So wie eine Raupe in ihrem Kokon unterschiedliche Phasen der Metamorphose durchläuft, wirst auch du dich ins Innere zurückziehen und dort in die Tiefe gehen, während du dich auf deine Verwandlung vorbereitest. Ich möchte gern, dass sich alle Menschen als wertvoll genug empfinden und nicht mehr unter den eigenen Gedanken zu leiden haben. Die Entwicklung dorthin konnte ich bei meiner Arbeit als Therapeutin selbst bei vielen Patienten miterleben – die verblüfft zur Kenntnis genommen haben, wie sich alles ändern kann, wenn man die eigenen Gedanken voll und ganz versteht. Auf der Reise des Lebens geht es nicht darum, für andere eine Vorstellung hinzulegen, sondern darum, uns selbst voller Mitgefühl zu lieben und einfach »sein« zu können.
Oft stellen wir fest, dass wir in die Falle getappt sind und uns wieder einmal als unzureichend empfinden oder gewisse Anforderungen nicht zu erfüllen scheinen. Dabei sind wir doch in Wirklichkeit von Natur aus gut genug, so wie wir sind. Unser Wert hat nichts mit Errungenschaften, Anerkennung oder dem Vergleichen mit anderen zu tun. Wir besitzen einzigartige Qualitäten, Stärken und Talente, die uns wertvoll machen und durch die wir es verdient haben, geliebt und akzeptiert zu werden.
Wie dieses Buch funktioniert
Deinen Wert zu akzeptieren, erlaubt es dir, zu mehr Mitgefühl für dich selbst, Selbstakzeptanz und innerem Frieden zu finden. Indem du begreifst, dass du von Natur aus gut genug bist, kannst du dich von Perfektionismus und der Notwendigkeit des ständigen Strebens nach Erfolg freimachen, um stattdessen dein wahres Selbst einfühlsam und liebevoll zu...
| Erscheint lt. Verlag | 28.5.2025 |
|---|---|
| Übersetzer | Sonja Hagemann |
| Sprache | deutsch |
| Original-Titel | High Functioning Anxiety |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Psychologie | |
| Schlagworte | Achtsamkeit • ADHS • Burnout • Depressionen überwinden • eBooks • Erschöpfungsdepression • geschenk perfektionisten • Gesundheit • HFA • high functioning anxiety • mentale Gesundheit • Panikattacken • Perfektionismus • Persönliche Entwicklung • Persönlichkeitsentwicklung • Psychologie • Ratgeber • Selbstfürsorge • Selbstliebe • Selbstzweifel • Stressbewältigung • Vex King |
| ISBN-10 | 3-641-32967-1 / 3641329671 |
| ISBN-13 | 978-3-641-32967-9 / 9783641329679 |
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