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Magersucht überwinden (eBook)

Neue Wege gehen und sich selbst lieben lernen. Für Betroffene und Angehörige
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
192 Seiten
Trias (Verlag)
978-3-432-11512-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Magersucht überwinden -  Judith Gottmann
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<p><strong>Dein Weg aus der Magersucht</strong></p> <p>Essstörungen sind ein Teufelskreis, aus dem wir nicht leicht herausfinden. Denn sie stellen gleichzeitig eine Krise unserer Identität dar. Nur wenn wir uns selbst so annehmen, wie wir sind, kann der Heilungsprozess gelingen. Dieses Buch begleitet dich dabei.</p> <p>Die Erfahrungen einer ehemalig Betroffenen: <em>Judith Gottmann</em> war in ihrer Jugend selbst magersüchtig und unterstützt dich als Heilpraktikerin für Psychotherapie und ganzheitliche Ernährungsberaterin dabei, deinen Weg aus der Erkrankung zu finden.</p> <p><strong>Ganzheitliches Workbook:</strong> Es werden Körper, Geist und Seele mit einbezogen und zahlreiche Übungen vorgestellt, die zu den Ursachen deiner Erkrankung führen, deine Selbstliebe stärken und dich vor neuen Krisensituationen schützen.</p> <p><strong>Gemeinsam überwinden:</strong> Oft schwingen bei den Eltern Unsicherheit, Schuldgefühle und große Sorgen um ihr Kind mit. Daher wird hier die ganze Familie in den Heilungsprozess eingebunden.</p>

Judith Gottmann erkrankte selbst im Alter von dreizehn Jahren an Magersucht. Nach vielen gescheiterten Therapieversuchen und einem Auszug aus dem familiären Zuhause konnte die Erkrankung fünf Jahre später geheilt werden. Seitdem hat sie sich mit den verschiedensten Therapieformen beschäftigt und mehrere psychotherapeutische Ausbildungen absolviert, um ihr Wissen und ihre Erkenntnisse an Betroffene weitergeben zu können. Heute ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie, wingwave®-Coach, Ganzheitliche Ernährungsberaterin und unterrichtet am Gymnasium in Buchloe die Fächer Französisch und Englisch. Mehr erfahren Sie unter: www.judithgottmann.de.

Judith Gottmann erkrankte selbst im Alter von dreizehn Jahren an Magersucht. Nach vielen gescheiterten Therapieversuchen und einem Auszug aus dem familiären Zuhause konnte die Erkrankung fünf Jahre später geheilt werden. Seitdem hat sie sich mit den verschiedensten Therapieformen beschäftigt und mehrere psychotherapeutische Ausbildungen absolviert, um ihr Wissen und ihre Erkenntnisse an Betroffene weitergeben zu können. Heute ist sie Heilpraktikerin für Psychotherapie, wingwave®-Coach, Ganzheitliche Ernährungsberaterin und unterrichtet am Gymnasium in Buchloe die Fächer Französisch und Englisch. Mehr erfahren Sie unter: www.judithgottmann.de.

Beschreibung des Krankheitsbildes


Der Soziologe Aaron Antonovsky hat Mitte des letzten Jahrhunderts untersucht, was Menschen brauchen, um dauerhaft gesund und stabil zu bleiben. Ein wesentliches Ergebnis dabei war, dass das Fundament der Gesundheit eines Menschen die Erfahrung von Stimmigkeit (Kohärenz) ist. Dieses Gefühl stellt sich immer dann ein, wenn wir die Ereignisse unseres Lebens verstehen können, wenn wir den Sinn darin sehen und wenn wir das Gefühl haben, die Herausforderungen unseres Lebens gut meistern zu können.

In Bezug auf die vorliegende Erkrankung bedeutet dies, dass wir diese Krise dann am besten bewältigen können, wenn die drei folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Wir verstehen, wie wir in die momentane Situation gekommen sind und was gerade mit uns passiert.

  • Wir sehen den Sinn in dieser Situation.

  • Der Weg aus der Krise erscheint uns machbar und wir kennen die Ressourcen, die uns auf diesem Weg zur Verfügung stehen.

Wir werden all diese Voraussetzungen im Laufe des Buches näher betrachten und wir beginnen in diesem ersten Kapitel mit dem Verstehen der vorliegenden Erkrankung. Dafür habe ich die wesentlichsten Erkenntnisse aus den bisher erschienenen Veröffentlichungen zum Thema Magersucht zusammengefasst und mit meinen eigenen Erfahrungen verbunden. Ich hoffe, dass Sie so einen ersten Überblick über die Themen erhalten, die sich im Rahmen dieser Erkrankung stellen.

Auch wenn das Potenzial, das hinter der Erkrankung steht, in diesem ersten Kapitel des Buches noch wenig sichtbar wird, ist es dennoch eine wichtige Ausgangsbasis für alle weiteren Überlegungen.

Diagnosekriterien und mögliche Folgen der Erkrankung


Zunächst sehen wir uns an, wann die Diagnose Magersucht nach der Internationalen Klassifikation psychischer Störungen (ICD-10) gestellt wird und welche Folgen sich aus der Erkrankung ergeben können.

Das entscheidende Diagnosekriterium ist in erster Linie ein absichtlich herbeigeführter Gewichtsverlust.(5) Bei 15 Prozent unter dem für das Alter und die Körpergröße zu erwartenden Gewicht besteht der Verdacht auf Magersucht. Als lebensbedrohlich gilt ein Gewichtsverlust von 40 Prozent. Dabei leiden die Betroffenen unter einer ausgeprägten Körper-Schema-Störung – einer verzerrten Wahrnehmung des eigenen Körpers als »zu dick« – obwohl sie bereits an (extremem) Untergewicht leiden. Als weiteres diagnostisches Kriterium nennt die ICD-10 eine umfassende endokrine Störung, die sich bei Frauen als Amenorrhö (Ausbleiben der Regelblutung), bei Männern als Interessenverlust an der Sexualität und als Potenzverlust zeigt. Bei Beginn der Erkrankung vor der Pubertät ist die Abfolge der Pubertätsentwicklung meist verzögert. Zu den Symptomen gehören weiterhin eine sehr eingeschränkte Nahrungsmittelauswahl und übertriebene körperliche Aktivitäten.

Die ICD-10 unterscheidet zwischen einer Anorexie ohne aktive Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (asketischer/restriktiver/passiver Typ) und einer Anorexie mit aktiven Maßnahmen zur Gewichtsabnahme (aktiver/bulimischer Typ). Bei der ersten Form wird die Gewichtsabnahme durch Fasten und übermäßige körperliche Betätigung herbeigeführt. Die Betroffenen halten ihr Fasten durch und es kommt nicht zu zwischenzeitigen Essanfällen. Bei der aktiven Form dagegen werden die Hungerperioden durch vereinzelte Essanfälle unterbrochen.(6) Um die Nahrung anschließend möglichst schnell wieder loszuwerden, erbrechen sie, verwenden Abführmittel oder Medikamente zur vermehrten Ausscheidung von Wasser.

Kommen wir nun zu den Folgen der Erkrankung. Sowohl beim aktiven als auch beim passiven Typ stellt sich der Organismus auf die Bedingungen der chronischen Mangelernährung ein und schaltet gewissermaßen auf Sparflamme. Die Körpertemperatur erniedrigt sich, der Blutdruck senkt sich und der Puls verlangsamt sich. Nachdem sich der Körper infolge des schwindenden Fettgewebes nicht mehr gegen Kälte oder Hitze schützen kann, entwickelt sich mit der Zeit eine flaumartige Behaarung (Lanugohaar) an den Unterarmen und am Rücken, manchmal auch an den Wangen. Der Stoffwechsel wird gesenkt und die Magen-Darm-Tätigkeit verringert sich. Zu einem späteren Zeitpunkt kann es zu Haarausfall, Schwächeanfällen, Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen und (zum Teil lebensbedrohlichen) Störungen im Elektrolythaushalt kommen. In einigen Fällen kann man bei einem Computertomogramm des Gehirns eine abnorme Erweiterung der Flüssigkeitsräume sehen.

Psychisch zeigt sich mit Fortschreiten der Erkrankung eine allgemeine Verschlechterung des Befindens. Gereiztheit, schwere depressive Verstimmungen und Suizidgedanken tauchen auf. Die Denkstrukturen werden zunehmend rigider und kreisen um einige wenige Themen.

Die Grenzen zwischen bulimischem und magersüchtigem Verhalten sind in vielen Fällen fließend. So kann es im Verlauf einer Magersucht zu bulimischen Phasen kommen und im Verlauf einer Bulimie zu länger andauernden Hungerperioden. Auffallend ist weiterhin, dass sich bei ungefähr 50 Prozent der Bulimikerinnen eine Magersucht in der Vorgeschichte findet.

Ursachen und Therapiemöglichkeiten


Für die Ursachen der Anorexia nervosa gibt es bis heute kein allgemeingültiges Erklärungsmodell. Meist entsteht die Krankheit durch das Zusammenwirken mehrerer Faktoren. Diese sind in erster Linie in der Persönlichkeit der Betroffenen, in der Familie und in der Entwicklungsphase der Pubertät zu suchen.(7) Je nach Einzelfall muss die Beteiligung dieser Faktoren jeweils individuell eingeschätzt werden. Da von der Erkrankung in erster Linie das weibliche Geschlecht betroffen ist, ist davon auszugehen, dass auch dem Schönheits- und Schlankheitsideal der Gesellschaft eine verstärkte Bedeutung zukommt. Wir leben heute in einer Leistungsgesellschaft, in der es darum geht, jung, erfolgreich und möglichst makellos zu sein. Das Haupterkrankungsalter ist die Pubertät, in der die Jugendlichen auf der Suche nach sich selbst sind und in der sie versuchen, sich an dieses Schönheits- und Leistungsideal anzupassen.(8)

In einigen Fällen können zudem einschneidende Ereignisse hinzukommen, wie beispielsweise der Tod eines geliebten Menschen oder das Verlassenwerden von einem Partner.

Diese Ereignisse können als Auslöser wirken, stellen jedoch selten die eigentliche Ursache der Erkrankung dar. Die genaue Entstehung der Erkrankung ist sehr komplex und bleibt bis heute unklar.

Wenn wir uns die Therapiemöglichkeiten ansehen, so werden hier unter anderem körperliche Rehabilitation, Psychoedukation, Einzelpsychotherapie, Einbezug der Familie und medikamentöse Therapie empfohlen.(9) Der Schweizer Kinderarzt Remo Largo schreibt dazu: »Dieser Rundumschlag an Therapien deutet darauf hin, dass keine von ihnen einen durchschlagenden Erfolg vorweisen kann und auch kein überzeugendes Krankheitsmodell existiert. Bemerkenswerterweise gibt es einen Faktor, der unabhängig von der Art der Behandlung wirkt: eine vertrauensvolle Beziehung zwischen dem magersüchtigen Mädchen und der Therapeutin.«(10)

Was diese Aussage zeigt, ist, dass Heilung letztendlich primär über eine neue Beziehungserfahrung erfolgt. Jeder Mensch möchte in erster Linie verstanden und in seinem Wert anerkannt werden. Erst wenn dieses Bedürfnis erfüllt ist, wird er sich auch für den weiteren Therapieweg öffnen. Im sechsten Kapitel werden wir sehen, wie es gelingen kann, neue Beziehungserfahrungen zu machen – nicht nur in der Therapie.

Im Folgenden betrachten wir die Dynamik der Erkrankung vor allem in Bezug auf die Persönlichkeit der Betroffenen. Auch wenn hier keine allgemeingültigen Aussagen getroffen werden können, so lassen sich doch mit großer Wahrscheinlichkeit bestimmte gemeinsame Charakteristika finden: »Die Jugendlichen kamen aus höchst unterschiedlichen Lebenszusammenhängen, doch bei unserer ersten Begegnung stellte ich immer wieder fest, dass sie überraschend gleich aussahen, sich gleich verhielten und gleich sprachen.«(11)

Die Dynamik der Erkrankung


Die Grundlage unserer Einstellung zum Leben ist unser Selbstwertgefühl. Es entsteht aus der Summe der Erfahrungen, die wir in unserem Leben machen. Mit den Erfahrungen speichern sich in uns die entsprechenden Überzeugungen und Gefühle ab, die aus diesen Erlebnissen entstanden sind. Zu diesen Gefühlen haben wir meist keinen direkten Zugang, da wir uns an viele Erfahrungen nicht mehr bewusst erinnern können und somit gar nicht wissen, dass wir sie in uns tragen. Sie sind in unserem Unterbewusstsein gespeichert und beeinflussen unser Leben und unser Selbstbild, ohne dass wir davon bewusst etwas mitbekommen.

Es gibt Menschen, die sich auf Basis der bisherigen Erfahrungen in ihrem Leben geliebt, stark und willkommen fühlen. Sie haben ein sogenanntes Urvertrauen in das Leben selbst. Das Selbstwertgefühl von Menschen, die an Magersucht erkranken, ist dagegen extrem schwach ausgeprägt. Sie fühlen sich auf tiefster Ebene nicht gut genug und sind von einem ständigen Gefühl eigener Wertlosigkeit begleitet. Die Betroffenen sehen nahezu alles, was ihnen im Außen begegnet, als Beweis ihrer eigenen Unfähigkeit an und leben in der ständigen Angst, der scheinbar perfekten Familie, in die sie...

Erscheint lt. Verlag 6.10.2021
Verlagsort Stuttgart
Sprache deutsch
Themenwelt Sachbuch/Ratgeber Gesundheit / Leben / Psychologie Krankheiten / Heilverfahren
Schlagworte Abnehmen • Angst • authentisch • Authentizität • Beziehung • Binge Eating • Essstörung • Familie • Gefühle • Heilung • Magersucht • Magersüchtig • Selbstbewusstsein • Selbstliebe • Wahrnehmung
ISBN-10 3-432-11512-1 / 3432115121
ISBN-13 978-3-432-11512-2 / 9783432115122
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