Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Trasse ist Klasse -  Verena Liebers

Trasse ist Klasse (eBook)

Vom Abenteuer vor der Haustür zu laufen
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Egoth Verlag
9783903376724 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
(CHF 19,50)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Wer dieses Buch gelesen hat, wird sich Fahrrad- und Laufschuhe schnappen und nie wieder verreisen, weil er erkannt hat, dass die wahren Abenteuer direkt vor der Haustür locken, egal wo man lebt. Eine Einladung zur bewussten Wahrnehmung der kleinen Naturschönheiten unserer Umgebung! Die Wunder liegen nämlich vor der Haustür und Klimaschutz ist keine dröge Angelegenheit, sondern ein Abenteuer nach dem anderen. Radeln und Laufen, Nahreise statt Fernreise, das ist das Credo der Autorin. Sie nimmt den Leser mit zu ihren Entdeckungen jenseits berühmter Aussichtspunkte. Enthusiastisch berichtet sie vom Weg zur Arbeit, von Training, Verletzungspech und Wettkampffreuden auf kurzen und längeren Strecken. Als Wahl-Bochumerin hat Verena Liebers vor allem eine Vorliebe für die Trassen des Ruhrgebiets entwickelt und dabei zugleich eine Inspiration für all jene geschaffen, die vielleicht nicht nur wegen der Pandemie im Umfeld ihrer Heimat bleiben wollen oder müssen. Außerhalb des Ruhrgebiets berichtet sie auch über Radtouren im Bergischen Land und von sportlichen Erlebnissen in eher unscheinbaren Regionen Norddeutschlands (Uelzen, Otterndorf, Wingst). Verena Liebers ist erfahrene Ultraläuferin, sie lässt die Leser teilhaben an ihrer Begeisterung für diesen Sport, aber richtet den Blick hier vor allem auf die unauffälligen Schönheiten am Wegesrand und menschlichen Begegnungen. Sie erzählt charmant und mit einem Schmunzeln von ihren Erlebnissen mit den 'harten Kerlen' aus ihrem Sportverein, den 'Franks'. Dies ist kein Ratgeber, kein Trainingsprogramm, kein Reiseführer und trotzdem von allem etwas. Vor allem aber die Einladung einer Biologin, die Natur vor der Haustür sportlich zu entdecken. Dies ist das richtige Buch für alle Laufeinsteiger und ebenso für die erfahrenen Marathonis und Triathleten, die statt Trainingsplänen eine Entspannungslektüre suchen. Dies ist ein Plädoyer für die Kraft und Faszination der Natur, ein Motivationsbuch, das alle Stubenhocker nach draußen lockt.

Verena Liebers, Künstlername 'VIGLi', geb. 1961 in Berlin-Wilmersdorf als zweite von drei Schwestern, Studium der Biologie und Promotion in München, lebt und arbeitet seit 1990 als Biologin und Künstlerin in Bochum; diverse literarische Auszeichnungen, leitet die Theatergruppe 'VIGLis Wanderbühne'. Weitere Informationen im Internet unter www.vigli.de

Verena Liebers, Künstlername "VIGLi", geb. 1961 in Berlin-Wilmersdorf als zweite von drei Schwestern, Studium der Biologie und Promotion in München, lebt und arbeitet seit 1990 als Biologin und Künstlerin in Bochum; diverse literarische Auszeichnungen, leitet die Theatergruppe "VIGLis Wanderbühne". Weitere Informationen im Internet unter www.vigli.de

OTTO UND WAS TRASSEN SIND


Das Ruhrgebiet war früher mehr als heute von Bahnstrecken durchzogen, die bekanntermaßen Kohle und Koks, Stahl und Eisen zwischen den Förderanlagen und Fabriken hin und her transportierten. Für die Fördertürme und rauchenden Schlote war die Region so bekannt, dass meine Freunde meinten, ich würde künftig auf einem Schornstein leben, als ich vor 30 Jahren von Bayern nach Bochum zog. Manche denken das sogar heute noch, weil sie immer nur Urlaub in Mallorca machen und Bochum nicht einmal von der Landkarte kennen. Dabei war schon damals, in meinen ersten Ruhrgebietsmonaten, der Himmel über der Ruhr längst wieder blau, und meine Vermieter trockneten ihre Bettlaken im Garten, ohne dass sie anschließend schwarz waren. Wenn mich jemand auf Bergbau anspricht, denke ich als Erstes an das Bochumer Museum und den Bottroper Herbstwaldlauf, der jahrelang am Bergwerk Prosper-Haniel ausgerichtet wurde. Es ist eine Vergangenheit, die zu der Region gehört, schon deshalb, weil bis in alle Ewigkeit Wasser abgepumpt werden muss, wenn das Ruhrgebiet nicht als Seenplatte vermarktet werden soll. Etwa ein Fünftel der Region liegt infolge des Bergbaus unter dem Grundwasserspiegel. Wir haben hier also nur geliehenes Land, nicht viel anders als die Küstenbewohner hinter den Deichen im Norden.

Hin und wieder sackt die Erde ab, nicht lange nach meiner ersten Ankunft in Bochum wurde sogar ein kompletter PKW verschluckt. Das hat mich damals sehr beeindruckt. Niemand weiß eben so genau, an welcher Stelle wie viel und mit welchen Folgen im Ruhrgebiet gebuddelt wurde. Vielleicht leben eine Etage tiefer noch ein paar Unterirdische, die sich von Staub ernähren, es gibt hier so viel Überraschendes, da würde mich das nicht wundern.

Im Wesentlichen sind Bergbau und Zechen allerdings Vergangenheit, der endgültige Kohleausstieg wurde 2018 intensiv gefeiert und beweint. Deswegen sind die Kohle- und Koksbahnstrecken unnötig geworden. Weil wir aber im Zeitalter der Wiederverwertung leben, entstehen auf diesen Trassen zunehmend Radwege. Relativ steigungsarm und nach Möglichkeit kreuzungsfrei schlängeln sie sich abseits vom Straßenverkehr durch die Landschaft. Ein Glücksfall für Sportler und Umweltbewusste, die ihre Einkäufe gerne autofrei erledigen, sofern sie dabei nicht Gefahr laufen, von einem Laster überrollt zu werden.

Nun sind Bahntrassen, die sich zu Radwegen verwandeln, keine Erfindung des Ruhrgebiets: In ganz Deutschland und auch darüber hinaus haben sich die Menschen die ehemaligen Bahnwege zunutze gemacht, wäre ja auch schade um die wunderbar angelegten Verbindungswege. Knapp 5500 Kilometer Trasse verzeichnet die Internetseite Bahntrassenradeln.de bundesweit. Spitzenreiter im Trassenradeln ist Nordrhein-Westfalen, vor allem wenn man die in Planung befindlichen Strecken mit einrechnet. 1013 Kilometer sind es schon derzeit, doch sind 24 weitere Trassen geplant. Die Bayern sind zwar mit 1017 Kilometern eigentlich genauso gut ausgestattet, aber das verteilt sich im Freistaat auf weit mehr Quadratkilometer, so dass die Trassendichte in NRW deutlich höher ist. Außerdem kann ich aus meiner langjährigen Erfahrung mit den Lederhosenbesitzern sagen, da spricht keiner über Trassen. Im schönen Bayernland geht man sonntags auf den Krottenkopf oder die Zugspitze, man trifft sich am Tegernsee oder an der Isar. Sie können sich also beliebig oft und lange in Süddeutschland verabreden, ohne dass Sie dem Wort „Trasse“ jemals begegnen.

Das ist im Ruhrgebiet anders. Wenn Sie nicht gerade ausschließlich Museen und Theater besuchen, wird es nicht lange dauern, bis Ihnen jemand einen Spaziergang oder eine Radtour entlang einer Trasse vorschlägt. Das liegt sicher nicht nur an den 1013 Kilometern, sondern auch daran, dass es im Ruhrgebiet sehr viele Menschen und erstaunlich viele Autos gibt, die auf zahlreichen Autobahnen und Straßen durch die Metropolregion sausen. Meistens lassen sich Fahrzeiten von A nach B nicht ermitteln, sondern die übliche Antwort lautet: „Das kommt darauf an, wie lang der Stau ist.“

Zwischen den Autostaustrecken stehen viele Häuser, die oft zwar gut zu bewohnen sind, aber nicht gerade ein optisches Highlight darstellen, und dann natürlich noch ein paar Fabriken und die legendären Schornsteine.

In so einer Umgebung ist eine Trasse ein kleines Wunder. Grün gesäumte Wege, die verkehrsfrei durch die Region führen, wo Sie entlangbummeln und -rollen können, ohne dabei überhaupt noch zu wissen, ob Sie noch in Bochum oder schon in Hattingen oder Essen sind. Autos und Häuser sind nur die Kulisse hinter diesen Freizeitwegen, die Sie ungestört von Straßenlärm genießen können. Dieses Trassennetzwerk hat das Ruhrgebiet verwandelt, es hat den Menschen ihre tatsächliche Automobilität zurückgegeben, denn „auto“, so erläutert es das weltweite Lexikon, ist ein „Wortbildungselement mit der Bedeutung ‚ohne fremdes Zutun‘“; sinnverwandt wäre „eigen“ oder „selbst“. Wir können uns selbst bewegen auf diesen Trassen, ohne Motor, zu Fuß oder strampelnd mit unserer Muskelkraft. Da sind wir also viel mehr automobil als mit der motorisierten Form, die uns als Auto bekannt ist. Der Mensch hat Vorfahrt auf diesen Wegen, nicht die Maschine. Dennoch dauerte es für mich eine Weile zwischen der ersten Trassenlaufrunde und dem Augenblick, als ich dachte: Das ist ja der Wahnsinn, das muss ich aufschreiben.

Zu den 1013 Trassenkilometern gehören natürlich auch winzige Versatzstücke, die noch keinen ganzen Ausflug rechtfertigen. Aber in Bochum gibt es mindestens zwei Bahntrassenradwege, an denen kein Bochumer vorbeikommt: Die Springorum-Trasse und die Erzbahn. In den gut 30 Jahren, die ich schon in Bochum verbracht habe, lebte ich zunächst im Ortsteil Stahlhausen, und seit ein paar Jahren bin ich im südlichen Bochumer Zentrum, im Teil eines Stadtteils, der als Ehrenfeld bekannt ist, zu Hause. Man kann in den Zeitungen lesen und unterdessen an den Mietpreisen erkennen, dass dieses Viertel mittlerweile als hip gilt. Das allerdings interessiert die bodenständigen Bewohner weniger als die Tatsache, dass es hier kurze Wege zum legendären Bermudadreieck, zum Bahnhof, zum Schauspielhaus und dem Supermarkt gibt. Der Unterschied zwischen meiner Wohnlage in Stahlhausen und der im Ehrenfeld lässt sich für mich vor allem daran festmachen, dass ich zunächst nahe der Erzbahn und nun nahe der Springorum-Trasse wohne. Die eine verbindet Bochums Mitte mit Gelsenkirchen und dessen Zoo, die andere reicht vom Bochumer Zentrum bis an die Ruhr. Mittlerweile gibt es auch ein Verbindungsstück zwischen Erzbahn und Springorum-Trasse, so dass die Radler ungestört von den Eisbären zu den Kanadagänsen rollen können oder umgekehrt und dabei noch an Sehenswürdigkeiten wie der Jahrhunderthalle und dem Museum im Schlosspark vorbeikommen. Wer dort noch nicht geradelt oder gelaufen ist, war eigentlich noch nicht wirklich in Bochum.

Die Springorum-Trasse ist nun also seit ein paar Jahren mein erweitertes Wohnzimmer. Diese Trasse ist bei mir um die Ecke, weil ich dort hingezogen bin, wo sie ist oder besser, wo sie gerade begann zu sein. Sie wurde Teil meines Lebens, ehe sie überhaupt fertiggebaut war, eine Verbindungslinie zwischen der Innenstadt und dem Stadtteil Weitmar, die so logisch ist, dass wir Bochumer dort gelaufen und spaziert sind, als Zäune und Absperrungen uns noch vorgaukeln wollten, das sei eine Baustelle und kein Weg. Die Bochumer ließen sich nicht aufhalten, es war einfach ein Wegstück, das uns gehörte, noch ehe es asphaltiert war, und danach gehörte es uns natürlich auch und erst recht.

Es ist nicht weit zur Trasse für mich, es sind 1000 Meter oder 950, genauer ist meine Uhr nicht. Eine kurze Steigung ist dabei. Als Höhenmeter lässt sich das kaum messen, es sind vielleicht acht oder zehn Meter, gerade so wie ein Deich an der Küste.

Bevor die Trassen zu Radwegen wurden, gab es eine Zeit, als sie nahezu vergessen waren – nicht mehr für den Bergbau nutzbar, aber auch noch nicht für den Touristen. In dieser Nicht-mehr-noch-nicht-Zeit waren sie verwunschene Trampelpfade, welche die Einheimischen kannten oder Hundebesitzer, die konnten dort mit ihrem Fiffi mal eben ins Gebüsch, und keiner prüfte, ob sie alles in Plastiktüten wieder mitnahmen, was er verdaute, wer ging da schon lang.

Unterdessen sind diese Rad- und Fußwege sympathische Falten in dem neuen Gesicht des Ruhrgebiets. Vorzeigeobjekte für die Touristenstadt und Urlaubsregion. Von der Innenstadt bis an die Ruhr sind es zehn Kilometer, die Autos auf Abstand, dafür kollidieren Rennradler mit Schlendernden, die die ganze Trassenbreite für sich beanspruchen. Läufer stolpern über Hundeleinen, und Kinderwagen werden von E-Bikes überholt. Im Großen und Ganzen funktioniert es aber, ist es friedlich und unfallfrei. Der Name Springorum-Trasse schien mir immer etwas sperrig, bis ich es in ein „Spring-da-rum“ verwandelt habe, was mir deutlich passender erscheint. In Wirklichkeit ist Springorum allerdings ein bekannter Name in Bochum. Es gab ein Steinkohlekraftwerk in Weitmar, das zunächst Kraftwerk...

Erscheint lt. Verlag 24.1.2024
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Sport Leichtathletik / Turnen
Schlagworte Bewegung • Bochum • Gesundheit • Laufen • Marathon • Ruhrgebiet • Sport • Ultralaufen
ISBN-13 9783903376724 / 9783903376724
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Wasserzeichen)

DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasser­zeichen und ist damit für Sie persona­lisiert. Bei einer missbräuch­lichen Weiter­gabe des eBooks an Dritte ist eine Rück­ver­folgung an die Quelle möglich.

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich