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Das große ADHS-Handbuch für Eltern (eBook)

Verantwortung übernehmen für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit und Hyperaktivität
eBook Download: EPUB
2021 | 4. Auflage
520 Seiten
Hogrefe AG (Verlag)
978-3-456-76082-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das große ADHS-Handbuch für Eltern -  Russell A Barkley
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Kinder sind grundsätzlich aktiver, überschwänglicher, weniger konzentriert und impulsiver als Erwachsene. Schwierigkeiten, die daraus entstehen, werden sich in der Regel «auswachsen». Doch es gibt Ausnahmen, und so selten sind diese nicht: Bei Kindern, deren Unaufmerksamkeit, Bewegungsdrang und Unbeherrschtheit ein gewisses Maß übersteigt, besteht der Verdacht auf eine Entwicklungsstörung. Diese wird als Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitäts-Störung oder ADHS bezeichnet. Um diese Störung geht es in Barkleys Buch! Die vierte, überarbeitete Auflage enthält die neuesten Erkenntnisse und Ergebnisse aus der Forschung und der klinischen Praxis, sowohl zu den Ursachen der ADHS als auch zu ihrer effektiven Behandlung, den gesundheitlichen Risiken und Empfehlungen, was Sie zum Schutz Ihres Kindes tun können. Die Informationen zu den ADHS-Medikamenten wurden aktualisiert und um neue Medikamente sowie andere Behandlungsmethoden ergänzt. Neu ist der Bezug der ADHS-Symptomatik zu fehlender Selbstregulation, die auf mangelnde exekutive Funktionen zurückgeht. Zusätzlich erhalten Sie Hinweise auf die Möglichkeiten der Informationsbeschaffung im Internet oder über soziale Medien, aber auch auf die Nutzung neuer Technologien (z.B. das Smartphone). Dieses Handbuch hilft Ihnen dabei, Ihr Kind zu einem glücklichen und gesunden Menschen zu erziehen!

|21|Geleitwort zur 4. deutschen Auflage


Die „typischen“ Kernsymptome einer Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) sind zunächst einmal Merkmale, die (dem Alter entsprechend) einen wesentlichen Teil kindlichen Verhaltens ausmachen. Unaufmerksamkeit, Impulsivität und auch Überaktivität sind nicht zwangsläufig etwas Auffälliges. Problematisch werden diese Verhaltensweisen erst dann, wenn sie in einem so starken Ausmaß auftreten, dass das normale Leben eines Kindes dadurch beeinträchtigt wird, Schulleistungen und Freundschaften darunter leiden und es in Familien dadurch vermehrt zu Spannungen und Belastungen kommt (z. B. in der Hausaufgabensituation). Dann kann eine ADHS dafür die Ursache sein.

ADHS betrifft weltweit etwa 5 % der Kinder (vgl. Polanczyk et al., 2014), eine Zahl, die sich weitestgehend auch auf den deutschsprachigen Raum übertragen lässt. Für letzteren lässt sich feststellen, dass ADHS bereits im Alter von 3 – 5 Jahren etwa 1,5 % der Kinder betrifft, die höchste Ausprägung findet sich mit 7,6 % in der Altersgruppe der 9 – 11jährigen Kinder. Es ist zudem festzustellen, dass die Diagnose sich zu Ungunsten der Jungen auswirkt, die mit 8,5 % deutlich häufiger betroffen sind als Mädchen (1,9 %; vgl. Göbel, Baumgarten, Kuntz, Hölling & Schlack, 2018).

Nur wenige ADHS-betroffene Kinder leiden ausschließlich unter der Störung allein. Das Ausmaß weiterer psychischer Störungen variiert in Abhängigkeit unterschiedlicher Studienergebnisse zwischen 30- und 77 % (Efron, Bryson, Lycett & Sciberras, 2016; Inci, Ipci, Akyol Ardıç & Ercan, 2019; Kraut et al., 2013; Witthöft, Koglin & Petermann, 2010). Oppositionell-aggressives Verhalten tritt sehr häufig auf und in einem fast vergleichbaren Ausmaß Lern- und Sprachstörungen. Auch Angststörungen, Zwangsstörungen, Ticstörungen oder Autismus-Spektrum-Störungen können mit ADHS einhergehen. Je früher eine ADHS auftritt und je stärker das Ausmaß von Begleit- oder Folgestörungen ausfällt, desto ungünstiger ist dann die Entwicklungsprognose. Zudem ist festzuhalten, dass ADHS nicht nur auf Sei|22|ten der Kinder zu einer erheblichen Belastung führt. In vielen Fällen ist schon frühzeitig das gesamte Familiensystem von der Störung betroffen, so dass eine familienorientierte Sichtweise eine erfolgreiche Behandlung der ADHS begleiten sollte.

Wie bereits weiter oben angeführt, handelt es sich bei ADHS um eine Störung in der Lebensspanne. Etwa 60 – 70 % der betroffenen Kinder zeigen auch im Erwachsenenalter entsprechende Symptome und diese führen nicht selten zu behandlungsbedürftigen Beeinträchtigungen. Aus der Praxisperspektive ist der Weg dorthin von Interesse, auf welchem es immer wieder spezielle Phasen gibt, die auch für Kinder und Jugendliche ohne ADHS eine gewisse Herausforderung darstellen (und damit auch für die Familien). Der Übergang vom Kindergarten in die Grundschule, das Finden neuer Freunde in einer neuen Schulklasse, die Pubertät und die schrittweise Ablösung vom Elternhaus bei der gleichzeitigen Suche nach der eigenen Identität – dies alles sind Aufgaben, die für die meisten Kinder eine große Herausforderung sind. Kommt nun ADHS hinzu, stehen betroffene Kinder vor einer zusätzlichen Aufgabe: Das Meistern dieser Entwicklungsmeilensteine mit ADHS. Problematisch ist zudem, dass sich die Störung auf dem Weg zum Erwachsenenalter verändert und bestimmte Symptome, wie beispielsweise die Hyperaktivität, nicht mehr in dem Maße auftreten, wie es bei den Kindern der Fall war. Dies erschwert die Diagnosestellung und führt in diesen Altersgruppen dazu, dass die Störung nicht oder zu selten erkannt wird, wie auch Professor Barkley im Rahmen der „Legenden über ADHS“ (S. 59) unterstreicht.

Der Symptomwandel im Jugend- und Erwachsenenalter führt dazu, dass weitere Problemfelder hinzukommen. Dies scheint der Ausgangslage geschuldet, dass das zugrundeliegende Aufmerksamkeitsdefizit sich nun auf altersspezifische Lebensbedingungen auswirkt, da das zugrundeliegende Kernproblem (Barkley definiert dies unter anderem als „Störung der Fähigkeit unmittelbare Reaktionen auf die momentane Situation zurückzuhalten (…)“, siehe S. 15) sich auch auf Partnerschaften, Ausbildung, Berufseinstieg oder auch die eigenständige Organisation von Alltagsaufgaben, die nicht zuletzt ab dem Jugendalter mit einer größeren Unabhängigkeit vom Elternhaus einhergehen, auswirkt. Während Kinder im Schulalter hinsichtlich ihres Alltags und den damit verbundenen Anforderungen noch weitestgehend vergleichbare Lebensbedingungen aufweisen, so differenziert sich dies im Erwachsenenalter aus und die damit einhergehenden Beeinträchtigungen variieren mit Blick auf den individuellen Werdegang. Zudem leben Jugendliche und Erwachsene oft schon viele Jahre mit der Störung und den begleitenden Belastungen, so dass nicht selten weitere psychische Störungen dazukommen. Häufig sind dies ebenfalls Probleme im Sozialverhalten oder Folgen solcher, basierend auf einem ungünstigen Entwicklungspfad, z. B. mit aggressivem oder auch |23|strafbarem Verhalten, einem größeren Ausmaß emotionaler Belastungen (z. B. Depressionen oder Ängste) oder auch Substanzmittelmissbrauch. Professor Barkley beschreibt letztgenannten Aspekt unter anderem im Zusammenhang mit einer mangelnden Impulskontrolle (S. 355). Diese kann dazu führen, unüberlegt zu Substanzmitteln zu greifen und geht häufig einher mit einer geringeren Fürsorge um die eigene Gesundheit bzw. gesundheitsförderlichen Verhaltens (S. 80). Auch kann Substanzkonsum zur Wahrnehmung eines positiven Einflusses auf die Problemlage führen (Stichwort „Selbstmedikation“, siehe S. 355).

Insgesamt begünstigt eine entsprechende Nichtbeachtung der eigenen Gesundheit die Beeinträchtigung dieser im Erwachsenenalter. So steigt mit dem Ausmaß der Störung auch das Ausmaß körperlicher Beschwerden, was wiederum weitere Belastungen nach sich zieht, die den Leidensdruck betroffener Erwachsener erhöhen. Mit Blick auf mögliche Folgen lässt sich eine Studie von Professor Barkley selbst heranziehen, in welcher er Kinder mit ADHS bis in das Erwachsenenalter begleitete. Die Autor:innen konnten herausfinden, dass eine in der Lebensspanne bestehende ADHS mit einer deutlich geringeren (geschätzten) Lebenserwartung von fast 13 Jahren einhergeht, was (unter anderem) auch mit möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Störung zusammenhängt (vgl. Barkley & Fischer, 2019). Zusammengefasst ist somit anzuführen, dass ADHS – sofern nicht behandelt – mit einer Vielzahl verschiedener Beeinträchtigungen einhergehen kann, die das Leben der Betroffenen zum Teil erheblich beeinträchtigen.

Mit Blick auf die recht komplexe Entwicklung einer ADHS in der Lebensspanne und deren Auswirkungen stellt sich die Frage, wie die Störung überhaupt entstehen kann bzw. durch was sie begünstigt ist. Im Internet ranken sich um diese Frage jede Menge „Mythen“ und zum Teil haarsträubende Behauptungen, so dass es nicht immer einfach ist, einen Überblick über wissenschaftlich fundierte Aussagen zu bekommen. Professor Barkley tritt dem entgegen und geht in dem vorliegenden Buch ausführlich auf den Stand der Ursachenforschung ein (Kapitel 3) und unterstreicht gleichermaßen deutlich, wodurch ADHS nicht verursacht wird (Kapitel 4). Somit sei an dieser Stelle lediglich global angeführt, dass der Ausprägung einer ADHS ein Erklärungsmodell zugrunde liegt, welches biologische, psychologische, soziale und umweltbedingte Faktoren gleichermaßen anspricht. Basierend darauf wurden inzwischen für alle Altersgruppen wirksame therapeutische Maßnahmen entwickelt, die nicht nur für Betroffene, sondern auch für die gesamte Familie eine große Hilfestellung sein können.

In der Zusammenfassung lässt sich festhalten, dass die vorliegende 4., aktualisierte Auflage des Buches von Professor Barkley ihrem Grundsatz treu bleibt, |24|nach welchem es leicht fällt, dieses Werk guten Gewissens an betroffene Familien zu empfehlen: Es vereint das Wissen von über 40 Jahren hochrangiger Forschung auf dem Gebiet der ADHS mit typischen, alltäglichen Problemlagen, vor denen viele Familien immer wieder stehen, wenn ein Kind von ADHS betroffen ist. Professor Barkley greift Praxisbeispiele auf, thematisiert typische Fragen und folgt weiterhin seiner Linie, Eltern und Angehörigen wissenschaftliches Denken näher zu bringen und sich dabei auch Unsicherheiten im Umgang mit ihren Kindern eingestehen zu dürfen. Es...

Erscheint lt. Verlag 11.10.2021
Übersetzer Angelika Wengenroth, Matthias; Pfaller
Vorwort Franz Petermann
Zusatzinfo 3 Abbildungen
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Familie / Erziehung
Schlagworte ADHS • Aufmerksamkeitsdefizit • Elternratgeber • Hyperaktivität
ISBN-10 3-456-76082-5 / 3456760825
ISBN-13 978-3-456-76082-7 / 9783456760827
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