Gönn dir einen Mutausbruch! (eBook)
266 Seiten
Penguin Verlag
978-3-641-30719-6 (ISBN)
Oft fehlt uns die letzte Prise Mut, um uns zu trauen, was wir uns wünschen: Allein ins Kino gehen. Ein neues Hobby ausprobieren. Offen unsere Meinung vertreten. Dabei braucht es gar nicht viel, damit wir über uns hinauswachsen. Heike Abidi und Ursi Breidenbach erzählen Geschichten vom Mutigsein, die inspirieren und zum Nachmachen anregen. Ob für den Sprung über den eigenen Schatten oder als Geschenk für die beste Freundin: Diese Mut-Spritze können wir alle gut gebrauchen!
Das neue Buch der Autorinnen des Bestsellers »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«
Heike Abidi ist studierte Sprachwissenschaftlerin. Sie lebt mit Mann, Sohn und Hund in der Pfalz bei Kaiserslautern, wo sie als freiberufliche Werbetexterin und Autorin arbeitet. Heike Abidi schreibt vor allem Unterhaltungsromane und erzählende Sachbücher für Erwachsene sowie Geschichten für Jugendliche und Kinder. »Eine wahre Freundin ist wie ein BH«, das sie zusammen mit Ursi Breidenbach veröffentlichte, hielt sich monatelang auf den Bestsellerlisten. Zuletzt erschienen von den beiden Autorinnen »Geschwister sind wie Gummibärchen« und »Großeltern sind wie Eltern, nur mit Zuckerguss«.
Nichts macht mutiger als komplette Ahnungslosigkeit
Heike
Während meiner Kindheit und Jugend gab es noch keine Handys, kein Internet, kein Privatfernsehen. Wenn im Landkreis ein Verbrechen verübt wurde, was zum Glück nicht allzu häufig vorkam, stand das am nächsten Tag in der Zeitung. Passierte etwas Verstörendes am anderen Ende der Republik, bekam man das nur mit, wenn es so bedeutsam war, dass es in der Tagesschau oder in den Radionachrichten gemeldet wurde. Der Radius dessen, was man mitbekam, war kleiner, Schreckensmeldungen erreichten uns seltener. Mit anderen Worten: Die Welt, in der wir lebten, war zwar nicht heiler oder ungefährlicher als heute, wirkte aber so.
»Aber zum Abendessen seid ihr zurück!«
Das Gefühl, permanent in Gefahr zu schweben, war uns fremd, und den Eltern dieser Zeit ging es genauso. Niemand dachte sich etwas dabei, wenn Kinder nachmittags loszogen, um im Wald Hütten zu bauen, in Hinterhöfen Verstecken zu spielen, am Flussufer Steine ins Wasser zu werfen oder mit den Rädern über Feldwege zu brettern. Hauptsache, wir waren pünktlich zum Abendessen beziehungsweise vor Sonnenuntergang wieder zu Hause.
Einmal hielt ein Fremder mit dem Wagen in der Nähe unseres Spielplatzes und versuchte, meine Freundin und mich mit Süßigkeiten anzulocken. Natürlich wussten wir, dass es »böse Männer« gab und dieser womöglich einer davon war, deshalb liefen wir schnell weg. Besonders beunruhigt hat uns dieses Erlebnis allerdings nicht, und ich kann mich nicht mal dran erinnern, ob wir unseren Eltern davon erzählt haben.
Irgendwie gingen damals wohl alle davon aus, dass das Leben grundsätzlich ungefährlich war und uns schon nichts Schlimmes passieren würde.
Waren die Menschen seinerzeit also mutiger? Oder einfach nur ahnungsloser? Ich tippe auf Letzteres.
»Allein zum Spielplatz? Never!«
Als ich kurz vor der Jahrtausendwende selbst Mutter wurde, wehte bereits ein anderer Wind. Ich wollte meinen Sohn zwar nicht überbehüten, aber ihn im Grundschulalter mit Gleichaltrigen einfach losziehen zu lassen, das wäre mir nie in den Sinn gekommen. Was da alles hätte passieren können! Allein schon die viel befahrene Bundesstraße, an der wir wohnen, stellte eine große reale Gefahr dar, und der unbeschrankte Bahnübergang, den man überqueren musste, um zum Spielplatz zu kommen, nicht minder. Überall lauerten Risiken. Natürlich begleitete ich ihn dorthin, alles andere wäre mir nicht mutig, sondern unverantwortlich vorgekommen. Das lag nicht daran, dass ich überängstlich war, sondern diese Einstellung galt inzwischen als normal.
Mit der Zeit wurde mein Sohn natürlich unabhängiger, und einen Jugendlichen auf Schritt und Tritt zu überwachen, wäre wohl das Gegenteil davon, ihn zur Selbstständigkeit zu erziehen. Aber ich wollte immer wissen, was er vorhatte, mit wem er sich traf, mit welchem Verkehrsmittel er unterwegs sein würde und wer dann gegebenenfalls am Steuer saß. Vermutlich hat er mir nicht immer alles verraten, was wohl auch besser war, sonst hätte ich mich nur unnötig aufgeregt. Wie gesagt: Ahnungslosigkeit ist manchmal Gold wert.
Und zum Glück hatte er ja ein Handy. Wenn etwas passierte, konnte er uns jederzeit erreichen, und umgekehrt … durften wir immerhin hoffen, dass er ranging, wenn wir anriefen.
Eine Ortungsapp zu installieren, wäre mir allerdings nie in den Sinn gekommen. Das hätte ich als übergriffig empfunden. Ich weiß, viele Eltern tun das, um jederzeit kontrollieren zu können, wo sich ihr Nachwuchs aufhält, doch ich persönlich finde es besser, ein Kind loszulassen. Damals, als ich mit siebzehn per Interrail durch Europa reiste, wussten meine Eltern ja auch nicht, wo ich war – ich glaube, ich rief sie in den ganzen vier Wochen nur zwei Mal von irgendeiner Telefonzelle aus an. Im Nachhinein wurde mir erst klar, wie mutig es von ihnen war, mir das zu erlauben!
Früher war alles … gefährlicher?
Verreisen, ohne ständig erreichbar zu sein, wäre heute wohl ein Unding – die Gelassenheit früherer Jahrzehnte ist dahin. Das Leben kommt uns ganz und gar nicht sicher vor – das scheinen uns die furchtbaren Nachrichten aus aller Welt zu beweisen. Kinder und Jugendliche werden entführt, missbraucht, überfahren, vernachlässigt, gemobbt. Sie treffen dumme, lebensgefährliche Entscheidungen und nehmen Drogen, stürzen beim Selfiemachen ab, treiben hochriskante Sportarten, haben einen halsbrecherischen Fahrstil oder klettern auf Züge, wo sie in die Nähe von Oberleitungen geraten und einen tödlichen Stromschlag erleiden. Sie vertrauen den falschen Leuten, schließen ungesunde Freundschaften, gehen auf Komasaufpartys. Kurz: Ihr Leben hängt im Grunde ununterbrochen am seidenen Faden! Jedenfalls könnte man diesen Eindruck gewinnen, wenn man die Nachrichten verfolgt, die permanent auf allen Kanälen auf uns einprasseln.
Dabei passiert heute eher weniger als früher. Denn die Sicherheit, in der wir uns wähnten, war nur eine scheinbare.
Zur Erinnerung: In der »guten alten Zeit« gab es weder Fahrradhelme noch Sicherheitsgurte, die Menschen rauchten und tranken mehr, sie ernährten sich schlechter und atmeten mehr Feinstaub ein. Außerdem gab es weniger Impfungen, schlechtere Medikamente und noch nicht so ausgefeilte Operationsmethoden. Vom Kalten Krieg und Terrorismus ganz zu schweigen.
Tatsächlich lagen die Opferzahlen terroristischer Anschläge in den Siebzigern und Achtzigern deutlich über denen des letzten Vierteljahrhunderts. Auch wenn es über die Anschläge auf Züge in Madrid oder die Attentate in Paris mehr Sondersendungen gab – bei den damaligen Ereignissen in Bologna, Lockerbie oder auf dem Münchner Oktoberfest starben mehr als doppelt so viele Menschen. Hätten Sie das vermutet?
Die Kriminalitätsrate in Europa, Asien und vielen weiteren Ländern sinkt seit dem Jahrtausendwechsel ebenfalls kontinuierlich – auch wenn die öffentliche Diskussion einen anderen Eindruck vermittelt.
Erstaunlich, dass wir dennoch so mutlos geworden sind.
True Crime: Selig sind die Unwissenden
Ist also alles eine Frage der Wahrnehmung? Wenn es darum geht, ob man sich sicher fühlt oder in Gefahr schwebt, ist das häufig so. Ich habe es selbst erlebt:
Vor einigen Jahren trafen wir uns mit einer Gruppe von Freundinnen und Kolleginnen bei Ursi in Österreich. Wir verlebten ein paar schöne Tage miteinander, und viel zu früh kam der Abschied.
Während Ursi die anderen mit dem Auto zum Bahnhof brachte, blieben mir noch ein paar Stunden Zeit, denn ich hatte eine spätere Verbindung gebucht. Meine Sachen waren bereits gepackt, und ich beschloss, es mir draußen mit einem Buch auf der Gartenliege gemütlich zu machen, bis Ursi zurück war. Die Sonne schien, der Himmel war blau, die Vögel zwitscherten – Idylle pur.
Ich versank in der spannenden Geschichte des Romans und merkte überhaupt nicht, wie die Zeit verging. Hätte ich auf die Uhr gesehen, wäre mir aufgefallen, dass Ursi ungewöhnlich lange wegblieb – so weit war der Bahnhof doch gar nicht entfernt.
Umso erstaunter war ich, als Ursi irgendwann – vermutlich nach einer guten Stunde – ganz aufgeregt in den Garten stürmte, mich fest umarmte und erklärte, wie erleichtert sie doch sei, dass es mir gut ging.
Klar ging es mir gut, prächtig sogar – wieso auch nicht? Alles war wunderbar.
Tja, war es wohl nicht, wie ich dann von Ursi erfuhr: Als sie aus der Stadt zurückgekehrt war und in ihr Wohnviertel einbiegen wollte, hatte die Polizei dort alles abgeriegelt. Ein Sondereinsatzkommando – schwer bewaffnet und mit Helmen sowie schusssicheren Westen ausgestattet – hatte eine Straßensperre errichtet. Es war nämlich ein Notruf eingegangen, hier wäre ein bewaffneter Heckenschütze unterwegs.
Ursi, die ja wusste, dass ich im Garten lesen wollte, bekam furchtbare Angst und versuchte mich unzählige Male anzurufen, um mich zu warnen, doch mein Handy lag drinnen zum Aufladen. Und ich draußen – quasi auf dem Präsentierteller, das perfekte Opfer für einen schießwütigen Täter. Sie malte sich schon das Allerschlimmste aus, denn normalerweise hatte ich mein Handy immer griffbereit.
Umso erleichterter war sie, mich bei bester Gesundheit und unverletzt vorzufinden. Ich dagegen erschrak erst jetzt zutiefst: Da hatte ich mich also die ganze Zeit in größter Gefahr befunden?
Nicht ganz – der angebliche Heckenschütze entpuppte sich schließlich als alter Mann, der mit seinem Luftgewehr auf Vögel zielte. Es war also gar kein Amokläufer unterwegs gewesen …
Dennoch: Während Ursi endlich aufatmen konnte, nahm bei mir das Kopfkino Fahrt auf. Was wäre gewesen, wenn sie mich erreicht hätte? Ich wäre durchgedreht, definitiv! Hätte die Terrassentüren verrammelt, mich im Bad eingesperrt und zitternd um mein Leben gebangt. Das alles ist mir erspart geblieben – einfach dadurch, dass ich von nichts wusste.
Okay, ich war nie wirklich in Gefahr. Aber was, wenn der Heckenschütze echt gewesen wäre? Ich wagte kaum daran zu denken!
Letztendlich verbuchte ich das Ganze unter »Noch mal gut gegangen« und »Unfassbare Geschichte« – denn das ist sie wirklich, finden Sie nicht?
Je älter, desto risikobewusster
Zurück zu der Beobachtung, dass uns die Welt früher sicherer vorkam als heute, und der Frage, warum das so ist.
Einerseits liegt es wohl an der allgemeinen Stimmung damals und der...
| Erscheint lt. Verlag | 13.8.2025 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Lebenshilfe / Lebensführung |
| Schlagworte | Bestsellerautorin • buch feminismus • Buch Geschenk • Buch Inspiration • buch mut • buch selbstvertrauen • eBooks • Eine gute Freundin ist wie ein BH • female empowerment buch • Geschwister sind wie Gummibärchen • großeltern sind wie eltern, nur mit zuckerguss • Lebenshilfe • Motivation • Persönlichkeitsentwicklung • Positives Denken • Psychologie • Ratgeber • Selbstwert |
| ISBN-10 | 3-641-30719-8 / 3641307198 |
| ISBN-13 | 978-3-641-30719-6 / 9783641307196 |
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