Mamma macht Ärger (eBook)
200 Seiten
Scorpio Verlag
9783958034365 (ISBN)
Nora Scheffel, geb. 1974, studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Studium folgte der Einstieg als Journalistin bei den Fernsehnachrichten im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk mit Vorliebe für Medizinthemen. Seit vielen Jahren ist sie außerdem nebenberuflich an einem Universitätsklinikum im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig. Im November 2020 erhielt sie die Diagnose 'Brustkrebs'. Aus dem Wunsch, die Krankheit zu verstehen und bestmöglich durch die Therapie zu kommen, resultierten umfangreiche Recherchen und schließlich die Idee für dieses Buch, um anderen Betroffenen zu helfen. Nora Scheffel lebt in Mainz.
Nora Scheffel, geb. 1974, studierte zunächst Betriebswirtschaftslehre. Nach dem Studium folgte der Einstieg als Journalistin bei den Fernsehnachrichten im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk mit Vorliebe für Medizinthemen. Seit vielen Jahren ist sie außerdem nebenberuflich an einem Universitätsklinikum im Bereich Öffentlichkeitsarbeit tätig. Im November 2020 erhielt sie die Diagnose "Brustkrebs". Aus dem Wunsch, die Krankheit zu verstehen und bestmöglich durch die Therapie zu kommen, resultierten umfangreiche Recherchen und schließlich die Idee für dieses Buch, um anderen Betroffenen zu helfen. Nora Scheffel lebt in Mainz.
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DIE DIAGNOSE: WARUM AUSGERECHNET ICH?
Brustkrebs. Das kann doch nicht wahr sein. Hat man bisher nur von anderen gehört. Okay, man kennt schon so manche Betroffene, aber das war doch alles weit weg …
Da sagt dir jemand, dass du krank bist – du fühlst dich aber gar nicht krank. Warst gerade noch mitten im Leben. Eventuell stellst du dir die Frage: »Was habe ich falsch gemacht?«
Erst einmal zu deiner Beruhigung: An Brustkrebs oder einem Mammakarzinom, wie es so schön im Ärztelatein heißt, ist man nicht »schuld«. Es gibt verschiedene Risikofaktoren, die diese Erkrankung begünstigen können, wie bestimmte Gene, ein dichtes Brustgewebe, eine in jungen Jahren früh einsetzende Periode oder Umweltfaktoren. So gesehen ist es schlichtweg Pech, die Niete in der Lotterie der Natur. Und absolut ein Grund, traurig und wütend zu sein.
Da du dieses Buch liest, hast du deine Diagnose höchstwahrscheinlich bereits, festgestellt durch verschiedene Untersuchungen wie Mammografie, MRT (Magnetresonanztomografie) oder Ultraschall und abgesichert durch eine Biopsie, eine Gewebeentnahme mit einer Hohlnadel. Als Souvenir können blaue Flecken oder Schmerzen zurückbleiben, das ist nicht ungewöhnlich und vorübergehend. Der Biopsie-Befund zeigt, wie bissig der Kerl ist und welche Therapie nötig sein wird.
Das Gespräch, in dem dir diese Hiobsbotschaft verkündet wurde, hast du demnach also hinter dir – und vor dir eine Menge weitere Termine. Es erfolgen weitere Untersuchungen: Der Arzt im Brustzentrum schaut sich den Tumor wahrscheinlich noch einmal per Ultraschall an; bei fortgeschrittener Erkrankung oder aggressiveren Tumoren wird zudem per CT (Computertomografie) und Knochenszintigramm nach möglichen Metastasen gesucht. All diese Untersuchungen sind nicht schmerzhaft.
Im Idealfall wird das sogenannte Tumorboard eines Brustzentrums (mehr dazu im Kapitel 2 »Therapie«) entscheiden, welches die beste Therapie für deinen Befund ist – im Anschluss wird ein Arzt mit dir diese Entscheidung ausführlich besprechen. Zu diesem Gespräch solltest du dir jemanden mitnehmen, denn gerade in der Anfangszeit ist man nur begrenzt aufnahmefähig, und vier Ohren hören mehr als zwei.
Wichtig ist: Die Diagnose ist kein Notfall. Es kommt nicht auf einzelne Tage an, lass dir Zeit, die neuen Informationen zu verarbeiten. Außerdem kann es sinnvoll sein, dir in einer anderen Klinik, bei einem anderen Facharzt eine Zweitmeinung zu deinem Fall anzuhören. Dazu hast du ein Anrecht. Und diese Zeit hast du. Oftmals ist auch ein Telefontermin möglich, wenn diese Klinik oder Praxis von deinem Wohnort zu weit entfernt ist. Das spart Stress und Nerven.
Der Befund: Ein Fremdwörtergewitter
Erst mal ein wenig mehr zu unseren zwei Mädels: Die weibliche Brust ist sehr empfindlich und wird durch die Geschlechtshormone beeinflusst und verändert, abhängig vom Zyklus – deutlich spürbar zum Beispiel vor der Menstruation, wenn durch Wassereinlagerungen der BH plötzlich kneift.
Die Brust ist aus Drüsen-, Fett- und Bindegewebe aufgebaut, außerdem natürlich aus Blutgefäßen, Lymphgefäßen und Nerven. Das Drüsengewebe besteht aus Milchgängen und Drüsenläppchen. Die Lymphbahn verläuft aus der Brust über die Lymphknoten Richtung Achsel. Diese Knoten sind normalerweise klein und schmerzlos, bei Entzündungen oder Brustkrebs können sie anschwellen und schmerzen. Durch den hormonellen Einfluss können sich aber auch gutartige Veränderungen bilden, wie Zysten, Lipome oder Fibroadenome.
Wie entsteht Brustkrebs eigentlich? Man könnte vereinfacht sagen: Es ist nichts anderes als Zellwachstum, das aus der Reihe tanzt. Bei der regulären Zellteilung entstehen immer wieder Fehler, die der Körper normalerweise repariert. Wenn diese Reparatur fehlschlägt, entstehen daraus Krebszellen.
Verschiedene Formen von Krebswachstum
Brustkrebs entwickelt sich in drei Vierteln aller Fälle aus den Milchgängen der Brust – das invasiv duktale Mammakarzinom, nach einer neueren Klassifikation auch »NST« genannt, »nicht spezifischer Typ«. Meist bildet es Knoten, die bei den Vorsorgeuntersuchungen gut zu sehen sind. Das invasiv lobuläre Karzinom hat seinen Ursprung in den Zellen der Brustdrüse und betrifft etwa zehn bis 15 Prozent aller Erkrankungen. Es ist schwer tastbar und bei Untersuchungen nicht immer gut zu erkennen. Die restlichen Formen sind selten: Das tubuläre, das muzinöse und das meduläre Karzinom gehen von der inneren Schicht des Milchgangsystems aus, alle drei Arten haben gute Prognosen. Ebenfalls recht selten ist der inflammatorische Brustkrebs – er betrifft nur etwa ein bis fünf Prozent aller Erkrankungen. Diese Form gilt aber als aggressiv; die Brust ist dann oft geschwollen und gerötet und daher von einer entzündeten Brust nicht einfach zu unterscheiden. Tumorzellen blockieren den Lymphabfluss, die Haut der Brust kann dadurch wie eine Orangenschale aussehen. Es gibt aber auch Fälle, die untypisch verlaufen – bei unklaren Hautflecken auf der Brusthaut sollte ebenfalls an inflammatorischen Brustkrebs gedacht werden.
Auch ein eher seltener Vertreter ist das Paget-Karzinom, bei dem die Brustwarze oder der Warzenhof betroffen sind. Es äußert sich durch schuppende Haut oder Juckreiz in dieser Region und kommt meist in Begleitung einer Brustkrebsvorstufe oder eines Brusttumors.
Ein Sonderfall ist das DCIS (Duktales Carcinoma in situ), eine Frühform in den Milchgängen, die noch nicht in das Gewebe eingewachsen ist. Zellen, die die Milchgänge auskleiden, sind bereits krankhaft verändert, bleiben aber vor Ort (in situ). Das DCIS wächst nicht immer regelmäßig und kann einzelne Abschnitte überspringen. Da sich daraus mit einer 30- bis 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit invasiver Brustkrebs entwickeln kann, wird ein DCIS behandelt, auch wenn es »nur« eine Vorstufe ist – allerdings nicht mit einer Chemotherapie, sondern mit einer OP, Bestrahlung und eventuell auch einer Antihormontherapie. Bei großflächigem Befall kann eine Mastektomie notwendig werden. Ein DCIS ist oft mit Mikrokalk verbunden und kann dadurch in der Mammografie entdeckt werden; tastbar ist es nicht. Manche Brusttumore werden von einem zusätzlichen DCIS begleitet.
Mit einer Biopsie muss abgeklärt werden, ob sich die Vorstufe schon zu einem Karzinom entwickelt hat. Aber erst die pathologische Untersuchung nach der OP gibt endgültige Entwarnung, da mit einer Biopsie nur ein Teilbereich des veränderten Gewebes erwischt werden kann. Wie bei Brustkrebs wird auch beim DCIS das Grading bestimmt, also inwieweit die Zellen bereits entartet sind. Ein DCIS mit dem Grading G1 entwickelt sich nur in 30 Prozent aller Fälle zu Brustkrebs, beim G3 hingegen ist das Risiko sehr hoch. Der Wächterlymphknoten muss beim DCIS während der OP nicht entfernt werden.
Deutlich seltener ist das LCIS (Lobuläres Carcinoma in situ), das von den Drüsenläppchen ausgeht – es betrifft nur etwa fünf Prozent aller Vorstufen. Da es »harmloser« ist als das DCIS, wird es nur herausoperiert, ohne weitere Therapie.
Unterschieden wird der frühe Brustkrebs von lokal fortgeschrittenem und von metastasiertem Brustkrebs. Beim frühen Befund ist der Tumor noch klein und hat noch gar nicht oder nur wenig in die benachbarten Lymphknoten gestreut. Ist er fortgeschritten, hat er eine Größe von mindestens fünf Zentimetern erreicht, und es können einige Lymphknoten befallen sein. Beim metastasierten Brustkrebs hat die Krankheit bereits über die Lymphwege oder das Blut gestreut, und es befinden sich »Ableger« in anderen Organen.
Die Diagnose »Brustkrebs« ist erst einmal klar – aber in etwa so ungenau wie die Aussage »Ich fahre ein Auto«. Welche Marke, welche Farbe, wie viel PS … so individuell wie die Autowelt ist auch die Erkrankung: was zum Beispiel die Wachstumsgeschwindigkeit betrifft, ist vom VW Käfer bis zum Ferrari alles dabei. Es gibt nicht »den einen« Brustkrebs – worin sich die Befunde genau unterscheiden und was das jeweils für die Therapie bedeutet, erfährst du auf den nächsten Seiten.
Häufigkeiten und Erkrankungsrisiken
Um die Krankheit besser einordnen zu können, erst einmal ein paar nackte und nüchterne Zahlen und Fakten:
Brustkrebs ist keine seltene Erkrankung – etwa 70 000 Mal wird diese Diagnose jedes Jahr in Deutschland gestellt, Tendenz steigend. Jede achte Frau wird es irgendwann in ihrem Leben erwischen. Männer bleiben von dieser Krankheit nicht verschont, wenn sie auch nur in einem Prozent aller Fälle betroffen sind. Es ist zudem die häufigste Krebserkrankung unter Frauen: Rund 30 Prozent aller Krebsdiagnosen betreffen die Brust. Jede achte Frau wird irgendwann in ihrem Leben die Diagnose erhalten. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, das Durchschnittsalter bei der Erstdiagnose liegt bei 64 Jahren. Immer häufiger sind seit...
| Erscheint lt. Verlag | 17.3.2022 |
|---|---|
| Verlagsort | München |
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber ► Gesundheit / Leben / Psychologie ► Krankheiten / Heilverfahren |
| Schlagworte | Anschlussheilbehandlung bei Brustkrebs • Antihormontherapie bei Brustkrebs • bestrahlung bei brustkrebs • Brustkrebs • Brustkrebs Ärztelatein • Brustkrebs-Therapie • Chemotherapie bei Brustkrebs • Diagnose Brustkrebs • Genesung von Brustkrebs • Hilfe bei Brustkrebs • Komplementärmedizin bei Brustkrebs • Krankheitsbewältigung • Krebs bei Frauen • Krebsnachsorge • Krebsvorsorge • Mammakarzinom • Medizinische Fachsprache • Nebenwirkungen Krebstherapie • Psyche und Brustkrebs • Ratgeber Brustkrebs • Rückkehr in den Beruf nach Brustkrebs |
| ISBN-13 | 9783958034365 / 9783958034365 |
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