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Vom Leben getragen - Ajana Holz

Vom Leben getragen (eBook)

Für eine lebendige Bestattungskultur

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021
210 Seiten
Mabuse-Verlag
9783863215606 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
19,99 inkl. MwSt
(CHF 19,50)
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Ajana Holz ist Bestatterin mit Leib und Seele, sie versteht ihren Beruf als Lebensaufgabe. Mit ihrem bundesweit mobilen Bestattungsunternehmen DIE BARKE begleitet sie seit über 20 Jahren die Toten in ihrem Übergang und die Lebenden beim Abschied und in ihrer Trauer. In diesem Buch widmet sie sich den vielen tabuisierten Themen rund um Tod und Bestattung. Wie gehen wir als Gesellschaft mit unseren Toten um oder: Welchen Umgang lassen wir zu? Ist unser Körper 'nur eine Hülle'? Und welche Folgen hat diese Annahme? Was ist alles bei einer Bestattung zu bedenken, was ist erlaubt und was nicht? Und was sollte sich daran ändern? Wie war unsere Bestattungskultur früher? Wie ist der professionelle Umgang heute? Das sind nur einige der Fragen, die in diesem Buch gestellt werden. Ajana Holz will Mut machen. Mut für den eigenen Weg beim letzten Abschied, für die ganz eigene, unvergleichliche Art, der Trauer Ausdruck zu geben. Doch auch Mut dazu, auf manche Fragen keine abschließende Antwort zu haben - und sie trotzdem zu stellen.

Ajana Holz, geb. 1964, gründete 1999 das bundesweit mobile Bestattungs­unternehmen 'DIE BARKE - Bestattung und Begleitung in Frauenhänden' aus Liebe zu den Toten und den Lebenden und wurde damit zu einer Pionierin für eine lebendige Bestattungskultur. https://die-barke.de

Ajana Holz, geb. 1964, gründete 1999 das bundesweit mobile Bestattungs­unternehmen "DIE BARKE – Bestattung und Begleitung in Frauenhänden" aus Liebe zu den Toten und den Lebenden und wurde damit zu einer Pionierin für eine lebendige Bestattungskultur. https://die-barke.de

I Mit unserer Liebe für die Toten … 7
II Tod im Leben: Unser gesellschaftlicher Umgang 17
Tod hier und heute: Schwermütiges Dunkel und Schweigen? 17
Fern vom eigenen Zuhause:
Krankenhaus, Heim, Bestattungsunternehmen … 26
Für die Menschenrechte der Toten: Die juristische Versachlichung 30
"Nur die Hülle"? Folgen der Spaltung von Körper, Geist und Seele 32
Übergänge angemessen begleiten 35
Hygienische Totenversorgung:
Zwischen Notwendigkeit und Körperverletzung 41
"Nur nichts anmerken lassen!" – Fehlende Anerkennung und
Unterstützung im beruflichen Umgang mit Tod 46
III "Hebamme" für die Toten 51
"Seelen-Hebamme" und Übergangsbegleiterin 51
Andere Bilder: Von der Todin umarmt 54
Frauenkönnen und Frauenwissen um Geburt und Tod 55
Unser Umgang mit den Toten: Herzensberührung 59
Was wir von den Toten gelernt haben: Die Totenwaschung 60
"Was ist das: Totsein?" Von einem sehr lebendigen Zustand 64
DIE BARKE: Totenschiff auf dem Totenfluss 67
Mobil & bundesweit: Ein anderes Netzwerk 68
"Ist das nicht zu schwer?" Warum das Mütter und Pflegende selten gefragt werden 70
IV Für eine lebendige Bestattungs- und Trauerkultur! 73
Trauerfeiern: Bunte Feiern des Lebens 73
Abschiedsreden: Die Ehre, aus dem Leben von
ZeitzeugInnen erzählen zu dürfen 78
Alte Traditionen werden wieder lebendig:
Hausaufbahrung und Totenwache 80
Mitten im Leben: Vom Abschied zu Hause 89
Praktische Tipps für die Hausaufbahrung 90
Trauer: Die Kraft, die uns hilft, weiterzuleben 92
40 Tage nach dem Tod: Eine erste Schwelle 96
Das Glück in tiefster Trauer:
Warum sich Lachen und Weinen nah sind 98
V Von den sehr schweren Abschieden 105
Plötzlich, unerwartet und viel zu früh … 105
Von Trauernden lernen 106
Wenn Kinder sterben: Die tiefe Weisheit der Mütter 111
Begraben: "Hilf mir, es selbst zu tun." (Maria Montessori) 119
Wie Kinder trauern: Was die Großen von den Kleinen lernen können 122
Pränataldiagnostik: Entscheidung über das Leben vor der Geburt 125
VI Mit der Todin tanzen: Eine andere Kultur 131
Mexiko: Das bunte Fest für die Toten 131
Die Vernichtung der Weisen Frauen: An unseren Wurzeln beschnitten 136
Auf den Schultern der AhnInnen 147
Was heißt hier: Schamanin? Ein Teil meiner Geschichte 149
Die Toten sind mit uns 155
VII Wie will ich bestattet werden? 157
Wichtige Informationen für die erste Zeit nach dem Tod 157
Bestattungsablauf: Die kostbare Zeit zwischen Tod und Bestattung 159
Organspende 172
Vorsorge 175
Vollmachten und Verfügungen 178
Rechtliches: Darf ich … einen Sarg selber bauen? … 184
Weitere Anregungen zum Selbstgestalten 190
Wünsche-Fragebogen für die Bestattungsplanung 195
VIII Literatur- und Medienempfehlungen,
Adressen, Quellenverzeichnis 203

II Tod im Leben: Unser gesellschaftlicher Umgang


In diesem Buch geht es nicht so sehr um die großen philosophischen oder religiösen Fragen über ein mögliches „Leben nach dem Tod“ oder darüber, ob und wie es nach dem Tod weitergeht. Für mich bleibt dies ein Geheimnis, dessen Komplexität ich nicht erfassen kann. Und das ist auch gut so.

Mir geht es sehr konkret um diesen wesentlichen, unwiderruflichen und einzigartigen Zeitraum zwischen Tod und Bestattung, um den derzeit üblichen Umgang mit den toten Menschen und um den Umgang mit Trauernden. Das alles meine ich mit Bestattungskultur.

Wenn wir uns anschauen wollen, wie hier und heute mit Tod und Bestattung umgegangen wird, dann müssen wir uns speziell auf Deutschland konzentrieren. Denn es braucht zunächst noch nicht einmal den Blick über Europa hinaus, um große Unterschiede festzustellen – so scheint etwa in England, Italien oder Holland der Umgang mit den Verstorbenen um einiges angstfreier als hierzulande zu sein. Tote werden unter anderem in Italien ganz selbstverständlich geküsst und geherzt. Dort ist die Angst vor dem obskuren „Leichengift“ (das definitiv nicht existiert, aber darüber später mehr in diesem Buch) nicht so verbreitet wie hier, wo wir immer noch von Menschen gefragt werden, ob es wirklich ungefährlich sei, ihre Toten zu berühren. In England und Holland ist es vielerorts auch heute noch üblich und ganz selbstverständlich, die Verstorbenen offen zu Hause aufzubahren und dort Abschied zu nehmen. Warum ist das bei uns hier nicht (mehr) so?

Tod hier und heute: Schwermütiges Dunkel und Schweigen?


Es scheint, dass fast nirgends sonst das Thema Tod so tabuisiert ist wie hier bei uns. Woher kommt es, dieses Schweigen? Woher kommt die Angst, über den eigenen Tod oder den unserer Lieben zu reden oder sogar nur darüber nachzudenken? Woher kommt die Schwere, die unvermeidlich scheint, sobald es um Tod und Bestattung geht? Dieses Dunkle, das häufig noch im Äußeren auf unseren Friedhöfen zu finden ist: bedrückend düstere Trauerhallen, dunkle Friedhofskapellen und manchmal schäbig-schmutzige Aufbahrungsräume, schwarze Tücher auf dem Sargwagen und dunkle Särge …

Obwohl sich hier langsam glücklicherweise ein Kulturwandel bemerkbar macht und immer mehr TrauerrednerInnen und PfarrerInnen die Abschiednehmenden bei Trauerfeiern miteinbeziehen, findet sich bei den meisten Bestattungen noch überwiegend schwermütige Musik, die selten wirklich unterstützend „trägt“ und selten die Lieblingsmusik der Verstorbenen war, sondern eher eine Trauermusik ist, die die Abschiednehmenden meist noch mehr bedrückt. Die üblichen Trauerreden enthalten wenig Anekdoten, über die alle auch lachen können, obwohl diese Seite doch genauso zum Leben und zu der Persönlichkeit der meisten Verstorbenen dazugehört hat und das gemeinsame Lachen – neben den Tränen – sehr verbindend wirken kann. Die so wichtigen letzten Worte über die Verstorbenen werden meist nur von PfarrerInnen oder professionellen TrauerrednerInnen gesprochen und sind leider noch zu oft schmerzlich unpersönlich, distanziert und damit wenig tröstlich, berührend oder lebendig. Zu selten bekommen die Menschen, mit denen die Verstorbenen im Leben auf unterschiedlichste Weise verbunden waren, den Raum und die Unterstützung, auf der Trauerfeier zu sprechen. Helle, farbenfrohe und freundliche Gestaltungen der Abschiedsräume und Trauerhallen sind noch außergewöhnlich und nur manchmal bei aufgeschlossenen Bestattungsunternehmen und Friedhöfen (und ganz selten in Kliniken oder anderen Einrichtungen) zu finden. Viele haben Angst, dass zu „Fröhliches“ bei Bestattungen befremdlich oder gar als „pietätlos“ (= würdelos) empfunden werden könnte. Manche trauen sich kaum, von einer „schönen“ Trauerfeier zu sprechen, auch wenn sie es tatsächlich war, als wäre „schön“ dafür ein ganz und gar unpassendes Wort. Und um bei einer Trauerfeier, beim Abschied von den Verstorbenen, lachen zu dürfen, brauchen manche fast schon eine „Erlaubnis“, als wäre auch das absolut unvereinbar: die Trauer und das Schöne, der Schmerz und das Glückliche im Leben – obwohl Beerdigungen und Trauerfeiern Teil unseres Lebens sind und doch immer etwas aus dem Leben der Verstorbenen widerspiegeln sollten.

In England und den skandinavischen Ländern gibt es zum Beispiel richtig lustige und fröhliche Kinderbücher zum Thema Tod, die ich gerne auf Vorträgen, zu denen wir immer wieder eingeladen werden, zusammen mit anderen Büchern vorstelle (siehe Kapitel VIII: Literatur- und Medienempfehlungen, Adressen, Quellenverzeichnis). Da hören wir dann manchmal, diese Kinderbücher würden das Thema nicht ernst genug nehmen. Ich finde, hierzulande wird das Thema einerseits viel zu ernst genommen und andererseits leider überhaupt nicht in dem Umfang, wie es tatsächlich notwendig wäre.

Diese Art von bestimmten, kulturell als richtig deklarierten „Betroffenheitsgefühlen“, die künstlich erzeugt werden, verhindert oft, dass wahrgenommen werden kann, was tatsächlich passiert, wenn ein Mensch stirbt, und wie wir uns wirklich damit fühlen. Und wie viele Fragen wir dazu haben …

Bei der offensichtlichen Trauer fehlen dann vielen die Worte und Gesten des Mitgefühls, ein unterstützender und angemessener Umgang, der die Trauernden nicht alleine lässt und dennoch ihre Grenzen wahrt. Es fehlen ausreichend Möglichkeiten, die eigene Trauer miteinander zu teilen. Zu selten ist die Gelegenheit, diesen Umgang in unserem alltäglichen Leben zu erfahren und natürlicherweise schon von klein auf zu lernen. Er ist nicht mehr (und noch nicht wieder) ein selbstverständlicher Teil unserer Kultur. Glücklicherweise gibt es inzwischen zu Trauer aber schon viel Literatur und Angebote (siehe Kapitel VIII: Literatur- und Medienempfehlungen, Adressen, Quellenverzeichnis).

Es ist offensichtlich für die meisten Menschen immer noch schwer, sich darüber bewusst zu sein, dass wir alle eines Tages sterben werden und dass ein Sterben spätestens zwischen 80 und 90 Jahren für die meisten von uns sehr wahrscheinlich ist. Nur sehr wenige von uns werden älter. Es kann nicht darum gehen, Sterben um jeden Preis zu verhindern. Wer will schon wirklich unsterblich sein? Es geht wohl eher darum, wie wir ein „gutes“ Sterben am Ende eines Lebens ermöglichen, also ein Sterben, bei dem die Sterbenden entsprechend einfühlsam und respektvoll begleitet und ihre Wünsche und Bedürfnisse selbstverständlich mit einbezogen werden. Hier gibt es schon seit Längerem immer mehr Angebote: ambulante Hospizdienste und -vereine, Hospizhäuser und Palliativstationen in Kliniken sowie ambulante Palliativ-Care-Teams, die sich am Ende eines Lebens, sei es durch Alter oder durch Krankheit, genau darum kümmern und meist auch sehr gerne Angehörige in dieser letzten Zeit einladen, sie begleiten und unterstützen.

Natürlich sind wir alle traurig, wenn Menschen sterben, mit denen uns etwas im Leben verbunden hat. Trauer ist ein ganz natürliches und wichtiges Gefühl, über das ich später im Buch noch viel schreiben werde. Trauer bekommt jedoch gerade durch die heute noch weitverbreitete Verdrängung von Tod leider oft zu wenig Raum. Auf Beerdigungen tragen die Menschen in der Regel Schwarz. Schwarz ist (nicht nur) in diesem Land die traditionelle und kulturelle Trauerfarbe. Damit soll der Respekt vor den Toten und den Trauernden gezeigt werden, deshalb tragen auch wir Bestatterinnen bei der BARKE meistens dunkle oder schwarze Kleidung, außer Farbe ist erwünscht. Für die meisten Menschen ist es aber selbst dann undenkbar, bunte oder helle Kleidung auf einer Trauerfeier zu tragen, wenn die Verstorbenen sich das zu Lebzeiten ausdrücklich so gewünscht haben.

Schwarz ist an sich natürlich überhaupt nichts Düsteres oder Negatives. Und ich persönlich mag Schwarz gerne: die Sternenschwärze der Nacht oder glänzender Obsidian oder schwarze Kleidung – und ich trage sie deshalb auch gerne bei Bestattungen. Unter vielem anderen symbolisiert Schwarz für mich Klarheit und Schutz, die ursprünglichste aller Farben. In vielen sehr frühen Kulturen finden sich die drei Urfarben Schwarz, Weiß und Rot in Wandmalereien oder auf Töpferware und kultischen Alltagsgegenständen, als die Bereiche Kunst, Alltag und Spiritualität, für mich sehr offensichtlich, noch nicht getrennt gelebt und empfunden wurden. Sie stehen für mich unter anderem für die Junge Frau, die Reife Frau und die Weise Alte oder auch für den Anfang/den Neubeginn, die Mitte des Lebens, das Lebensende. Schwarz symbolisiert häufig den Ursprung allen Lebens, das Nichts, aus dem alles geboren wurde, und steht gleichzeitig für Tod als zum Beginn dazugehörend – der Lebenskreis, in den auch alles am Ende wieder hineingeboren wird: zwei Geburten, die nicht...

Erscheint lt. Verlag 27.9.2021
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte Abschied • Barke • Beerdigung • Bestattung • Bunt • Feministisch • Frauen • Ganzheitlich • Sterben • Tod • Trauer
ISBN-13 9783863215606 / 9783863215606
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