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Die Liebe ist ein gelber Pfeil, der nach Westen zeigt (eBook)

Ein Jakobsweg Lesebuch

(Autor)

eBook Download: EPUB
2021 | 2. Auflage
388 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7543-7565-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Liebe ist ein gelber Pfeil, der nach Westen zeigt -  Franz Hirmer
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Aus einer Kundenbewertung: Absolut lesenswert! Habe mit dem Autor gelacht und geweint. Jakobsweg pur. Der Autor findet Worte, die viele von uns denken, aber keiner von uns sagen kann Nun... Der Untertitel des Buches lautet: "Ein Jakobsweg Lesebuch". Und ein Lesebuch soll es auch sein. Ein Lesebuch für alle, die sich auf diesen Weg einlassen oder sich auf ihn einlassen wollen. Ein Lesebuch für Menschen, die fühlen und die wissen, was dieser Weg mit ihnen machen kann, wenn sie es nur zulassen. Sehr emotional erzählt der Autor seine Geschichte. Er erzählt uns von seinem Weg durch Spanien, der eigentlich nur ein langer Spaziergang werden sollte. Ein Spaziergang, der sich aber immer mehr zu einer Reise in das Innere seiner Seele verwandelt. Ein Spaziergang, auf dem er irgendwann beginnt, den Sinn seines Lebens zu suchen: Er erzählt von einem kleinen Bauernhof mitten in der Oberpfalz. Er erzählt von den siebziger Jahren. Von Arbeit ohne Ende. Die Mutter tot. Zwei Brüder, die nicht helfen. Laute Musik und heiße Sommer. John Lennon, James Dean und eine Schule, die niemals eine Schule war. Und mittendrin ein Leben, das aus all dem nur raus wollte. Einfach nur ausbrechen. Dazwischen Geschichten, die der Weg dir schreibt. Begegnungen, die unvergesslich sind. Für die nur Gott gerade stehen kann und für die es oft keine Erklärung gibt. Begegnungen, die glauben lassen. Am Ende erkennt er, dass jeder Schritt einen Sinn hat. Dass jeder einzelne Schritt auf diesem Weg ein Wunder ist. Und dass sechs Kilo Gepäck mehr sein können, als ein ganzer Palast voller Schätze. Darum lies dieses Buch und tauche ein in den Jakobsweg. Zieh meine Schuhe an und geh an meiner Seite. Ich zeige dir die Wunder des Camino!

Der Autor: Ein Kind. Ein Erwachsener. Ein Schlosser. Ein Mann des Eisens. Manchmal grob. Manchmal sanft und verträumt. Ein Esel. Bald sechzig Jahre alt. Geboren 1965. Aufgewachsen in der Oberpfalz. Im ältesten Haus des Dorfes. Konnte mit elf Jahren schon einen Traktor fahren und mit zwölf einen halben Bauernhof versorgen. Er spielte mit dreizehn Schach und hörte die Musik der Edith Piaf. Sang manchmal jüdische Lieder und stellte Fragen, die selbst seine Lehrer noch nie gehört hatten. Und noch was: Er wollte nie so sein, wie die anderen schon waren. Er wollte immer nur Leben. Einfach nur Leben.

TAG 2


In Holland wohnt ein alter Mann

In Holland wohnt ein alter Mann, der in Wirklichkeit ein Kind ist. Und sein Name ist Herman. Weil er aber ein Poet ist, schreibt er poetische Gedichte. Und weil er auch ein Clown ist, so tut er lustige Dinge. Und immer, wenn ihm danach ist, singt er kleine Lieder. In einem davon sagt er: „Es kommt immer anders, als man denkt“... und Recht hat er... Ja... Es kommt immer anders, als man denkt.

Donnerstag, 16. August 2018:

Den ganzen Morgen Sonne. Am Nachmittag kamen dichte Wolken über den Atlantik herein und hüllten die Küste in einen düsteren Schatten. Ungefähr um vierzehn Uhr fing es an, zu regnen. Jutta begleitete mich den ganzen Tag. Wir gingen von Laredo nach Noja.

Die Welt ist voll der schönen Tage, wenn man sie zu machen weiß... und es liegt an einem jedem selbst, die Dinge so zu drehen und zu wenden, dass sie wirklich und wahrhaftig werden.

(Unbekannt)

Laredo

Nun... Bei Laredo, einem kleinen Ort, der an der nördlichen Küste Spaniens liegt, haben zwei Flüsse eine Mündung in das Land gegraben, die etwa zwei Kilometer breit ist. Das Wasser der Flüsse und das Wasser des Meeres treffen hier aufeinander und fangen an, sich zu vermischen, sich zu berühren und miteinander zu fließen. Gerade so, wie zwei Menschen auf dem Weg. Auf der einen Seite der Mündung liegt also die Stadt Laredo und auf der anderen Seite, da liegt die Stadt Santona. Der Camino del Norte führt durch die beiden Städte hindurch, so dass die Pilger über diese Flussmündung müssen, um dem Weg folgen zu können. Eine kleine Barkasse macht es sich zur Aufgabe und bringt die Menschen über das Meer. Ein kleines Boot. Kaum acht Meter lang und trotzdem wunderbar und wichtig. Und hier sollte es sein. Hier sollte eigentlich „mein“ Weg beginnen. Denn hier an dieser Barkasse wollten wir uns trennen. Ich würde auf das Boot gehen... um auf die andere Seite zu gelangen... und Jutta würde hierbleiben, um irgendwann in den Bus zu steigen, der sie nach Pamplona bringt. Das war der Plan. Doch es kommt immer anders, als man denkt. Aber beginnen wir von vorn:

Halb sieben Uhr morgens, Bilbao, Zentrum. Wir schlafen in den Stockbetten und Papavero schläft unter mir. Die Stadt, die da draußen auf uns wartet, heißt Bilbao und sie fängt an, zu erwachen. Lastwagen und Omnibusse fahren donnernd an den Häusern vorbei. Ein jedes Mal, wenn eines dieser Ungetüme über den Kanaldeckel fährt, der sich vor dem Haus auf der Straße befindet, hört man ein lautes „Plink-Plumm“, welches aufdringlich und zänkisch bis zu uns in das Zimmer schallt. Langsam erwacht die Schlafstube zum Leben... Der gestern noch so fleißig telefonierende Spanier packt im Dunkeln sein Zeug zusammen und ergreift als erster die Flucht. Bald darauf treiben sich zwei weitere Gestalten in der Finsternis herum. Auch sie packen ihre Sachen zusammen und machen sich auf den Weg.

Ich habe gut geschlafen, bin aber schon seit einiger Zeit wach und beobachte das ungewohnte Treiben mit offenen Augen. Starre in die Dunkelheit des Raumes hinein und versuche, das Spiel der Schatten zu begreifen. Manchmal flackert ein Handyscheinwerfer auf. Leuchtet gierig und hell in einen Rucksack hinein. Oder unter leichtes Bettzeug, um zu sehen, ob auch alles noch da ist, wo es sein soll? Zuweilen hört man Schuhe fallen, die den Leuten aus den Händen gleiten, wenn sie versuchen, sie anzuziehen. Ganz normale Herbergsgeräusche eben. Ich werde diese Situation in den nächsten Wochen noch sehr oft erleben. Oder manchmal sogar der sein, der sie ausübt.

Als unter mir plötzlich ein schwaches Licht angeht, weiß ich, dass Papavero wach ist. “Guten Morgen” flüstere ich leise nach unten und ein mir wohlvertrautes „Gute-Morgen-Bussi“ kommt zu mir zurück. Gefolgt von ein paar strampeligen Stößen, die von unten gegen mein Bettgestell abgefeuert werden. Sie ist eben noch ein Kind, diese Jutta. Immer noch und immer wieder. Die erste Nacht ist geschafft und ich weiß: Jutta lebt und sie ist guter Dinge. Jedenfalls hat mein Lattenrost die Morsezeichen, die Jutta zu mir hochgestrampelt hat, als etwas Gutes identifiziert. Sie sagt: „Gut geschlafen...?“ Und ich sage: „Ja... Klar... Warte mal... Ich komme zu dir runter...“ Langsam steige die Leiter hinunter und mittlerweile ist es auch vollkommen egal, ob ich dies laut oder leise tue. Denn über die Hälfte der Galeerensklaven ist bereits erwacht und packt irgendwelchen Plunder in irgendwelche Rucksäcke hinein. Soweit ich es überschauen kann, glaube ich sagen zu können, dass es ein uraltes Herbergsgesetz ist: „Wenn auch nur die Hälfte der Pilger erwacht ist, braucht man auf die andere Hälfte keine Rücksicht mehr zu nehmen.“ Später werde ich diese „eine Hälfte, die wach ist“ auf „ein Viertel“ revidieren. Man lernt halt nie aus.

Als ich unten bin, krabble ich zu Papavero in die Koje hinein und leiste ihr flachsend Wiederstand, ob der Tatsache, dass ich jetzt diesen „Jakobsweg“ gehen soll... Ich sage ihr: „Du, sag mal... können wir nicht abhauen? Nach La Palma fliegen und Urlaub machen? So, wie alle anderen auch...? Hm?“ ...

Nun... sie brauchte keine Sekunde, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Und natürlich blieben wir hier. Hier in Spanien. Hier im Baskenland. Und auch hier, auf dem Jakobsweg.

Nachdem wir uns vom „Pil Pil“ verabschiedet hatten, nahmen wir den ersten Bus und waren bald unterwegs zum Meer. Angekommen in der Stadt Laredo zeigt sich uns dann zum ersten Mal der Blick auf den Atlantik... Da unten muss er also irgendwo sein? Dieser komische Weg, den so viele suchen... und den so wenige finden... Fast exakt sechshundert Kilometer sollen es von hier aus sein. Aber so ganz genau weiß das natürlich niemand. Sechshundert Kilometer... Von hier bis zum „Praza do Obradoiro“, dem Platz, an dem sich jeden Tag die Pilger treffen. Sechshundert Kilometer... von hier bis zur goldenen Blechfigur des Jakobus. Mein Gott... Und das alles zu Fuß! Sechshundert Kilometer! Wie soll das gehen? Das schaffe ich nie! Niemals! Es ist unmöglich! Absolut unmöglich!

Wir zogen also durch die Häuserschluchten dieses Badeortes hindurch und gingen vorbei an den Bars und an den bunten Läden. Irgendwann stießen wir auf etwas, das hier gar nicht so richtig zum Bild passen wollte. Das sich fast schämte, da zu sein. Etwas, das irgendwie so ganz anders war. Hier, wo sich die Konsumhaie auf die Urlaubsgäste stürzen. Wo man sich von den profanen Dingen des Lebens verführen lässt. Wo jeder seinen billigen Kram auf die Straße hinwirft, um den höchsten Profit zu machen... Da soll dieser „heilige Weg“ zu finden sein? Dieser Weg nach Santiago? Ich bin sehr gespannt darauf, ihn endlich mal zu sehen.

Auf der anderen Straßenseite sah ich plötzlich ein Schild. Dort oben. Zwischen einer bunten Werbung und dem Hinweis auf ein Restaurant. Ja... da war ein kleines, blaues Täfelchen, auf dem das Symbol einer Muschel abgedruckt war. Darunter war ein gelber Pfeil, der nach links zeigt. Nach links... Richtung Westen. Und ohne Zweifel... wir waren da! Nach all dieser Zeit. Und nach all diesen Jahren... Stand ich wirklich vor dem „Jakobsweg“.

Jutta hatte die Tafel natürlich auch gesehen und so gingen wir langsam darauf zu. Gingen hin, zu dem, was die Leute hier allgemein als den „Camino del Norte“ bezeichnen. Den „nördlichen Weg“. Wir blieben davor stehen und sahen uns eine Weile an. Keiner sprach ein Wort. Ich traute mich nicht. Fürchtete mich noch vor dem, was da kommen soll. Denn irgendwie war ich noch nicht bereit. War noch kein Pilger. Zögerte, den ersten Schritt zu tun... Jetzt, wo der Weg endlich vor mir lag. Diesen ersten Schritt, den ich meiner Mama versprochen habe. Vor so vielen Jahren... Dann nimmt Jutta meine Hand... sieht mich an... und sagt nur dieses eine Wort:

„Geh.“

Ich weiß, dass der Weg mich jetzt ruft. Und ich weiß, dass die letzten Zeichen, die ich meiner Mama schulde, in meinem Rucksack liegen. Und so weiß ich auch, dass ich jetzt gehen muss. Gehen, um ein Gelübde zu erfüllen. Ein Gelübde, das ich als Kind am Grab meiner Mutter gab. Wieder schaue ich Jutta an. Und wieder sagt sie nur dieses eine Wort:

„Geh... Geh deinen Weg.”

Der Sand des Weges knirscht unter meinen Schuhen, als ich meinen Fuß zum ersten Mal auf den Camino setze. Durch zwei verschwommene Augen blicke ich zum Horizont, den ich nicht mehr vom Meer unterscheiden kann, weil die Linie, die die beiden trennt, sich im Flirren des Tages verläuft. Dort hinten muss es also sein. Dort hinten im Westen! Dort hinten ist... Santiago!

Das Wasser aber rollt die Küste entlang. Unaufhörlich. Und immer wieder. Ringt um jedes Körnchen Sand. Fügt und lenkt die Körner und zwingt sie in ein neues Leben. Bis zwei davon sich finden. Für immer und für ewig Zeit.

Papavero und ich ziehen langsam den Weg entlang. Sprechen kaum ein Wort. Weiter und weiter. Aus der Uferpromenade wird ein Pfad. Aus dem Pfad wird ein Strand. Und aus dem Strand aber... da...

Erscheint lt. Verlag 22.10.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Literatur Romane / Erzählungen
Sachbuch/Ratgeber Sport
Schlagworte Bestseller • DIE • Jacobsweg Camino Spanien Santiago Jakobsweg • Jakobsweg • jakobsweg buch • Liebe • muschel jakobsweg • Narzisst • Outdoor • Pilger • Pilger Jakobsweg • Pilgern • Santiago • Spanien • spanien jakobsweg • und • Wandern • Wandern Outdoor
ISBN-10 3-7543-7565-2 / 3754375652
ISBN-13 978-3-7543-7565-5 / 9783754375655
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