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Das Meer, die Welle und ich -  Mayla Wedekind

Das Meer, die Welle und ich (eBook)

Was ich vom Surfen über Mut, Vertrauen und Loslassen lernte
eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Gräfe und Unzer (Verlag)
978-3-8338-9298-1 (ISBN)
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Wasser, Wellen, Wind: Als Mayla zum ersten Mal auf dem Surfbrett steht, ist das der Beginn einer besonderen Liebesgeschichte zwischen ihr und dem Meer. Von nun an verbringt sie jede freie Minute auf dem Bord. Ob Ozean oder Ostsee - Mayla ist talentiert, macht schnell Fortschritte, behauptet sich bestens in dieser Jungswelt. Dennoch holen sie immer wieder Zweifel ein: Bin ich gut genug?, Was, wenn ich versage? Doch Welle um Welle lernt Mayla, sich freizuschwimmen: von Anspruchsdenken und Ängsten. Von dem Wunsch, alles kontrollieren zu wollen, und von Perfektionismus. In ihrer inspirierenden Autobiografie voller Erkenntnisse zeigt Mayla, was auch wir vom Meer lernen können - über Mut, Vertrauen und den richtigen Flow im Leben.

Mayla Wedekind hat Psychologie studiert, arbeitet als Peloton-Fitnesstrainerin und surft für ihr Leben gern. Direkt nach der Schule ging sie von Norddeutschland nach Bali, wo sie mehr als sechs Jahre lebte. Ihre Klienten und Social-Media-Community begeistert Mayla mit ihrer klugen, unkomplizierten Art und ihrer Leidenschaft fürs Surfen und das Meer. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in London.

Mayla Wedekind hat Psychologie studiert, arbeitet als Peloton-Fitnesstrainerin und surft für ihr Leben gern. Direkt nach der Schule ging sie von Norddeutschland nach Bali, wo sie mehr als sechs Jahre lebte. Ihre Klienten und Social-Media-Community begeistert Mayla mit ihrer klugen, unkomplizierten Art und ihrer Leidenschaft fürs Surfen und das Meer. Die Autorin lebt mit ihrem Mann in London.

DAS WASSER UND ICH


Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, während der Atem durch meinen angespannten Körper rasselt. Ich spüre den Schmerz von Muskeln, deren Existenz mir vor einer Stunde nicht einmal bewusst zu sein schien. Mein Surfboard hatte mich in voller Fahrt am Hinterkopf getroffen, eine Lehre für mich, das Board immer im Blick zu behalten und die Konzentration nicht zu verlieren. Die Krämpfe in den Waden und die Beule am Kopf pulsieren noch lange, nachdem ich das Wasser verlassen habe. Doch da ist mehr. Unter dem rasenden Puls und dem Brennen des Salzwassers in meinen Schrammen fühle ich mich in diesem Moment so lebendig wie niemals zuvor. Freude strömt durch meine Poren und weckt jede Zelle meines Körpers auf. Ich habe nur einen Gedanken im Kopf: Dieses Gefühl möchte ich nie wieder missen.

Ich wuchs in Plön auf, einer kleinen, verschlafenen Stadt im nördlichen Schleswig-Holstein. Zur Ostsee brauchte man mit dem Auto nur eine halbe Stunde, und zu den vielen ringsum liegenden Seen war es nur ein Katzensprung. Beide prägten meine Kindheit und Jugend stark. Die tiefe Ruhe der Seen zog das aufgeweckte Mädchen in mir schon immer an, sodass ich die Sommermonate meistens im, auf und am Wasser verbrachte. Wo ich sonst mit dem Kopf in den Wolken war und meine Energie endlos schien, hatten die Seen etwas Beruhigendes, das mich ins Hier und Jetzt brachte. In den ersten warmen Tagen des Jahres in den noch kalten See zu springen fühlte sich wie ein Abwaschen der Wintermonate an. Schon damals war der Sprung ein Muss, denn beim langsamen Hineinwaten wurde meine Liebe zum Wasser dann doch getestet.

Ob Winter oder Sommer, eines blieb gleich: Im Wasser fühlte ich mich schwerelos, als würden all meine Sorgen gelöst und von der Strömung fortgetragen werden.

Ich liebte die Seen, noch mehr aber liebte ich das Meer. Von klein auf spielte ich stundenlang Meerjungfrau in der Ostsee und schien dabei ihre Kälte nicht wahrzunehmen. Während andere Kinder nach Muscheln und Schätzen tauchten, war ich fasziniert von den Mustern des Meeresgrunds, wo sich endlose Wellen in den Sand zeichneten. Ein gleichmäßig geformtes Auf und Ab, wie eine Hügellandschaft auf dem Grund des Meeres. Die anfangs besorgten Blicke meiner Eltern, wenn ich zu lange unter der Oberfläche blieb, ließen bald nach. Sie wussten, dass ihre »kleine Wasserratte« in ihrem Element war, als ich ihnen mit glitzernden Augen von den Fischen und dem unberührten Meeresboden erzählte.

In meiner Jugend gab es für mich nichts Schöneres, als einen Tag am Meer zu verbringen. Meerjungfrau spielen trat dabei immer mehr in den Hintergrund, und die Frage, welcher Bikini am besten die Bräune zeigte, wurde langsam wichtiger. Auch in meiner Teenagerzeit wusste ich jedoch immer, dass das Meer mir mehr geben konnte als nur eine gute Bräune. Als die Trennung meiner Eltern meiner jugendlichen Sorglosigkeit ein jähes Ende bereitete, schienen die Strandtage mit meinen Freunden die einzige wirkliche Auszeit zu sein, die ich so sehr brauchte. Das Wasser war auch in dieser Phase meines Lebens ein Ort des Abschaltens und Loslassens. Damals wusste ich nicht genau, warum es mich immer wieder zu ihm zog. Ob lange Herbstspaziergänge an den Seen oder ausgiebiges Sonnenbaden am Ostseestrand in den ersten Strahlen des Sommers – beides gehörte wie selbstverständlich zu meinem Leben. Das jährliche Anbaden Anfang März wurde ungeachtet des Wetters zur Tradition.

Die Zeit am Meer hilft mir auch heute noch, mich nicht nur zu entspannen, sondern auch zu beleben. Schon immer hat das Meer mir die Dualität des Lebens gezeigt, denn ich kenne nichts, was mir so viel geben und gleichzeitig so viel Energie rauben kann wie ein Strandtag. Die tiefen blauen Töne des Wassers haben eine beruhigende Wirkung auf mich, während die salzige Luft alle Sinne zu vitalisieren scheint. Nach einem langen Tag am Wasser kommen jedoch auch immer die Gefühle der Erschöpfung in mir hoch. Das Meer ist der Grund, warum ich um 19 Uhr ins Bett gehe und um 5 Uhr morgens wieder loslegen will.

Heute lade ich dieses Gefühl von Erschöpfung und Freude am Ende eines langen Surftages mit offenen Armen ein. Dehydriert und todmüde falle ich nur noch ins Bett, um meine blutdurchschossenen Augen zu schließen.

Der beste Schlaf, den man überhaupt haben kann: surfed out und das Herz voller Freude. Beim Einschlafen spürte ich jeden Muskel. Aber ich wusste: Am Morgen würde ich wie neugeboren aufwachen.

Das Salzwasser scheint nicht nur meine Nasennebenhöhlen durchgespült, sondern auch alle Sorgen weggewaschen zu haben. Dieses Gefühl ist der Grund, warum mich die Wellen auch am nächsten Tag wieder magisch anziehen werden.

IM CHAOS DIE BALANCE BEHALTEN


Mit Wellenreiten begann ich relativ spät, denn Deutschland bietet nicht die besten Bedingungen zum Üben. So wäre es sicherlich übertrieben, die verwaschenen Wellen der Ostsee als Surfparadies zu bezeichnen. An der Nordseeküste treten an manchen Tagen auch mal gute Wellen auf, aber sie ist nicht der verlässlichste Surfspot, man muss schon das Glück auf seiner Seite haben.

Das richtige Wellenreiten kannte ich nur aus Filmszenen über den Lifestyle in Kalifornien oder Abenteuer auf Hawaii. Diese Bilder faszinierten mich schon früh, jedoch erschienen sie mir wie aus einer anderen Welt, weit weg von meinem einfachen norddeutschen Dasein. Als ich gerade Abi machte, kam der Film Soul Surfer heraus, in dem die Geschichte einer hawaiianischen Surferin erzählt wird, die ihren Arm bei einem Haiangriff verliert. Über den lockeren Surf-Lifestyle, besonders aber auch das Abenteuer, mit Haien zu schwimmen und sich in ungewisse Strömungen zu stürzen, wollte ich mehr wissen. Wellenreiten hatte also schon immer einen Platz in meinen Gedanken. Es war mit ein Grund, warum es mich nach dem Abitur für ein Jahr Work & Travel an die Ostküste Australiens zog, wo es einen ganz anderen Stellenwert im Alltag einnahm. Fast jeder Aussie an der Küste stand wohl zumindest schon einmal im Leben auf einem Brett, ähnlich wie in Deutschland vermutlich jeder Mensch schon mal einen Ball gekickt hat. Das Surfboard zählt hier zu einem natürlichen Bestandteil fast jeden Haushalts. Für mich als etwa Zwanzigjährige war es allerdings schwer, surfen zu lernen, und ich war neidisch auf die australischen Kinder, die sich den Sport einfach spielerisch nebenbei aneigneten.

Am Strand zu stehen und zu sehen, wie eine »richtige« Welle nach der anderen brach, gab mir einen Vorgeschmack auf die Gewalt, die das Meer am anderen Ende der Welt zu haben schien. Als ich beobachtete, wie sich die Wellen ihren Weg zum Strand bahnten mit einer Kraft und Schönheit, die ich so noch nicht erlebt hatte, war es um mich geschehen. Für mich waren Wind und Wellen sonst immer verbunden gewesen, ich wusste nicht, dass sie auch unabhängig voneinander auftreten können, wie hier in Australien. Andere Sportarten, die ich ausprobiert hatte, wurden unwichtig, und schon bald war es allein das Wellenreiten, das meinen Alltag bestimmte. Meine »Alles oder Nichts«-Haltung, die bei anderen Sportarten in Deutschland dazu geführt hatte, dass ich schnell mein persönliches Leistungsziel erreichte, kam mir auch beim Surfen zugute. Nachdem ich einmal Feuer dafür gefangen hatte, wollte ich so gut werden, wie ich konnte, und komplett eintauchen in dieses neue Universum.

Am Wellenreiten faszinierte mich besonders, dass es die Aspekte der Balance und der Unkontrollierbarkeit in sich vereint. Es ist ein Zusammenspiel zwischen den unzähmbaren Wogen des Meeres und einem statischen, menschengemachten Board. Ich wollte spüren und erleben, wie es sich anfühlt, die Kontrolle über das Brett zu haben, während die Wellen ihren eigenen Willen zu haben schienen. Jede Welle ist einzigartig und bringt eine neue Überraschung mit sich. Diese Ungewissheit, welches Gesicht das Meer mir heute zeigen wird, war mir allzu bekannt: spiegelglatt mit kleinen weißen Schaumkronen am Ufer oder stürmisch und bedrohlich, sodass der beißende Geruch der Algen und der salzige Wind einem die Tränen in die Augen treibt. Trotz ständiger Bewegung, Unregelmäßigkeiten und fordernder Bedingungen war mir auch hier in Australien das Meer seltsam vertraut. Als Wasserliebhaberin wollte ich jedes seiner Gesichter kennenlernen und wertschätzen, es jedoch in keinem Punkt versuchen zu verstehen oder zu beeinflussen. Stundenlang schaute ich mir die Wellen an, studierte Strömungen und probierte im Line-up – der Bereich im Wasser, wo sich die Surfer ansammeln, um von hier aus in die Wellen zu paddeln –, ein Muster im Wellengang zu erkennen. Das Studium des Meeres ist eines der schwersten, denn nur eins ist gewiss: Es bleibt in Bewegung.

In dieser Zeit wurde ich oft daran erinnert, wo meine physikalischen Grenzen waren und überschritt diese regelmäßig. Wenn der feste Boden unter den Füßen verschwindet und man sich dem Meer hingibt, gibt man gleichzeitig auch einen Teil der eigenen Kontrolle auf. Da im Wasser alle Sinne gebraucht werden, kann dieser Kontrollverlust den Körper schnell aus der Balance bringen.

Auf meinem Surfboard zu sitzen, während die Strömung kraftvoll in eine andere Richtung zieht und der eben noch flache Ozean meterhohe Wellen produziert, erfordert Konzentration. Den Atem kontrollieren. Die Schultern entspannen. Loslassen und die Kontrolle abgeben.

Die eigene körperliche Reaktion hängt dabei von der subjektiven Bewertung ab. Schätze ich eine Situation als bedrohlich ein, dann verfalle ich sehr wahrscheinlich in Panik, inklusive aller körperlichen Reaktionen. Aber ich muss mir stets bewusst sein, dass der Kampf gegen das Wasser sinnlos ist, da es immer stärker sein wird. Eine Wahl ist zu treffen: das...

Erscheint lt. Verlag 4.4.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Lebenshilfe / Lebensführung
Schlagworte Achtsamkeit • Dankbarkeit • Innere Ruhe finden • Krise • Krise meistern • Krisen meistern • laura malina seiler • Lebenserfahrung • Lebensfreude • Lebenshilfe • Lebenskrise • Lebenslektionen • Lebensmitte • Lebensweisheiten • Loslassen • Midlife Crisis • Perfektionismus • Persönlichkeitsentwicklung • Selbst-Coaching • Selbstliebe • Selbstvertrauen • Selbstverwirklichung • Selbstwert • Selbstwertgefühl • Selbstzweifel • Spirituelle Geschichten • Tessa Randau
ISBN-10 3-8338-9298-6 / 3833892986
ISBN-13 978-3-8338-9298-1 / 9783833892981
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