Zum Hauptinhalt springen
Nicht aus der Schweiz? Besuchen Sie lehmanns.de
Der Aufbau-Verlag -  Bernd F. Lunkewitz

Der Aufbau-Verlag (eBook)

und die kriminelle Vereinigung in der SED und der Treuhandanstalt
eBook Download: EPUB
2021 | 2. Auflage
384 Seiten
Europa Verlag GmbH & Co. KG
9783958904330 (ISBN)
Systemvoraussetzungen
13,99 inkl. MwSt
(CHF 13,65)
Der eBook-Verkauf erfolgt durch die Lehmanns Media GmbH (Berlin) zum Preis in Euro inkl. MwSt.
  • Download sofort lieferbar
  • Zahlungsarten anzeigen
Die Geschichte des Aufbau Verlages - von der Gründung 1945 über seine Profilierung als bedeutendster Verlag der DDR und dem drohenden Untergang nach der Wende 1989 bis zu seinem rechtswidrigen Verkauf durch die Treuhandanstalt an eine vom Verleger Bernd F. Lunkewitz angeführte Investorengruppe. Was danach folgte, ist ein Wirtschaftskrimi ersten Ranges, bei dem sich die Treuhand als kriminelle Vereinigung entlarvte und die deutsche Justiz eine unrühmliche Rolle spielte. Nach wie vor kämpft Bernd F. Lunkewitz um sein Recht.

Bernd F. Lunkewitz, Jahrgang 1947, lebt heute mit seiner Familie in Kalifornien. In seiner Studentenzeit hatte er gegen die rechtsradikale NPD und für den Sieg der Vietcong demonstriert und neomarxistische Theorien propagiert, aber nach dem Praktikum bei einem Immobilienunternehmen sein Studium abgebrochen und als Entwickler von Gewerbeimmobilien beträchtlichen Wohlstand erworben. Einen Teil seines Vermögens verwendete Lunkewitz zur Unterstützung kultureller Institutionen und als Sammler moderner Kunst. So kam es, dass der langjährige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann Bernd F. Lunkewitz im Frühjahr 1991 fragte, ob er nicht Lust hätte, für den bedeutendsten belletristischen Verlag der DDR 'ein bisschen Geld zu geben'. Es war die Geburtsstunde der Karriere des Verlegers Bernd F. Lunkewitz und der erstaunlichen Renaissance des Aufbau Verlages, den es ohne ihn heute nicht mehr gäbe.

Bernd F. Lunkewitz, Jahrgang 1947, lebt heute mit seiner Familie in Kalifornien. In seiner Studentenzeit hatte er gegen die rechtsradikale NPD und für den Sieg der Vietcong demonstriert und neomarxistische Theorien propagiert, aber nach dem Praktikum bei einem Immobilienunternehmen sein Studium abgebrochen und als Entwickler von Gewerbeimmobilien beträchtlichen Wohlstand erworben. Einen Teil seines Vermögens verwendete Lunkewitz zur Unterstützung kultureller Institutionen und als Sammler moderner Kunst. So kam es, dass der langjährige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann Bernd F. Lunkewitz im Frühjahr 1991 fragte, ob er nicht Lust hätte, für den bedeutendsten belletristischen Verlag der DDR "ein bisschen Geld zu geben". Es war die Geburtsstunde der Karriere des Verlegers Bernd F. Lunkewitz und der erstaunlichen Renaissance des Aufbau Verlages, den es ohne ihn heute nicht mehr gäbe.

Vorwort


Aktenkundig


Von Norbert F. Pötzl

Zu den vielen Transaktionen der Treuhandanstalt, die in den frühen 1990er-Jahren Schlagzeilen machten, zählte der Verkauf des Aufbau-Verlags, des wichtigsten Literaturverlags der DDR. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte der Vorgang zunächst durch einen der Käufer, der bis dahin nicht als Buchverleger in Erscheinung getreten war: Bernd F. Lunkewitz, Jahrgang 1947, galt als Paradiesvogel der Kulturszene in Frankfurt am Main. In seiner Studentenzeit hatte er neomarxistische Theorien propagiert, aber nach einem Praktikum bei einem englischen Immobilienunternehmen sein Studium abgebrochen und als Entwickler von Gewerbeimmobilien beträchtlichen Wohlstand erworben.

Sein Vermögen verwendete Lunkewitz zu einem Teil als Kulturmäzen und Kunstsammler. Als die Treuhand einen Käufer für den Aufbau-Verlag suchte, fragte der langjährige Frankfurter Kulturdezernent Hilmar Hoffmann bei Lunkewitz an, ob er nicht Lust hätte, für den bedeutendsten belletristischen Verlag der DDR »ein bisschen Geld zu geben«.1

In der Branche wollte der neue Verleger keinen Zweifel aufkommen lassen, dass der Aufbau-Verlag für ihn mehr war als ein Anlageobjekt. Er überließ das Verlagsgebäude in der Französischen Straße in Berlin der Treuhandanstalt und zog mit dem Betrieb in ein eigenes Haus am Hackeschen Markt. Der Literaturwissenschaftler Konstantin Ulmer, der im Sommer 2020 zum 75-jährigen Bestehen des Aufbau-Verlags eine Firmenchronik veröffentlicht hat, urteilt über den Einstieg des Marxisten und Multimillionärs ins Buchgeschäft: »Lunkewitz sorgte in der Branche zwar für manches Augenbrauenzucken, aber es war offensichtlich, dass er mit Herzblut und Kapital in den Verlag gekommen war.«2

Großes Medienecho fanden die Umstände, unter denen die Treuhandanstalt am 27. September 1991 die Geschäftsanteile einer »Aufbau-Verlag GmbH i. A.« (»im Aufbau«) an die BFL-Beteiligungsgesellschaft, vertreten durch deren Geschäftsführer Bernd F. Lunkewitz, und drei renommierte Investoren aus der Verlagsbranche verkaufte. Die Treuhand erzielte einen Kaufpreis von insgesamt vier Millionen Mark, obschon der Verlag zu dieser Zeit jeden Monat 500.000 Mark Verlust machte.3

Kaum war der Betrieb den Käufern übergeben worden, wurden diese mit Schadensersatzforderungen westdeutscher Verlage überzogen, weil der Aufbau-Verlag zu DDR-Zeiten durch euphemistisch »Plusauflagen« genannte Raubdrucke gegen Lizenzverträge verstoßen hatte: Er hatte mehr Exemplare vertrieben, als vereinbart worden war. Erst nachträglich stellte die Treuhandanstalt die Käufer von diesen Ansprüchen teilweise frei.

Die Treuhandanstalt wird oft geschmäht, sie habe in großem Stil die in der DDR als »Volkseigene Betriebe« (VEB) bezeichneten staatlichen Unternehmen unter Wert verschleudert und funktionstüchtige Betriebe liquidiert; westliche Investoren hätten sich an ostdeutschen Unternehmen bereichert und Glücksritter mit korrupten Treuhand-Mitarbeitern gekungelt. Solche Skandale hat es gegeben – aber weitaus seltener, als von Treuhandkritikern behauptet wird. Die meisten Vorwürfe sind aufgrund der seit ein paar Jahren im Bundesarchiv zugänglichen Treuhandakten leicht zu entkräften. Ich habe in meinem im Herbst 2019 erschienenen Buch »Der Treuhand-Komplex« – dem ersten, das sich maßgeblich auf Treuhandakten stützt – nachgewiesen, dass die angeblich skandalösen Fälle in der Regel ganz anders abgelaufen sind, als sie seinerzeit und bis heute immer wieder in den Medien dargestellt werden. Im Fall des Aufbau-Verlags belegen die Treuhandakten indes, dass die von Lunkewitz in diesem Buch erhobenen Anschuldigungen zutreffen.

Die Akten offenbaren, dass die mit dem Verkauf des Aufbau-Verlags befassten Treuhand-Mitarbeiter zunächst der Behauptung der SED-Nachfolgerin PDS vertrauten, das Unternehmen habe der ehemaligen Staatspartei gehört und sei von ihr im März 1990 rechtmäßig in »Volkseigentum« überführt worden. Mit diesem Schritt hatten führende PDS-Funktionäre geglaubt, das Überleben des nach der friedlichen Revolution finanziell angeschlagenen Aufbau-Verlags sichern zu können, der in der DDR eine wichtige kulturelle Institution darstellte. Von einer Privatisierung der volkseigenen Betriebe war zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede.

Erst das am 17. Juni 1990 von der frei gewählten Volkskammer der untergehenden DDR beschlossene Treuhandgesetz schuf dafür die Voraussetzungen. Die neu gegründete Treuhandanstalt wurde Eigentümerin der rund 8.500 volkseigenen Betriebe mit der Maßgabe, sie, soweit möglich, an private Investoren zu veräußern.

Voraussetzung für die Privatisierung durch die Treuhandanstalt war, dass das Unternehmen vor dem 1. Juli 1990 zum volkseigenen Vermögen gehört hatte. Der Aufbau-Verlag war aber nie ein VEB gewesen. Vielmehr war er 1945 als Betrieb des kurz zuvor gegründeten DDR-Kulturbunds entstanden, der später bis zu 270.000 Mitglieder zählte. Der Verlag war, wie viele Betriebe der Parteien und Massenorganisationen der DDR, ein »organisationseigener Betrieb« (OEB), gehörte also den Mitgliedern des Kulturbunds.

Auch der OEB wurden von der Treuhandanstalt, und zwar von deren Direktorat Sondervermögen, treuhänderisch verwaltet, gemeinsam mit einer »Unabhängigen Kommission zur Überprüfung des Vermögens der Parteien und Massenorganisationen der DDR«. Wenn die betroffenen Organisationen ihr Vermögen nachweislich nach rechtsstaatlichen Grundsätzen erworben hatten, wurde es ihnen gemäß dem Parteiengesetz der DDR zurückgegeben; wenn nicht, wurde es gemeinnützig für den Wiederaufbau in den neuen Bundesländern verwendet.

Die von der PDS behauptete »Überführung« des Aufbau-Verlags in Volkseigentum war deshalb unwirksam, folglich auch die Umwandlung in eine GmbH i. A. der Treuhandanstalt.

Diese Rechtsauffassung bestätigte der Bundesgerichtshof (BGH) am 3. März 2008 in letzter Instanz. Weil der Verlag nie »volkseigen« und deshalb die von der Treuhandanstalt verkaufte »Aufbau-Verlag GmbH i. A.« nie entstanden war, konnte der Kaufvertrag von der Treuhandanstalt nicht erfüllt und der jahrelang von den Käufern ohne Rechtsgrundlage finanzierte Aufbau-Verlag nicht ihr Eigentum werden. Der BGH gab Lunkewitz auch darin recht, dass er allein für sich persönlich im Dezember 1995 das Eigentum am Aufbau-Verlag rechtswirksam vom Kulturbund erworben hatte.

Mit dieser BGH-Entscheidung hätte der von Lunkewitz geführte Rechtsstreit sein Ende finden können. Der Richterspruch war eine Klatsche für die Berliner Privatisierungsbehörde und eine Genugtuung für Lunkewitz. Mit ausgebreiteten Armen, so schilderten es Augenzeugen, posierte der Verleger vor der Aufbau-Belegschaft im damaligen Verlagshaus am Hackeschen Markt in Berlin. »So sehen Sieger aus«, verkündete er und ließ sich feiern.4

Doch Recht haben und Recht bekommen sind zweierlei. Lunkewitz habe zwar »die Schlacht gewonnen«, prophezeite damals die Frankfurter Allgemeine Zeitung, »aber der Krieg ist noch nicht vorüber«5. In der Tat setzen Politik und Justiz alles daran, den BGH-Beschluss zu unterlaufen. Bis heute streitet Lunkewitz vergeblich um Schadensersatz für die Investitionen in ein Unternehmen, das den Käufern nach der Feststellung des BGH nie gehörte. Es geht um zwei-, wenn nicht sogar dreistellige Millionenbeträge.

Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Das seit 2009 anhängige und vom Landgericht Frankfurt erst 2017 ans Berliner Landgericht verwiesene Verfahren, in dem die BFL-Beteiligungsgesellschaft Schadensersatz fordert, schleppt sich hin.

Lunkewitz nutzte den langsamen Verfahrensgang zur gründlichen Recherche in Archiven und zur Befragung von Zeitzeugen. Er trug aus den im Bundesarchiv aufbewahrten Akten des Kulturbunds, der Treuhandanstalt und der Unabhängigen Kommission, aus den Archiven des Aufbau-Verlages, der SED/PDS, dem Landesarchiv Berlin und anderen Quellen ein überwältigendes Beweismaterial zusammen. Damit begründet er schlüssig sowohl das fortbestehende Eigentum des Kulturbunds am Aufbau-Verlag als auch die Täuschungshandlungen der Treuhandanstalt und des Sekretariats der Unabhängigen Kommission. Die von ihm beauftragten Anwälte legten das umfangreiche Beweismaterial dem Landgericht Berlin vor.

Ich begegnete Bernd F. Lunkewitz nur ein einziges Mal persönlich, und er hat mich mit Sicherheit gar nicht wahrgenommen. Das war am 8. Oktober 1997, als er während der Frankfurter Buchmesse 300 geladene Gäste in seiner prächtigen Villa empfing – und einer der Geladenen hatte mich einfach mitgenommen. Ich habe Lunkewitz seither nie wieder getroffen und bin ihm in keiner Weise verpflichtet. Aber sein Furor gegen die Treuhandanstalt und die deutsche Justiz machte mich neugierig. Ich hatte seine...

Erscheint lt. Verlag 28.10.2021
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Geschichte / Politik Politik / Gesellschaft
Sozialwissenschaften Politik / Verwaltung
Schlagworte Aufbau Verlag • Berliner Mauer • Bernd F. Lunkewitz • bittere Realität • Buchverlag in der DDR • Mauer • Mauerfall • ostdeutscher Verlag • rechtswidriger Verkauf • Regierungskriminalität • SED • Treuhandanstalt • True Crime • Verlag in der DDR • Wirtschaftskrimi
ISBN-13 9783958904330 / 9783958904330
Informationen gemäß Produktsicherheitsverordnung (GPSR)
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
EPUBEPUB (Adobe DRM)

Kopierschutz: Adobe-DRM
Adobe-DRM ist ein Kopierschutz, der das eBook vor Mißbrauch schützen soll. Dabei wird das eBook bereits beim Download auf Ihre persönliche Adobe-ID autorisiert. Lesen können Sie das eBook dann nur auf den Geräten, welche ebenfalls auf Ihre Adobe-ID registriert sind.
Details zum Adobe-DRM

Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belle­tristik und Sach­büchern. Der Fließ­text wird dynamisch an die Display- und Schrift­größe ange­passt. Auch für mobile Lese­geräte ist EPUB daher gut geeignet.

Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID und die Software Adobe Digital Editions (kostenlos). Von der Benutzung der OverDrive Media Console raten wir Ihnen ab. Erfahrungsgemäß treten hier gehäuft Probleme mit dem Adobe DRM auf.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen eine Adobe-ID sowie eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise

Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.

Mehr entdecken
aus dem Bereich
Mit Beiträgen von Christian Baron, Dietmar Dath, Aladin El-Mafaalani, …

von Wolfgang M. Schmitt; Ann-Kristin Tlusty

eBook Download (2024)
Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
CHF 16,60
Die großen Fragen ethisch entscheiden

von Alena Buyx

eBook Download (2025)
Fischer E-Books (Verlag)
CHF 19,50