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Der kleine Seelenretter -  Monika Röder

Der kleine Seelenretter (eBook)

Wege zu Selbstregulation, innerer Ruhe und verbundenem Kontakt zu anderen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
240 Seiten
Carl-Auer Verlag
978-3-8497-8484-3 (ISBN)
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Selbstregulation als Super-Skill Im Stress tendieren wir dazu, negativ zu denken, die Verantwortung bei anderen zu sehen und von ihnen Unterstützung zu erwarten. Oftmals gerät auch der Organismus aus der Balance, und belastende Gefühle und körperliche Symptome schaukeln sich gegenseitig auf. Das hat wiederum Auswirkungen auf unsere sozialen Beziehungen, unsere Leistungsfähigkeit und langfristig auf unsere körperliche Gesundheit. Der kleine Seelenretter hilft dabei, sich selbst besser wahrzunehmen und zu regulieren. Selbstregulation beinhaltet die Fähigkeit, sich zu beruhigen und wieder in einen kontaktfähigen Modus zu kommen; sie kann aber auch bedeuten, sich aus einer Lethargie oder Handlungsunfähigkeit heraus zu mobilisieren, um das eigene Leben wieder zu gestalten. Die erfahrene Psychotherapeutin Monika Röder richtet den Blick gleichermaßen auf den Körper wie auf Kognitionen und Emotionen. Sie übersetzt aktuelle Erkenntnisse aus der Neurobiologie und bewährte psychologische Modelle in lebensnahe Beispiele, anschauliche Skizzen und praktische Übungen. Der kleine Seelenretter vermittelt Selbstregulation dadurch auf eine Weise, dass man sofort damit beginnen kann. Die Autorin: Monika Röder, eid. anerkannte Psychotherapeutin; Berufseinstieg in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen am Bodensee (CH); Weiterbildung Systemische Therapie und Beratung bei der IGST Heidelberg; Leitung einer familientherapeutischen 2-Jahres-Gruppe in der stationären Jugendhilfe; 8 Jahre im psychologischen Team einer Vater-Mutter-Kind Vorsorge- und Rehaklinik. Seit 2011 ist sie selbständig mit eigener Praxis für Paartherapie und Systemtherapie in Bad Säckingen; seit 2017 zweite Praxis in Basel. Zusätzliche Weiterbildungen in integrativer Leib- und Bewegungstherapie, Paarlife, PEP, klinischer Hypnose, Traumatherapie (dbt cPTSD und Ego-State-Therapie), Sexualtherapie und klinischer Sexologie. Schwerpunkte: Paartherapie (Krisenintervention, Affären, Kommunikation), sexualtherapeutische Arbeit (Libidoverlust, Verlangensunterschiede, Funktionsstörungen), Psychotherapie (Lebenskrisen, Essstörungen, Sexualität).

Monika Röder, eid. anerkannte Psychotherapeutin; Berufseinstieg in der Psychiatrischen Klinik Münsterlingen am Bodensee (CH); Weiterbildung Systemische Therapie und Beratung bei der IGST Heidelberg; Leitung einer familientherapeutischen 2-Jahres-Gruppe in der stationären Jugendhilfe; 8 Jahre im psychologischen Team einer Vater-Mutter-Kind Vorsorge- und Rehaklinik. Seit 2011 ist sie selbständig mit eigener Praxis für Paartherapie und Systemtherapie in Bad Säckingen; seit 2017 zweite Praxis in Basel. Zusätzliche Weiterbildungen in integrativer Leib- und Bewegungstherapie, Paarlife, PEP, klinischer Hypnose, Traumatherapie (dbt cPTSD und Ego-State-Therapie), Sexualtherapie und klinischer Sexologie. Schwerpunkte: Paartherapie (Krisenintervention, Affären, Kommunikation), sexualtherapeutische Arbeit (Libidoverlust, Verlangensunterschiede, Funktionsstörungen), Psychotherapie (Lebenskrisen, Essstörungen, Sexualität).

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WAS IST SELBST – REGULATION?


Selbstregulation als Super-Skill


Selbstregulation ist die Fähigkeit, beruhigend, tröstend oder aktivierend auf sich selbst, den Körper, die Gedanken und Gefühle einwirken zu können, um sich zu beruhigen oder zu einer gewünschten Handlung zu mobilisieren und damit den angestrebten inneren Frieden (wieder) zu finden.

Die Fähigkeit zur Selbstregulation ist der Schlüssel zu Gesundheit, Erfolg und erfüllenden Beziehungen. In einer neuseeländischen Langzeitstudie konnte nachgewiesen werden, dass nicht Intelligenz oder soziale Herkunft darüber entscheiden, wie erfolgreich Kinder im späteren Leben sind. Entscheidend ist ihre Fähigkeit zur Selbstregulation (Moffitt, Poulton a. Caspi 2013). Vielleicht kennen Sie das berühmte Naschexperiment? Kinder werden mit Süßigkeiten und dem Versprechen allein gelassen, sie bekämen doppelt so viel, wenn sie mit dem Essen warten können. Kinder, denen das gelungen ist, zeigten dabei die gleichen Regulationsstrategien, die auch bei Erwachsenen wirken, wie beispielsweise Ablenkung oder beruhigende Selbstgespräche. In anderen Langzeitstudien zeigte sich, dass Kinder mit ausgeprägterer Fähigkeit zur Selbstregulation tatsächlich besser im Leben standen: Sie hatten ein gesünderes Ernährungsverhalten, einen geringeren Suchtmittelmissbrauch, bessere Schul- und Berufserfolge und glücklichere Partnerschaften.

Erlernt wird die Fähigkeit zur Selbstregulation meist im Elternhaus, und zwar durch anfängliche und später immer weiter ausklingende Unterstützung der Eltern. Kinder lernen dabei auf unterschiedlichen Ebenen und mehr oder weniger bewusst. Dies kann ausdrücklich geschehen, indem beispielsweise die Großmutter dem ungeduldig auf den Besuch wartenden Kind erklärt: »So, jetzt setzt du dich erst mal hier hin und malst ein schönes Bild für die Tante, die gleich kommt.« Und es kann implizit geschehen, wenn das Kind beobachten kann, wie die wichtigen Bezugspersonen mit Stress umgehen, indem sie sich beispielsweise eine Tasse Tee kochen und sich damit ein paar Minuten ruhig hinsetzen, um sich ein kleines Päuschen zu gönnen. Wesentlich sind dabei insbesondere zwei Strategien, die im nächsten Kapitel erklärt werden: die sogenannte Co-Regulation, also die beruhigende Unterstützung durch eine regulierte andere Person, und das Lernen am Modell, das heißt, den anderen mehrfach, eher unbewusst dabei zu beobachten, wie er oder sie es macht.

Selbstregulation statt Selbstkontrolle


Selbstregulation und Selbstkontrolle sind nicht dasselbe. Es gibt Menschen, die sich sehr gut kontrollieren können, die das allerdings über starke innere Kritiker, viel Disziplin und ein hohes Anspannungsniveau machen. Sie stoppen innere Handlungsimpulse etwa durch selbstabwertende Gedanken wie »Du bist wieder viel zu ungeduldig«, »Du bist unmöglich« oder »Lass es, du machst wieder alles viel schlimmer!« und setzen gegen die innere Unruhe eine noch größere Anspannung, um sich selbst zu stoppen. Die innere Anspannung eskaliert dadurch noch mehr, erzeugt weiteren Stress, der mit noch höherer Anspannung kontrolliert werden muss. Wenn wir uns dagegen innerlich regulieren, beruhigt sich das innere Stressniveau. Der Blutdruck sinkt, der Herzschlag beruhigt sich, und wir werden wieder stabiler, beziehungs- und handlungsfähiger. Die Fähigkeit, wieder »selbst-wirksam handeln« zu können, ist ein wirksames Mittel gegen Ohnmachtsgefühle und ein elementares Bedürfnis des Menschen.

Der Einfluss der Lebensumstände und Erwartungen im Hinblick auf unser Glück


Viele Menschen verwechseln Glück mit Fröhlichsein, Spaßhaben oder Euphorie. Sie spüren ihr Glück nur, wenn es sich in intensiven Gefühlszuständen zeigt. Doch was ist Glück? Der Autor und Podcaster Jay Shetty findet, Liebe sei ein Begriff, der zwar nicht überschätzt werden darf, aber unterdefiniert sei (Shetty 2023). Das Gleiche denke ich vom Glück. Bei der Liebe unterscheiden wir zwischen den eher flüchtigen, aber intensiven Zuständen oder Phasen des Verliebtseins und einer stabileren Fähigkeit zu lieben. Ähnlich ist es mit dem Glück. Wir erleben eher flüchtige Glücksmomente, wenn wir uns über etwas sehr freuen, stolz sind, für etwas belohnt werden oder ausgelassen lachen und feiern. Andererseits gibt es die stabilere Fähigkeit, glücklich zu sein und ein gutes, glückliches Leben zu führen.

In einem Interview mit dem Hypnotherapeuten Gunther Schmidt über das Selbst (YouTube 2020)2 definiert der Hirnforscher Joachim Bauer Glück als Zustand, in dem wir es mit uns selbst aushalten können. Glück bedeute, aus dem Reiz-Reaktions-Modus auszusteigen, Momente der Muße zu finden und in einem friedlichen Zustand mit uns selbst zu sein.

Auch die Direktoren der »Harvard Study of Adult Development« versuchen, Glück zu definieren (Waldinger a. Schulz 2023). Sie beschrieben es als eine Art Wohlbefinden, Aufblühen oder Gedeihen, also eher einen aktiven Zustand mit Wachstumskomponente als eine flüchtige Stimmung. Ihre Forschung bezieht sich demnach eher auf die Fähigkeit, ein gutes Leben zu leben. Ich möchte Glück für unser Projekt der Selbstregulation folgendermaßen beschreiben:

Glück ist ein ausgeglichener, friedlicher Zustand mit uns selbst, von dem aus wir fröhliche Stimmungen erleben, aber auch schwierigere Zeiten bewältigen können. Glücklichsein ist zudem eine Fähigkeit, mit der wir immer wieder vertrauensvoll zu unserer inneren Mitte und Zufriedenheit zurückkehren und in der wir stetig wachsen können.

Die Fähigkeit zur Selbstregulation hat also einen gewissen Bezug zur Fähigkeit, glücklich zu sein bzw. ein gutes Leben zu führen, denn je besser wir uns regulieren können, umso größer ist die Chance, trotz aller Widrigkeiten des Lebens immer wieder in eine ausgewogene Ruhe und Balance zu finden. Ein wesentlicher Schlüssel sind dabei unsere Erwartungen. Es ist Teil unserer menschlichen Natur, dass wir nach immer mehr und Besserem streben. Bereits die Vorfahren des Homo sapiens suchten nach dem größten Mammut, der schönsten und gesündesten Frau und den süßesten Beeren. Dieses Streben ist seit Jahrtausenden in den menschlichen Genen verankert und sicherte das Überleben unserer Art.

Doch obwohl wir Menschen fortwährend versuchen, unsere Leistungsfähigkeit, unseren Wohlstand und Lebensstandard zu erhöhen, werden wir dabei nicht glücklicher. Denn größere Errungenschaften im Lebensstandard übersetzen sich nicht in Glück, sondern in noch höhere Erwartungen.

Voltaire wird das Zitat zugeschrieben: »Perfect is the enemy of good«, was etwa bedeutet: Perfektionismus ist der Feind des Guten. Je mehr wir versuchen, glücklicher zu werden, desto mehr Stress entsteht. Wie die Untersuchungen zum World Happiness Report regelmäßig zeigen, gibt es in vielen Kulturen einen sozialen Druck, also hohe Erwartungen zum Glücklichsein. Der hohe Erwartungsdruck kann ins Gegenteil umschlagen und zu Defiziten in der psychischen Gesundheit vom Burn-out bis hin zu hohen Suizidraten führen.

Es sind also nicht so sehr die Lebensumstände, Äußerlichkeiten oder auch konkrete Lebensereignisse, die uns glücklich oder unglücklich machen. Eine Scheidung, ein Jobverlust oder selbst ein Lottogewinn löst nicht per se ein Glücks- oder Unglücksempfinden aus. Das persönliche Erleben ist abhängig von den Erwartungen, der persönlichen Bewertung und im Wesentlichen von den individuellen Erinnerungen und Vorerfahrungen, die im Gedächtnis gespeichert sind und zu entsprechenden Erwartungen und Bewertungen führen. So kann der Jobverlust je nach Individuum und Kontext als Befreiung, als tiefe Demütigung oder als Auslöser für existenzielle Ängste empfunden werden. Den Lottogewinn können wir als Glück und große Entlastung, aber auch als Verpflichtung zu verantwortungsvollem Handeln, Sorgen vor Neid und Bedrängnis und damit als Druck empfinden. Das konkrete Empfinden ist, wie wir später noch genauer sehen werden, Ergebnis autonomer innerer Kettenreaktionen im vegetativen Nervensystem, die mit individuellen Erinnerungen und Bewertungen zusammenhängen und damit angenehme oder unangenehme Gefühle auslösen können.

Der Einfluss von sozialen Beziehungen und Selbstregulation auf unser Glück


Was also ist es, das uns wirklich glücklicher und zufriedener macht? In den USA wurde 1938 eine Untersuchung begonnen, die bis heute läuft. Die »Harvard Study of Adult Development« gilt als die längste Studie zu Glück und Lebensumständen, die jemals gemacht wurde. Erstmals ging es nicht um die Frage, was Menschen krank macht,...

Erscheint lt. Verlag 26.3.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
ISBN-10 3-8497-8484-3 / 3849784843
ISBN-13 978-3-8497-8484-3 / 9783849784843
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