Natürlich Sardinien (eBook)
292 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7557-1803-1 (ISBN)
Nicole Raukamp, Jahrgang 1974, ist Schleswig-Holsteinerin, Wahl-Sardin, Europäerin und ewig Reisende, auch vor der Haustür. Das pecora nera (italienisch: schwarzes Schaf) ist ihr Alter Ego auf Sardinien. Seit diesem Jahrtausend bereist Nicole Raukamp ganz Sardinien zu allen Jahreszeiten und berichtet seit 2010 auf dem Reiseblog > www.pecora-nera.eu von ihren Streifzügen. 2017 veröffentlichte sie im Eigenverlag den ersten Reiseführer direkt von der Insel: Sa Sardigna - das Reisebuch aus Sardinien für das ganze Jahr (leider vergriffen). Sie hat mehrere Filmdokumentationen über Sardinien vor Ort begleitet und ist Storyscout für Autoren, Redakteure und Kreative. Beruflich ist sie freie Beraterin für Internationale Kommunikation. Weil es so schön ins Puzzle passt, organisiert sie auf Sardinien Fachreisen, Workshops und Incentives - nachhaltig und im Einklang mit Land und Leuten. Als Seglerin plant sie nachhaltige Segeltörns und engagiert sich in Meeresschutzprojekten.
(M)eine Weltreise durch Sardinien
Sardinien ist deutlich größer, als es die Landkarte vermuten lässt. Mit jeder Reise wird die Insel größer und abwechslungsreicher. Das schwarze Schaf hat statt Trinidad, Tokio oder Timbuktu Orte wie Oliena, Ollolai oder Ortacesus besucht. Warum? Weil sie da sind.
Vorbeeehmerkung: Auf den nächsten Seiten reise ich durch die historischen Regionen Sardiniens. Die heutigen Verwaltungseinheiten werden alle naslang umsortiert. Derzeit gibt es fünf Provinzen: Nuoro, Oristano, Sassari und Sud Sardegna sowie die Metropolitanstadt Cagliari. Die lokale Bevölkerung hängt aber an den alten Namen und Ordnungen Typisch sardisch: Was gestern gut war, kann heute nicht schlecht sein. Ich hangele mich durch rund anderthalb Jahrzehnte schwarzschafiger Reisegeschichte und reise auf diesen Seiten so, wie ich immer auf Sardinien unterwegs bin: keiner festen Route folgend, sondern kreuz und quer und der schwarzschafigen Schnüffelnase nach.
Los geht′s, durch die sardische Welt!
Norden
Gallura
Ich war ja selbst mal ein hundsnormaler Tourist auf Sardinien. Ein richtig echter. Mein »erstes Mal« war ein Pärchenurlaub im Nordosten, schon ewig her und (mit Blick auf alles, was ich heute weiß) reichlich uninformiert. Woran ich mich aber noch erinnere, als wäre es gestern gewesen, ist der wunderbare Duft von Myrte / Mirto und Rosmarin, der in der Luft hing, als wir von Olbia Richtung Arzachena fuhren. Unsere Ferienwohnung war natürlich nah am Meer, in Cannigione. Der Urlaub bestand aus Am-Strand-liegen, gut und viel essen und durch Häfen schlendern. Wir flanierten durch die Orte der Costa Smeralda, die der Prinz Aga Khan in den Sechziger Jahren als luxuriöses Urlaubsziel geschaffen hatte (» Seite →). Ich dachte: Das ist Sardinien! Wie fast alle Ersturlauber hatte ich mich geirrt.
Nächstes Jahr, gleiche Gegend, gleiche Strände. Diesmal erkundeten wir die nördliche Gallura / Alta Gallura, von korsischen Einwanderern geprägt und mit bedeutender Landwirtschaft: Weinhänge, Getreidefelder und Korkeichenwälder wechseln sich ab (» Seite →). Ich staunte über bizarre Felslandschaften aus Granit, von Wind und Salzluft geformt (» Seite →). In der südlichen Gallura / Bassa Gallura in Richtung Montacuto fand ich entspannte, untouristische Orte wie Ozieri, Alà dei Sardi und Oschiri. Über die Monti del Limbara und das ganzjährig lebhafte Tempio Pausania gelangte ich zurück in den Norden. Mein erster Nuraghe war Albucciu bei Arzachena. Ich besuchte die Gigantengräber Li Lolghi und Coddu 'Ecchju (deren Bedeutung sich mir aber erst später erschloss (» Seite →). Das Arcipelago di La Maddalena mit seinen zerklüfteten Buchten ist ein Türkiswassertraum und durfte auf der Reise eines schleswig-holsteinischen, segelnden Küstenkindes nicht fehlen.
Aber irgendwas sagte mir, dass das immer noch nicht alles war. Meine Neugier auf die ganze Insel wuchs!
Nordwesten
Anglona, Romangia, Nurra, Coros
Ab in den Nordwesten! Mit der Schnellstraße von Olbia, die sukzessive ausgebaut wird, sind Reisende heute relativ zügig in der Region – wir brauchten von Palau via Tempio seinerzeit gut zwei Stunden. Castelsardo und Alghero gehören zu den schönsten Städten Sardiniens: Castelsardo liegt auf einem pittoresken Kap und wird dominiert von einer Burg, um die sich die Altstadt windet. Im hübschen Alghero ist die katalonische Besatzung im mittelalterlichen Stadtbild präsent (» Seite →). Mit der größten Stadt im Norden, Sassari, bin ich spät warm geworden. Dabei hat sie viel Lebensqualität, eine junge Bevölkerung und praktische Infrastruktur. Zur Cavalcata Sarda im Mai begrüßt sie die ganze Insel zu einem großen Fest. » Blogcode 15380
In den ertragreichen, historischen Regionen Anglona, Romangia und Coros gedeihen vor allem Wein und Oliven. Die fetten Wiesen im Winter und Frühling erinnern ein bisschen an Irland. Schafe fühlen sich hier mega wohl und stehen bis zum Bauch im Grün. Nicht umsonst gibt es in der Provinz Sassari die zweitmeisten Schafe. Wenn ich eins wär’, würd ich auch hier mampfen wollen. Oh, stimmt ja, ich bin ja eins …
Die Nurra hat eine der wildesten Küsten der Insel, mit von Klippen durchsetzten Buchten. Wind und Wellen kommen ungebremst vom wilden Meer von draußen / mar di fuori und donnern gegen die Felswände. Besonders westliche Winde wie der Maestrale (» Seite →) peitschen das Meer spektakulär auf. Bäume ducken sich vor ihm an den Boden. Ich erinnere mich an einen Sturmtag in der Bucht mit der stillgelegten Silbermine von Argentiera. Und an eine lange Wanderung um den einzigen Süßwassersee der Insel, den Lago Baratz. Zwei meiner ersten Blogartikel entstanden hier (» Blogcodes 809 und 455). Eines der schönsten Naturschutzgebiete des Mittelmeers liegt im Nordwesten und ist besonders im Frühling genial farbenreich (» Seite →): die Isola dell'Asinara.
Inselmitte
Nuorese, Baronia
Schon wieder Urlaub auf Sardinien. So langsam wurde die Insel zur Sucht. Tatsächlich haben viele diesen Drang, immer wieder zu kommen. Insofern: Sei gewarnt! Sardinien-Urlauber sind Wiederholungstäter. Diesmal Sommerurlaub, ging beruflich nicht anders. Die Hauptsaison hat mich damals schon genervt. Eines heißen Augusttages setzte ich mich darum in den Mietwagen, um dem Touritrubel zu entfliehen. Ich schaltete die Klimaanlage ein und düste in die Inselmitte, ins Nuorese, in der falschen Annahme, dass es dort kühler wäre: Das Thermometer an der Apotheke in Ottana zeigte 42 Grad an. Ich wusste nicht, dass der Ort zu den wärmsten der ganzen Insel gehört: Er liegt zwischen Barbagia und Goceano in einem Tal, in dem sich die Hitze staut … Besser war der spätere Besuch im Winter, denn berühmt ist Ottana für seine traditionellen Masken Boes e Merdules, ein einzigartiges Erlebnis zum sardischen Karneval (» Seite →). Abstecher nach Nuoro: Die Stadt ist eines der kulturellen Zentren der Insel (» Seite →) und das Tor zum vielleicht echtesten Teil Sardiniens, der Barbagia. » Seite →
Ob der Hitze zog es mich jedoch wieder an die Küste, wo es leider nicht wesentlich kühler war. Immerhin war am Golfo di Orosei etwas weniger los als weiter nördlich. Orosei ist ein schöner, gewachsener Ort, inmitten der ambivalenten Baronia. Nach dem editto delle chiudende (» Seite →) nahmen die noblen Barone (daher der Name der Region) der Savoyer, Pisaner und Piemontesen sich das fruchtbare Land, das früher Kollektivbesitz der Sarden war. Die wiederum zogen sich zwangsweise in das Inselinnere zurück, fanden dort Schutz und Heimat. Aber das Leben war um einiges härter als in der fruchtbaren Ebene. Ein bisschen gilt das Prinzip noch heute: Provinzstraßen schlängeln sich hinter dem Montalbo durch urige Orte wie Lula und Lodè mit alten Traditionen. Die Menschen leben hier in einfachen Verhältnissen von landwirtschaftlichen und handwerklichen Berufen. An den Küsten hingegen tobt sich der moderne Tourismus aus. Viele Betriebe und große Hotels gehören Investoren vom Festland. Nein, in den sardischen Taschen kommt längst nicht so viel von dem Geld an, wie manch einer denken mag. Ich war fasziniert, dass die Sarden trotzdem zufrieden waren. Nützte nix. Ich musste wiederkommen, um das zu verstehen. Dann aber weit außerhalb der Saison. Als ich beruflich und privat das dringende Bedürfnis nach einer Auszeit hatte, war keine Frage, wohin ich reisen würde.
Ich macht e die Reise meines Lebens. Andere fliegen dazu um den Globus. Meine Welt war Sardinien.
Südwesten
Monte Linas und das Iglesiente
Februar 2009. Meine vielleicht wichtigste Reise durch Sardinien. Grauer Himmel. Mal Regen, mal Wolkenlücken. Seit einer Woche fuhr ich allein in meinem Mietwagen kreuz und quer durch die Insel. Das Wetter blieb immer ähnlich diffus. Die Provinzstraße von Guspini nach Arbus führte in Serpentinen bergauf. Vom Pass Genna ’e Frongia ging mein Blick zurück ins regnerische Grau. Ein Braun-Grün-Mausgrau … Wir hätten gern das Aschgrau. Mein Hirn bediente sich ungeniert bei Loriot, um die Landschaft einzuordnen. Ich spähte zum Sommer-Sonne-Strandbild auf dem Titelbild des Reiseführers, der auf dem Beifahrersitz lag. Möööp! Nö. Türkis gab es hier und jetzt nicht. Nicht ein Gramm. Als wäre ich auf einer komplett anderen Insel. Ich fand, ein Reiseführer, der ehrlich sagte, wie es im ganzen Jahr auf Sardinien ist, wäre eine gute Idee. Der erste Gedanke war gedacht …
Der Regen wurde dichter. Auf ganz Sardinien übrigens – ob Costa Smeralda oder Iglesiente machte keinen Unterschied. Nur den einen, ganz...
| Erscheint lt. Verlag | 6.12.2021 |
|---|---|
| Sprache | deutsch |
| Themenwelt | Sachbuch/Ratgeber |
| ISBN-10 | 3-7557-1803-0 / 3755718030 |
| ISBN-13 | 978-3-7557-1803-1 / 9783755718031 |
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Größe: 38,0 MB
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