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The Family Guest (eBook)

Spiegel-Bestseller
SPIEGEL Bestseller | Fesselnder psychologischer Spannungsthriller mit tödlichem Twist | Exklusiver Farbschnitt in limitierter Erstauflage

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Harpercollins (Verlag)
978-3-7499-0715-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

The Family Guest -  Nelle Lamarr
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Als die britische Austauschsschülerin Tanya für ein Jahr bei den Merritts einzieht, hofft die Familie nach dem Tod ihrer ältesten Tochter Anabel auf einen Neuanfang. Doch während Tanya sich schnell einlebt, werden ihre Ähnlichkeiten mit Anabel von Tag zu Tag unheimlicher. Nicht nur, dass Tanya wie Anabel aussieht - was Gastmutter Natalie auf einen Zufall zurückführt -, die junge Frau fängt auch an, wie Anabel zu klingen... Während Natalie nachts im Bett liegt, fragt sie sich zunehmend: Wer schläft wirklich in ihrem Gästezimmer?



Nelle Lamarr lebt umgeben von velen Haustieren mit ihrem Ehemann und ihren Zwillingstöchtern in Los Angeles. Sie liebt es, von ihren Leserinnen und Lesern zu hören.

EINS


Paige

Da ist sie!« Meine Mutter zeigte auf ein statuenhaftes Mädchen mit rosafarbener Baseballmütze, das vor der Ankunftshalle des internationalen Flughafens von Los Angeles stand. Ganz in Weiß gekleidet – Leinen-Capris, ein übergroßer Pullover und Designer-Pantoletten –, sprang sie aus unserem Auto, das große, selbst gebastelte Schild mit den vielen roten aufgemalten Herzen in den Händen, auf dem stand: Willkommen in L. A., Tanya! Es war so kitschig, dass ich am liebsten gekotzt hätte.

Meine Mutter schwenkte es mit beiden Händen und schrie in voller Lautstärke Tanyas Namen, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, während mein Vater den Motor abstellte und ihr folgte. Lustlos stieß ich die Fondtür auf und stellte mich zu meinen Eltern an den Bordstein. Der Flughafen war überfüllt von Fahrzeugen und Reisenden, aber wir hatten einen Parkplatz in der Nähe des Terminals ergattert. Von mir aus hätte er auch eine Meile entfernt sein können. Meinetwegen sogar zehn. Ich freute mich kein bisschen darauf, unsere Austauschschülerin kennenzulernen.

Ich behielt das Mädchen im Auge, nachdem es uns entdeckt hatte. Winkend und mit einem strahlenden Lächeln bahnte unser Gast sich den Weg durch die Menge zu unserem Auto, das wir nicht unbeaufsichtigt lassen konnten. Auf dem Foto, das meine Mutter mir gezeigt hatte, war ihr Haar kürzer, eher schmutzig blond, und sie war etwas fülliger gewesen. Aber dieses Mädchen war gertenschlank, hatte langes platinblondes Haar und trug modische Röhrenjeans, einen Hoody und strahlend weiße Turnschuhe. Obwohl sie einen Rucksack und einen riesigen Rollkoffer mitschleppte, hatte sie den Gang eines Supermodels mit langen, schwungvollen Schritten. Von Weitem ähnelte sie meiner Schwester Anabel, sie war nur größer, schlaksiger und blonder. Aber für mich sahen sowieso alle Blondinen gleich aus, besonders hier in Südkalifornien – es war irgendwie unheimlich.

Vielleicht hatte meine Mutter unbewusst einen Ersatz gesucht, als sie sich entschieden hatte, diese Austauschschülerin aufzunehmen. Ein Trauma, sagte unser Familientherapeut, könnte seltsame, andauernde Auswirkungen auf uns haben. Uns, das waren übrigens ich, meine Mutter, mein Vater und mein kleiner Bruder Will, der auf irgendeiner internationalen Robotikkonferenz war, die er nicht verpassen durfte. Will war zwölf und ein Nerd. Unsere hauseigene Hackergruppe, die aus einem Mitglied bestand.

Ich hätte auch Dringendes zu erledigen gehabt, wie meine beste Freundin Jordan zu treffen, die am nächsten Tag nach Berkeley aufbrach, oder mit meinem Freund Lance abzuhängen, der den ganzen Sommer über weg gewesen war. Aber meine Mutter hatte darauf bestanden, dass ich mit zum Flughafen komme. Sie war so aufgeregt, weil ich unsere Austauschschülerin kennenlernen würde. Was wusste sie schon? Ich hatte kein Interesse an einem weiteren Familienmitglied, nicht einmal einem auf Zeit.

Meine Schwester Anabel, die fünfzehn Monate älter war als ich, war vor über zwei Jahren gestorben, und ich hatte mich damit abgefunden, die einzige Tochter zu sein. Meine Schwester und mich hatte nie viel miteinander verbunden. Sie war der Liebling meiner Mutter, und ich konnte ihr nicht das Wasser reichen. Selbst mein zweiter Platz war weit abgeschlagen. »Das ist meine Tochter Anabel«, sagte meine Mutter immer. »Und das ist meine andere Tochter, Paige.« Ich war immer die andere Tochter, und daran hatte sich auch nichts geändert.

Wenigstens für meinen Bruder war ich immer die Nummer eins gewesen. Ich liebte Will und wollte ihn nicht verlieren. Stieße ihm etwas Schreckliches zu, würde ich total ausrasten.

Tanya schlängelte sich durch die Menge der erschöpft aussehenden Menschen, die nach L. A. zurückkehrten oder unsere Stadt der Engel besuchten, ein, wie ich fand, lächerlicher Spitzname für diesen von Verbrechen geplagten Ort. Sie beschleunigte ihr Tempo, und ihr Koffer rollte neben ihr her. Es war einer von diesen schicken Hartschalenkoffern. Glänzend burgunderrot.

Endlich hatte sie uns erreicht. Meine überschwängliche Mutter stellte das Schild ab und begrüßte sie mit weit geöffneten Armen. Unser Familiengast ließ den Griff des Koffers los und stürzte sich direkt hinein. Sie hielten sich fest umschlungen wie zwei enge Freundinnen, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten. Endlich lösten sie sich voneinander.

»Ich bin so gespannt, hier zu sein, Mrs. Merritt.«

»Musstest du lange warten? Tut mir leid, dass wir zu spät sind.«

»Keine Sorge. Es ist nicht Ihre Schuld. Unser Flugzeug ist eine halbe Stunde früher gelandet. Und ich bin ruckzuck durch den Zoll gekommen. Ich habe gelächelt und nett ›Hallo‹ gesagt, da hat mich der Beamte gleich durchgelassen.« Sie hatte einen charmanten britischen Akzent, der sich sehr nach Emma Watson anhörte, und ihr Lächeln erinnerte an einen Filmstar. Es reichte von einem Ohr zum anderen und zeigte einen Satz perfekter perlweißer Zähne. Na ja, bis auf eine kleine Lücke zwischen den beiden Schneidezähnen.

Das Lächeln strahlte bis in ihre Augen. Weil ich erwartet hatte, dass sie grün-blau wie die meiner Schwester sein würden, war ich überrascht, dass sie so braun wie die meines Vaters waren. In Kombination mit ihren dichten lakritzschwarzen Augenbrauen, die ebenfalls seinen ähnelten, stellte sich mir die Frage, ob sie naturblond war. Auf jeden Fall war sie mit ihrem schlanken Körper und ihrem exotischen Aussehen einfach wunderschön.

»Wie war dein Flug, Dear?« Meine Mutter sah sie immer noch an. »Oh, und bitte nenn mich Natalie.«

Wenigstens sagte sie nicht »Mama«. Oder Nat. Das war für meinen Vater reserviert, der noch kein Wort gesagt hatte.

»Er war okay, aber wirklich sehr lang, Mrs. Merritt.« Sie besann sich und kicherte. »Ich meine, Natalie. Und übrigens, Sie sind ja so hübsch! In echt sind Sie noch hübscher als auf den Fotos!«

Was für ein krasses Geschleime.

»Ach, hör aber auf. Du bist zu freundlich!« Meine blonde blauäugige Mutter, ein ehemaliges Model, errötete. Es war, als ob sie und Tanya in dieser Sekunde eine Verbindung fürs Leben eingingen.

Ich zwang mich, Hallo zu sagen, um die Aufmerksamkeit aufzulockern, die meine Mutter ihr schenkte.

Unsere Austauschschülerin sah mich an und grinste. »Du musst Paige sein. Deine Mum hat mir schon so viel von dir erzählt.«

Ich zuckte innerlich zusammen. Was denn zum Beispiel? Sie bevorzugt Flohmarktklamotten statt Designeroutfits und trägt Birkenstocksandalen mit Socken. Sie isst komische Sachen und muss zehn Pfund abnehmen. Oh, und ich glaube, sie ist noch Jungfrau.

»Nett.« Ich brachte ein höfliches Lächeln zustande. Oder vielleicht war falsch der richtige Ausdruck.

Ich bin mir sicher, dass meine Mutter ihr Fotos von mir geschickt hatte, aber mir sagte sie nicht, dass ich in natura viel hübscher sei. Wahrscheinlich, weil ich es nicht war. Ich hatte kein bisschen von der schlanken Schönheit meiner Mutter geerbt. Gut – abgesehen von ihren großen saphirblauen Augen. Mit meinem widerspenstigen kastanienbraunen Haar, dem kantigen Kiefer und dem knochigen Körper sah ich meinem Vater sehr ähnlich. Er selbst sah zwar unfassbar gut aus, aber sein klassisches Profil hatte sich auf mich nicht besonders gut übertragen. Lost in translation. Manche Mädchen haben einfach Glück und werden schön geboren. Ich spürte einen gewissen Neid, als sich Tanyas fröhliche Stimme in meine Gedanken mischte.

»Ich freue mich schon so drauf, Zeit mit dir zu verbringen. Vielleicht können wir ja zusammen shoppen gehen?«

Letzteres war eher eine Feststellung als eine Frage.

Meine Mutter ersparte mir eine Antwort und stellte meinen Vater Matt vor. Genau, das sind meine Eltern. Matt und Nat. Ich habe oft gedacht, sie sollten eine Werbeagentur eröffnen – Nat von Matt.

Ganz der erfolgreiche Geschäftsmann, streckte mein Vater seine breite langfingrige Hand aus. (Wenigstens meine Hände hatte ich von ihm, zusammen mit seiner Sportlichkeit, die dazu beitrug, dass ich in der Mädchen-Basketballmannschaft meiner Schule der Star wurde.) Miss Einschleimer ergriff sie huldvoll und schenkte auch ihm ein süßstoffsüßes Lächeln.

»Schön, Sie kennenzulernen, Mr. Merritt.«

»Willkommen in Los Angeles, Tanya.« Er ließ den Blick länger als nötig auf ihr ruhen. Ich bin mir sicher, dass er die vage Ähnlichkeit zwischen ihr und Anabel bemerkte. Genauso wie die Größe ihrer Brüste. Sie waren unmöglich zu übersehen.

»Wir freuen uns, dass du dein letztes Schuljahr bei uns verbringst.«

Sprich für dich selbst, Dad. Tanya war nicht meine Idee gewesen. Gerade fand alles zu so etwas wie Normalität zurück – was auch immer das war –, schon gab es einen Neuzugang, der das Gleichgewicht in unserer Familie wieder durcheinanderbrachte. Eine unbekannte Variable.

Tanya bedankte sich bei meinem Vater und fügte hinzu: »Ich bin das erste Mal in Los Angeles.«

Als Tochter eines Diplomaten musste sie weit gereist sein. Doch merkwürdigerweise hatte ihr Koffer keine einzige Delle. Nicht mal einen Kratzer. Vielleicht war er nagelneu und sie hatte ihn in Heathrow in Plastikfolie eingepackt, obwohl ich keine Gepäckanhänger sah. Vielleicht hatte sie sie auch schon abgezogen, was ich immer tat.

Wie auch immer. Mein Vater antwortete: »Ich bin sicher, dass meine Frau und Paige dich gerne herumführen werden.«

»Ich kann es kaum erwarten, zu Urban...

Erscheint lt. Verlag 20.2.2024
Übersetzer Wolfgang Thon
Sprache deutsch
Original-Titel The Family Guest
Themenwelt Literatur Krimi / Thriller / Horror
Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Dunkle Vergangenheit • Familiendrama • Familiengeheimnisse • Identitätsdiebstahl • mentale Gesundheit • Mord • psychologische Spannung • Psychothriller • Thriller • Verlust
ISBN-10 3-7499-0715-3 / 3749907153
ISBN-13 978-3-7499-0715-1 / 9783749907151
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