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Tiefenpsychologie für Dummies -  Timo Storck

Tiefenpsychologie für Dummies (eBook)

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Wiley-VCH (Verlag)
978-3-527-84095-3 (ISBN)
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Dieses Buch erklärt wie die Tiefenpsychologie aus der Psychoanalyse entstanden ist und warum sie sich zur am zweithäufigsten angewendeten Therapiemethode gemausert hat. Sie erfahren was es mit Schlagworten wie Verdrängung, Sexualität und Fehlleistung auf sich hat, wie eine tiefenpsychologische Therapie abläuft, wie sie wirkt und für wen sie überhaupt in Frage kommt. Auch ein Blick in den Alltag kommt nicht zu kurz. Sie werden erstaunt sein, welche Bedeutung die Psychoanalyse in Kultur und Politik spielt.

Timo Storck ist Professor für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Psychologischen Hochschule Berlin. Daneben arbeitet als Therapeut in seiner eigenen Praxis in Heidelberg. Außerdem ist er als Lehrtherapeut und Supervisor an verschiedenen Aus- und Weiterbildungsinstituten tätig.

Einleitung


Freud!

Oh, Entschuldigung, ich wollte Sie nicht erschrecken. Aber da sehen Sie es schon: Jedes Buch über Psychoanalyse oder Tiefenpsychologie fängt mit diesem Namen an. Die Psychoanalyse hat mittlerweile rund 130 Jahre auf dem Buckel (das sind bald 1000 Hundejahre) und man kann sagen, dass ihre Begriffe und Denkfiguren in die Alltagssprache Einzug erhalten haben. Wenn wir über Verdrängung, Freud'sche Versprecher, die Bedeutung unserer Träume oder manches anderes sprechen, dann nehmen wir Bezug auf die Psychoanalyse.

Und natürlich sollte man auch nicht vergessen, dass aus der Psychoanalyse abgeleitete Verfahren bis heute in Deutschland Teil der Richtlinien-Psychotherapie sind. Wenn Sie an einer psychischen Störung leiden, dann können Sie sich an einen niedergelassenen Therapeuten wenden, der in diesen Verfahren arbeitet. Die Kostenträger (Krankenkassen, Beihilfe) übernehmen in der Regel die Kosten für die psychotherapeutische Behandlung.

Bevor es so richtig losgeht, sollte ich ein paar Begriffe klären:

»Psychoanalyse« meint im Sinne Freuds dreierlei:

  • eine Theorie des Psychischen, also darüber, wie wir psychisch so »funktionieren« (Sie wissen schon: Bewusstes und Unbewusstes, Motivation und Emotion, Persönlichkeit, Kognitionen, Verarbeitungsprozesse, Beziehungen zu sich selbst und zu anderen)
  • eine Methode zur Untersuchung psychischer Prozesse
  • ein Verfahren zur Behandlung von Menschen mit psychischen Störungen (beziehungsweise ein Verfahren, das Menschen dabei hilft, sich besser zu verstehen)

Psychoanalyse ist also mehr als nur ein Therapieverfahren. Das macht es möglich, auch psychoanalytisch auf andere Bereiche des menschlichen Lebens zu blicken, zum Beispiel auf Kunst, Kultur und Gesellschaft. Und das bringt es mit sich, dass man eine ganze Menge Begriffe erklären muss, die mit der Psychoanalyse als Theorie des Psychischen zu tun haben.

Aber: Die Psychoanalyse hat eben auch mit Therapie zu tun. Eine psychoanalytische Behandlung findet – ja, es ist wahr und heute immer noch so – häufig auf der Couch statt. Also, der Patient liegt auf der Couch. Der Psychoanalytiker hat ein eigenes Möbel, einen Sessel, der hinter dem Kopfende der Couch steht. Eine Psychoanalyse kann lange dauern, es ist nicht festgelegt, wie lange; meistens kommen Patienten drei oder sogar vier Mal in der Woche in die Praxis. Die Couch ist aber kein Muss, sondern ein Hilfsmittel, das für einige Behandlungen sehr nützlich ist. Warum das so ist, werde ich Ihnen noch genauer erklären.

In der Gesundheitsversorgung in Deutschland gibt es die Psychoanalyse eigentlich sogar zwei Mal. Wie kommt das? Im Lauf der Zeit (genau genommen: ab 1967) fand man es sinnvoll, zwischen kürzeren Therapien (zum Beispiel zur Behandlung von Schwierigkeiten, die jemand hat, der gerade mit einer akuten Lebenskrise fertigwerden muss) und längeren Therapien (zum Beispiel wenn es darum geht, dass jemand umfassende psychische Veränderungen anstrebt) zu unterscheiden. Diese beiden Formen, die sich aus der Psychoanalyse Freuds ableiten, nennt man

  • analytische Psychotherapie (im Gegenübersitzen oder im Couch-Setting, 2–4 Stunden pro Woche, insgesamt bis zu 300 Stunden)
  • tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (im Gegenübersitzen, eine Stunde pro Woche, insgesamt bis zu 100 Stunden)

Diese beiden Verfahren gehören zu den insgesamt vier Psychotherapie-Verfahren, die in Deutschland wissenschaftlich und sozialrechtlich anerkannt sind; die anderen beiden sind die Systemische Therapie und die Verhaltenstherapie.

Die beiden aus der Psychoanalyse abgeleiteten Verfahren werden auch als »analytisch begründete Psychotherapie-Verfahren« bezeichnet, weil die psychoanalytische Theorie für sie den Hintergrund bildet. Gleichzeitig spricht man international von »psychodynamic psychotherapy«, wenn man die Verfahren meint, die sich auf die Psychoanalyse stützen. Und das wird auch manchmal übersetzt als »psychodynamische Psychotherapie«.

Das ist verwirrend. Da müssen Sie jetzt aber durch. Zur Orientierung: In Deutschland spricht man meist von analytischer Psychotherapie und tiefenpsychologisch fundierter Psychotherapie zusammengenommen

  • in der Forschung als »psychodynamische Psychotherapie«,
  • in der psychotherapeutischen Versorgung als »analytisch begründete Psychotherapie-Verfahren«.

Jetzt heißt dieses Buch zu allem Unglück auch noch »Tiefenpsychologie für Dummies«. Was soll das denn jetzt?

Vielleicht ist das hier eine Hilfe:

  • Psychoanalyse bedeutet: Theorie des Psychischen, Untersuchungsmethode, Behandlungsmethode (wie oben beschrieben).
  • Psychodynamik/psychodynamisch bedeutet: eine Vorstellung des Psychischen, in dem unterschiedliche mentale »Kräfte« wirken, also zum Beispiel widerstreitende Wünsche oder Motive (dazu komme ich noch genauer).
  • Tiefenpsychologie bedeutet: eine Vorstellung des Psychischen, in dem es mehr zu entdecken gibt als das, was an der Oberfläche ist (also eher eine Metapher).

Über dieses Buch


In diesem Buch möchte ich Ihnen ein Bild der Tiefenpsychologie/Psychoanalyse vermitteln, in unterschiedlichen Bereichen. Es wird viel um Psychoanalytikerinnen und Psychoanalytiker gehen, um Konzepte und Theorien, aber natürlich auch darum, was jetzt in einem Behandlungszimmer passiert und welche Modelle psychischer Erkrankungen es gibt. Es wird aber auch um das gehen, wozu die Psychoanalyse außerhalb des Behandlungszimmers etwas zu sagen hat: Kunst, Kultur und Gesellschaft. Aber auch, warum Sie sich partout nicht den Namen Ihres Kollegen merken können oder immer den Bus verpassen, der Sie zum längst vereinbarten Treffen mit Ihren (heißgeliebten) Schwiegereltern bringt.

Mein besonderes Anliegen dabei ist es, Ihnen dieses Bild auf eine Weise zu präsentieren, die mit bestimmten Vorurteilen (die nicht ohne Grund entstanden sind) über die Tiefenpsychologie/Psychoanalyse aufräumt. Psychoanalyse ist eine ernst zu nehmende Angelegenheit – und nicht das, was in manchen Spielfilmen und leider auch manchmal im wissenschaftlichen Kontext als Karikatur daraus gemacht wird. In Kapitel 11 werde ich mich einigen der Vorurteile genauer widmen. Aber auch schon davor werde ich versuchen, mein Anliegen umzusetzen: nämlich zu zeigen, dass Psychoanalyse ernst genommen werden kann, aber dass sie dabei auch zugänglich ist und es selbstironisch und unterhaltsam sein kann, sich mit ihr zu beschäftigen.

Ein unterhaltsames Buch zu schreiben, in dem es auch um psychische Störungen und deren Behandlung geht, ist eine Herausforderung. Ich habe mich bemüht, respektvoll und wertschätzend zu schreiben und keine Witze zu machen, von denen jemand sich verletzt fühlen könnte. Ich hoffe, das ist mir gelungen.

Was mir hoffentlich auch gelungen ist, Ihnen Antworten auf folgende Fragen zu vermitteln, mit denen Sie möglicherweise an dieses Buch herangehen:

  • Was hat es mit diesen Begriffen auf sich, die Sie schon mal gehört haben: Haben alle Versprecher eine unbewusste Bedeutung? Zeigt sich in Ihren Träumen, wie Sie wirklich sind? Ist alles, was Sie sich nicht merken konnten, verdrängt?
  • Wer war jetzt dieser Freud? Angeblich war er kokainsüchtig – stimmt das? Warum hat er sich das alles ausgedacht? Gab es denn danach überhaupt noch andere Psychoanalytiker? Nee, oder?
  • Die psychoanalytische Theorie ist irgendwie komisch. Geht es wirklich immer nur um Sex? Und hat Freud (und wer danach noch so kam) nicht ein sehr, sehr pessimistisches Bild vom Menschen? Was müssen Sie wissen, um die Psychoanalyse zu verstehen? Welche Weiterentwicklungen gibt es, wie denken und arbeiten Psychoanalytiker heute?
  • Was soll das mit der Couch? Wer muss sich da drauflegen und wer darf sitzen bleiben? Sprechen Psychoanalytiker wirklich nicht? Warum zum Teufel nicht!? Wie läuft so eine Behandlung ab und warum?
  • Wie versteht die Psychoanalyse unterschiedliche psychische Störungen? Kommt alles aus der Kindheit? Ist immer die Mutter schuld? Und wie kann man die Vergangenheit hinter sich lassen?
  • Wirkt das jetzt dann alles wirklich? Wie stellt die Psychoanalyse es sich vor, dass durch eine Behandlung eine Veränderung eintritt? Das müsste man doch auch messen können, oder nicht?
  • Sie haben mal gehört, dass Psychoanalytiker auch Filme interpretieren. Warum machen die das und wie? Können sie auch Bücher interpretieren? Oder meinen Lieblings-Rap-Song, zum Beispiel »My type« von Saweetie?
  • Hat die Psychoanalyse auch etwas zu gesellschaftlichen Prozessen zu sagen? Ja, oder? Aber man kann doch eine Gesellschaft nicht auf die Couch legen. Wie geht es denn dann?

Über all das finden Sie in diesem Buch etwas heraus. Ich bin gespannt, ob die Fragezeichen in Ihrem Kopf mehr oder weniger werden.

Konventionen


Wenn im Text etwas fett gedruckt ist, dann heißt das, dass es besonders wichtig ist. Wenn ich Sie mal im realen Leben treffen sollte, dann werde ich die fett gedruckten Passagen abfragen.

Sie finden an manchen Stellen Kästen. Darin schweife ich etwas ab. Ha, als ob ich das ansonsten im Text nicht auch tun würde! Wissen...

Erscheint lt. Verlag 16.4.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Esoterik / Spiritualität
ISBN-10 3-527-84095-8 / 3527840958
ISBN-13 978-3-527-84095-3 / 9783527840953
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